Gesundheit heute

Nierenbeckenentzündung, chronische

Chronische Nierenbeckenentzündung (chronische Pyelonephritis): Wiederkehrende Entzündung von Nierenbecken und Nierenkelchgewebe durch nicht ausgeheilte und wiederkehrende Blasenentzündungen. Typischerweise bestehen Behinderungen des Harnabflusses durch Nierensteine, fehlangelegte Klappen oder Tumoren. Die Krankheit verläuft schubweise, im Schub ähneln die Beschwerden der akuten Nierenbeckenentzündung. Behandelt werden die akuten Schübe mit Antibiotika, für eine Heilung muss zudem die zugrunde liegende Harnabflussstörung beseitigt werden. In 20 % der Fälle, vor allem bei unzureichender Behandlung, erfolgt der Übergang in das chronische Nierenversagen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • zwischen zwei Krankheitsschüben kaum Beschwerden, während eines Krankheitsschubs die gleichen Beschwerden wie bei der akuten Nierenbeckenentzündung; also Temperaturerhöhung, schmerzhaftes Wasserlassen, beeinträchtigtes Allgemeinbefinden, Flankenschmerz
  • Gewichtsverlust
  • Kopfschmerzen
  • Dumpfe Rückenschmerzen
  • Abnorme Ermüdbarkeit, Appetitlosigkeit
  • Erhöhter Blutdruck.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag bei

  • Fieber und brennenden Schmerzen beim Wasserlassen oder
  • Rückenschmerzen oberhalb der Taille.

In den nächsten Tagen bei

  • Gewichtsverlust, vermehrter Ermüdbarkeit, allgemeinem Krankheitsgefühl.

Die Erkrankung

Ursachen

Ursache für die chronische Nierenbeckenentzündung ist meist eine Abflussbehinderung des Urins. Wenn sich der Urin in den Harnwegen staut, fällt es krankmachenden Bakterien leichter, in Blase und Niere aufzusteigen und sich dort einzunisten. Zu den wichtigsten Harnabflussstörungen zählen Fehlbildungen der ableitenden Harnwege wie z. B. beim vesikorenalen Reflux, aber auch erworbene Hindernisse wie Nierensteine, eine vergrößerte Prostata oder Verengungen der Harnröhre. Weitere Ursachen für Harnabflussstörungen sind Verletzungen der Harnwege durch operative Eingriffe im Becken oder Tumoren, die z. B. auf einen Harnleiter drücken. Ebenso führen Dauerkatheter nicht selten über wiederkehrende Blasenentzündungen zur chronischen Nierenbeckenentzündung.

Während bei einer akuten Nierenbeckenentzündung einmalig Bakterien von der Harnblase über die Harnleiter zu den Nieren aufsteigen, geschieht dies bei der chronischen Nierenbeckenentzündung immer wieder. Dies führt zu Vernarbungen von Nierengewebe infolge ständig ablaufender Entzündungsprozesse. Beschwerden treten erst dann auf, wenn die Bakterienbesiedlung ein bestimmtes Ausmaß überschritten hat.

Verlauf

In der Folge bilden sich häufig Nierenabszesse, Eiteransammlungen also, die sich gegen das gesunde Nierengewebe abkapseln. Patienten mit einem Nierenabszess leiden unter schwerem Krankheitsgefühl mit Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen in der Nierengegend. Das Wasserlassen kann schmerzhaft sein und der Urin ist eitrig, manchmal sogar blutig.

Bleibt die Entzündung auf Dauer bestehen, entwickelt sich als schlimmste Folge eine sogenannte pyelonephritische Schrumpfniere mit chronischem Nierenversagen.

Komplikationen

  • Urosepsis (von den Harnwegen ausgehende Blutvergiftung), d. h., dass sich die Bakterien von der Niere aus über die Blutbahnen in den gesamten Körper ausbreiten. Diese schwere Komplikation betrifft etwa 40 % der Patienten mit chronischer Nierenbeckenentzündung.
  • Durch die eingeschränkte Nierenfunktion und eine gestörte Blutdruckregulation im Rahmen des Renin-Angiotensin-Systems entwickelt sich häufig eine renale Hypertonie, also ein durch Nierenschäden verursachter Bluthochdruck.

Diagnosesicherung

Zur Diagnose der chronischen Nierenbeckenentzündung werden dieselben Untersuchungen durchgeführt wie bei der akuten Nierenbeckenentzündung.

2113_GTV_Ausscheidungsurogramm_chronische_Nierenbeckenentzuendung_Schrumpfniere.png|Links: Ausscheidungsurogramm einer 49-jährigen Frau mit chronischer Nierenbeckenentzündung. Deutlich erkennbar ist die Verformung der Nierenkelche mit narbigen Einziehungen. Rechts: Ausscheidungsurogramm einer Schrumpfniere eines 68-jährigen Patienten. Die Niere hat ein noch stärker ausgeweitetes Nierenkelchsystem mit narbigen Einziehungen, zudem ist die Nierenrinde verschmälert. Wenn nur eine Niere schrumpft, kann die andere gesunde Niere den fast vollständigen Funktionsverlust des Organs übernehmen. Entwickeln sich beidseitig Schrumpfnieren, droht ein chronisches Nierenversagen, was die A:21h01|Dialysepflicht nach sich zieht. |[GTV 2113]

Urinuntersuchungen

  • Urin-Stix: Bestimmung von roten und weißen Blutkörperchen, Nitrat, Eiweiß, Glukose
  • Mikroskopische Untersuchung des Urins, z. B. auf Zellen, rote und weiße Blutkörperchen, Epithelzellen
  • Urinkultur aus dem Mittelstrahlurin. Das Ergebnis der Urinkultur mit Bakterienmenge, Bakterienart und Antibiogramm liegt in der Regel nach 24–48 Stunden vor.

Blutuntersuchungen zeigen dem Arzt vor allem, ob eine eingeschränkte Nierenfunktion besteht. Dazu bestimmt er

  • Kreatinin-Konzentration,
  • Harnstoff,
  • Harnsäure und
  • Cystatin C.

Außerdem prüft der Arzt die Entzündungsparameter CRP, BSG und Leukozyten im Blut, manchmal legt er auch eine Blutkultur an.

Mit dem Ultraschall untersucht der Arzt die Nieren auf Eiterherde und weitere mögliche Schäden wie z. B. Vernarbungen des Nierengewebes. Besonders wichtig bei einer chronischen Nierenbeckenentzündung ist das Aufspüren etwaiger Abflussstörungen. Hierfür stehen dem Arzt eine ganze Reihe von Verfahren zur Verfügung, z. B.

  • Urogramm
  • Kontrastmittel-CT
  • Ureterpyelografie
  • Miktions-Urethrogramm
  • Urodynamische Untersuchungen
  • Szintigrafie der Niere.

Differenzialdiagnosen. Starke Schmerzen im Flankenbereich und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl kommen z. B. auch bei der Gallenblasenentzündung, der Bauchspeicheldrüsenentzündung, der Adnexitis und der Blinddarmentzündung vor.

Behandlung

Bei akuten Schüben verordnet der Arzt Antibiotika. Entscheidend für den langfristigen Behandlungserfolg ist die Beseitigung der Abflussbehinderung: Nieren- und Harnleitersteine müssen entfernt und eine Prostatavergrößerung behandelt werden. Lässt sich ein vesikorenaler Reflux nicht chirurgisch beseitigen, verordnen die Ärzte eine antibiotische Langzeittherapie.

Nierenabszesse werden in der Klinik mit Antibiotika-Infusionen behandelt. Ist das nicht erfolgreich, versucht der Arzt den Abszess über eine Drainage zu entleeren oder entfernt in besonders schweren Fällen auch Teile der Niere oder die gesamte Niere.

Prognose

Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie einschließlich der Beseitigung von Risikofaktoren wie Abflussstörungen kann auch eine chronische Nierenbeckenentzündung ausheilen. Wird die Erkrankung nicht behandelt, drohen Schrumpfniere und terminale Niereninsuffizienz.

Ihr Apotheker empfiehlt

Auch bei der chronischen Nierenbeckenentzündung ist es wichtig, akute (Neu)-Infektionen der Harnwege zu vermeiden. Zur Vorbeugung kommen die gleichen Maßnahmen in Betracht wie die zur Vermeidung einer Blasenentzündung:

  • Wischen Sie nach dem Toilettengang und bei der äußeren Reinigung des Intimbereichs stets von vorn nach hinten Richtung After − so vermeiden sie eine Verschleppung der Kolibakterien aus der Analregion in die Harnröhre.
  • Halten Sie Unterleib und Füße warm − Auskühlung schwächt das Immunsystem und bereits vorhandene Erreger vermehren sich schneller.
  • Bevorzugen Sie Wäsche aus luftdurchlässiger Baumwolle, die Schweiß und Feuchtigkeit ableitet. Synthetikstoffe und zu enge Kleidung fördern die Bildung eines feuchten Milieus, in dem sich Bakterien rasch vermehren.
  • Verwenden Sie Tampons statt Binden und Slipeinlagen, denn letztere schaffen ebenfalls ein feuchtes Milieu, wenn sie nicht mehr trocken sind (wechseln Sie sie gegebenenfalls öfters).
  • Lassen Sie so viel Luft wie möglich an Ihr äußeres Genital, z. B., indem Sie nachts ohne Unterhose und im Nachthemd schlafen.
  • Wechseln Sie beim Baden im Sommer Ihre nasse Badekleidung sofort nach dem Schwimmen, wenn Sie sich noch sonnen wollen.
  • Manchmal begünstigt Sexualkontakt das Einwandern körpereigener Bakterien in die Blase. Nur selten handelt es sich um eine direkte Ansteckung. Deshalb empfiehlt es sich, nach dem Sex Wasser zu lassen − das schwemmt angeschleppte Bakterien wieder aus, bevor sie sich vermehren können. Die Genitalregion sollte am besten in einem Bidet gewaschen werden.
  • Spermizide Gels und mechanische Verhütungsmittel wie Portiokappe oder Diaphragma fördern Blasenentzündungen, indem sie neben den Spermien auch die schützenden vaginalen Laktobazillen abtöten − wenn Sie diesen Verdacht haben, probieren Sie andere Verhütungsmethoden.
  • Falls Sie bisher Intimsprays verwendet haben: in den Müll damit! Benutzen Sie für die tägliche Reinigung des äußeren Intimbereichs am besten nur Wasser: Wenn Sie milde ph-neutrale Waschlotion bevorzugen, verwenden Sie diese lediglich in geringen Mengen.
  • Helfen alle diese Maßnahmen nicht, ist eine dauerhafte Vorbeugung mit einem Antibiotikum das einzige effektive Mittel, um Nierenschäden und ständige Erkrankungen des Harntrakts zu vermeiden.

Weiterführende Informationen

  • Prof. Dr. Johannes Mann: Nierenerkrankungen - Was Ihre Nieren schützt und stärkt, Trias Verlag 2014. Verständlich geschriebene Informationen zu Nierenerkrankungen mit vielen Tipps, die Niere zu schützen.

Von: Dr. André Lauber, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung Dr. med. Sonja Kempinski
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Blasenentzündung sanft behandeln

Blasenentzündung sanft behandeln

Hilfe aus Homöopathie & Phytotherapie

Häufiges Wasserlassen mit Schmerzen und Brennen – viele Menschen kennen die Beschwerden einer Blasenentzündung nur allzu gut. Folgende pflanzlichen Mittel und Homöopathika versprechen Abhilfe.

E.-coli-Bakterien als Verursacher

Eine Blasenentzündung (Zystitis) ist eine bakterielle Infektion der Blasenschleimhaut, häufig mit Beteiligung der Harnröhre. Bei Harnröhrenbeteiligung bezeichnet man sie auch als Infektion der unteren Harnwege oder untere Harnwegsinfektion. Drei Viertel aller Erkrankungen werden von E.-coli-Bakterien ausgelöst. Die Keime leben natürlicherweise im Dickdarm des Menschen und tragen zu einer gesunden Darmflora bei. Problematisch wird es, wenn sie vom Darm in benachbarte Strukturen, wie die Harnröhre, eindringen.

Die häufigsten Symptome

Die Beschwerden sind bei allen Betroffenen ähnlich: Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang – oft auch in der Nacht. Zwischen dem Wasserlassen kann es zu krampfartigen Schmerzen im Unterleib kommen. Bei Kindern deutet oft Einnässen auf eine Blasenentzündung hin, besonders wenn sie bereits trocken waren. Erbrechen, Übelkeit oder Blut im Urin können ebenfalls im Rahmen einer Blasenentzündung auftreten.

Gefährliche Komplikation: Nierenbeckenentzündung

Bedrohlich wird die Blasenentzündung, wenn sie chronisch wird (chronisch-rezidivierende Blasenentzündung) oder auf die Nieren übergreift. Auf eine Nierenbeckenentzündung weisen Fieber, Flankenschmerz und ein starkes Krankheitsgefühl hin. Bei diesen Beschwerden sollten Betroffene deshalb zügig zum Arzt. Eine Antibiotika-Einnahme ist dann unumgänglich. Handelt es sich dagegen nur um eine leichte Blasenentzündung, die einmalig auftritt, bietet die Komplementärmedizin Hilfe.

Trinken als Therapiegrundlage

Was ist das Wichtigste bei einer akuten Blasenentzündung? Viel Trinken! Denn das schwemmt die Erreger aus der Blase. Ratsam sind 3-4 l pro Tag. Wählen Sie am besten Wasser, verdünnte Säfte oder ungesüßte Kräutertees, denn sie enthalten wenig Zucker. Ihre Blase sollten Sie regelmäßig und vollständig entleeren. Gehen Sie aber nicht ständig auf die Toilette, sondern erst, wenn Sie einen starken Harndrang verspüren – bei manchen Menschen entwickelt sich sonst ein Automatismus.

Cranberries und Methionin

Bei einer akuten Blasenentzündung empfiehlt die Pflanzenheilkunde amerikanische Cranberries (Vaccinium macrocarpon). Trinken Sie ein Glas Cranberrie-Saft morgens und abends. Substanzen aus den Beeren vermindern das Anhaften der Bakterien in der Blase. Um wiederkehrenden Blasenentzündungen vorzubeugen, sind pflanzliche Präparate mit Methionin eine gut Wahl. Sie säuern den Urin an und hemmen so die Bakterienvermehrung. Ihr Apotheker berät Sie über geeignete Präparate.

Pflanzliche Teemischungen zur Desinfektion und Durchspülung

Ähnlich entzündungshemmend wie Cranberries wirken Teemischungen mit Liebstöcklwurzel, Rosmarinblättern, Tausendgüldenkraut, Goldrutenkraut, Brennnessel, Bärentrauben- oder Orthosiphonblättern. Die Tagesdosis der Blasentees liegt bei 3-4 Tassen pro Tag.

Hinweis: Blasentees mit Bärentraubenblättern dürfen maximal fünfmal im Jahr für je 1 Woche angewendet werden, da Abbauprodukte des Tees Leberschäden verursachen können.

Blasentee selber mischen

Mit folgendem Rezept rühren Sie sich Ihren Tee zur Durchspülungstherapie bei Blasenentzündungen selber an. Pro Tasse je einen Teelöffel (entspricht 20-30 g) der Zutaten zufügen

  • Bärentraubenblätter
  • Orthosiphonblätter (Katzenbartblätter)
  • Birkenblätter
  • Kamillenblüten

Die Bestandteile erhalten Sie in der Apotheke.

Homöopathie bei Blasenentzündung

Viele Homöopathen empfehlen bei einer akuten Blasenentzündung Okoubaka (Schwarzafrikanischer Rindenbaum). Die übliche Dosierung für Erwachsene beträgt dreimal täglich 5 Globuli in der Potenzierung D3 über eine Dauer von 3-4 Wochen. Kinder erhalten dreimal täglich 3 Globuli.

Als Klassiker der Nachbehandlung einer Blasenentzündung gilt Solidago (Goldrute) D3 in kurmäßiger Anwendung. Kurmäßig bedeutet: Auf eine dreiwöchige Einnahme folgt eine einwöchige Pause, dann wieder eine dreiwöchige Anwendung. Dieser Zyklus kann über längere Zeiträume beibehalten werden. Erwachsene nehmen dreimal täglich 5 Globuli, Kinder dreimal täglich 3.

Zur Vorbeugung einer Blasenentzündung raten viele Homöopathen zu Pichi-Pichi D6 (Falsche Heide). Es gilt als Ausleitungs- und Entgiftungsmittel. Die Globuli werden kurmäßig über mehrere Monate eingenommen – dreimal täglich 5 Globuli, bei Kindern 3 Globuli.

Mit Wärme die Schmerzen lindern

Kommt es im Zuge der Blasenentzündung zu Krämpfen oder Unterleibsschmerzen, gibt es auch dagegen ein sanftes Mittel. Nutzen Sie die schmerz- und krampflindernde Eigenschaft von Wärme! Legen Sie beispielsweise Wärmeflaschen, Kirschkernsäckchen oder Heublumenauflagen auf ihren Unterbauch oder Rücken. Oder setzen Sie sich darauf. Unter dem Wärmeelement aber eine Unterlage nicht vergessen! Wenn Sie sich mit einer Wolldecke zudecken, hält die Wärme länger an. Viele Betroffene empfinden ein warmes Voll- oder Sitzbad mit Kamille als angenehm.

Für alle Selbsthilfemaßnahmen gilt: Führen diese nicht innerhalb weniger Tage zu einer deutlichen Besserung, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Denn bei einer ungenügenden Behandlung kann sich jede Blasenentzündung zur Nierenbeckenentzündung ausweiten.

Quelle: Gesundheit Heute, Knaur Verlag 2008.

Von: Sandra Göbel; Bild: Goodluz/Shutterstock