Gesundheit heute

Borreliose

Borreliose (Lyme-Krankheit, Lyme-Borreliose): bakterielle, fast ausschließlich durch Zeckenstiche übertragene Infektion. Ungefähr 15 % der Zecken in Deutschland sind mit den bakteriellen Erregern Borrelien (Borrelia burgdorferi) infiziert, doch erkranken bei Weitem nicht alle Personen, die von einer infizierten Zecke gebissen wurden. Nach einem Zeckenstich beträgt das Risiko einer Borreliose ~ 1 %.

Typische Hauterscheinung bei der Borreliose ist das Erythema migrans, die sogenannte Wanderröte, die sich Tage bis Wochen nach Infektion um den Stich herum ausbreitet. Die weitere Ausbreitung der Borrelien im Körper erfolgt sehr langsam, sodass die vielfältigen Spätsymptome wie Lähmungen oder Gelenkentzündung zum Teil erst nach Jahren auftreten.

Je früher die Erkrankung erkannt und antibiotisch behandelt wird, umso seltener sind schwere Verlaufsformen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Hautrötung um die Einstichstelle herum, die sich ringförmig ausbreitet (Wanderröte, Erythema migrans)
  • Grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen.

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn

  • die typische Hautrötung auftritt – selbst wenn kein vorheriger Zeckenstich aufgefallen ist.

Die Erkrankung

In Deutschland erkranken jährlich 100.000 bis 150.000 Menschen an einer Borreliose. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die milde Form, die sogenannte Wanderröte, Fälle von Nervenborreliose oder Lyme-Arthritis (siehe unten) sind deutlich seltener.

Auslöser

Zecken sind parasitisch lebende Milben, die mit Beißwerkzeugen und Saugrüsseln zum Blutsaugen an Mensch und Tier ausgestattet sind. In Deutschland sind sie v. a. zwischen März und Oktober aktiv, jedoch auch in milden Wintermonaten. Der wichtigste Krankheitsüberträger unter den Zecken ist der [gemeine] Holzbock.

Zecken leben bevorzugt auf hohem Gras, Farnen, Sträuchern und anderem belaubten Niederholz im Wald sowie in Parks und Gärten und gelangen durch Abstreifen auf den Menschen. Dort setzen sie sich gerne an Körperstellen mit dünner, feuchter und warmer Haut fest (z. B. Leistengegend, Kniekehlen, Achselhöhlen, hinter den Ohren). Sie verankern sich mit dem Hypostom fest an der Haut und saugen bis zu 6 Tage lang Blut.

Während der Blutmahlzeit gibt die Zecke ein Betäubungsmittel ab, das die befallene Hautstelle schmerzunempfindlich macht, sodass der Stich zunächst meist unbemerkt bleibt. Ist die Zecke mit Borrelien infiziert, können die Erreger ins menschliche Blut gelangen. Der Stich einer borrelienhaltigen Zecke führt aber nicht bei allen Menschen, sondern nur bei etwa 20–30 der Gestochenen zu einer Infektion.

In sehr seltenen Fällen wird eine Borreliose auch über andere Stechinsekten übertragen, z. B. über Mücken.

Klinik

Eine Borrelien-Infektion verläuft in verschiedenen Stadien (die auch einzeln auftreten können) und mit den unterschiedlichsten Beschwerden, manchmal sogar völlig unbemerkt. Aufgrund dieser Vielfältigkeit gilt die Borreliose auch als "Chamäleon der Medizin".

Meist äußert sich die Borreliose in der Wanderröte (siehe unten), die das einzige Symptom bleiben kann. Typischerweise sehen die Stadien so aus:

  • Stadium I (Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich): Wanderröte, manchmal auch Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Stadium II (Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich): (späte) Wanderröte, Nervenborreliose, Lyme-Karditis, Augenbeteiligung, Leberentzündung, wandernde Schmerzen im Bewegungsapparat
  • Stadium III (Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich): Lyme-Arthritis, Acrodermatitis atrophicans, chronische Nervenborreliose.

Wanderröte (Erythema migrans): Einige Tage bis etwa 4 Wochen nach dem Zeckenstich tritt um die Einstichstelle herum eine Hautrötung auf, die sich – teilweise über Wochen hinweg – kreisförmig ausbreitet, während sie innen wieder verblasst. Diese Wanderröte tritt unabhängig davon auf, ob sich die Zecke noch in der Haut befindet oder nicht. Manchmal kommt es begleitend zu grippeähnlichen Symptomen. In ca. einem Drittel der Infektionen bleibt die Wanderröte aber auch aus.

Nervenborreliose (Neuroborreliose, Bannwarth-Syndrom): Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich, manchmal auch ohne das Warnsymptom der anfänglichen Wanderröte, geht die Erkrankung bei etwa 3–12 % der Infizierten in das Stadium der akuten Nervenborreliose über. Diese äußert sich in vielfältigen Beschwerden, z. B. hartnäckigen Nervenschmerzen, Gesichtslähmungen, Störungen der Tastempfindung oder Sehproblemen. Die chronische Nervenborreliose ist noch seltener, sie kann Jahre nach einem Zeckenstich auftreten. Hier dominieren Beschwerden wie Störungen von Blasenfunktion, Gangstörungen und psychische Veränderungen.

Weitere Beschwerden. Daneben können eine Herzmuskelentzündung (Lyme-Karditis) und Gelenkentzündungen auftreten, bevorzugt an Knie- und Fußgelenken (Lyme-Arthritis). Viele Patienten leiden außerdem unter starkem Erschöpfungsgefühl und einer ständigen Müdigkeit. Als seltene Spätfolge tritt eine chronische Hauterkrankung auf, bei der die Haut an Händen und Füßen bläulich und dünn wie Pergamentpapier wird (Akrodermatitis atrophicans).

Auch das Auge wird bei einer Borreliose manchmal in Mitleidenschaft gezogen, z. B. als Bindehautentzündung, Keratitis (Hornhautentzündung) und Entzündung des Sehnervs (Retrobulbärneuritis). Begleitend kommt es zudem auch oft zu einer Leberentzündung (Hepatitis).

Diagnosesicherung

Die Wanderröte ist eine Blickdiagnose, häufig erinnert sich der Patient auch an den "dazugehörenden" Zeckenstich.

In unklaren Fällen entnimmt der Arzt Blut und gegebenenfalls auch Liquor (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit), um nach Antikörpern auf Borrelien zu suchen. Mit keiner der heute verfügbaren Labormethoden gelingt es jedoch, eine frische Borrelieninfektion mit absoluter Sicherheit nachzuweisen oder auszuschließen. Daher wird bei Symptomen wie einer Wanderröte sofort mit einer Antibiotika-Therapie begonnen.

In diagnostisch schwierigen Fällen versucht der Arzt, den Erreger selbst oder dessen DNA nachzuweisen. Dazu verwendet er spezielle Methoden (Kultur, Polymerase-Kettenreaktion PCR). Ein solcher Nachweis gelingt allerdings nicht mit Blut, sondern nur mit Material aus Hautbiopsien, Muskelbiopsien (im Falle einer Herzmuskelentzündung) oder aus Liquor bzw. Gelenkpunktat.

Neben dem Nachweis von Antikörpern und Erreger kommen beim Verdacht auf eine Beteiligung innerer Organe oder der Augen weitere Untersuchungsverfahren zum Einsatz (Röntgen, Echokardiografie, MRT, EKG, Oberbauchsonografie, Untersuchung der Augen).

Differenzialdiagnosen. Die Wanderröte kann verwechselt werden mit der Sklerodermie, dem Erysipel, einem Arzneimittelexanthem, Pilzinfektionen der Haut (Tinea corporis) oder einer Reaktion auf Insektenstiche.

Behandlung

Mittel der Wahl sind Antibiotika (z. B. Doxycyclin in Doxycyclin® Stada, bei Kindern Amoxicillin). Sie werden je nach Krankheitsstadium 2–3 Wochen lang eingenommen. Bei schweren Verläufen wie z. B. einer Nervenborreliose erhält der Betroffene Antibiotika wie Ceftriaxon als Spritze oder Infusion über mindestens 2 Wochen.

Beschwerden, die durch die Beteiligung von Gelenken, ZNS oder Herz entstanden sind, behandelt der Arzt symptomatisch, z. B. mit Physiotherapie, Kühlung der Gelenke oder dem vorübergehenden Einpflanzen eines Herzschrittmachers bei Rhythmusstörungen. Gegen Schmerzen und Entzündungen verordnet er manchmal auch zusätzlich nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR).

Prognose

  • Die Prognose der Borreliose ist gut, die Erkrankung heilt bei frühzeitiger antibiotischer Therapie meist komplett aus. Bei der Wanderröte sind Spontanheilungen auch ohne eine antibiotische Therapie möglich (aufgrund des Risikos von Nervenborreliose oder Lyme-Arthritis sollte die Wanderröte trotzdem immer antibiotisch behandelt werden).
  • Wird die Erkrankung erst sehr spät erkannt und behandelt, können Beschwerden am Nervensystem oder an den Gelenken zurückbleiben.
  • Eine durchgemachte Borreliose hinterlässt keine Immunität, Neuinfektionen sind jederzeit möglich.
  • Bei bis zu 5 % der Betroffenen tritt das (umstrittene) Post-Borreliose-Syndrom (siehe unten) auf.

Post-Borreliose-Syndrom

Manche Patienten klagen nach Behandlung einer Borreliose monate- bis jahrelang über verstärkte Leistungseinschränkung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkbeschwerden. Mehrere Untersuchungen zeigten jedoch, dass die genannten Beschwerden bei Patienten nach Lyme-Borreliose nicht häufiger als bei gesunden Kontrollgruppen auftreten. Selbsthilfegruppen und selbsternannte "Borreliose-Fachleute" nennen diesen Zustand "Post-Borreliose-Syndrom" oder auch chronische Borreliose. Sie propagieren häufig weitere Blutuntersuchungen und sogar langfristige antibiotische Behandlungen. Experten raten sowohl von den wiederholten Blutuntersuchungen und noch mehr von der langfristigen Antibiotikaeinnahme ab.

Ihr Apotheker empfiehlt

  • Suchen Sie bei sich ringförmig ausbreitenden Hauterscheinungen den Arzt auf. Je früher eine Wanderröte behandelt wird, desto besser ist die Prognose.
  • Tipps zur Zeckenentfernung und Vorsorge

Weiterführende Informationen

Website des Nationalen Referenzzentrums für Borrelien:
https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/borreliose/index.htm

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wolken, Sonnenhut oder Creme

Bei ausreichend Sonnenschutz hat die Haut auch in vielen Jahren noch gut lachen.

Wolken, Sonnenhut oder Creme

Was schützt am besten vor der Sonne?

Dass zu viel Sonne Hautkrebs verursacht, ist inzwischen wohl jedermann bekannt. Zu sommerlichen Sonnenfreuden — egal ob im Schwimmbad, beim Wandern oder beim Sonnenbad auf dem Balkon — gehört deshalb immer ein ausreichender Sonnenschutz. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Sie die Intensität von UV-Strahlen besser beurteilen können, welche Textilien schützen, was Sie in puncto Lichtschutzfaktor beachten müssen und was vom Sonnenschutz von innen zu halten ist.

Sonnenlicht und Haut

Sonnenstrahlen haben es in sich: Etwa die Hälfte des Strahlenbündels ist sichtbares Licht, 44% davon sind Wärme und ungefähr 4% bestehen aus ultravioletten Strahlen (UV-Strahlen). Schädliches Potenzial für die menschliche Haut haben vor allem das langwellige UV-A-Licht und das kurzwelliges UV-B-Licht , diskutiert wird zudem der Einfluss von Infrarotstrahlung und hochenergetischem Licht im Bereich von 400 bis 780 nm.

Dringen UV-Strahlen in die Zellkerne der Hautzellen vor, lösen sie dort spezifische Veränderungen (Mutationen) an der Erbsubstanz, der DNA, aus. Die langfristigen Folgen dieser Erbgutveränderungen sind eine beschleunigte Hautalterung sowie die Bildung von Krebsvorstufen (Präkanzerosen) und Hautkrebs (Malignes Melanom, Basaliom).

In geringen Maßen kann sich die Haut selbst vor der schädlichen Strahlung schützen. So ist der Kontakt mit UV-Strahlen Auslöser dafür, dass sich den oberen Hautschichten Zellen vermehren und eine Lichtschwiele entsteht - die Haut wird also dicker und unempfindlicher. Dringen die UV-Strahlen in tiefere Hautschichten ein, bildet sich dort vermehrt das Pigment Melanin. Das dunkle Melanin legt sich wie ein Schutzschild über den Zellkern und fängt UV-Strahlung ab. In der Folge erreichen weniger schädigende UV-Strahlen das Erbgut der Hautzellen, als Nebeneffekt wird die Haut gebräunt.

Diese natürlichen Schutzmechanismen sind die Grundlage für die „Eigenschutzzeit“. Abhängig von Hauttyp und Intensität der UV-Strahlung gibt sie an, wie lange man sich ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen in der Sonne aufhalten kann (in der Regel zwischen 5 Minuten beim hellsten Hauttyp und 60 Minuten beim Hauttyp 5). Wie man sieht, ist der Eigenschutz bei heller Haut sehr schnell überfordert. Um länger die Sonne genießen zu können, benötigen vor allem hellhäutige Menschen einen ausreichenden Lichtschutz.

Hinweis: Hautkrebs entsteht durch Veranlagung, aber auch durch äußere Ursachen, die sich beeinflussen lassen. Als bedeutsamster Risikofaktor gilt das UV-Licht, daneben erhöht aber auch das Rauchen das Hautkrebsrisiko.

Lichtschutz muss sein

Strenggenommen ist Sonnenschutz ganz einfach: So soll starke Sonneneinstrahlung, wann immer möglich, gemieden werden. Zum Glück für Outdoorfreunde und Sonnenanbeter gibt es aber noch weitere Möglichkeiten, sich vor den Schädigungen durch UV-Licht zu schützen. In einer Rangfolge nach Nutzen geordnet sind dies:

  • Sonnenexposition und UV-Strahlung beurteilen und sich danach verhalten
  • textilen Lichtschutz tragen
  • Sonnenschutzpräparate verwenden.

Hinweis: Viele Menschen setzten sich lange ungeschützt der Sonne aus, weil sie glauben, so einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen. Dabei genügen schon täglich 10 Minuten Sonne auf der Haut, um die Vitamin-D-Bildung anzukurbeln. Das restliche Sonnenbad sollte zum Schutz vor Hautkrebs mit ausreichend Lichtschutz verbracht werden.

Strahlengefahr einschätzen

Bei der Entscheidung welcher und wie viel Lichtschutz erforderlich ist, helfen zur Beurteilung der UV-Intensität schon ein paar einfache Tipps:

  • Um die Mittagszeit ist die UV-Strahlung am intensivsten, da sie senkrecht vom Himmel kommt und ihre Wegstrecke durch die strahlenabsorbierende Atmosphäre bis zur Erdoberfläche am kürzesten ist.
  • Wolken schützen nicht vor UV-Strahlung, ein Großteil des UV-Lichts passiert die Wolkenschicht.
  • Für Aufenthalte im Gebirge gilt: Pro 1000 Höhenmeter nimmt die Energie der UV-Strahlen um 15 bis 20% zu.
  • Ein Sonnenschirm allein reicht häufig nicht, da die UV-Strahlen nicht nur von oben kommen. So reflektiert Schnee etwa 100% der Strahlung, weißer Sand 80% und bewegtes Wasser etwa 50% der Strahlung.
  • Wasser schützt nicht vor UV-Strahlen: Etwa 50% der UV-B-Strahlen und 75% der UV-A-Strahlen dringen bis zu 1 m tief ins Wasser ein.

Wer Genaueres zur aktuellen Strahlungsintensität wissen möchte, zieht den UV-Index (UV-I) zu Rate. Hierbei handelt es sich um einen wissenschaftlichen Wert, der Auskunft über die sonnenbrandwirksame Bestrahlungsstärke gibt. Dieser Wert wird mit Hilfe von Sonnenstand, Bewölkung, Ozonschicht und Höhenmeter berechnet und wie die Wetterdaten regelmäßig aktualisiert. Er umfasst eine Skala von 1 bis 11+. Jedem Skalenabschnitt sind bestimmte Vorkehrungsmaßnahmen zugeordnet. Beispielsweise erfordern UVI-Werte von 1–2 keinen UV-Schutz, ab einem UVI-Wert von 3 werden T-Shirt, Sonnenschutzmittel und Kopfbedeckung erforderlich und bei UVI-Werten über 8 ist es besser, mittags nicht nach draußen zu gehen. In Deutschland beträgt der UVI beispielsweise in den Monaten Mai bis August mittags um 13:00 Uhr etwa 5 bis 8, nähert sich damit also der hohen gesundheitlichen Gefährdung. Morgens um 10 Uhr und nachmittags um 16 Uhr beträgt er dagegen nur die Hälfte.

Hinweis: Der UV-Index wird regelmäßig vom Deutschen Wetterdienst veröffentlicht und ist online unter www.uv-index.de zu finden.

Lichtschutz einfach anziehen

In der hautärztlichen Lichtschutz-Hitparade rangieren Kleidungsstücke und Hüte noch vor den Sonnencremes an dritter Stelle. Das liegt daran, dass mit geeigneten Textilien ein deutlich stärkerer Sonnenschutz erzielt werden kann. Der Lichtschutz durch T-Shirt & Co. hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Je dichter der Stoff gewebt und je dunkler er ist, desto besser ist der UV-Schutz. Dazu kommt noch der Zustand des Gewebes: Ein helles Baumwoll-T-Shirt lässt etwa 10 bis 20% der UV-Strahlen durch. Ist es nass (z. B. nach dem Aufenthalt im Wasser), erhöht sich die Durchlässigkeit um 50% und mehr.

Der UV-Schutz wird bei Textilien mit verschiedenen Normen gekennzeichnet, in Deutschland gibt es die Prüfmethode UV-Standard-801. Dabei wird die UV-Durchlässigkeit des Stoffs unter ungünstigsten Trage- bzw. Nutzungsbedingungen geprüft, z. B. bei Dehnung, Feuchtigkeit oder gealtertem Gewebe. Der danach ermittelte Schutzfaktor heißt UPF (Ultraviolett Protection Factor) und reicht von 10 bis 80. Er gibt an, um wieviel länger sich der Nutzer mit der UV-Schutzbekleidung in der Sonne aufhalten kann. Inzwischen gibt es zahlreiche Hersteller, die UV-Schutzkleidung für die verschiedensten Bereiche von Sport und Freizeit bis hin zu Arbeit anbieten.

Hinweis: Noch wird die UV-Schutzwirkung nicht generell auf Kleidungsstücken angegeben. Einen Hinweis ibt das Halten des Kleidungsstücks gegen die Sonne: Je weniger Licht der Stoff durchlässt, desto größer ist der UV-Schutz.

Sonnencreme — worauf muss man achten?

Sonnenöle, -milch und -cremes werden seit Jahrzehnten als Schutz vor UV-Strahlung eingesetzt. Ihr Maß ist der Lichtschutzfaktor (LSF). Multipliziert mit der Eigenschutzzeit gibt er an, wie viele Minuten man nach dem Auftragen vor einem Sonnenbrand geschützt ist. Der niedrigste LSF ist 6, der höchste 50+.

Ein Rechenbeispiel: Menschen mit Hauttyp 1 (sehr helle Haut, hellblonde Haare, blaue Augen, werden nicht braun in der Sonne) können ohne Lichtschutz etwa 5 Minuten in der Sonne bleiben. Mit einer Creme LSF 30 verlängert sich diese Zeit auf ca. 150 Minuten, also 2,5 Stunden. Nachcremen verlängert die Schutzzeit nicht, sorgt aber dafür, dass durch Schwitzen oder Abrieb auf das Badehandtuch verloren gegangene Creme ersetzt und der Lichtschutz aufrechterhalten wird.

Der LSF macht allerdings nur eine Aussage über den Schutz vor UV-B-Strahlen. Ob ein UV-A-Schutzfaktor (genannt UV-A-PF) vorliegt, lässt sich an einem auf der Packung aufgedruckten Symbol erkennen. Dieses kreisförmige Siegel sagt aus, dass der UV-A-PF mindestens ein Drittel des LSF beträgt. Ein Präparat mit LSF 30 muss also einen UV-A-PF von mindestens 10 aufweisen.

Doch ob LSF oder UV-A-PF, ein Lichtschutz kann nur wirken, wenn er richtig aufgetragen wird — und genau hier befindet sich die Achillesferse der Sonnencremes. Um ausreichend zu wirken, sind etwa 2 mg pro cm2 Haut aufzutragen. Ein 1,80 m großer, 80 kg schwerer Mann mit einer Körperoberfläche von 2 m2 braucht dementsprechend etwa 40 g Sonnenschutzmittel pro Anwendung. Das bedeutet, dass bei korrekter Verwendung ein Gebinde mit normaler Größe von 100 bis 200 ml nach 3 bis 5 Anwendungen leer ist. Feldversuche haben aber gezeigt, dass meist viel zu wenig Creme aufgetragen wird, um einen Schutz zu erzielen.

Tipp: Nicht nur die Menge der Sonnencreme zählt. Viele Sonnenfreunde schmieren zwar Brust und Rücken eifrig ein, vergessen aber die „Sonnenterrassen“ ihres Körpers. Denken Sie deshalb beim Eincremen immer auch an Kopfhaut (bei Glatzenträgern), Stirn, Ohren, Nasenrücken, Schultern und Fußrücken.

Sonnenschutz unter der Umwelt-Lupe

In Zeiten des Umweltschutzes haben Sonnencremes jedoch ein Manko. Experten schätzen, dass jährlich tausende Tonnen Sonnenschutzmittel in den Weltmeeren landen. Doch viele chemische UV-Filter sind biologisch nicht abbaubar und schädigen die Natur, vor allem die Meere und ihre Bewohner. Manche Experten plädieren deshalb dafür, Sonnenschutzmittel mit physikalischen UV-Filtern wie beispielsweise Zinkoxid oder Titanoxid zu verwenden (Beispiele für solche mineralischen Sonnencremes sind die Sensitiv Sonnencreme von Lavera, die Edelweiss Sonnenmilch von Weleda oder die Mineralische Sonnenmilch von Avène). Diese Wirkstoffe sind biologisch abbaubar und sollen z. B. den Korallen nicht schaden. Allerdings landen durch Sonnencremes mit Titanoxid vermehrt Aluminium, Siliciumdioxid und Phosphor in den Küstengewässern, wie spanische Wissenschaftler herausgefunden haben. Welche Auswirkungen das auf das maritime Ökosystem hat ist allerdings noch unbekannt.

Aktuell diskutieren Experten auch über die Auswirkungen chemischer UV-Filter auf den menschlichen Organismus. Vor allem die Frage, in wieweit die Wirkstoffe über die Haut in den Blutkreislauf gelangen, interessiert die Verbraucher. In der Europäischen Union müssen UV-Filter jedoch intensiv untersucht und geprüft werden. Laut Bundesamt für Risikobewertung „sind nach derzeitigem Wissenstand gesundheitliche Beeinträchtigungen bei den auf dem europäischen Markt erhältlichen Sonnenschutzmitteln nicht zu erwarten“.

Hinweis: Um seine Korallenriffe zu schützen, hat der pazifische Inselstaat Palau seit 1.1.2020 Produkte mit Oxybenzon oder Octinoxat verboten. Weitere Inselstaaten wollen diesem Vorbild folgen, in Hawaii tritt ein entsprechendes Gesetz ab 1. Januar 2021 in Kraft.

Sonnenschutz zum Schlucken?

Wie schön wäre es, wenn Verhüllen oder Einschmieren gar nicht nötig wären und man den Sonnenschutz einfach schlucken könnte. Immerhin wurde schon eine ganze Reihe von Substanzen auf einen möglichen Lichtschutzeffekt von innen geprüft. Durchgefallen sind die Kandidaten Selen, Vitamin E und Lykopin. Bei Beta-Carotin ist die Sache nicht so einfach. In einigen Studien konnte ein gewisser Schutzeffekt nachgewiesen werden, allerdings nur bei sehr hohen Dosierungen. Da die normale Versorgung der Bundesbürger mit Beta-Carotin aber ohnehin schon sehr hoch ist, wird eine weitere Einnahme nicht empfohlen.

Quellen: Renz Mang u.a., hautnah dermatologie,  www.uv-index.de, www.euromelanoma.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Max Topchii/Shutterstock.com