Gesundheit heute
Plötzlicher Herztod
Plötzlicher Herztod (PHT, Sudden Cardiac Death, SCD): Plötzlicher Kreislaufstillstand, dem eine Herzerkrankung zugrunde liegt und der innerhalb 1 Stunde nach Eintreten der ersten Symptome zum Tode führt. In den Minuten zuvor bestanden meist lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen, z. B. Kammerflimmern.
In Deutschland sterben jährlich mehr als 100.000 Menschen am plötzlichen Herztod. Nur bei 10 % kann der Tod durch rechtzeitige Wiederbelebung abgewendet werden; man spricht dann vom überlebten plötzlichen Herztod. Innerhalb der folgenden Jahre sind die Überlebenden trotzdem stark durch einen erneut möglichen Kreislaufstillstand gefährdet. Um dies zu verhüten, empfehlen Ärzt*innen häufig das Einpflanzen eines speziellen ICD-Herzschrittmachers.
Symptome und Leitbeschwerden
- Herzklopfen, Herzrasen und Unwohlsein
- Erst Kreislaufschwäche, später Bewusstlosigkeit, dann Kreislaufstillstand.
Keine Scheu vor Fehlalarm! Wenige Minuten können über Leben oder Tod entscheiden. Gleichzeitig muss sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden. Falls verfügbar, sollte eine Defibrillation erfolgen, auch durch nicht ausgebildete Laien.
Wann in die Arztpraxis
Sofort den Notruf wählen, wenn
- die genannten Leitbeschwerden auftreten.
Die Erkrankung
Ursachen und Risikofaktoren
In etwa 80 % aller Fälle trifft ein plötzlicher Herztod Patient*innen, die bereits einen Herzinfarkt überlebt haben oder an einer koronaren Herzerkrankung (KHK) leiden. Rund 30 % aller Betroffenen wussten jedoch vorher nicht von ihrer Erkrankung, d. h. bei ihnen ist der plötzliche Herztod das erste sichtbare Anzeichen einer KHK und trägt, da er so überraschend kommt, trotz aller medizinischen Fortschritte viel zu der hohen Sterblichkeitsrate bei Herzinfarkten bei. Daneben kommen als Ursache für den plötzlichen Herztod unentdeckte Herzmuskelentzündung, Aneurysmen, Kardiomyopathien sowie angeborene und erworbene Herzfehler in Frage.
Das Risiko eines plötzlichen Herztods steigt mit zunehmendem Alter. In jüngeren Jahren sind Männer häufiger als Frauen betroffen, bei Menschen unter 40 Jahren ist ein plötzlicher Herztod jedoch insgesamt selten.
Durch einige spektakuläre Todesfälle rückt der plötzliche Herztod bei Sportlern immer wieder in den Blickpunkt. Er lässt sich zum Großteil auf vorher nicht diagnostizierte Herzfehler und -erkrankungen zurückführen. In Einzelfällen wurde jedoch auch ein Zusammenhang mit Doping vermutet.
Sonderfall: Adam-Stokes-Anfall
Der „kleine Bruder“ des plötzlichen Herztods ist der (nach zwei irischen Ärzten benannte) Adams-Stokes-Anfall, ein Zustand kurzer Bewusstlosigkeit, der ebenfalls durch einen anfallsartigen Kreislaufstillstand infolge von Herzrhythmusstörungen hervorgerufen wird, aber ohne ärztliches Eingreifen wieder verschwindet. Falls der Herzschlag zu lange aussetzt, bleiben Gehirnschäden zurück.
Die Betroffenen werden oft aus völligem Wohlbefinden heraus ohne Vorboten bewusstlos und verletzen sich durch Sturz. Nach kurzer Zeit, wenn der Rhythmus wieder „anspringt“, wachen sie genau so plötzlich wieder auf und haben nur für den Moment der Bewusstlosigkeit eine Erinnerungslücke. Die Diagnose kann im EKG gestellt werden, nur ist es manchmal sehr mühsam bis unmöglich, solche Zustände im EKG zu erfassen, wenn die Patient*in nicht gerade im Moment des Anfalles z. B. ein Langzeit-EKG-Speichergerät trägt. Zur Behandlung von Adams-Stokes-Anfällen wird in aller Regel ein Herzschrittmacher eingepflanzt, sofern nicht Medikamente wie eine zu hohe Digitalis- oder Betablocker-Dosierung für das Auftreten verantwortlich sind.
Behandlung
Die erste und dringendste Maßnahme ist die sofortige Wiederbelebung (kardiopulmonale Reanimation) der Patient*in. Sobald ein Rettungsteam oder eine Notärzt*in erscheint, zeichnen sie ein EKG auf, um andere plötzliche Todesursachen (z. B. eine Gehirnblutung) auszuschließen. Durch eine notfallmäßige Defibrillation versucht die behandelnde Ärzt*in, wieder eine regelgerechte Herzaktion in Gang zu setzen. Anschließend steht die gezielte medikamentöse Therapie zur Stützung der Herzfunktion im Mittelpunkt.
Diagnosesicherung
Nach einem überlebten plötzlichen Herztod muss die Ärzt*in die zugrundeliegende Ursache herausfinden. Dazu setzt sie eine Reihe kardiologischer Verfahren wie z. B. Langzeit-EKG, Belastungs-EKG, Echokardiografie oder auch eine Herzkatheteruntersuchung ein. Kommt dabei eine Herzerkrankung zu Tage, wird diese behandelt.
Oft pflanzen die Ärzt*innen der Patient*in zusätzlich einen speziellen Schrittmacher (ICD, Implantierbarer Kardio-Defibrillator) zur Verhütung weiterer gefährlicher Herzrhythmusstörungen ein. Ist dies nicht möglich, verordnen sie auch Medikamente, um den Herzrhythmus zu stabilisieren (Antiarrhythmika wie z. B. Amiodaron).
Prognose
Überlebt eine Patient*in den plötzlichen Herztod, hat sie unbehandelt im ersten Jahr danach ein 30%iges und im zweiten Jahr ein 45%iges Risiko, erneut einen Herztod zu erleiden. Ein ICD verbessert die Prognose jedoch deutlich: der eingepflanzte Defibrillator verhindert einen Großteil der lebensgefährlichen, plötzlich auftretenden Episoden von Kammerflimmern.
Ihr Apotheker empfiehlt
- Gesund leben und Sport treiben. Die beste Prävention gegen den plötzlichen Herztod sind ein gesunder Lebensstil und regelmäßiger Sport. Vor allem moderat betriebene Ausdauersportarten wie Schwimmen, Walken oder Radfahren sind günstig für das Herz-Kreislauf-System.
- Sport mit Augenmaß. Seien Sie beim Sport nicht zu ehrgeizig! Fangen Sie langsam an und hören Sie langsam auf – verzichten Sie auf einen Schlussspurt, um sich noch einmal richtig auszupowern.
- Kein Sport mit Infekt! Machen Sie bei Erkältungen und anderen Infekten immer eine Sportpause und kurieren Sie sich lange genug aus.
- Medizinischer Check-up. Für Wiedereinsteiger empfiehlt sich vor Aufnahme der sportlichen Betätigung ein (sport-)ärztlicher Checkup.
- Herzrisiko abklären lassen. Ist in Ihrer Familie ein plötzlicher Herztod in jüngerem Lebensalter aufgetreten, lassen Sie sich von Ihrer Ärzt*in untersuchen, ob bei Ihnen ein erhöhtes Risiko vorliegt.
Weiterführende Informationen
Informationen zum ICD für Betroffene und Angehörige finden Sie auf http://www.s-icd.de/plotzlicher-herzstillstand/behandlung.html. Mehr zur Ersten Hilfe mit dem Defibrillator finden Sie auf http://www.lebensrettung-bei-herztod.de/.

Fehlenden Nachtschlaf sollten Ältere auf Dauer nicht mit einem Mittagsschlaf ausgleichen.
Besser nachts als tagsüber schlafen
Fördert die Siesta Hochdruck?
Wer nachts zu wenig schläft, bei dem steigt das Risiko für Bluthochdruck. Doch fehlenden Nachtschlaf mit einem Nickerchen am Tag auszugleichen, ist offenbar auch keine gute Idee.
Wenig Schlaf, hoher Blutdruck
Fehlender Nachtschlaf treibt den Blutdruck in die Höhe und begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt. Da liegt es nahe, das Schlafdefizit tagsüber auszugleichen. Leider geht diese Rechnung nicht auf, wie eine chinesische Untersuchung zeigt.
Darin wurden die Daten von über 15.000 Männern und Frauen bezüglich ihres Schlafverhaltens und ihres Gesundheitzustands analysiert. Nach durchschnittlich 6,5 Jahren wiesen 2.075 Personen einen Bluthochdruck auf. Der wurde offenbar von der täglichen Gesamtschlafdauer begünstigt: Wer von den Über-60-Jährigen weniger als sechs Stunden schlief, hatte im Vergleich zu Gleichaltrigen mit sechs bis acht Stunden Schlaf ein um 17 Prozent gesteigertes Risiko für die Entwicklung eines chronischen Bluthochdrucks.
Verhältnis Nachtschlaf/Nickerchen entscheidend
Doch nicht nur der gesamte Schlaf, auch dessen Verteilung auf Nickerchen und Nachtschlaf war bedeutsam. Lag das Verhältnis von Siesta zu Gesamtschlaf über einem Grenzwert von 0,4 (z.B. bei zwei Stunden Mittags- und vier Stunden Nachtschlaf), erhöhte sich das Hochdruckrisiko sogar um 71 Prozent.
Die Ursache für die negativen Auswirkungen des Mittagsschlafs ist unklar. Hier herrscht noch Forschungsbedarf, erklären die Wissenschaftler*innen. Womöglich führt die Siesta dazu, dass der abendliche Cortisolspiegel ansteigt und so den nächtlichen Blutdruck erhöht. Auch könnten Schlafdauer und -qualität in der Nacht darunter leiden, wenn schon am Tag geschlafen wird. Älteren Menschen empfiehlt das Forscherteam deshalb, ihr gesamtes Schlafpensum auf nachts zu verlegen statt tagsüber ein Nickerchen zu halten.
Quelle: Clinical Cardiology