Gesundheit heute

Nierenfehlbildungen und Nierenfehllagen

Etwa ein Drittel aller angeborenen Fehlbildungen betreffen die Urogenitalorgane, also die Nieren, Harnwege und Geschlechtsorgane. Der größte Teil der Fehlbildungen ist ohne medizinische Bedeutung und wird oft zufällig im Erwachsenenalter im Rahmen einer Untersuchung mit Ultraschall, z. B. beim Check-up, gefunden.

Wachsen während der Embryonalentwicklung beide Nieren an ihrem unteren Ende zusammen, handelt es sich um eine Hufeisenniere. Manchmal ist ein Teilbereich der Nieren nicht vollständig ausgebildet. Zwei Drittel der Menschen mit einer Hufeisenniere leben ohne Beschwerden. Allerdings ist die Gefahr für Nierensteine und Blasenentzündungen deutlich erhöht. Eine operative Behandlung dieser relativ häufigen Nierenfehlbildung ist nur selten notwendig.

Bei der Beckenniere handelt es sich um eine Nierenfehllage, denn eine Niere ist ins Becken abgesenkt. Sie kann zu einer Behinderung des Harnflusses führen.

Die einseitig fehlende Niere (unilaterale Nierenagenesie) ist eine seltene Fehlbildung, bei der nur eine Niere angelegt ist. Funktioniert diese meist vergrößerte Niere, kann der Patient damit sehr gut leben.

Zystennieren sind dagegen je nach Ausprägung manchmal eine folgenschwere und auch häufig vorkommende, genetisch bedingte Fehlbildung, bei der die Nieren mit Zysten übersät sind. Zysten sind unterschiedlich große Hohlräume, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Die Krankheit macht sich erst zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr bemerkbar. Leitbeschwerden sind Blut im Urin (Hämaturie), häufige Blasenentzündungen und Nierensteine. Nach einigen Jahren ist die Dialyse unumgänglich, denn bisher ist eine Behandlung nicht möglich.

Von den Zystennieren abzugrenzen sind die noch häufigeren Nierenzysten: Während die Zystenniere eine vererbte Fehlbildung ist und das ganze Nierengewebe betrifft, entwickeln sich Nierenzysten im höheren Alter und sind vielfach nur einzeln vorhanden. Unbekannt ist, warum sich Nierenzysten entwickeln – fast immer sind sie aber völlig harmlos. Selten verbirgt sich dahinter ein zystisch umgewandelter Nierenkrebs. Im Zweifelsfall und bei Beschwerden können die Zysten operativ entfernt werden.

Von: Dr. med. André Lauber, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Mit Yoga gegen Blasenschwäche

Yogaübungen können eine Behandlung gegen Harninkontinenz unterstützen.

Mit Yoga gegen Blasenschwäche

Für Männer und Frauen geeignet

Eine Harninkontinenz schränkt die Lebensqualität der Betroffenen oft stark ein. Wer selbst etwas dagegen tun will, kann es mit Yoga versuchen.

Therapie oft mit Nebenwirkungen behaftet

Blasenschwäche ist weit verbreitet: 15 von 100 Frauen und 10 von 100 Männern sollen in Deutschland davon betroffen sein. Das Risiko, dass die Blase nicht mehr dichthält, steigt mit dem Alter an: Unter den über 65-Jährigen leiden fast 25% daran.

Therapieoptionen gibt es eine Menge: Diese reichen vom einfachen Toilettentraining über die Einnahme von Medikamenten bis hin zu Operationen. Dabei sind Erfolge nicht garantiert – und Nebenwirkungen häufig, etwa bei den Anticholinergika. Diese werden vor allem gegen Dranginkontinenz verschrieben, verursachen aber oft Mundtrockenheit und Verstopfung.

Mit Klang und Yoga an die Blase

Wer die Sache nebenwirkungsfrei selbst in die Hand nehmen möchte, hat die Möglichkeit, seine Blase mithilfe eines app-basierten Interventionsprogramms zu unterstützen. Das sogenannte Yoga of Immortals vereint Übungen für die Beckenbodenmuskulatur, Atemtraining, Klangtherapie und Meditation mit verschiedenen Yoga-Positionen. Und hilft tatsächlich, wie eine US-amerikanische Arbeitsgruppe in einer Studie herausgefunden hat.

258 Männer und Frauen mit Harninkontinenz nahmen an dem App-Programm teil. Der Erfolg wurde nach vier und acht Wochen mit speziellen Inkontinenz-Fragebögen gemessen. Es zeigte sich, dass nicht nur die Häufigkeit des Wasserlassens nachgelassen hatte. Die Teilnehmer*innen berichteten auch, dass seltener und insgesamt weniger Urin unkontrolliert abging. Dadurch wurde der Alltag der Betroffenen enorm erleichtert. Ihre Lebensqualität nahm zu, die Mehrheit von ihnen gab an, sich durch die Yoga-App sehr viel oder viel besser zu fühlen.

Am deutlichsten waren die positiven Auswirkungen bei Menschen mit Stressinkontinenz oder gemischter Inkontinenz, berichten die Forscher*innen. Und von diesen profitierten wiederum diejenigen mit den stärksten Inkontinenzbeschwerden am meisten von der Intervention.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: 220 Selfmade studio/shutterstock.com