Gesundheit heute

Seborrhoisches Ekzem

Häufigkeit: 4

Seborrhoisches Ekzem (seborrhoische Dermatitis): Schubweise verlaufende schuppende Hautentzündung, bevorzugt an Hautarealen mit hohem Anteil an Talgdrüsen und am behaarten Kopf. 5 % bis 10 % der Bevölkerung leiden an der Hauterkrankung; besonders häufig trifft es Säuglinge, Männer ab dem 40. Lebensjahr und Frauen während oder nach den Wechseljahren. Ein erhöhtes Risiko tragen auch Parkinson-Patient*innen und HIV-Infizierte. Das seborrhoische Ekzem lässt sich mit Cremes und Shampoos gut behandeln, gerade Erwachsene neigen jedoch zu Rückfällen. Bei Säuglingen bildet es sich nach wenigen Monaten meist wieder komplett zurück.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Scharf begrenzte, rötliche Entzündungsflächen mit gelblicher, fettiger Schuppung, überwiegend an behaarter Kopfhaut, Haaransatz, Stirn, Nasenlippenfurche, Genitalbereich, Rücken und über dem Brustbein
  • Fast immer Kopfschuppung
  • Selten Juckreiz.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • obige Leitbeschwerden auftreten bzw. diese sich trotz Behandlung nicht bessern.

Die Erkrankung

Seborrhoisches Ekzem des Erwachsenen (Typ I)

Beim Erwachsenen treten die Ekzeme meist im mittleren Lebensalter auf und betreffen vermehrt Männer. Das klinische Bild richtet sich danach, wo die Hauterscheinungen sitzen.

  • Behaarte Kopfhaut. Hier zeigen sich unscharf begrenzte, flächige Rötungen mit locker sitzenden weißen Kopfschuppen. Die Hauterscheinungen überschreiten den Haaransatz nicht und jucken, wenn überhaupt, nur wenig. In manchen Fällen finden sich auch nur weißliche, feine Schuppung der Kopfhaut ohne Entzündungszeichen. Diese sehr milde Variante wird auch als Pityriasis simplex capillitis bezeichnet und oft mit normalen Kopfschuppen verwechselt.
  • Gesicht. Die roten, schuppigen Plaques befinden sich vor allem im Nasenlippenbereich, hinter den Ohren und im Bartbereich. Die Augenbrauen können mitbetroffen sein, in manchen Fällen sind sie sogar ausschließlich befallen, ohne dass der restliche Körper weitere Ekzeme aufweist.
  • Rumpf. An Rücken und Brust treten die Ekzeme in der sogenannten Schweißrinne entlang des Brustbeins und der Wirbelsäule auf. Meist sind die roten oder rotbraunen Flecken scharf begrenzt, sie schuppen unterschiedlich stark und jucken selten.

Krankheitsentstehung. Als Ursache für das seborrhoische Ekzem vermutet man eine Überproduktion der Talgdrüsen (Seborrhö), möglicherweise in Zusammenhang mit einem Überschuss an männlichem Sexualhormon, z. B. Testosteron, das die Talgproduktion stimuliert. Dieser Zusammenhang erklärt das häufige Auftreten des Ekzems bei Männern und bei Frauen während der Wechseljahre. Als begünstigende oder auslösende Faktoren diskutiert man zudem:

  • Der normalerweise harmlose Hefepilz Malessezia furfur (früher Pityrosporum ovale genannt) und andere Malessezien-Arten sollen bei übermäßiger Vermehrung zu einer Entzündung der (mit den Talgdrüsen in Verbindung stehenden) Haarbälge führen.
  • Eine erbliche Veranlagung zum seborrhoischen Ekzem ist bekannt und bei etwa 50 % der Bevölkerung nachweisbar.
  • Stress, Schlafmangel, psychische und starke körperliche Belastungen verschlimmern die Erkrankung.
  • Ob auch die Ernährung, insbesondere die Versorgung mit Zink und Vitaminen, einen Einfluss auf die Beschwerden hat, ist umstritten.

Verlauf und Komplikationen. In der Regel ist das seborrhoische Ekzem eine zwar kosmetisch störende und häufig wiederkehrende, aber harmlose Hauterkrankung. Gelegentlich infizieren Bakterien die betroffenen Hautareale und verstärken die Entzündung. Bei starkem und wiederholtem Befall der Kopfhaut kommt es manchmal zu Haarausfall.

Seborrhoisches Säuglingsekzem

Diese auch seborrhoisches Ekzem Typ II genannte Hauterkrankung tritt bei bis zu 5 % der Säuglinge innerhalb der ersten 3 Lebensmonate auf. Charakteristisch sind gelbliche, fettige, fest haftende Schuppenkrusten, v. a. am behaarten Kopf (Milchschorf oder Gneis genannt), außerdem an den Augenbrauen, hinter den Ohren und am Hals. Ursache sind die nach der Geburt kurzfristig hohen Spiegel männlicher Hormone, die die Talgdrüsen des Kindes vorübergehend aktivieren. Meistens heilt das seborrhoische Säuglingsekzem schon nach wenigen Wochen auch ohne Behandlung folgenlos ab. Nur sehr selten breitet es sich im 2. Lebensmonat auf den ganzen Körper aus und führt dann zu einem schweren Krankheitsbild mit Fieber, Erbrechen und Durchfall.

Hinweis: Milchschorf kann auch ein Anzeichen einer Neurodermitis sein.

Diagnosesicherung

Meistens diagnostiziert die Hautärzt*in ein seborrhoisches Ekzem anhand der typischen Hautveränderungen und einer Befragung der Patient*in oder ihrer Eltern. Im Zweifel bringt eine mikroskopische Untersuchung der Schuppen Klarheit.

Differenzialdiagnosen. Abzugrenzen sind andere Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis, die ähnlich aussehen können, aber auch Pilzerkrankungen der Haut.

Behandlung

Erwachsene

Zur Behandlung der Kopfhaut reichen in leichten Fällen manchmal austrocknende Shampoos wie Mineralsalzshampoos oder Sebamed flüssig. Meist sind jedoch Shampoos mit einem pilztabtötenden Wirkstoff, also einem Antimykotikum wie Ketoconazol (z. B. Terzolin®) oder Ciclopirox (z. B. Stieprox® intensiv) erforderlich. Ausgeprägte Schuppen müssen vor der Kopfwäsche mit einem Keratolytikum wie Salicylsäure (z. B. Squamasol®Gel) abgelöst werden. Bei stark entzündeter Kopfhaut verordnet die Ärzt*in ein Kortisonpräparat wie Mometason (z. B. Ecural®-Lösung), das für 2–3 Wochen auf den behaarten Kopf aufgetragen wird.

Für das Gesicht eignen sich ebenfalls Antimykotika wie Ketoconazol oder Ciclopirox in Form von Cremes oder Lotionen (z. B. Nizoral® Creme, Oliprox® Creme). Alternativ helfen auch die entzündungshemmenden und immunsupprimierenden Calcineurininhibitoren Pimecrolimus (z. B. Elidel®) oder Tacrolimus (z. B. Protopic Salbe®).

Bei ausgeprägten Entzündungen außerhalb des Gesichtsbereichs verordnet die Ärzt*in vorübergehend auch Salben oder Cremes mit Kortison wie Hydrocortison (z. B. Alfason®). Eine starke Schuppenbildung macht den Einsatz von Präparaten erforderlich, die Keratolytika wie Salicylsäure oder Harnstoff enthalten.

Systemische Therapie. In besonders schweren Fällen kann die Einnahme von Kortison oder Tetrazyklin helfen. Kortison darf aufgrund der drohenden Nebenwirkungen wie Blutdruckanstieg, Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen nur kurzfristig eingesetzt werden und wird dann wieder vorsichtig ausschleichend abgesetzt.

Behandlung von Säuglingen

Beim seborrhoischen Säuglingsekzem erfolgt die Kopfwäsche mit einem milden Babyshampoo oder auch leicht austrocknenden Shampoos wie Sebamed flüssig. Die Schuppen lassen sich mit Salicylsäure in Ölivenöl ablösen. Auch Gerbstoffe wie Tannolact sind hilfreich. Bei nässenden Stellen verordnet die Ärzt*int leicht austrocknende Salben auf Zinkbasis. Im Falle einer zusätzlichen Infektion mit Pilzen oder Bakterien kommen entsprechende antimykotische oder antibakterielle Salben oder Cremes zum Einsatz (z. B. Candiol Hermal Softpaste mit Nystatin oder Fucidine Salbe® mit Fucidinsäure). Generell soll auf penible Hygiene geachtet werden. So sind Windeln und Wäsche häufig zu wechseln, außerdem ist eine leichte, lockere Bekleidung ratsam.

Prognose

Das seborrhoische Ekzem lässt sich nicht heilen, mit den richtigen Therapiemaßnahmen aber deutlich lindern. Typisch ist ein schubweiser Verlauf mit Besserung in den (sonnenreichen) Sommermonaten und regelmäßiger Verschlechterung im Winter.

Bei Säuglingen heilt das seborrhoische Ekzem in der Regel nach einigen Monaten von selbst aus.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bei starken Kopfschuppen kann in Absprache mit der Ärzt*in in regelmäßigen Abständen eine Kur mit Schuppenshampoo (z. B. Terzolin®) durchgeführt werden. Zwischenzeitlich sind milde Haarshampoos (z. B. Physiogel® oder ein Babyshampoo) empfehlenswert. Mitunter hilft auch Apfelessig: Zu gleichen Teilen mit Wasser verdünnt, wird er auf die betroffenen Stellen aufgetragen.

Prävention

Auch nachdem das akute Stadium eines seborrhoischen Ekzems abgeklungen ist, braucht die betroffene Haut intensive Pflege, um Rückfälle zu vermeiden oder zumindest zu verzögern.

  • Geeignet sind fettarme Basispräparate (Cremes), eventuell mit Zusatz von Salicylsäure oder Harnstoff.
  • Da Stress und Anspannung einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben, empfiehlt sich als vorbeugende Maßnahme auch das Erlernen von Entspannungsmethoden, z. B. Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Komplementärmedizin

Da das seborrhoische Ekzem u. a. auf eine Überproduktion der Talgdrüsen zurückzuführen ist, kombiniert die Komplementärmedizin in erster Linie Verfahren zur Reduktion der Talgbildung und Methoden zur Stabilisierung des Immunsystems mit Entspannungsverfahren.

Hydrotherapie. Eine verminderte Produktion der Talg- und Schweißdrüsen lässt sich durch Abreibungen mit verdünnten, alkoholischen Lösungen erreichen, alternativ auch durch Umschläge mit warmem Eichenrindensud. Bäder mit Fichtennadelextrakt (nicht länger als eine Viertelstunde) sind ebenfalls empfehlenswert. Nach dem Bad sollte auf eine Rückfettung der Haut durch Öle oder Lotionen allerdings verzichtet werden.

Lichttherapie. Da Sonnenstrahlung offensichtlich positive Auswirkungen auf seborrhoische Ekzeme hat, bieten sich neben einer Bestrahlung mit Höhensonne ausgedehnte Spaziergänge an (Luft- und Sonnenbad). Die klimatischen Bedingungen am Meer und im Gebirge haben einen besonders günstigen Einfluss. Hartnäckige Ekzeme reagieren oft auch gut auf eine Behandlung mit UVB-Strahlen.

Pflanzenheilkunde. Im Vordergrund stehen zum einen milde, die Haut zusammenziehende Pflanzenextrakte wie Eichenrinde, die auch als Fertigpräparate (z. B. Tannosynt® flüssig) zur Verfügung stehen. Zum anderen hat die Behandlung zum Ziel, die Schweißsekretion zu hemmen; dazu eignet sich z. B. Salbei, der sowohl innerlich als Tee genossen als auch äußerlich in Form von Kompressen verwendet werden kann.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen : Dr. med. Sonja Kempinski
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Erste Hilfe bei Verbrennungen

Fast zwei Drittel aller Brandverletzungen geschehen im häuslichen Umfeld.

Erste Hilfe bei Verbrennungen

Retten, kühlen, Schwere abschätzen

Ob spritzendes Fett, umgeschütteter Tee oder die Stichflamme aus dem Gartengrill — Verbrennungen sind häufige Alltagsverletzungen. Lesen Sie im aktuellen Ratgeber, wann und wie Sie kleine Verbrennungen und Verbrühungen selbst behandeln können, warum Kühlen nicht immer erlaubt ist und welche Brandwunden unbedingt in der Arztpraxis versorgt werden müssen.

Brandgefährliches Zuhause

Fast zwei Drittel der Brandverletzungen geschehen im häuslichen Umfeld. Ist feuchte Hitze die Ursache, spricht man von Verbrühungen, bei trockener Hitze von Verbrennungen. Typische Verbrühungen entstehen beispielsweise durch

  • kochendes oder siedendes Wasser
  • heißen Wasserdampf
  • heißen Tee oder Kaffee
  • siedendes Öl aus einer Fritteuse oder der Pfanne.

Verbrennungen mit trockener Hitze werden dagegen verursacht durch

  • Feuer, zum Beispiel im Grill oder im Kamin
  • Kontakt mit heißen Gegenständen wir Herdplatte, Backblech, Bügeleisen oder zu heiß befüllter Wärmflasche
  • Strom, Explosionen
  • starke Sonneneinstrahlung (Sonnenbrand).

Schaden beurteilen

Je nach Höhe der Temperatur und Dauer der Einwirkung reichen die Schäden bei einer Brandverletzung von einer harmlosen kleinen Rötung bis zur Verkohlung der Haut. Zum Einschätzen der Schwere von gibt es zwei Kriterien: Die Tiefe der Brandwunde und das Ausmaß der betroffenen Körperoberfläche.

Die Tiefenausdehnung der Brandwunde trägt entscheidend dazu bei, wie gut die Haut nach der Verletzung wieder heilen kann. Sie wird in 5 Schweregrade eingeteilt:

  • Schweregrad 1: Betroffen ist hier nur die oberste Hautschicht (Oberhaut, Epidermis). Die Haut ist gerötet, geschwollen, empfindlich für Berührungen und schmerzt oft stark. Brandwunden dieses Schweregrads verheilen meist folgenlos innerhalb einer Woche.
  • Schweregrad 2a: Hier reicht der Schaden schon bis in die oberflächliche Lederhaut (Dermis). Es bilden sich Blasen, der Wundgrund ist rosa, die Haare sind aber noch fest in der Haut verankert. Es bestehen starke Schmerzen. Beim Abheilen bleiben manchmal Narben zurück.
  • Schweregrad 2b. Auch hier zeigen sich Blasen, aber der Wundgrund ist blasser und die Haare lassen sich leicht entfernen. Die Schmerzen sind weniger stark ausgeprägt, weil die örtlichen Schmerzfasern geschädigt sind. Brandwunden mit Schweregrad 2b heilen gewöhnlich unter Narbenbildung ab.
  • Schweregrad 3. Hier ist die komplette Lederhaut verbrannt, der Wundgrund ist trocken, lederartig und es sind keine Haare mehr vorhanden. Schmerzen bestehen keine. In diesem wie im nachfolgenden Schweregrad ist in der Regel eine operative Behandlung, häufig sogar eine Hauttransplantation erforderlich.
  • Schweregrad 4. Die Haut ist verkohlt, es bestehen keine Schmerzen. Neben Oberhaut und Lederhaut sind Unterhautfettgewebe, aber auch Muskeln, Faszien und Knochen betroffen.

Bei Erwachsenen hat sich zum Abschätzen der betroffenen Körperoberfläche die Neunerregel bewährt. Kopf und Hals nehmen 9% der Körperoberfläche ein, die Arme jeweils 9%, der komplette Rumpf 36%, die Beine jeweils 18% und das Genital 1 %. Kinder haben hingegen andere Körperproportionen. Kopf oder Bein entsprechen bei 5-Jährigen 14 bzw. 16% der Körperoberfläche, bei Einjährigen 18 bzw. 14%. Je mehr Haut von der Verbrennung betroffen ist, desto gefährlicher ist sie. Bei Erwachsenen besteht ab 15% verbrannter Körperoberfläche Lebensgefahr, bei Kindern ab 8%.

Bei großflächiger Zerstörung der Haut hat der ganze Organismus zu kämpfen. Durch die Verletzung der Blutgefäße treten Flüssigkeit und Eiweiße aus, es drohen Kreislaufstörungen bis hin zum Schock. Weil dann auch die Durchblutung der Nieren stark abnimmt, ist sogar ein Nierenversagen möglich.

Hinweis: Tiefe Brandschäden führen oft zur Zerstörung von Nerven, Talg- und Schweißdrüsen. In den betroffenen Bereichen sind deswegen häufig die Rückfettung der Haut, die Wundheilung und die Regulierung der Temperatur beeinträchtigt. Außerdem erhöht sich das Risiko für eine bösartige Entartung der Hautzellen.

Gleich in die Arztpraxis?

Ob eine Verbrennung oder Verbrühung selbst behandelt werden kann, hängt von ihrem Ausmaß ab. Und davon, wer betroffen ist. Bei kleinen, oberflächlichen Verbrennungen vom Schweregrad 1 ist bei älteren Kindern und Erwachsenen die Selbstmedikation erlaubt. Eine ärztliche Behandlung ist erforderlich

  • bei Blasenbildung der Haut
  • bei weiß aussehenden Brandwunden, schmerzlosen Brandwunden
  • wenn Rauch eingeatmet wurde
  • bei bewusstlosen Brandopfern
  • bei Verbrennungen von Gesicht oder Intimbereich
  • wenn sich zunächst einfache Brandwunden infizieren.

Hinweis: Bei Verbrennungen oder Verbrühungen von Kleinkindern oder Säuglingen ist immer eine Ärzt*in aufzusuchen.

Verbrannt — und nun?

Im Falle eines Falles gilt es, schnell mit den geeigneten Sofortmaßnahmen zu beginnen. Dazu gehören

  • Hitzeeinwirkung stoppen. Kleiderbrände mit (schwer entflammbarer!) Decke, Feuerlöscher oder Wasser löschen, verbrühte Kleidung und Schmuck sofort entfernen. Sind Stoffanteile schon mit der Haut verbacken, Kleidung anlassen oder mit einer Schere umschneiden, keinesfalls abreißen.
  • Kühlen. Sofortiges Kühlen senkt die oft extremen Schmerzen. Verwendet wird dazu fließendes Leitungswasser von etwa 20° C. Wichtig: Kühlen ist nur bei kleinflächigen Verbrennungen (bis zu einer Handfläche) erlaubt, bei ausgedehnter Wässerung droht der ganze Körper auszukühlen. Eis oder Coolpacks dürfen keinesfalls auf die Brandwunde, sie schädigen das Gewebe zusätzlich.
  • Abdecken. Bei größerflächigen Brandwunden wird nicht gekühlt, sondern die Wunde steril abgedeckt. Dazu eignen sich spezielle metallbeschichtete Brandtücher, die locker fixiert werden. Sind die nicht zur Hand, können sterile Tücher aus dem Verbandskasten verwendet werden.
  • Warmhalten. Bei großflächigen Brandwunden verliert der Körper über die Brandwunde Wärme, es droht die Auskühlung. Bis der Rettungsdienst eintrifft, halten (Rettungs)decken das Brandopfer warm.

Hinweis: Bei Kindern dürfen allenfalls Arm oder Bein gekühlt werden, da der kleine Körper sonst zu leicht auskühlt. Bei Neugeborenen und Säuglingen ist das Kühlen aus dem gleichen Grund absolut tabu!

So geht´s weiter nach den Sofortmaßnahmen

Zum Glück sind viele Brandverletzungen so harmlos (also nur Schweregrad 1), dass sie zu Hause in Eigenregie behandelt werden können. Nach dem Kühlen wirken spezielle Brandgele schmerzlindernd und unterstützen die Wundheilung. Beispiele sind Brand- und Wundgel Medice®, Antiseptische Wund + Brand Creme oder Combudoron® Gel. Wie dick das Gel aufzutragen ist, unterscheidet sich je nach Präparat und ist dem jeweiligen Beipackzettel zu entnehmen. Im Zweifel gibt es Rat in der Apotheke.

Sind die Schmerzen stark, spricht nichts gegen orale Schmerzmedikamente, zum Beispiel Acetylsalicylsäure (zum Beispiel Aspirin® Tabletten oder ASS-ratiopharm Tabletten) oder Ibuprofen (zum Beispiel Nurofen® oder Ibuprofen Heumann).

Brandwunden ab dem Schweregrad 2 müssen in der Arztpraxis versorgt werden. Für Wundreinigung und -desinfektion steht eine Vielzahl von Verbandsmaterialien und Wundmanagementsystemen zur Auswahl.

  • Preiswerteste Variante sind konventionelle Wundauflagen, beispielsweise mit Vaseline oder Paraffin beschichtete Gaze (zum Beispiel Jelonet® oder Lomatuell®). Ihr Nachteil ist, dass sie bei geringer Wundflüssigkeit mit der Wunde verkleben können. Alternative sind Gewirke mit Öl/Wasser-Imprägnierungen wie zum Beispiel Adaptic® oder Atrauman®.
  • Hydroaktive Wundauflagen verhindern, dass die Wunde austrocknet und können über mehrere Tage auf der Wunde bleiben. Zu den Hydrokolloiden gehören beispielsweise Urgotül®, Varihesive®E oder Suprasorb®H. In Form von Hydrogelen haben sie einen leicht kühlenden Effekt (zum Beispiel Nobagel® oder Suprasorb® G). Hydroaktive Wundauflagen sind entweder mit einem Pflaster oder mit einer Mullbinde zu befestigen. Ausnahmen sind spezielle Kompressen, die einen klebenden Fixierrand haben, wie beispielsweise Dermaplast® Medical Brandwunden oder Ratioline® protect Gelpflaster.
  • Transparente Folienverbände eignen sich nur für geringfügige Verbrennungen. Ihr Vorteil ist, dass die Wunde gut kontrolliert werden kann, außerdem sind sie keim- und wasserdicht und lassen Luft austreten. Zum Abziehen müssen die Folien vorsichtig angehoben und gedehnt werden.

Hinweis: Tragen Sie keinesfalls Puder, Öle oder andere Hausmittel auf die Brandwunde auf. Denn dadurch drohen nicht nur Infektionen, auch die Wundheilung wird gestört. Brandblasen — auch kleine — gehören in ärztliche Behandlung und dürfen nicht von Ihnen aufgestochen werden.

Nach dem Abheilen heißt es: Pflegen

Ist die Wunde komplett verschlossen, profitiert die Haut von einer Extra-Pflege – das gilt besonders, weil die Haut bei und nach Brandwunden oft sehr stark juckt. Zum Beispiel Dexpanthenol-haltige Produkte steigern den Fett- und Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Sie sorgen dafür, dass die Haut nicht spannt und juckt. Besonders einfach auftragen lässt sich der Wirkstoff mit feuchtigkeitsspendenden Sprays (zum Beispiel Bepanthen® kühlendes Schaumspray oder Panthenol® Spray).

In manchen Fällen leiden Betroffene trotz guter Pflege noch jahrelang unter Juckreiz. Lokal aufzutragende Präparate wie Salben oder Gele zeigen dann meist wenig Wirkung. Häufig helfen dann oral einzunehmende Medikamente Antihistaminika wie etwa Cetirizin (zum Beispiel Zyrtec® oder Cetirizin Vividrin) oder antiepileptische Wirkstoffe wie Gabapentin (zum Beispiel Neurontin® oder Gabapentin AbZ).

Vorbeugen ist besser als heilen

Brandverletzungen lassen sich im Alltag nicht 100%ig vermeiden. Einige Vorsichtsmaßnahmen helfen aber, das Risiko klein zu halten:

  • Kinder in der Nähe von Kaminen, Grillgeräten oder brennenden Kerzen immer beaufsichtigen. Bei Kleinkindern besser auf offenes Feuer und echte Kerzen verzichten.
  • Kein kochendes Wasser in Wärmeflaschen füllen. Zur Vorsicht Wärmeflaschen immer noch einmal in ein Tuch wickeln, um direkten Hautkontakt zu vermeiden.
  • Sind Kinder im Haushalt, besser keine herunterhängenden Tischdecken verwenden, wenn auf dem Tisch heiße Speisen oder Getränke stehen. Heißes Essen oder Getränke immer für Kinder unerreichbar in der Mitte des Tischs platzieren.
  • Bei Herden mit Herdplatten eine Umrandung installieren, damit Kinder keine Töpfe vom Herd ziehen können.
  • Keine heißen Speisen oder Getränke zu sich nehmen, wenn ein Kind auf dem Schoß sitzt.
  • Beim Grillen auf ungeeignete Brandbeschleuniger verzichten.

Quellen: Ines Winterhagen, DAZ 2020, Nr. 23; www.drk.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Petrychenko Anton/Shutterstock.com