Gesundheit heute
Hirsutismus
Hirsutismus: Typisch männliches Behaarungsmuster bei Frauen an den von männlichen Hormonen beeinflussten (androgenabhängigen) Regionen wie Oberlippe, Kinn oder innerer Oberschenkel. Der Hirsutismus kann als einzige Beschwerde auftreten oder auch das Symptom einer umfassenden Vermännlichung (Virilisierung) sein.
Mögliche Ursachen sind angeborene oder erworbene hormonelle Störungen, z. B. durch Eierstocktumoren oder Anabolikaeinnahme. In vielen Fällen lässt sich jedoch kein Auslöser finden und man spricht von einem idiopathischen Hirsutismus.
Behandelt wird entsprechend Ausmaß und Ursache mit Medikamenten und/oder kosmetischer Entfernung der störenden Haare durch Epilieren, Elektrokoagulation oder Laser.
Symptome und Leitbeschwerden
- Störender Haarwuchs insbesondere an Kinn und Oberlippe (Damenbart) sowie an Wangen, Oberarmen, Bauch, Oberschenkel und Rücken.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen, wenn
- an den beschriebenen Stellen kräftige Haare wachsen und die Betroffene sich deshalb belastet fühlt.
Die Erkrankung
Betroffen von dem vermehrten, männlichen Haarwuchs sind die sogenannten androgenabhängigen Haarbälge in den Regionen wie Kinn, Oberlippe, Brust, Innenseite der Oberschenkel und Rücken. Diese Stellen sind bei Frauen mit Hirsutismus statt mit feinen Vellushaaren mit dunklen, dicken Terminalhaaren bedeckt (so wie bei Männern). Dabei sind die Übergänge von noch normaler über vermehrter bis hin zur krankhaft ausgeprägten Körperbehaarung fließend. Das gilt ganz besonders für den Damenbart – der bei blonden Frauen mit feinem Haar manchmal überhaupt nicht stört.
Kommen zum Hirsutismus weitere, typisch männliche Veränderungen dazu, etwa Absinken der Stimmlage, Umbau der Muskulatur oder Glatzenbildung, handelt es sich um eine Vermännlichung. Sie hat immer krankhafte Ursachen.
Ursachen
Idiopathischer Hirsutismus. In über 90 % der Fälle lässt sich kein Auslöser für den Hirsutismus erkennen, die Hormonspiegel sind unauffällig, vermehrtes Testosteron ist nicht nachweisbar. Deshalb führen die Ärzte das unerwünschte männliche Behaarungsmuster auf eine besondere Empfindlichkeit der Haarbälge auf Testosteron zurück. Häufig tritt diese Konstellation im Zuge hormoneller Umstellungen auf, z. B. in der Pubertät, der Schwangerschaft oder den Wechseljahren. Die Veranlagung dazu ist bei Frauen mit dunklem Haut- und Haartyp verstärkt.
Hormonell bedingter Hirsutismus. Hier liegt der gestörte Haarwuchs an den Hormonen, und zwar entweder an einer vermehrten Bildung oder an einem relativen Übergewicht männlicher Sexualhormone im weiblichen Körper. Zu diesen hormonell bedingten Störungen gehören zum Beispiel
- polyzystische Ovarien
- adrenogenitales Syndrom
- Tumoren der Eierstöcke, der Nebenniere, z. B. Cushing-Syndrom und der Hirnanhangsdrüse
- Störungen der Schilddrüsenhormone
- hormonaktive, gut- oder bösartige Tumoren (selten).
Medikamentenbedingter Hirsutismus. Die langdauernde Einnahme von Androgenen, Anabolika (zum Beispiel im Sport), Kortison, Spironolacton und anderen Medikamenten kann ebenfalls einen Hirsutismus auslösen. In der Regel bildet sich dieser nach Absetzen der Wirkstoffe wieder zurück.
Weitere Erkrankungen mit Hirsutismus. Seltene Ursachen eines Hirsutismus sind Porphyrien, neurologische Erkrankungen und die Magersucht.
Diagnosesicherung
Zunächst prüft der Arzt das Behaarungsmuster und stellt die Schwere des Hirsutismus mithilfe eines extra dafür erstellten Punktescores fest (Ferriman-Gallwey-Score). Dieser Wert ist wichtig für die Dokumentation und die objektive Prüfung, ob eine Therapie anschlägt. Außerdem achtet der Arzt bei der körperlichen Untersuchung auf weitere Zeichen einer Vermännlichung wie zum Beispiel Stirnglatze oder Akne und dokumentiert diese ebenso.
Danach befragt er die Patientin ausführlich nach familiärer Veranlagung, anderen hormonell bedingten Störungen (Zyklusstörungen, Kinderlosigkeit, Libidoverlust) sowie eingenommenen Medikamenten.
Zur Suche nach hormonellen Unregelmäßigkeiten setzt der Arzt eine Reihe von Labortests ein. Dazu gehört vor allem die Bestimmung von
- Geschlechtshormonen, z. B. Testosteron
- Schilddrüsenhormonen
- Insulin und Blutzucker (oft beim polyzystischen Ovarsyndrom gestört).
Zusätzlich führt der Arzt Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen durch, um einen Auslöser wie etwa Nebennierentumoren oder polyzystische Ovarien zu finden und zielgerichtet behandeln zu können.
Behandlung
Trotz aller Untersuchungsmethoden wird bei über 90 % der Betroffenen keine behandelbare Grunderkrankung gefunden, hier gehen die Ärzte meist von einer erhöhten Testosteronempfindlichkeit der Haarbälge aus. In diesen Fällen empfiehlt der Arzt die Einnahme von Antiandrogenen wie Cyproteronacetat, entweder als entsprechend antiandrogenhaltige Pille (z. B. zusammen mit Ethinylestradiol in Diane®) oder bei Frauen nach der Menopause reines Cyproteronacetat (z. B. Androcur®). Eine weitere medikamentöse Behandlungsmöglichkeit sind Cremes mit dem Wirkstoff Eflornithin (Vaniqua®), die die Anzahl und Dicke der Haare an Oberlippe und Kinn verringern. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.
Darüber hinaus helfen nur kosmetische Maßnahmen wie regelmäßige Haarentfernung oder dauerhafte Laserenthaarung bzw. Verödung der Haarwurzeln. Eine Laserepilation eignet sich eher bei dickeren und dunkleren Körperhaaren, nicht bei den feinen Vellushaaren. Zudem ist sie wie die Verödung gerade im Gesicht nicht immer erfolgreich.
Prognose
Der Verlauf des Hirsutismus ist abhängig von seiner Ursache. Haben Medikamente oder Anabolika dazu geführt, verschwindet die unerwünschte Behaarung nach Absetzen der Präparate meist wieder. Sind hormonelle Erkrankungen die Ursache, bessert sich der Hirsutismus mit Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung.
Wo sich eine behandelbare Ursache nicht finden lässt, hilft nur die regelmäßige Haarentfernung oder der Einsatz von Laser oder Blitzlampen. Mit Lasern lässt sich nach mehreren Sitzungen eine dauerhafte Haarreduktion von etwa 75 % erreichen.
Ihr Apotheker empfiehlt
Ungewünschte Haare können Sie auszupfen, abrasieren, mit Wachs oder Zuckerpaste ausreißen oder epilieren. Zu beachten ist, dass bei all diesen Do-it-yourself-Methoden die Haarwurzel erhalten bleibt, die Haare also früher oder später wieder nachwachsen.
- Die einfachsten Methoden sind Zupfen und Rasieren. Für Damenbärte gibt es spezielle Rasierer mit besonders kleinem und rundem Kopf, um jedes Härchen zu erwischen.
- Wenn Sie die Haare nicht regelmäßig rasieren wollen, können Sie zwischen Enthaarungscremes, Wachs- und Zuckerpasten oder Epiliergeräten wählen. Für das Gesicht gibt es spezielle Präparate und Geräte, wobei zu bedenken ist, dass bei empfindlichem Hauttyp die Gefahr besteht, dass kleine Narben und Hyperpigmentierungen zurückbleiben. Sind nur kleine Bereiche überbehaart, reicht es oft aus, die Haare zu bleichen. Dazu eignen sich Blondierungscremes oder eine 6–12%ige Wasserstoffperoxid-Lösung.
Diabetiker*innen müssen ihre Haut gut pflegen – am besten mit ureareicher Hautlotion.
Wie Diabetes auf die Haut geht
Von Trockenheit bis Pilz
Menschen mit Diabetes sind besonders anfällig für Hautprobleme. Dazu gehören insbesondere Infektionen mit Pilzen oder Bakterien, trockene Haut und Pigmentstörungen. Eine Hautärztin gibt Tipps, wie man damit am besten umgeht.
Geschwächtes Immunsystem
Diabetes belastet die Haut auf verschiedene Arten. Erhöhte Zuckerwerte fördern die Verzuckerung (Glykierung) von Hautzellen, die dadurch in ihrer Funktion gestört werden. Oft ist die Hautbarriere verringert, und das durch den Diabetes geschwächte Immunsystem kann Infektionen nicht mehr so gut abwehren.
Urea gegen Trockenheit
Kein Wunder, dass dann die Haut leidet. Am häufigsten kommt es zu starker Trockenheit, auch Xerosis cutis genannt. Wird sie nicht bekämpft, drohen eine vermehrte Hornhautbildung und ein ausgeprägter Juckreiz. Zur Vorbeugung ist Pflege angesagt, am besten mit Urea. Wichtig ist dabei ein hoher Wirkstoffgehalt. Mindestens 10%, besser noch 15% Urea sollte in den Pflegelotionen enthalten sein, sagt die Dermatologin Dr. Stella Belz von der Uniklinik Hamburg.
Gegen den Juckreiz empfiehlt sie Cremes mit Polidocanol, die die Haut äußerlich betäuben. In der Apotheke sind verschiedene Präparate rezeptfrei erhältlich. Außerdem sollten Menschen mit sehr trockener Haut nicht zu heiß duschen.
Nagelpilz und Follikelentzündung
Ebenfalls häufig bei Diabetiker*innen sind Infektionen wie der Nagelpilz. Er macht sich durch Verfärbung und Verdickung des Nagels bemerkbar und sollte frühzeitig und konsequent behandelt werden. Dazu stehen Nagellacke mit Pilzmitteln zur Verfügung, die in leichten Fällen ausreichen können. Bei stärkerem Befall sollte eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Meist wird dann ein Pilzmittel zum Einnehmen verordnet, z. B. Terbinafin oder Nystatin.
Bei Diabetes-Erkrankten entzünden sich auch oft die Haarfollikel, meist durch das Bakterium Staphylokokkus aureus. Vei Verdacht sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Oft reicht eine örtliche Behandlung mit antiseptischen Waschlotionen und Fusidinsäure als Creme. Bilden sich Abszesse, werden Antibiotika als Tabletten verschrieben.
Sonnenschutz ist obligat
Vor allem Menschen mit Typ-1-Diabetes leiden häufiger an einer Pigmentstörung, der Vitiligo. Bei dieser Autoimmunerkrankung kommt es zu weißen, scharf begrenzten Flecken. Sie machen meist keine Beschwerden, können aber kosmetisch sehr stören und die Lebensqualität einschränken.
Zur Behandlung verschreibt die Ärzt*in in der Regel Kortisoncremes. Allerdings nicht fürs Gesicht, da dort die Haut besonders dünn und empfindlich ist. Dort kommen eher Cremes mit Calcineurinhemmern oder JAK-Inhibitoren zum Einsatz. Ganz wichtig für Betroffene: Wer unter Vitiligo leidet, sollte sich konsequent vor UV-Strahlen schützen.
Quelle: Ärztezeitung

