Gesundheit heute

Harnröhrenentzündung

Harnröhrenentzündung (Urethritis): Entzündung der Harnröhrenschleimhaut, oft von Brennen und Jucken in der Harnröhre und Schmerzen beim Wasserlassen begleitet. Die Erreger, vor allem Bakterien, geraten manchmal vom Enddarm in die Harnröhre. Sie können aber auch von außerhalb des Körpers stammen und z. B. beim Geschlechtsverkehr übertragen werden.

Werden Harnröhrenentzündungen rechtzeitig antibiotisch behandelt, heilen sie in der Regel aus. In manchen Fällen – besonders bei Chlamydien – drohen jedoch aufsteigende Infektionen, die die Eileiter verkleben und dadurch zu Unfruchtbarkeit (Sterilität) führen können.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Brennen und Jucken in der Harnröhre
  • Schmerzen und Brennen beim (meist gehäuften) Wasserlassen
  • Bei Männern meist deutlicher Ausfluss, morgens am stärksten (Bonjour-Tröpfchen)
  • Bei Frauen vaginaler Ausfluss, Unterbauchschmerzen bei Beteiligung der Eileiter.

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn

  • es zu eitrigem Ausfluss aus der Harnröhre kommt.

In den nächsten Tagen bei

  • Brennen und Jucken in der Harnröhre
  • Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Ursachen

Oft wird die Harnröhrenentzündung durch sexuell übertragbare Erreger wie Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken), Chlamydien, Trichomonaden oder Mykoplasmen ausgelöst. Meistens werden sie beim Geschlechtsverkehr übertragen, nur sehr selten über Handtücher oder in Schwimmbädern und Whirlpools. In etwa 30 % der Fälle ist eine Infektion mit Enterokokken aus dem Darm, Streptokokken oder Staphylokokken die Ursache. Bei Frauen werden Harnröhrenentzündungen häufig durch mechanische Reize ausgelöst (z. B. bei wiederholtem Geschlechtsverkehr, ähnlich der Honeymoon-Zystitis). Auch der Abgang von Harngrieß – kleinen Harnsteinchen – über die Harnröhre kann eine Entzündung hervorrufen. Häufig sind bei Frauen gleichzeitig die Geschlechtsorgane oder die Blase entzündet. Dies ist beim Mann selten.

Die Entzündung führt zu Jucken und Brennen beim Wasserlassen und es kommt zum Ausfluss aus der Harnröhre. Beim Mann sind die Beschwerden meist ausgeprägter als bei der Frau; sie können auch chronisch werden. Bei einer chronischen Harnröhrenentzündung droht eine Harnröhrenstriktur; sie kann aber umgekehrt auch durch sie ausgelöst werden.

Komplikationen

Gefürchtet sind aufsteigende Infektionen wie die Epididymitis oder Prostatitis beim Mann und die Entzündung von Eierstock und Eileiter (Adnexitis) bei der Frau.

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen kann sich nach einer Harnröhrenentzündung eine entzündliche Erkrankung der Gelenke, eine sogenannte reaktive Arthritis, entwickeln (Morbus Reiter).

Diagnosesicherung

Der Ausfluss aus der Harnröhre liefert dem Arzt erste Hinweise auf den möglichen Krankheitserreger. Um eine sichere Diagnose zu stellen, muss mit einem Tupfer ein Harnröhrenabstrich vorgenommen und im mikrobiologischen Labor untersucht werden. Dieser Abstrich ist für Männer unangenehmer als für Frauen und dient dazu, die Erreger zu identifizieren.

Neben dem Abstrich veranlasst der Arzt immer auch eine Urinkultur, d. h. die mikrobiologische Untersuchung des Urins.

Behandlung

Die Behandlung erfolgt mit einem entsprechenden Antibiotikum (z. B. Doxycyclin, Azithromycin, Cephalosporin, Metronidazol). Auch wenn der Partner oder die Partnerin keine Beschwerden hat, wird er oder sie bei sexuell übertragbaren Erregern mitbehandelt. Eine separate Untersuchung des Partners ist empfehlenswert, um zusätzliche Infektionen mit weiteren Bakterien oder Pilzen auszuschließen, da Mischinfektionen mit verschiedenen Erregern nicht selten sind.

Prognose

Rechtzeitig antibiotisch behandelt, heilen die meisten Harnröhrenentzündungen aus.

In etwa 20 % der Harnröhrenentzündungen, die durch Chlamydien verursacht werden, kommt es zu einer Adnexitis. Dann besteht das Risiko, dass die Eileiter verkleben und die Patientin dadurch unfruchtbar wird.

Ihr Apotheker empfiehlt

Harnröhrenentzündungen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Heilen sie nicht richtig aus, drohen Unfruchtbarkeit und ein erhöhtes Risiko für Bauchhöhlenschwangerschaften. Nehmen Sie und Ihr/e Partner/in deshalb die vom Arzt verordneten Antibiotika unbedingt wie vorgeschrieben ein.

Die gesetzlichen Krankenkassen bieten einen kostenlosen Test auf Chlamydien an, wobei der Urin untersucht wird. Frauen bis zu 25 Jahren können diesen Test einmal jährlich in Anspruch nehmen. Wer sich zu Hause selbst auf Chlamydien testen möchte, kann auch einen Schnelltest in der Apotheke erwerben.

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Gesundes Essen für kranke Nieren

Obst und Gemüse sind aufgrund der Ballaststoffe wichtig für Nierenkranke. Kaliumarme Sorten wie z.B. Äpfel sind kaliumreichen jedoch vorzuziehen.

Gesundes Essen für kranke Nieren

Apfel statt Sternfrucht

Wer unter einer chronischen Nierenerkrankung leidet, sollte gut auf seine Ernährung achten. Denn die Auswahl der Lebensmittel kann den Krankheitsverlauf enorm beeinflussen.

Ballaststoffe schützen die Niere

Zuerst einmal müssen auch Nierenkranke aufpassen, dass sie mit ihrer Ernährung ihre Gefäße nicht in Not bringen. Denn eine Arteriosklerose verstärkt eine Nierenschwäche (Niereninsuffizienz). Deswegen heißt es für Nierenkranke genauso wie für Herzkranke: Finger weg von gefäßschädigendem Fett und Zucker! Stattdessen sollte eine pflanzenbasierte Kost auf den Teller, die zu einem Drittel mit Fisch und Fleisch ergänzt wird.

Ganz besonders wichtig für kranke Nieren ist ein hoher Ballaststoffanteil. Denn wenn man zu wenig Fasern aufnimmt, vermehren sich im Darm die eiweißzersetzenden Bakterien. Das führt dazu, dass mehr Eiweiß aufgespalten wird und dadurch große Mengen an giftigen Eiweißabbauprodukten entstehen. Die kranke Niere kann diese Gifte nicht ausscheiden. Sie sammeln sich im Blut an und schädigen Gefäße und das zentrale Nervensystem.

Gefahr durch Phosphat in Fertiggerichten

Aufpassen müssen Nierenkranke auch bei Fertiggerichten. Sie sind doppelt schädlich: Zum einen enthalten sie häufig sehr viel Salz. Davon sollte ein Mensch mit Nierenschwäche jedoch nicht mehr als 5 g täglich aufnehmen. Gefährlich ist allerdings auch der hohe Gehalt an geschmacksverstärkendem Phosphat in Fertiggerichten. Denn Phosphat in hohen Dosen fördert die Gefäßverkalkung. Zur Sicherheit sollten Nierenkranke deshalb auf Fertigprodukte weitgehend verzichten.

Augen auf bei Obst und Gemüse

Früher wurden Nierenpatient*innen Obst und Gemüse verboten, weil darin Kalium enthalten ist. Heute sieht man das nicht mehr so streng - unter anderem auch deshalb, weil Obst und Gemüse eine wichtige Ballaststoffquelle darstellen. Empfohlen wird allerdings, kaliumarme und ballaststoffreiche Sorten auszuwählen, Beispiele sind Äpfel und Birnen oder Sellerie und Paprika.

Für Nierenkranke ganz verboten sind allerdings Sternfrüchte: Sie enthalten Caramboxin. Gesunde Nieren können dieses Nervengift einfach ausscheiden. Bei kranken Nieren reichert sich das Gift im Körper an, es drohen Unruhe und epileptische Anfälle bis hin zu Koma oder Tod.

Eiweiß in Maßen erlaubt

Auch beim Eiweißkonsum ist man heute großzügiger. Zwar kann Eiweiß die Filtrationsrate der Niere etwas senken. Durch die modernen Medikamente wird dies heute aber gut ausgeglichen. Inzwischen weiß man zudem, wie wichtig eine ausreichende Eiweißzufuhr für Muskel und Knochen ist. Um diese nicht zu schwächen, benötigt man etwa 0,8 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Erfreulich für Vegetarier*innen: Ob das Eiweiß aus pflanzlicher oder tierischer Quelle stammt, ist dabei egal.

Quellen: Pharmazeutische Zeitung, Fleig S, Nierenarzt/Nierenärztin 2023; 5: 36-42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Natalia Deriabina