Gesundheit heute

Nierenverletzungen

Nierenverletzung (Nierentrauma): Sie treten besonders nach Einwirken stumpfer Gewalt auf, so bei Unfällen im Straßenverkehr. Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet, da bei ihnen die schützende Fettkapsel um die Nieren noch nicht voll ausgebildet ist.

Der Schweregrad einer Nierenverletzung reicht von einer Prellung bis hin zur völligen Zerstörung der Niere mit Abriss der Gefäße. Muss eine Niere entfernt werden und die andere funktioniert noch einwandfrei, kann die Patient*in nach der Genesung normal weiterleben.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen in der Nierengegend
  • Prellmarken an der Flanke, Bluterguss
  • Blut im Urin (bei 80 % der Betroffenen)
  • Schockzeichen wie Schwäche und Schwindel bei starker Blutung aus der geschädigten Niere.

Wann in die Arztpraxis

Sofort den Notruf wählen bei schweren Unfällen.

Gleich in die Arztpraxis, sobald nach leichten Unfällen

  • Blut im Urin auftaucht
  • Schmerzen im Bereich der Nieren auftreten.

Die Erkrankung

90 % der Nierenverletzungen sind geschlossene Verletzungen, verursacht durch ein stumpfes Bauchtrauma, z. B. bei Auto-, Rad- oder Skiunfällen. Durch Aufprall oder Quetschung wird die Niere dabei im schlimmsten Fall regelrecht zum Bersten gebracht. In leichten Fällen bleibt die Organkapsel intakt, es bildet sich darunter ein Hämatom, was allerdings sehr schmerzhaft ist.

Geschlossene Nierenverletzungen entstehen auch durch Stürze aus großer Höhe oder wenn die Betroffene bei einem Unfall aus dem Wagen geschleudert wird: Hier ist der Hintergrund ein Dezelerationstrauma, bei dem die Niere aufgrund ihrer trägen Masse im beschleunigten Körper zurückbleibt.

Offene Verletzungen der Niere durch Schüsse oder Stichwunden sind in Deutschland selten.

Spätfolgen

Durch Narbenbildung und Gewebeverlust kann es nach einer Nierenverletzung zu zahlreichen Spätfolgen kommen. Typisch sind z. B.

  • Nierenarterienstenose durch Vernarbungen und Bindegewebsbildungen im Bereich der Nierenarterie. Nachfolgend kann sich dadurch ein renaler Bluthochdruck ausbilden
  • AV-Fisteln, indem Arterien und Venen beim Heilungsprozess in Kontakt kommen und sich dabei verbinden
  • Harnstau durch Narbenbildung im Bereich des Harnleiters
  • Abszesse durch Infektionen und entzündungsbedingte Abkapselungsprozesse.

Diagnosesicherung

Nach einem Unfall weisen Flankenschmerz, Prellmarken und Bluterguss auf eine Beeinträchtigung der Niere hin. Häufig kann die Ärzt*in eine schmerzbedingte Abwehrspannung im Bereich der Niere tasten.

Laboruntersuchungen: Urinsediment, Blutbild, Kreatinin. Fehlendes Blut im Urin schließt eine Nierenverletzung nicht aus, da die ableitenden Harnwege nicht betroffen sein müssen!

Bildgebende Verfahren sichern eine Diagnose ab, z. B.

  • Ultraschall der Nieren zum Nachweis von Hämatom und Harnstau
  • Doppler zum Nachweis einer fehlenden Durchblutung
  • CT mit Kontrastmittel, evtl. Urogramm wenn kein CT zur Verfügung steht
  • Ist der Kreislauf der Patient*in instabil, wird auf eine CT verzichtet und die Bauchhöhle in einer Operation sofort eröffnet (Laparotomie).

Behandlung

Prellungen der Niere müssen nicht operiert, aber sorgfältig überwacht werden. Bis der Urin aufklart, verordnet die Ärzt*in zumeist Bettruhe. Währenddessen werden Blutbild, Blutdruck und Elektrolyte engmaschig überwacht, um eine innere Blutung nicht zu übersehen. Bei fallenden Hämoglobin-Wert, starken Schmerzen und Fieber muss dier Ärzt*in die Niere erneut mit Ultraschall oder CT auf ihren Zustand prüfen.

Wenn das Nierengewebe jedoch schwerer geschädigt ist oder die zu- und abführenden Gefäße gerissen sind, wird operiert. Wenn möglich, versucht die Chirurg*in, die betroffene Niere zu erhalten. Ist das Organ jedoch völlig zerstört (in ~ 15 % der Fälle), muss es entfernt werden.

Prognose

Die Prognose hängt von der Schwere der Nierenverletzung ab. In 15 % der Fälle ist das Organ so zerstört, das es entfernt werden muss.

Ihre Apotheke empfiehlt

Nehmen Sie Nierenschmerzen nach Unfällen immer ernst und suchen Sie eine Arztpraxis auf. Dort kann abgaklärt werden, ob eine Nierenverletzung hinter den Beschwerden steckt.

Von: Dr. André Lauber, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hautreizung unter Windeln vermeiden

Damit die Haut unter einer Windel gesund bleibt, gibt es einiges zu beachten.

Hautreizung unter Windeln vermeiden

Ob Baby oder alter Mensch

Windeln halten Jung und Alt trocken, doch darunter kommt es durch den Kontakt mit Urin und Stuhl leicht zu Hautirritationen. Wie lässt sich vorbeugen?

Bei Erwachsenen nicht von Windeldermatitis sprechen

Hautirritationen unter der Windel drohen nicht nur bei Säuglingen und Kleinkindern. Auch ältere Menschen leiden schnell darunter, wenn sie aufgrund einer Inkontinenz in entsprechende Windeln oder Plastikhosen gepackt werden. Während man bei Säuglingen von einer Windeldermatitis spricht, heißt die Erkrankung bei Erwachsenen Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD).

Ob Windeldermatitis oder IAD, ob Kind oder Erwachsener – die Ursache der Hautreizung ist immer ein Zusammenspiel folgender Faktoren:

  • Okklusionseffekt, d.h. die meist luftdicht abgeschlossen sitzende Windel
  • Feuchtes und warmes Klima unter der Windel
  • Reibung des Materials an der im Intimbereich besonders sensiblen Haut
  • Druckstellen
  • Kontakt mit Stuhl und Urin.

Bei milden Verläufen ist die Haut nur gerötet. Kommt es zu Pusteln und Papeln, sind häufig Bakterien oder Pilze beteiligt. In diesen Fällen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Das Gleiche gilt, wenn eine milde Dermatitis trotz der im Folgenden beschriebenen Maßnahmen nicht besser wird.

Windelfreie Zeit einplanen

Zur Behandlung der Windeldermatitis oder IAD empfehlen Hautärzt*innen eine windelfreie Zeit im Tagesablauf, damit die Haut sich an der Luft erholen kann. Zudem sollte die Windel alle zwei bis drei Stunden gewechselt werden, damit Ausscheidungen so kurz wie möglich Kontakt mit der Haut haben. Es gibt bei den Windeln auch Unterschiede: Produkte mit absorbierenden Gelen binden die Feuchtigkeit besser und sind vor allem im Fall einer bereits erkrankten Haut eine gute Wahl.

Gereinigt wird der gestresste Bereich am besten mit öligen Pflegetüchern oder klarem Wasser. Die Produkte sollen duft- und alkoholfrei sein, und zum Eincremen sollten milde Cremes verwendet werden. Zusätzlich helfen Sitzbäder mit Kamille und Gerbstoffen, damit die betroffene Haut wieder heilt. Um zu verhindern, dass die Hautreizung erneut auftritt, sind spezielle zinkhaltige und pflegende Hautschutzcremes hilfreich.

Inkontinenzhilfen wechseln kann helfen

Die IAD von Erwachsenen wird prinzipiell genauso behandelt wie die Windeldermatitis bei Kindern. In Fällen, in denen es immer wieder zu einer IAD kommt, müssen die behandelnden Ärzt*innen manchmal andere Inkontinenzmaßnahmen verschreiben. Eine Option ist ein Blasenkatheter, bei Stuhlinkontinenz können auch Analtampons helfen, dass der Kontakt der Ausscheidungen zur Haut minimiert wird.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: denis kalinichenko/shutterstock.com