Gesundheit heute

Hautkrebs, schwarzer

[Malignes] Melanom (schwarzer Hautkrebs): Bösartiger Tumor, ausgehend von entarteten Melanozyten (pigmentbildenden Zellen) der Haut und aufgrund der frühen Metastasierung sehr gefährlich. In Deutschland erkrankt pro Jahr einer von 10 000 Einwohnern, meist im vierten bis siebten Lebensjahrzehnt, Frauen häufiger als Männer. Die Zahl der Erkrankten hat in den letzten Jahren so stark zugenommen wie bei keinem anderen bösartigen Tumor. Als Hauptauslöser wird eine verstärkt auftretende UV-Belastung der Haut (Umwelteinflüsse, vermehrte Sonnenbäder) angenommen. Genetische Veranlagung und ein geschwächtes Immunsystem begünstigen das Auftreten. Die Prognose hängt ab von der Größe, der Eindringtiefe und der Streuung des Melanoms; so liegt die 10-Jahres-Überlebensrate bei kleinen, flachen Tumoren bei über 90 %, bei stark metastasierten dagegen unter 10 %. Eine Heilung lässt sich nur durch frühzeitige Entfernung erreichen.

Leitbeschwerden

  • Ein Muttermal wird dunkler, größer oder juckt.
  • Ein neuer dunkler, unregelmäßig geformter Hautfleck entsteht.
  • Erhabene dunkle, knotige Hautgeschwülste zeigen feine Blutungen.
  • Unter einem Zehen- oder Fingernagel bilden sich dunkle Flecken.

Wann zum Arzt

In den nächsten beiden Tagen, wenn ein dunkler Hautfleck oder eine Muttermal ohne vorherige Verletzung blutet, sich verändert oder unregelmäßig aussieht.

Die Erkrankung

Die Hautfarbe, ihre wechselnde Bräunung sowie die Haarfarbe hängen davon ab, wieviel von dem Pigment Melanin die Melanozyten produzieren und in den Hornzellen abgelagert wird. Die Aktivität der Melanozyten hängt dabei direkt von der einfallenden UV-Strahlung ab; wenn Melanozyten entarten, entsteht das maligne Melanom.

Die Aggressivität des Melanoms zeigt sich durch seine frühe Metastasierung über Lymphbahnen und Blutgefäße. Das Melanom streut in die Haut, in die Lymphknoten und später auch in innere Organe und in das Gehirn. Letzteres führt schließlich zum Tod.

Entstehung und Risikogruppen. Eine wesentliche Rolle für die Entstehung und zunehmende Verbreitung des malignen Melanoms spielt sehr wahrscheinlich das veränderte Freizeitverhalten in den vergangenen Jahrzehnten. Als Risikofaktoren gelten beispielsweise die Sonnenexposition als Kleinkind, Sonnenbrände bis zum 18. Lebensjahr sowie eine hohe Belastung mit UV-Strahlen ohne angemessene Gewöhnungszeit (z. B. bei einem Winter-Kurzurlaub in den Tropen). Aber auch der regelmäßige Besuch von Solarien, insbesondere von Turbo-Bräunern, erhöht die Melanomgefahr. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, z. B. nach Transplantationen oder mit schweren Erkrankungen wie einer HIV-Infektion, besteht ebenfalls ein erhöhtes Melanomrisiko.

Darüber hinaus begünstigen genetische Anlagen das Auftreten eines Melanoms: Personen mit heller, empfindlicher Haut, die schnell einen Sonnenbrand entwickeln, sind häufiger betroffen. Die Haarfarbe scheint dagegen unerheblich. Lediglich Menschen mit rötlicher Haarfarbe zeigen eine leicht überdurchschnittliche Erhöhung der Melanomrate. Eine familiäre Häufung ist bei malignen Melanomen statistisch belegt.

Mindestens die Hälfte der Melanome entsteht aus vorhandenen Muttermalen. Die Grenze für ein signifikant höheres Risiko liegt statistisch bei 50 dunklen Malen. Muttermale bestehen im Wesentlichen aus einer Zusammenballung von Melanozyten an der Grenze zwischen Ober- und Lederhaut. Ihre Lage und Zahl werden vermutlich bereits in der Embryonalentwicklung festgelegt, auch wenn die Muttermale selbst erst im Erwachsenenalter sichtbar werden. V. a. unregelmäßig geformte Muttermale gelten als Vorstufe des malignen Melanoms.

Einteilung der Melanome. Aufgrund der unterschiedlichen Symptomatik und Prognose werden maligne Melanome in vier Haupttypen eingeteilt.

  • Mehr als die Hälfte sind superfiziell spreitende Melanome (SSM), die sich oberflächlich ausbreiten. Sie finden sich sehr häufig auf einem Muttermal. Statistisch gesehen sind Muttermale gefährlich, die einen Durchmesser von mindestens 6 mm und eine unregelmäßige Pigmentierung (abrupte Hell-dunkel-Übergänge) aufweisen. Zunächst fällt nur auf, dass sich die Hautverfärbung langsam vergrößert. Erst nach Monaten bis Jahren wächst das SSM in tiefere Hautschichten oder wird erhaben mit knotigen, tastbaren Anteilen. Bei Männern tritt der Tumor meistens am Körperstamm auf, bei Frauen dagegen häufig an den Beinen.
  • Das noduläre Melanom entsteht ebenfalls oft auf einem Muttermal. Es macht 20 % der Fälle aus. Im Gegensatz zum SSM wächst es bereits bei einem Durchmesser von wenigen Millimetern in die Tiefe. Seine Oberfläche ist knotig erhaben mit oberflächlichen blutigen Hautdefekten, dabei meist gleichmäßig dunkel pigmentiert. Am häufigsten findet es sich an Brust, Rücken, Armen und Beinen. Da das noduläre Melanom rasch wächst und streut, hat es von allen Melanomtypen die ungünstigste Prognose.
  • Die Betroffenen des Lentigo-maligna-Melanoms (Melanom des bösartigen Linsenflecks) sind meist über 60 Jahre alt. Ungefähr 10 % aller Melanome gehören zu diesem Typ. Es entsteht an langjährig der Sonne ausgesetzten Stellen wie Schläfe und Wangen, typischerweise auf linsenförmigen hellbraunen Muttermalen. Über Jahre bilden sich langsam größere dunkle Areale, die eine unregelmäßige Form und unscharfe Abgrenzung zeigen. Die Prognose ist relativ günstig.
  • Das akral-lentiginöse Melanom macht 5 % der Melanome aus und betrifft bevorzugt dunkelhäutige Menschen. Es entsteht an Körperstellen ohne Haare, z. B. an Hand- und Fußflächen. Wächst es unter dem Zehen- oder Fingernagel, lässt es sich manchmal schwer von einem Bluterguss abgrenzen. Unabhängig von der Lokalisation neigt dieser aggressive Melanomtyp zu häufigen Blutungen.
  • Beim seltenen amelanotischen Melanom sind die Zellen so entartet, dass sie kein Pigment mehr bilden. Der Tumor ähnelt in seiner Form und Lokalisation dem nodulären Melanom, ist jedoch wegen seiner fehlenden Färbung schwer zu erkennen.
  • Eine Sonderform stellt auch das Aderhaut-Melanom des Auges im Kindesalter dar. Es ist ebenso selten wie Melanome der Hirnhaut und der Schleimhäute im Mund-, Genital- und Analbereich.

Das macht der Arzt

Der Hautarzt betrachtet verdächtige Male mit der Lupe oder einem tragbaren Handmikroskop. Bei diesen Dermatoskopen liegt eine ölige Lösung zwischen Hautoberfläche und der Mikroskop-Optik, die störende Reflektionen verhindert und die oberste Hornschicht lichtdurchlässiger macht. Ein erfahrener Untersucher erkennt auf diese Weise mehr als 90 % der Melanome.

Bei der Beurteilung von Muttermalen hilft die ABCDE-Regel: A steht für Asymmetrie, B für unregelmäßige Begrenzung, C (englisch: colour) für unterschiedliche Farbe bzw. Pigmentierung, D für Durchmesser (größer als 6 mm) und E für Erhabenheit. Je mehr Kriterien erfüllt sind, umso wahrscheinlicher ist, dass es sich um ein Melanom handelt. Eine definitive Diagnose lässt sich nur histologisch durch eine mikroskopische Gewebeuntersuchung stellen. Dabei wird auch die Eindringtiefe festgestellt, die für das weitere Vorgehen und die Prognose von Bedeutung ist. In Zweifelsfällen wird das betroffene Hautareal sicherheitshalber vollständig entfernt (Exzision) und anschließend untersucht. Die Entnahme von Proben ist aufgrund der drohenden Tumorstreuung nur in Ausnahmefällen bei sehr großen Herden oder ungünstigen OP-Bedingungen (Tumor sitzt an schlecht zugänglicher Stelle oder wenn der Patient einen größeren Eingriff nicht verkraften würde) erlaubt.

Falls sich der Verdacht auf ein Melanom bestätigt, wird der Patient in eine Hautklinik überwiesen. Dort wird gegebenenfalls die betroffene Stelle nochmals großflächiger ausgeschnitten, eventuell unter Zuhilfenahme eines Operationsmikroskops, das eine vollständige Entfernung des entarteten Gewebes sicherstellt. Außerdem sucht der Operateur intensiv nach lokalen und fern liegenden Metastasen. Je nach Eindringtiefe wird z. B. mittels Farbstoff der erste Lymphknoten des Abflussgebiets (Wächter- oder Sentinellymphknoten) markiert und ebenfalls entnommen. Alle erkannten Metastasen werden, wenn möglich, chirurgisch entfernt. Chemotherapie und Bestrahlung verbessern beim metastasierten malignen Melanom die Prognose nicht. Über zeitlich begrenzte Erfolge wird nach dem Einsatz von Interferonen berichtet, ewa im Rahmen der Immuntherapie bei Krebs. Bei manchen Patienten scheint auch eine Immuntherapie mit speziellen Impfungen oder eine Überwärmungstherapie die Prognose zu verbessern.

Prognose

Kriterien für die Prognose sind die Eindringtiefe des Melanoms (Welche Hautschichten sind betroffen?) und die Tumordicke (Wie groß ist die absolute vertikale Tumorausdehnung?). Die Beziehung zwischen Tumordicke und Tumoreindringtiefe ist abhängig von der Körperregion, da die Dicke der Hautschichten nicht am ganzen Körper gleich ist. Ab einem gewissen Durchmesser erreicht der Tumor Lymph- und Blutgefäße, sodass das Risiko für Metastasen stark ansteigt.

Aufgrund frühzeitiger Diagnostik sowie einer Sensibilisierung der Menschen für diese Erkrankung, können heutzutage viele Melanome in frühen Stadien (d. h. vor einer Metastasierung) vollständig entfernt werden. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kann damit gleichzeitig eine Heilung erreicht werden. Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei Melanomen im Frühstadium (nur die oberflächliche Haut ist befallen) bei über 90 %. In fortgeschrittenen Stadien (mit Einbruch in tiefere Hautschichten) ist die Prognose ungünstiger. Mit dem Vorliegen von Fernmetastasen in Lymphknoten oder auf der Haut sinken die Aussichten auf eine Heilung rapide. Bei Metastasen in inneren Organen oder im Gehirn beträgt die 10-Jahres-Überlebensrate weniger als 5 %.

Das Melanom ist einer der Tumoren, die in Einzelfällen Spontanheilung zeigen – auch in fortgeschrittenen, als unheilbar geltenden Stadien. Auf unbekannte Weise scheint es hier dem körpereigenen Immunsystem zu gelingen, die Tumorzellen erfolgreich zu bekämpfen.

Vorsorge

UV-Belastung vermeiden. Die effektivste Vorsorge besteht darin, unnötige UV-Belastung zu vermeiden. Vor allem Kinder brauchen einen konsequenten Sonnenschutz, da ihre Haut besonders empfindlich reagiert. Aber auch im späteren Alter gilt es Sonnenbrände möglichst zu vermeiden (Mittagszeit im Schatten verbringen, zu Beginn des Urlaubs langsam an die UV-Belastung gewöhnen). Der häufige Besuch von Solarien hat nicht nur Falten, sondern auch ein erhöhtes Melanomrisiko zur Folge.

Selbstbeobachtung und Früherkennungsuntersuchungen. Das A und O der Früherkennung ist die regelmäßige, sorgfältige Beobachtung der Haut. Bei der Beurteilung neu auftretender oder sich verändernder Muttermale leistet die erwähnte ABCDE-Regel gute Dienste. Nicht einsehbare Hautstellen können von Verwandten oder vom Partner untersucht werden. Eine solche „Ganzkörperuntersuchung“ ist alle 6 Monate sinnvoll, außer es liegen konkrete Verdachtsmomente vor.

Hautärzte empfehlen eine jährliche Routineuntersuchung der gesamten Hautoberfläche, solange keine aktuellen Verdachtsmomente vorliegen. Im Rahmen des (zweijährlichen) Check-ups beim Hausarzt ist diese Untersuchung häufig kostenfrei, Hautärzte verlangen eine Gebühr von 30–60 €. Bei der gynäkologischen Vorsorge werden die Hautareale von Brust und äußerem Genitale durch den Frauenarzt untersucht. Einige Hautärzte bieten an, auffallende Hautveränderungen als Bilddokument festzuhalten. So lässt sich eine Veränderung im Zeitablauf besser erkennen und gegebenenfalls frühzeitig behandeln.

Im Internet sowie in örtlichen Zeitungen wird für nahezu jeden (Urlaubs-)Ort Europas eine tägliche Lichtintensitätstabelle herausgegeben, die eine jedem Hauttyp zumutbare Sonnenscheindauer bekannt gibt. Im Übrigen entstehen 70–80 % der gewünschten Urlaubsbräune auch unter einem Sonnenschirm.

Komplementärmedizin

Eine ausführliche Übersicht zu alternativen Krebstherapien findet sich hier: Komplementärmedizinische Therapien bei Krebs.

Weiterführende Informationen

Von: Dr. med. Berthold Gehrke, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Starke Waffen gegen Aphthen

Mundspülungen helfen beim Abheilen der Aphthen.

Starke Waffen gegen Aphthen

Von Schutzgel bis Schwefelsäure

Sie brennen höllisch und machen Essen und Trinken zur Qual: Mundbläschen oder auch „Aphthen“. Sie sind zwar meist harmlos, aber hartnäckig. Abhilfe schaffen Präparate aus der Apotheke, die die Aphthen betäuben, bedecken oder auch verätzen. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wann welche Präparate sinnvoll sind und wie Sie diese richtig anwenden.

Was sind Aphthen und wo sitzen sie?

Aphthen sind runde bis ovale Läsionen, die in der Mundschleimhaut sitzen. Sie können überall im Mund vorkommen, an der Wangenschleimhaut, an der Zunge, am Zahnfleisch oder der Innenseite der Lippen. Erst kribbeln sie, dann werden sie zu kleinen Geschwüren und brennen höllisch, wenn sie mit Essen, Getränken oder der Zahnbürste in Kontakt kommen. Man unterscheidet drei Formen:

  • Minor-Aphthen sind am häufigsten. Ihr Durchmesser beträgt etwa 2—3 mm, selten werden sie bis zu 10 mm groß. Sie kommen einzeln oder in kleinen Gruppen bis zu 4 Aphten vor und heilen nach bis zu 10 Tagen narbenfrei ab.
  • Major-Aphthen sind seltener, sie reichen tiefer ins Gewebe und können bis zu 3 cm groß werden. Deshalb brauchen sie auch mehrere Wochen, bis sie abgeheilt sind. Oft bleiben kleine Narben zurück.
  • Herpetiforme Aphthen sind winzig und tauchen in großer Anzahl auf. Bis zu 100 stecknadelkopfgroße Bläschen können dann den gesamten Mundraum belagern. Sie heilen nach sieben bis 10 Tagen wieder ab.

Abzugrenzen sind diese quälenden, aber harmlosen Aphthen von „aphthoiden Läsionen“. Diese sind Symptome ernsthafter Erkrankungen. So kommen sie beispielsweise im Rahmen entzündlicher Darmerkrankungen, bei HIV-Infektionen oder der Hand-Fuß-Mund-Krankheit vor. Außerdem sehen auch Vorläuferstufen des Mundhöhlenkarzinoms manchmal ähnlich aus wie Aphten. Ein Arztbesuch ist deswegen ratsam, wenn

  • die Aphthen häufig an der gleichen Stelle auftreten
  • ähnliche Bläschen an anderen Stellen des Körpers auftauchen
  • Sie unter mehr als 3 „Aphthen-Attacken“ im Jahr leiden
  • weitere Beschwerden wie Fieber, geschwollene Lymphknoten oder Magen-Darm-Beschwerden hinzukommen.

Hinweis: Mundbläschen oder Aphthen, die nach zwei Wochen nicht abgeheilt sind, müssen immer in einer Arztpraxis abgeklärt werden.

Wo kommen die Dinger her?

Aphthen haben manchmal ganz einfache Ursachen. Zum Beispiel mechanische Reizungen durch schlecht sitzende Zahnspangen oder Gebisse, scharfe Kronen oder Kanten von Zahnfüllungen. Auch kleine Verletzungen der Mundschleimhaut wie bei versehentlichem Wangenbeißen können offenbar Aphthen auslösen. Das gleiche gilt für zu langen Kontakt der Schleimhaut mit bestimmten Medikamenten, zum Beispiel Bisphosphonaten oder Acetylsalicalysäure. Häufig sind die Ursachen jedoch unklar. Diskutiert werden dabei

  • genetische Faktoren, weil die Mundbläschen in manchen Familien gehäuft auftreten
  • hormonelle Faktoren, weil Aphten häufiger bei Frauen vorkommen
  • Vitaminmangel, Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelüberempfindlichkeiten (z. B. gegen Histamin)
  • Mundtrockenheit, wie beispielsweise beim Sjögren-Syndrom.

Hinweis: Das in Zahnpasta häufig vorhandene Tensid Natriumlaurylsulfat (SLS) soll Aphthen triggern. Im Gegensatz dazu verkürzte in einer Studie das Zähneputzen mit Natriumlaurylsulfat-freier Zahnpasta die Dauer der Abheilung und verringerte die Schmerzen. SLS-freie Zahnpasten sind beispielsweise meridol®Zahnpasta oder elmex Zahnpasta mit Aminfluorid.

Es brennt — und nun?

Um die Mundschleimhaut nicht weiter zu reizen, steht eine Diät an: Günstig sind weiche, lauwarme Speisen wie Pudding oder Kartoffelpüree. Auch Eis tut gut — schon die Kälte wirkt schmerzlindernd. Vermeiden sollte man scharfe, saure und stark gewürzte Speisen sowie kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol.

Um ein sauberes Wundmilieu zu schaffen, sollte man nach dem Essen den Mund auszuspülen, um eventuelle Essensreste zu entfernen. Gut geeignet ist ein Salbeitee aus frischen Salbeiblättern (abkühlen lassen!) oder eine Mundspüllösung aus der Apotheke (zum Beispiel Wala® Mundbalsam flüssig oder Tantum® verde).

Hinweis: Kinder sollten nur dann Mundspülungen verwenden, wenn sie die Flüssigkeit auch wieder kontrolliert ausspucken können.

Schmerzen betäuben, Wundheilung fördern — oder beides?

Zur Behandlung der lästigen Aphthen steht eine Vielzahl von Präparaten zur Verfügung. Einige betäuben den Schmerz, andere fördern die Wundheilung, wieder andere verätzen sie sofort.

  • Betäubung mit Lokalanästhetika. Betäubende Lokalanästheika werden meist als Gel, gepinselt oder als Salbe direkt auf die Aphte aufgebracht. Vor dem Essen aufgetragen lindern sie die Schmerzen während des Kauens. Typische betäubende Wirkstoffe sind Lidocain (zum Beispiel Kamistad® Gel oder Parodontal® Mundsalbe sowie Infectogingi®, das auch für Säuglinge geignet ist), Lauromacrogol (zum Beispiel Recessan 30 mg/ml Salbe oder Solcoseryl®akut Salbe) oder Benzocain (zum Beispiel Anaesthesin® Pastillen). Wer zusätzlich die Abheilung der Aphthe fördern möchte, kann zu Benzydamin greifen. Dieser Indazol-Abkömmling hat sowohl betäubende als auch entzündungshemmende Effekte. Es gibt ihn als Spray zur punktgenauen Applikation, als Lösung zur Herstellung einer Mundspülung und als Lutschtabletten. Difflam® Spray und Tantum Verde® Spray dürfen auch im Kindesalter angewendet werden. Tantum Verde® Lutschtabletten sind für Kinder ab 6 Jahren, die Tantum Verde® Lösung zur Mundspülung erst ab 12 erlaubt.

  • Entzündungshemmende Wirkstoffe. Diese Wirkstoffe helfen bei der Abheilung, die Schmerzen lindern sie jedoch kaum. Pflanzenfreunde können dafür auf eine Mundspülung mit Kamillenblüten zurückgreifen. Aus 10 g Teedroge auf 100 ml Wasser lässt sich ein konzentrierter Aufguss für die Mundspülung selbst herstellen. Als Fertigpräparat eignet sich für Jugendlich ab 12 und Erwachsene das alkoholhaltige Kamillosan® Mund- und Rachenspray oder eine Spülung mit Kamillosan®-Konzentrat (5 ml auf 100 ml Wasser). Ebenfalls fördernd für die Wundheilung ist Dexpanthenol. Als Lösung (zum Beispiel Bepanthen® Lösung) kann es als Mundspülung oder zum Einpinseln verwendet werden und ist auch ohne Einschränkung für Schwangere und Stillende zugelassen. Ähnlich soll auch Hyaluronsäuren wirken, hier stehen Lösungen und Gele zur Verfügung (zum Beispiel Aftamed® Mundgel oder Gengigel®Wundheilungsgel). Wichtig: Alle diese Wirkstoffe müssen nach dem Essen oder Zähneputzen aufgebracht werden und in der ersten halben Stunde sollte nichts gegessen oder getrunken werden.

Adstringenzien. Sie hemmen die Entzündung und Sekretion und tragen dadurch zur schnellen Wundheilung bei. Man verwendet sie als Mundspülung oder trägt sie mit dem Pinsel auf die Läsionen auf. Manche schmecken unangenehm, andere färben Textilien. Es empfiehlt deshalb, vor der Anwendung den Beipackzettel zu lesen. Die Präparate beinhalten zum Beispiel Aluminiumchlorid, Myrrhen-Extrakte, Rhabarberwurzel-Extrakte, Ratanhiawurzel-Extrakte und Pfefferminzöl. Beispiele sind Gargarisma zum Gurgeln, Mallebrin® Konzentrat zumGurgeln, Echtrosept® Mundspülung, Pyralvex® Lösung oder Salviathymol®N Madaus. Für Schwangere, Stillende und Kinder unter 12 Jahren werden Adstringenzien nicht empfohlen.

  • Schutzfilme. Relativ neu auf dem Markt sind Gele, die das Mundbläschen bedecken und es so vor schmerzlicher Reibung mit Nahrungsmitteln schützen. Man trägt sie mit einem Wattestäbchen, einem speziellen Applikator oder als Spray direkt auf. Beispiele sind Aphtofix® Aphten-Creme, Bloxaphte® oral care Mundgel oder Mundspray oder Urgo Aphten Lösung. Manche dieser Präparate enthalten auch zusätzlich Myrrhe (zum Beispiel Legased® natur oder Oroben Aftagen Mundspülung bzw. Gel).
  • Schwefelsäure. Für besonders tapfere Kandidaten gibt es noch eine weitere Art, gegen Aphthen vorzugehen: Die Verätzung mit Schwefelsäure. Das Präparat Oralmedic® enthält einen Wirkstoffkomplex aus Sulfonsäure und Schwefelsäure, der über ein spezielles Wattestäbchen direkt auf die Aphthe gegeben wird. Das ist zwar sehr schmerzhaft, aber effektiv. Es bildet sich ein Wundschorf, der für eine schnelle Abheilung sorgt.
  • Kortison. Wenn antiseptische und/oder betäubende Maßnahmen nicht ausreichen, kommt Kortison ins Spiel. Betroffene über 16 Jahren können — nach Rücksprache mit der Ärzt*in — niedrig dosierte Triamciolon-Hafttabletten(zum Beispiel Aftab® Hafttabletten) rezeptfrei in der Apotheke erwerben. Zweimal täglich dürfen die Kortisontabletten auf die Aphthe aufgebracht werden. Dazu befeuchtet man den Finger, nimmt die Tablette an der orangen, wirkstoffreien Seite auf und drückt sie auf das Bläschen. Dadurch bildet sich ein gelartiger Film, der das schmerzlindernde und entzündungshemmende Kortison freisetzt.

Laser & Co. für schwere Fälle

In schweren Fällen, bei denen die oben genannten Maßnahmen nichts ausrichten können, muss ärztlich eingegriffen werden. Verordnet werden beispielsweise Mundspülungen oder Pinselungen mit Lösungen, die Antibiotika wie Tetrazyklin oder Minocyclin enthalten. Auch Aminosalicyl-Cremes können Größe und Schmerz von Aphthen lindern. Lasern stoppt den Schmerz sofort, wobei die Wirkung 4 bis 7 Tage lang anhält.

Bleiben die Aphthen unbeherrschbar, kommt auch eine systemische Therapie, d. h. eine Therapie über den Blutweg mit oral einzunehmenden Arzneimitteln zum Einsatz. In Einzeltherapie oder kombiniert werden dazu Kortisone, Colchizin, Pentoxifyllin und Immunsuppressiva wie Interferon-alpha verwendet. Aufgrund der nicht unerheblichen Nebenwirkungen sind diese Therapieregimes therapieresistenten oder besonders ausgeprägten Fälle vorbehalten.

Sabine Werner, DAZ 2020; 44: 44; Andreas Altenburg et al, Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 665-73

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Andrey_Popov/Shutterstock.com