Gesundheit heute

Winterdepression

Winterdepression (saisonal abhängige Depression, SAD): In unseren Breiten häufig – vorwiegend in den Herbst- und Wintermonaten – auftretend, am Mittelmeer nahezu unbekannt. Bis zu 800 000 Menschen leiden hierzulande unter saisonal abhängigen Depressionen, Frauen sind häufiger betroffen als Männer: Etwa jede dritte Frau, aber nur jeder vierte Mann leidet darunter.

Leitbeschwerden

Neben den Beschwerden einer depressiven Verstimmung wie

  • Niedergeschlagenheit
  • Erhöhtes Schlafbedürfnis
  • Ständige Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit

zusätzlich:

  • Heißhunger auf Süßigkeiten
  • Oft übermäßiger Alkoholkonsum
  • Regelmäßig wiederkehrende Beschwerden in den Herbst- und Wintermonaten.

Die Erkrankung

Als Auslöser gilt verminderte Lichtintensität, sodass dadurch zum einen die Funktion der Zirbeldrüse und dadurch der Melatoninhaushalt gestört sein kann, zum anderen der Gegenspieler, das stimmungsaufhellende Serotonin, unzureichend gebildet wird.

Das macht der Arzt oder Therapeut

Erleichterung bringt Lichttherapie, bei schwerer Symptomatik wird medikamentös therapiert, mit Antidepressiva wie z. B. SSRIs.

Treten wiederholt Winterdepressionen auf, kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen. In einer aktuellen Studie wirkte sie nachhaltiger als eine Lichttherapie.

Regelmäßige Bewegung im Freien helfen einer SAD vorzubeugen. Auch die Lichttherapie kann präventiv bereits im Herbst begonnen werden.

Von: Gisela Finke, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Long-Covid mindert die Libido

Long-Covid kann bis ins Schlafzimmer reichen.

Long-Covid mindert die Libido

Neue Beschwerden entdeckt

Luftnot, Schwäche, Konzentrationsprobleme – die Liste an möglichen langfristigen Beschwerden nach einer Coronainfektion ist lang. Nun hat sich herausgestellt, dass Long-Covid auch Haarausfall und sexuelle Probleme auslösen kann.

Studie mit 2,5 Millionen Menschen

Wer länger als zwölf Wochen nach der Infektion mit SARS-CoV-2 noch Beschwerden hat, die durch andere Erkrankungen nicht erklärbar sind, leidet definitionsgemäß an Long-Covid. Am häufigsten quälen die Betroffenen Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit und Denkstörungen. Auch der Geruchssinn kehrt bei vielen Erkrankten erst nach Monaten wieder zurück.

Doch das ist längst nicht alles, wie eine britische Arbeitsgruppe nun herausgefunden hat. Die Forscher*innen verglichen die Gesundheitsprobleme von fast 500.000 Erwachsenen nach einer Coronainfektion mit denen von fast 2 Millionen Erwachsenen ohne Corononainfektion. Um einen realistischen Covideffekt herauszuarbeiten, berücksichtigten sie Begleiterkrankungen, Raucherstatus, Body Mass Index und soziodemografische Merkmale.

Haarausfall und Ejakulationsstörungen

Den größten Unterschied gab es bei der Anosmie, also bei der Störung des Geruchsempfindens. Sie trat bei den Ex-Covid-Patient*innen fast 6,5-Mal so häufig auf wie bei den Nichtinfizierten. Ebenfalls häufiger vertreten waren Niesen, Atemnot in Ruhe, Müdigkeit und Heiserkeit.

Neu waren zwei Beschwerden: So litten Menschen mit durchgemachter Coronainfektion fast 4-mal so oft an Haarausfall wie Menschen ohne Infektion. Auch sexuell machte sich der zurückliegende Infekt bemerkbar. Ehemals infizierte Männer berichteten 2,63-mal häufiger von Ejakulationsstörungen. Über eine verminderte Libido klagten 2,36-mal so viele Männer und Frauen.

Frauen und junge Menschen am stärksten betroffen

Durch die große Untersuchung kamen auch noch weitere Informationen ans Licht. Frauen litten häufiger an Long-Covid als Männer, obwohl sie akut meist weniger schwer daran erkrankt waren. Das höchste Risiko für Long-Covid hatten junge Erwachsene im Alter von 18 bis 30 Jahren.

Quelle: Nature Medicine

Von: Dr.med. Sonja Kempinski; Bild: gpointstudio/shutterstock.com