Gesundheit heute

Schleimbeutelentzündung am Knie

Schleimbeutelentzündung am Knie (Bursitis präpatellaris): Entzündung des Schleimbeutels auf der Vorderseite der Kniescheibe. Oft handelt es sich um eine chronische Entzündung durch dauerhafte Druckbelastung, zum Beispiel als Berufskrankheit bei Fliesenlegern. Eine akute Entzündung tritt nach einer schweren Prellung oder (selten) einer Verletzung des Schleimbeutels mit nachfolgender Infektion auf. Die Erkrankung führt oft zu hartnäckigen Beschwerden, jedoch meist zu keinen bleibenden Schäden.

  • Schwellung und Rötung im Bereich der Kniescheibe, bei Druck stark schmerzhaft
  • Schmerzen bei Beugung des Kniegelenks
  • Evtl. offene Wunde bei einer Verletzung.

Wann zum Arzt

Sofort bei einer größeren, offenen Wunde vorne am Knie.

In den nächsten Tagen bei jeder schmerzhaften Schwellung am Kniegelenk, die in diesem Zeitraum nicht besser wird.

Die Erkrankung

Vor und unterhalb der Kniescheibe befindet sich ein Schleimbeutel, ein bindegewebig ummantelter Hohlraum, der das Kniegelenk gegen Stöße und Druck abfedert. Führt eine Prellung oder ein lang andauernder Reiz (z. B. häufiges Knien) zu einer Entzündung, sondert die Innenhaut des Schleimbeutels vermehrt Flüssigkeit (Synovia) ab. Als Folge entsteht eine Schwellung, die sich wie ein schwabbeliger oder prall gespannter Flüssigkeitssack anfühlt. Platzt ein praller Schleimbeutel, z. B. durch einen (erneuten) Sturz oder Tritt, kommt es meist zu einer großflächigen Blutung unter der Haut. Wenn durch eine offene Wunde Bakterien in den Schleimbeutel eindringen, entsteht eine eitrige Entzündung mit starken Schmerzen und deutlicher Rötung.

Meist finden sich in der Umgebung des Kniegelenks noch mehrere weitere Schleimbeutel, die sich ebenfalls entzünden können. Bei der Bursitis infrapatellaris ist z. B. ein Schleimbeutel unterhalb der Kniescheibe betroffen.

Das macht der Arzt und Selbsthilfe

Diagnosesicherung. Der Tastbefund ist so typisch, dass der Arzt die Ursache der Schwellung meist rasch erkennt. Im Ultraschall zeigt sich der entzündete Schleimbeutel als flüssigkeitsgefüllte Höhle, bei längerem Verlauf meist mit verdickten Wänden. Röntgenbilder bringen nur dann zusätzliche Informationen, wenn ein Unfall vorliegt oder eingedrungene Steinchen vermutet werden.

Therapie. Im Vordergrund steht die Schonung des betroffenen Knies. Neben einer Sportpause kann dies auch bedeuten, die berufliche Tätigkeit vorübergehend zu unterbrechen. Bei wiederkehrenden Beschwerden und eitrigen Infektionen ist es oft zweckmäßig, das Knie durch Schienen ruhig zu stellen. Kühlung (z. B. durch Kühlpacks) und Schmerzmittel (NSAR) dämpfen die Entzündung und lindern die Schmerzen.

Eine Ausnahme bilden eitrige, d. h. durch Bakterien entzündete Schleimbeutel. Hier muss der Eiter abgelassen werden, um eine mögliche Ausbreitung der Bakterien im Körper (Sepsis) zu vermeiden. Dies erfordert eine dringliche Operation in (Teil-)Narkose, bei der meistens der Schleimbeutel gleich mit entfernt wird (Bursektomie). Alternativ schafft der Arzt in einem ersten kleinen Schnitt einen Abfluss für den Eiter und die eigentliche Schleimbeutelentfernung folgt erst, wenn die starke Entzündung abgeklungen ist. Zusätzlich sind bei eitrigen Schleimbeuteln meistens Antibiotika notwendig; eine alleinige Therapie mit Antibiotika genügt aber nur in Ausnahmefällen.

Chronische Beschwerden reagieren oft gut auf Wärme, z. B. Rotlicht. Bei ausgeprägten, hartnäckigen Schwellungen lässt sich der Schleimbeutelinhalt mit einer Spritze abziehen; er läuft allerdings oft wieder nach. Haben diese Maßnahmen keinen dauerhaften Erfolg, bleibt manchmal nur die operative Entfernung des Schleimbeutels (Bursektomie). Im Gegensatz zur eitrigen Bursitis ist der Eingriff aber kleiner und oft ambulant durchführbar, ja nach Größe sogar nur in örtlicher Betäubung.

Komplementärmedizin

Physikalische Therapie. In der Akutphase können Umschläge mit essigsaurer Tonerde Linderung verschaffen, der man eine entzündungshemmende Wirkung zuschreibt.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt als Akutmittel z. B. Arnica, Apis mellifica oder Rhus toxicodendron bzw. eine individuell abgestimmte Konstitutionsbehandlung bei wiederkehrenden Beschwerden.

Akupunktur und Magnettherapie. Wie bei allen überlastungsbedingten Erkrankungen des Bewegungsapparats liegen auch für Schleimbeutelentzündungen positive Erfahrungsberichte über den Einsatz der Akupunktur vor. Gleiches gilt für die Magnettherapie.

Vorsorge

Vorsorge ist nur gegen eine chronische Schleimbeutelentzündung möglich. Besonders Berufstätige, die oft kniend arbeiten, z. B. Fliesen- und Parkettleger oder Gärtner, sollten unbedingt gepolsterte Knieschoner tragen.

Von: Dr. med. Martin Schäfer, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Zwei neue Hüften auf einen Streich

Nach der Implanatation einer neuen Hüfte stehen drei Monate Rehabilitation an.

Zwei neue Hüften auf einen Streich

Eine rechts, eine links

Bei starker Arthrose müssen oft beide Hüftgelenke ersetzt werden. Bisher riet man eher dazu, das nacheinander zu tun. Doch offenbar lassen sich auch zwei Gelenke in einer Sitzung austauschen. Patient*innen und OP-Team müssen dafür jedoch einige Voraussetzungen erfüllen.

Zwei Mal Narkose, zwei Mal Reha

Der natürliche Gelenkverschleiß bleibt meist nicht auf eine Hüfte beschränkt. Im Gegenteil: Viele Betroffene klagen schon frühzeitig über Schmerzen auf beiden Seiten. Wird eine Endoprothese angeraten, wurde bisher meist in Reihe operiert. Erst die eine Seite und danach drei Monate zur Rehabilitation, dann die andere Seite und erneut zur Reha.

Könnte man beide Hüften auf einen Streich austauschen, blieben den Patient*innen eine Vollnarkose und drei Monate Reha erspart. Das klingt verlockend – aber ist das auch machbar? Dieser Frage wurde in einer aktuellen Studie nachgegangen. Darin verglich man Patient*innen mit beidseitiger Hüftarthrose, die entweder gleichzeitig oder nacheinander ihre beiden Hüftendoprothesen erhalten hatten. Die Ergebnisse sind vielversprechend:

  • Der insgesamte Klinikaufenthalt war bei den gleichzeitig Operierten kürzer als bei denjenigen, die ihre beiden TEPs in zwei Sitzung bekamen.
  • Die Operation dauerte bei beidseitigem Hüftaustausch nur wenig länger als die beiden Einzeloperationen zusammen (61 Minuten versus 58 Minunten).
  • Die simultan Operierten verloren insgesamt weniger Blut als die zweimal Operierten.

Genauso beweglich wie mit nur einer neuen Hüfte

Hinsichtlich der Komplikationsraten unterschieden sich die beiden OP-Strategien nicht. Die Reha verlief ebenfalls vergleichbar. In beiden Gruppen konnten die frisch Operierten nach gut zwei Tagen frei auf der Station herumgehen. Und nach knapp vier Tagen klappte bei allen das Treppensteigen wieder.

Auch die Sorge um eine schlechtere Beweglichkeit durch zwei gleichzeitig ausgetauschte Hüftgelenke ist unbegründet. Schon am dritten bis vierten Tag schnitten die doppelt Operierten bei den Alltagsaktivitäten kaum schlechter ab als die einseitig operierten. Und das galt sowohl für den Toilettengang als auch für das Ein- und Aussteigen aus dem Auto.

75 Jahre als Grenze

Damit ist die simultane beidseitige Hüftendoprothetik genauso sicher wie das traditionelle Vorgehen mit zwei OP-Terminen. Allerdings müssen dafür einige Kriterien erfüllt sein, betonen Expert*innen. Zunächst muss die Operationsindikation eindeutig sein. Außerdem sollten die Patient*innen jünger als 75 Jahre sein und nicht unter starkem Übergewicht leiden. Auch schwere Begleiterkrankungen sprechen dagegen, zwei Hüften auf einen Streich auszutauschen.

Eine weitere unabdingbare Voraussetzung: Das Operationsteam muss die nötige Expertise für einen solchen Doppeleingriff haben. Und das ist am ehesten in spezialisierten Kliniken der Fall.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja kempinski; Bild: mauritius images / TPG RF / Kzenon