Gesundheit heute

Herzbeutelentzündung

Herzbeutelentzündung (Perikarditis): Entzündliche Veränderungen des Herzbeutels, die durch Reibungen und Ergüsse Schmerzen verursachen und die Herzfunktion behindern. Hervorgerufen wird die Entzündung des Herzbeutels z. B. durch infektiöse Erreger (überwiegend Viren), Autoimmunerkrankungen, größere Herzinfarkte oder einen Anstieg von Substanzen im Blut, die über die Nieren ausgeschieden werden müssen (bei Nierenversagen).

Die Erkrankung ist durch Medikamente kaum beeinflussbar, heilt aber meist folgenlos aus, wenn sich der Patient ausreichend schont. In manchen Fällen entwickelt sich jedoch eine chronische Herzbeutelentzündung (chronische Perikarditis), die den Herzbeutel verhärten lässt. Er wird dann zu einer Art Außenpanzer, der die Pumpfunktion des Herzens behindert.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Akute Herzbeutelentzündung
  • Im Rahmen eines fieberhaften Infekts plötzliche stechende Schmerzen hinter dem Brustbein
  • Schmerzverstärkung durch Atmen, Husten oder Änderung der Körperlage
  • Keine Besserung der Beschwerden nach Nitratgabe (Nitrospray).
  • Chronische Herzbeutelentzündung
  • Gestaute Halsvenen, Oberbauchbeschwerden
  • Atemnot
  • Bauchwasser, Beinödeme
  • Leistungsminderung, vermehrte Müdigkeit.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn bei einem fieberhaften Infekt

  • stechende Schmerzen hinter dem Brustbein auftreten.
  • es zu Atemnot kommt.

In den nächsten Tagen bei

  • oben genannten Anzeichen einer chronischen Herzbeutelentzündung.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Das Herz liegt innerhalb des Brustkorbs geschützt im Herzbeutel, dem Perikard. Herzaußenfläche und Herzbeutel sind spiegelglatt und gleiten unterstützt durch einen dünnen Flüssigkeitsfilm bei jeder Pumpbewegung des Herzens reibungslos aneinander vorbei. Entzündungen am Herzbeutel rauen die Herzaußenflächen und den Herzbeutel auf, was zu stechenden Schmerzen führt. Dieser Schmerz lässt jedoch nach einigen Tagen nach, weil sich durch die Entzündung viel Sekret im Spaltraum zwischen Herzbeutel und Herzaußenwand bildet, das als Gleitmittel wirkt.

Nimmt der Erguss übermäßig zu, verhindert er eine ausreichende Entfaltung und Blutfüllung der Herzkammern. Bei einer solchen Herzbeuteltamponade (Perikardtamponade) staut sich das Blut vor dem rechten Herzen, erkennbar an hervortretenden Halsvenen. Durch fehlende Füllung des linken Herzens kommt es zu niedrigem Blutdruck, schnellem Herzschlag, Atemnot oder allgemeiner Schwäche. Bei einem besonders ausgeprägten Erguss droht durch die Tamponade sogar ein Herz-Kreislauf-Stillstand.

Weil Herzbeutel (Perikard) und Herzmuskel (Myokard) so eng beieinander liegen, tritt die Herzbeutelentzündung häufig zusammen mit einer Herzmuskelentzündung auf. Dies nennt der Arzt dann Perimyokarditis.

Ursachen

Es kommen eine Vielzahl von Ursachen in Frage, so

  • Viren wie Coxsackieviren, Adenoviren, Influenzaviren
  • Bakterien wie Pneumokokken, Hämophilus oder Tuberkulosebakterien; entweder im Rahmen einer Blutvergiftung oder lokal weitergeleitet von einer Lungenentzündung
  • Pilze wie z. B. Candida, Parasiten wie Echinokokken
  • Autoimmunerkrankungen, entzündliche Bindegewebserkrankungen (Kollagenosen)
  • Rheumatoide Arthritis
  • Übergreifen von Brustkrebs oder Lungenkrebs auf den Herzbeutel
  • Bestrahlungen im Rahmen einer Krebstherapie
  • Herzoperationen oder Brustkorbverletzungen
  • Urämie.

Komplikationen

Eine gefürchtete Komplikation ist die narbige Schrumpfung des Herzbeutels mit der Folge einer chronischen konstriktiven Perikarditis (Pericarditis constrictiva, Panzerherz). Dadurch wird das Herz eingeschnürt, und die Herzkammern können sich nicht mehr ausreichend ausdehnen und mit Blut füllen. Gegebenenfalls muss der vernarbte Herzbeutel operativ entfernt werden, um die Blutzirkulation im Herz-Kreislauf-System zu sichern.

Diagnosesicherung

Anfangs verursacht die Bewegung des Herzmuskels im entzündeten Herzbeutel kratzende, reibende Geräusche durch das Aneinanderreiben der beiden Herzbeutelblätter. Dieses typische Perikardreiben kann der Arzt mit dem Stethoskop hören, allerdings nur kurze Zeit. Im Verlauf weniger Tage bildet sich im Perikardspalt nämlich ein Erguss, der die beiden Herzbeutelblätter auseinanderdrängt und dem Reiben ein Ende bereitet.

Im Röntgenthorax ist bei einem ausgeprägten Erguss ein vergrößertes Herz zu sehen. Am einfachsten gelingt dem Arzt der Nachweis oder der Ausschluss eines Perikardergusses jedoch mit der Echokardiografie. Mit ihr kann er auch die Ergussmenge und die Einschränkung der Pumpfunktion gut abschätzen. Die Echokardiografie eignet sich auch sehr gut, um beim Verdacht auf eine chronische Herzbeutelentzündung Verkalkungen und Fibrosen (Bindegewebsvermehrungen) nachzuweisen. In manchen Fällen punktiert der Arzt den Erguss und zieht mit einer Hohlnadel Flüssigkeit ab, um diese im Labor zu untersuchen. Durch Blutuntersuchungen lässt sich zudem die Ursache der Herzbeutelentzündung eingrenzen.

Differenzialdiagnosen. Atemabhängige Schmerzen hinter dem Brustbein kommen auch vor bei Pneumonie, Spannungspneumothorax und Lungenembolie. Mit starken kontinuierlichen Schmerzen im Brustbereich machen sich z. B. Angina pectoris, Herzinfarkt oder Magengeschwür bemerkbar.

Behandlung

Die Behandlungsmöglichkeiten und der weitere Verlauf hängen vom Ausmaß der Erkrankung und von der auslösenden Ursache ab.

  • Körperliche Schonung bis zum Ausheilen der Herzbeutelentzündung ist wie bei der Herzmuskelentzündung unabdinglich.
  • Oft liegt eine nicht näher identifizierbare Virusinfektion vor, die der Arzt mit entzündungshemmenden Medikamenten wie nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR, z. B. Diclofenac) therapiert. NSAR verordnet der Arzt auch, wenn keine Ursache für die Herzbeutelentzündung zu finden ist.
  • Bei einer bakteriellen Infektion verordnet der Arzt Antibiotika, bei Kollagenosen (entzündlichen Bindegewebserkrankungen) Kortison.
  • Die urämische Herzbeutelentzündung therapiert der Arzt mit Hilfe der Dialyse.

Chirurgische Verfahren

  • Droht eine lebensbedrohliche Herzbeuteltamponade, punktiert der Arzt den Erguss durch die Brustwand hindurch und zieht die Flüssigkeit ab (Perikardpunktion).
  • Zum längeren Ableiten von Flüssigkeit legt der Arzt auch einen weichen Schlauch, eine Drainage, vom Herzbeutel durch die Haut nach außen. Dies ist häufig bei infizierten Ergüssen notwendig.
  • Bei chronischen Ergüssen schneiden die Ärzte ein Loch in den seitlichen Herzbeutel, damit die Flüssigkeit in den Pleuraspalt abläuft und dort resorbiert (aufgesogen) wird. Dieses Verfahren nennt man Perikardfensterung.
  • Die chronisch-konstriktive Herzbeutelentzündung erfordert meist ein operatives Eingreifen der Ärzte. Dabei entfernen sie einen Großteil des verdickten oder verkalkten Herzbeutels (Perikardektomie).

Prognose

Die Prognose ist mit der Ursache der Herzbeutelentzündung verbunden. Die meisten akuten Herzbeutelentzündungen heilen aus. Viral verursachte Herzbeutelentzündungen neigen jedoch dazu, immer wieder aufzutreten. In eine chronische-konstriktive Perikarditis gehen vor allem Herzbeutelentzündungen über, die durch Bakterien, Parasiten oder Bestrahlung hervorgerufen wurden.

Ihr Apotheker empfiehlt

  • Schonen Sie sich ausreichend! Belasten Sie sich erst wieder, wenn Ihr Arzt Entwarnung gibt.
  • Verzichten Sie während der Ausheilungsphase Ihrer Herzbeutelentzündung auf Alkohol.
  • Versuchen Sie Infekten auszuweichen, d. h. meiden Sie Menschenansammlungen und Kontakt zu Personen mit Husten und Erkältungen.

Von: Dr. med. Dieter Simon in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Schon 6.000 Schritte gut für´s Herz

Wer täglich Spazieren geht kommt schnell auf die erforderliche Schrittmenge.

Schon 6.000 Schritte gut für´s Herz

Es müssen keine 10.000 sein

Wer sich viel bewegt, senkt sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bisher sollten dafür etwa 10.000 Schritte am Tag nötig sein. Doch bei Senior*innen reicht offenbar schon eine geringere Schrittzahl für den Herzschutz.

Bewegung ist alles

Gesund ernähren, Übergewicht vermeiden und bewegen, bewegen, bewegen: Mit dieser Lebensstrategie kann man sein Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall gut senken. Neben dem von der WHO geforderten Kraft- und Ausdauertraining ist bereits einfaches Gehen nützlich. Meist werden dabei mindestens 10.000 Schritte gefordert.

Für Senior*innen ist diese hohe Zahl oft abschreckend. Viele kommen auch aus körperlichen Gründen nicht auf diese Schrittmenge. Doch jetzt hat ein amerikanisches Team herausgefunden, dass bei Menschen über 60 Jahre schon ein geringeres Schrittpensum protektiv wirkt.

Über 60-Jährige schafften im Schnitt 4.323 Schritte/Tag

Dazu analysierten die Forschenden acht Studien, in denen insgesamt über 20.000 Männer und Frauen ihre tägliche Schrittmenge bestimmt hatten. Die unter 60-Jährigen schafften im Schnitt 6.911 Schritte am Tag, die über 60-Jährigen 4.323.

Bei den 12.741 teilnehmenden Senior*innen kam es in den Folgejahren zu 1.210 Schlaganfällen, tödlichen oder nicht-tödlichen Herzinfarkten und Fällen von Herzschwäche. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hing dabei mit der Anzahl der Schritte zusammen. In der Gruppe mit dem höchsten Schrittpensum (durchschnittlich 9.259 Schritte/Tag) traten 187 Herz-Kreislauf-Ereignisse auf. In der Gruppe, die am wenigsten ging (durchschnittlich 1.811 Schritte/Tag) kam es dagegen zu 457 Ereignissen.

Herzinfarktgefahr halbiert

Senior*innen der laufstärksten Gruppe erlitten damit im Vergleich zu den Bewegungsmuffeln nur halb so häufig Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Aber auch die beiden mittleren Gruppen profitierten von der Bewegung. Wer es auf durchschnittlich 5.520 Schritte am Tag brachte, senkte das Risiko um 38%, wer 3.823 Schritte zurücklegte, um 20%.

Nicht entmutigen lassen!

Die Vorteile für Herz und Gefäße beginnen bei Senior*innen schon also weit unter 10.000 Schritten am Tag, resümiert das Autorenteam. Deshalb sollten sich ältere Menschen nicht entmutigen lassen, wenn die magische Zahl 10.000 nicht erreichbar ist. Denn schon die Hälfte davon trägt dazu bei, vor Herzinfarkt und Schlaganfall zu schützen.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Ivica Drusany/shutterstock.com