Gesundheit heute

Bauchspeicheldrüsenentzündung, akute

Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis): Plötzlich auftretende, nicht durch eine Infektion bedingte Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Häufigste Ursachen sind der Alkoholmissbrauch und in der Mündung des Bauchspeicheldrüsengangs eingeklemmte Gallensteine. Betroffen sind vor allem Menschen im Alter von 30–50 Jahren. Je nach Schweregrad verläuft die Krankheit in 1–15 % der Fälle tödlich. Wichtig sind die möglichst rasche Behandlung und Überwachung in der Klinik.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Plötzlich auftretende heftige, langanhaltende Schmerzen im Oberbauch, oft gürtelförmig um den Bauch, aber auch in andere Richtungen ausstrahlend
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schweres Krankheitsgefühl
  • Häufig Fieber
  • Blutdruckabfall, in schweren Fällen Schock mit Herzrasen, Kaltschweißigkeit und Angst bis hin zum Kreislaufversagen
  • Gelegentlich Gelbfärbung der Haut bei Einklemmung eines Gallensteins.

Wann zum Arzt

Sofort den (Not-)Arzt rufen,

  • wenn obige Beschwerden auftreten!

Die Erkrankung

Auslöser und Risikofaktoren

Auslöser einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sind am häufigsten ein an der Mündung des Bauchspeicheldrüsengang eingeklemmter Gallenstein (45 %), wodurch die verdauenden Darmsäfte und Galle in den Gang der Bauchspeicheldrüse gelangen sowie Alkoholmissbrauch (35 %). In 15 % der Fälle lässt sich keine Ursache finden, die übrigen 5 % verteilen sich auf

  • die Folgen einer Medikamenteneinnahme (z. B. Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, Östrogene, Kortison, Antibiotika, Azathioprin)
  • Bauchverletzungen
  • Verletzungen der Bauchspeicheldrüse durch ärztliche Eingriffe, z. B. bei einer ERCP (eine endoskopische Untersuchung der Gallengänge und des Bauchspeicheldrüsenganges)
  • Fettstoffwechselstörungen (Hypertriglyzeridämie)
  • stark erhöhte Kalziumspiegel, z. B. bei einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion.

Formen, Verlauf und Komplikationen

Bei der häufigsten Form, der leichten akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung (interstitiell-ödematöse Pankreatitis), führen die oben genannten Auslöser zu Entzündungsreaktionen und einer erhöhten Durchlässigkeit der Bauchspeicheldrüsengänge. Dadurch gelangt Flüssigkeit in das Gewebe der Bauchspeicheldrüse und sie schwillt an. Zum Absterben von Pankreasgewebe und anderen schweren Komplikationen kommt es bei der leichten Form nicht, sie hat mit einer Sterblichkeit unter 1 % eine gute Prognose.

Die schwere akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (akut nekrotisierende Bauchspeicheldrüsenentzündung) zeichnet sich durch eine regelrechte Selbstverdauung aus, die bis hin zum teilweisen oder kompletten Absterben von Pankreasgewebe mit schwerwiegenden Folgekomplikationen führt.

Bei der Selbstverdauung werden die Drüsenzellen durch den auslösenden Reiz so stark direkt geschädigt, dass massenweise Verdauungsenzyme an Ort und Stelle freigesetzt werden, anstatt an ihren eigentlichen Bestimmungsort, den Darm, zu gelangen. Anders als im Darm, wo die Enzyme Nahrungsbestandteile zersetzen, greifen sie hier das Bauchspeicheldrüsengewebe selbst an und führen zum Absterben von Zellen (Nekrosen). In etwa einem Drittel der Fälle wandern Darmbakterien in das abgestorbene Bauchspeicheldrüsengewebe, es bilden sich sogenannte infizierte Nekrosen.

Gelangen die Verdauungsenzyme über die Grenzen der Bauchspeicheldrüse hinaus in den Bauchraum, richten sie auch dort großen Schaden an. Die Nekrosen dehnen sich aus, Blutgefäße werden angedaut und Blut fließt in die Bauchhöhle oder hinter das Bauchfell. Bis zu einem Drittel des gesamten Bluts kann auf diese Weise dem Kreislauf entzogen werden, Folgen sind Blutdrucksenkung und Kreislaufschock.

Als weitere Komplikationen drohen Bauchfellentzündung, Pleuraergüsse, Lungenentzündungen, Abszesse und Blutvergiftung bis hin zur Darmlähmung. Die Sterblichkeit ist daher bei der schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung hoch, sie beträgt etwa 10–25 %.

Spätfolgen

Nach Heilung einer akuten Bauchspeicheldrüsen-Entzündung bleiben bei 5 % der Patienten Pankreas-Pseudozysten in der Bauchspeicheldrüse bestehen. Pseudozysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, die Druckgefühle im Oberbauch und, wenn sie sich entzünden, Fieber verursachen können. Wird das Gewebe der Bauchspeicheldrüse teilweise oder sogar vollständig verdaut, kommt es zu Pankreasinsuffizienz und Diabetes.

Diagnosesicherung

Die wichtigsten Hinweise für die Diagnose liefern die heftigen andauernden Schmerzen im Oberbauch, der schlechte Allgemeinzustand mit Fieber, Übelkeit, Blutdruckabfall und schwerem Krankheitsgefühl und die Erhöhung der Bauchspeicheldrüsenenzyme (Lipase im Blut).

Im Ultraschall ist die durch Flüssigkeitseinlagerung vergrößerte Bauchspeicheldrüse gut zu erkennen, ebenso abgestorbene Bereiche oder eingeklemmte Gallensteine. Zur genauen Beurteilung des Schweregrads der Entzündung, veranlasst der Arzt in der Regel eine CT mit Kontrastmittelgabe.

Um die Ursache zu finden, werden Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren eingesetzt. Für einen Alkoholmissbrauch sprechen beispielsweise eine erhöhte Gamma-GT und ein erhöhtes MCV; ein erhöhtes Kalzium im Blut für eine Nebenschilddrüsen-Überfunktion und eine erhöhte ALT für einen Stein im Gallengang. Tumoren und Gallensteine lassen sich wiederum gut anhand von Endosonografie, ERCP und MRCP nachweisen.

Differenzialdiagnosen. Akute starke Oberbauchschmerzen kommen z. B auch vor bei

  • Ulkuskrankheit
  • Gallenblasenentzündung
  • Blinddarmentzündung
  • Herzinfarkt
  • Darmarterienverschluss
  • Aortenaneurysma.

Behandlung

Patienten mit einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung müssen ins Krankenhaus, in schweren Fällen auf die Intensivstation. Dort werden zum einen die Körperfunktionen stabilisiert, die Schmerzen behandelt und, wenn möglich, die zugrundeliegenden Ursachen angegangen. Außerdem überwachen die Ärzte jede akute Bauchspeicheldrüsenentzündung engmaschig mit Laboranalysen und Ultraschalluntersuchungen, um frühzeitig drohende Komplikationen zu erkennen.

  • Eine der wichtigsten Behandlungsmaßnahmen ist die Gabe von Flüssigkeit in Form von Infusionen, da meist ein ausgeprägter Flüssigkeitsmangel besteht. In der Regel sind mindestens 3–4 Liter/Tag nötig.
  • Handelt es sich um eine leichte Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung und der Patient hat Appetit, darf er normale, fettarme Kost essen. Bei der schweren Form ernähren die Ärzte den Patienten zunächst über Infusionen, die notwendigen Nährstoffe gelangen also direkt ins Blut. Weil eine frühzeitige Ernährung über den Darm die Komplikationsrate senkt, wird ab dem 2. oder 3. Tag eine Sonde über die Nase in den Dünndarm gelegt und dem Patienten so Nahrung zugeführt. Sobald die Schmerzen verschwunden sind und die Pankreasenzyme sinken, wird die Sonde entfernt und der Patient darf mit einem vorsichtigen Kostaufbau beginnen.
  • Die häufig starken Schmerzen lindern die Ärzte mit Novaminsulfon und/oder Opioiden wie Pethidin oder Buprenorphin (z. B. Temgesic®).
  • Damit kein Stressulkus entsteht, hemmen die Ärzte die Sekretion des Magensafts mit Protonenpumpenhemmern wie z. B. Pantoprazol.
  • Bei starkem Erbrechen oder einem beginnenden Darmverschluss durch eine Darmlähmung legen die Ärzte zur Entlastung eine Magensonde.
  • Bei Fieber, Abszessen, Gallengangsentzündung und Pseudozysten erhält der Patient Antibiotika.
  • Liegt der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung ein eingeklemmter Gallenstein zugrunde, entfernen die Ärzte den Stein umgehend mittels ERCP, d. h. mit einer kleinen Zange oder einem Körbchen, die unter Kamerasicht in einem Schlauch über den Mund bis in den Bauchspeicheldrüsengang vorgeschoben wird (endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikografie)
  • Abszesse und Zysten werden unter bildgebender Kontrolle (Ultraschall oder CT) punktiert und abgesaugt; letztere jedoch nur, wenn sie groß sind und Beschwerden verursachen.

Operative Behandlung von Komplikationen

Manchmal reichen die oben genannten Maßnahmen nicht aus, um das Fortschreiten einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung einzudämmen. Dann müssen die Ärzte operieren. Hierbei entfernen sie z. B. infizierte, abgestorbene Gewebebereiche (Nekrosen), stillen Blutungen aus angedauten Gefäßen oder entfernen Abszesse, die sich trotz Punktion nicht zurückgebildet haben. Vor allem Notoperationen sind riskant, etwa 15 % der Patienten versterben daran.

Nachsorge

  • Der Patient muss über die nächsten Jahre hinweg auf alles verzichten, was die Bauchspeicheldrüse schädigt, also vor allem auf Alkohol.
  • Bei einer geplanten Medikamenteneinnahme muss der Arzt prüfen, ob dieses evtl. schädlich für die Bauchspeicheldrüse ist. Dies trifft auf bestimmte Wirkstoffe aus den Gruppen der Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, Östrogene und Antibiotika sowie auf einige Entzündungshemmer (z. B. Mesalazin) zu.
  • Hat der Patient Gallensteine, wird die Gallenblase etwa 6 Wochen nach Ausheilung entfernt, um eine weitere Entzündung der Bauchspeicheldrüse zu vermeiden.
  • Pseudozysten, die sich nach 6 Wochen nicht von selbst zurückgebildet haben, punktiert und drainiert der Arzt erneut.

Prognose

Die Prognose hängt vom Schweregrad der akuten Entzündung ab. Bei der leichten Form ohne Nekrosen und Komplikationen sterben etwa 1 % der Patienten an der Erkrankung. Die nekrotisierende Pankreatitis hat eine Sterblichkeit von 10–25 %. Kommt es zu einer Totalnekrose der Bauchspeicheldrüse, stirbt sogar jeder 2. Betroffene daran.

Ihr Apotheker empfiehlt

Eine akute Bauchspeicheldrüsen-Entzündung führt zu so starken Beschwerden, dass von einer Eigentherapie unbedingt abzuraten ist.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wenn Kinder unter Durchfall leiden

Bei starkem Durchfall können kleine Kinder gefährlich viel Flüssigkeit verlieren.

Wenn Kinder unter Durchfall leiden

Achtung, gefährliches Austrocknen

Durchfall ist bei kleinen Kindern gar nicht so harmlos. Zwar lässt er sich mit viel Trinken und Ruhe meist in den Griff bekommen. Doch klappt das nicht, kann das Kind innerhalb weniger Stunden gefährlich austrocknen. Lesen Sie, welche und wieviel Flüssigkeit Säuglinge und Kleinkinder brauchen, wie man Trinklösungen am besten verabreicht und bei welchen Anzeichen das Durchfallkind zur Ärzt*in muss.

Von der Hand in den Mund

Jedes Jahr gibt es weltweit fast 1,7 Milliarden Fälle von Durchfallerkrankungen (Gastroenteritis) bei Kindern, meist verursacht durch infiziertes Trinkwasser und schlechte sanitäre Verhältnisse. Trotz der guten hygienischen Bedingungen in Deutschland zählt die akute infektiöse Gastroenteritis auch hier zu den häufigsten Krankheitsbildern. Verursacher sind vor allem Viren wie das Norovirus und das Rotavirus, aber auch bakterielle Salmonellen- und Campylobacterinfektionen schlagen bei den Durchfallerkrankungen zu Buche.

Die Erreger werden über den Stuhl oder das Erbrochene ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral, das heißt, dass die über den Stuhl ausgeschiedenen Erreger über den Mund aufgenommen werden. Typische Beispiele sind ungenügendes Händewaschen nach dem Toilettengang oder Handkontakt mit verunreinigten Flächen. Auch Tröpfcheninfektionen sind möglich. . Dabei gelangen durch schwallartiges Erbrechen virusbeladene kleineste Tröpfchen aus der Speiseröhre in die Luft und werden von einer anderen Person über den Mund aufgenommen. Außerdem werden viele Erreger über kontaminierte Speisen übertragen.

Besonders oft erwischt es Kleinkinder und Säuglinge. Bei ihnen ist die Erkrankung am bedrohlichsten, denn sie trocknen schneller aus als Jugendliche und Erwachsene. Das größte Risiko besteht für Kinder unter sechs Monaten oder mit einem Gewicht unter 8 kg.

Hinweis: 30% der Durchfallerkrankungen bei Kindern und 50% bei Erwachsenen werden durch das Norovirus verursacht. Die Infektionen können das ganze Jahr über auftreten, ein saisonaler Gipfel besteht in den Monaten von Oktober bis März.

Wann Durchfall nicht mehr harmlos ist

Durch starken Durchfall und Erbrechen verliert der Körper Flüssigkeit und Elektrolyte, er trocknet aus. Eine solche Dehydratation kann für den ganzen Körper gefährlich werden. Am schnellsten leiden die Gehirnzellen unter dem Wassermangel. Um ein Austrocknen nicht zu übersehen, müssen Eltern ihr krankes Kind gut beobachten. Flüssigkeitsmangel macht sich folgendermaßen bemerkbar:

  • Ein leichter Flüssigkeitsmangel (5% des Körpergewichts bei Kleinkindern und bzw. 3% bei Jugendlichen) fällt kaum auf. Der Durst kann vermehrt sein und die Urinmenge leicht vermindert.
  • Mittelschwerer Flüssigkeitsmangel (10% bzw. 5-6% des Körpergewichts) zeigt sich durch eine trockene Wangenschleimhaut und eine geringe bzw. fehlende Urinausscheidung. Die Augen sind eingesunken (bei Säuglingen auch die Fontanellen, das sind die weichen Spalten zwischen den noch nicht zusammengewachsenen Schädelknochen), das Herz schlägt schneller und die Haut verliert an Spannung. Das Kind wirkt lethargisch, desinteressiert, müde.
  • Beim schweren Flüssigkeitsmangel (15% bzw. 7-9% des Körpergewichts) kommen eine beschleunigte Atmung, die Blaufärbung von Lippen und Fingerspitzen und ein dünner, kaum tastbarer Pulsschlag hinzu. Die Haut wird häufig fleckig. Im schlimmsten Fall fällt das Kind ins Koma.

Bei Kindern mit mittelschwerem und schwerem Flüssigkeitsmangel muss eine Ärzt*in eingeschaltet werden. Daneben gibt es weitere Gründe, die Kinderarztpraxis oder die Notfallambulanz einer Kinderklinik aufzusuchen:

  • Das Kind ist jünger als sieben Monate oder wiegt weniger als 8 kg.
  • Es leidet an unstillbarem Erbrechen. Beim Kleinkind bedeutet dass, das es mehr als sechs bis acht Mal erbricht oder 24 Stunden lang immer wieder. Bei Säuglingen sollte man nicht länger als ein bis zwei Stunden warten, bis man sich auf den Weg zur Ärzt*in begibt.
  • Es hat eine chronische Grunderkrankung.
  • Es möchte trotz Zeichen der Austrocknung nichts trinken oder es verweigert das Trinken mehr als vier Stunden lang.
  • Das Kind verhält sich auffällig, es schreit schrill oder ist gereizt. Alarmierend ist auch, wenn es apathisch wirkt oder auffallend müde ist.
  • Es hat hohes Fieber (>39,5° C) oder starke Bauchschmerzen.
  • Der Durchfall ist blutig (mehr als einzlen Blutfäden im Stuhl).
  • Das Kind scheidet große Mengen an wässrigem Stuhl aus (mehr als acht bis zehn Stühle am Tag).
  • Der Zustand des Kindes bessert sich trotz Trinklösung nicht.
  • Die Eltern fühlen sich überfordert.

In der Kinderarztpraxis oder in der Notfallambulanz entscheidet die Ärzt*in, ob das Kind zuhause behandelt werden kann oder stationär eingewiesen werden muss. Dort bekommt es Flüssigkeit und Elektrolyte, meist über eine Magensonde durch die Nase oder als Infusion über die Vene.

In leichten Fällen reicht Trinken

Zum Glück verlaufen die meisten Durchfallerkrankungen bei Kindern mild. In diesen Fällen ist das oberste Gebot: Flüssigkeit auffüllen und Elektrolyte ausgleichen. Am besten geht das mit einer fertigen Glukose-Elektrolytlösung aus der Apotheke. Sie wird von verschiedenen Herstellern angeboten und enthält nach WHO-Vorgaben Natriumchlorid, Kalium und Glukose. In der Regel handelt es sich um Pulver, das zum Trinken angerührt wird.

Steht kein Fertigpräparat zur Verfügung, muss die Trinklösung selbst angemischt werden. Dazu eignen sich verdünnter Schwarz-, Fenchel- oder Kamillentee oder abgekochtes Wasser. Zu einem Liter gibt man 4 Teelöffel Zucker und ¾ Teelöffel normales Kochsalz (besteht aus Natriumchlorid). Auch wenn sie von den meisten Kindern gerne getrunken werden sind Cola, Limo oder Fruchtsäfte für die Rehydrierung ungeeignet. Das liegt daran, dass sie meist zu wenig Natrium und dafür viel zu viel Zucker enthalten.

Wieviel das Kind von der Lösung trinken soll, hängt von seinem Alter und von seinem Gewicht ab. Ein weiteres Kriterium ist der Flüssigkeitsverlust.

  • Zeigt das Kind keine Zeichen der Austrocknung, sollte es so viel von der Lösung trinken, wie es (geschätzt) an Flüssigkeit verloren hat. Bei einem Säugling sind das etwa 50-100 ml nach jedem flüssigen Stuhl oder Erbrechen, bei Kleinkindern etwa 100 – 150 ml.
  • Bei einem leichten Flüssigkeitsmangel (leichten Zeichen der Austrocknung, siehe oben) benötigt das Kind in den ersten drei bis vier Stunden insgesamt 40-50 ml Trinklösung pro Kg Körpergewicht.

Bei mittelschwerem oder schwerem Flüssigkeitsmangel entscheidet die Ärzt*in, wieviel Flüssigkeit das Kind benötigt und wie diese zugeführt wird.

Eingenommen wird die Trinklösung nach Wunsch des Kindes gekühlt oder bei Zimmertemperatur. Wenn das Kind erbricht, gibt man zu Beginn alle ein bis zwei Minuten 5 ml mit einem Teelöffel. Kleine Kinder lehnen dies manchmal ab, hier hilft eine Einmalspritze (natürlich ohne Nadel). Damit verabreicht man vorsichtig geringe Mengen in den Mund, am besten in Richtung Wange. Hat das Kind mit Löffel oder Spritze 100-200 ml zu sich genommen, kann man mit einem Becher oder einer Saugflasche weitermachen. Damit bietet man dann mehrmals die Stunde bis zu 50 ml an.

Gestillte Säuglinge bekommen die Trinklösung per Fläschchen oder Spritze verabreicht. Parallel dazu sollen sie weiter gestillt werden.

Hinweis: Immer die Gebrauchsanweisung der Trinklösung genau beachten. Ein zu hoher oder zu niedriger Verdünnungsgrad kann den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt stören und gefährliche Folgen für das Kind haben.

Medikamente gegen den Durchfall?

Das wichtigste „Medikament“ beim akuten infektiösen Brechdurchfall ist die Trinklösung. Mit ihr bringt man den Flüssigkeitshaushalt wieder ins Gleichgewicht und füllt verloren gegangene Elektrolyte wieder auf. Einige wenige Wirkstoffe können bei frühem Einsatz die Dauer und Schwere des Durchfalls verkürzen. Es wird jedoch geraten, sie dem Kind nur nach Rücksprache mit der Ärzt*in zu verabreichen. Beispiele dafür sind:

  • Probiotika. Lactobacillus GG und Saccharomyces sollen sich günstig auf den Durchfall auswirken und die Ansteckungsgefahr lindern.
  • Racecadotril. Diese Substanz wird im Körper zu Thiorphan umgewandelt. Es hemmt bestimmte, an der Darmschleimhaut sitzenden Peptidhormone und reduziert die Flüssigkeitsabgabe in den Darm. In der Folge dickt der Stuhl ein. Für Kinder ab drei Monaten gibt es den Wirkstoff als Granulat oder Tabletten. Einige dieser Präparate unterliegen der Verschreibungspflicht. Vor der Verabreichung an Säuglinge oder Kleinkinder sollte in jedem Fall die Kinderärzt*in konsultiert werden.
  • Smektit. Die natürliche Aluminium-Magnesium-Silikatverbindung ist Bestandteil vieler Heilerden und bindet an die Darmschleimhaut. Dabei adsorbiert sie Viren, Bakterien und deren Toxine. Bei Kindern verkürzt Smektit einer Metaanalyse zufolge die Durchfalldauer um etwa einen Tag.

Keinesfalls sollte man dem Kind irgendwelche Hausmittel geben. Auch Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen wie Dimenhydrinat sind kontraindiziert. Sie reduzieren zwar den Brechreiz, machen aber auch müde und erschweren dadurch die Flüssigkeitsaufnahme. Abgeraten wird bei Kleinkindern auch von Loperamid (für Kinder unter 2 Jahren ist der Wirkstoff sowieso kontraindiziert). Loperamid hemmt zwar die Darmbewegungen und damit den Durchfall, kann bei Kleinkindern jedoch schwere Nebenwirkungen wie z.B. Verstopfung auslösen.

Hinweis: Antibiotika gelten in den wenigstens Fällen als sinnvoll. Einerseits werden die meisten infektiösen Durchfallerkrankungen durch Viren ausgelöst. Doch auch bei bakteriell verursachtem Durchfall verordnen die Ärzt*innen nur ausnahmsweise Antibiotika, z.B. bei immungeschwächten Patienten oder schwerer Erkrankung.

Wann darf wieder gegessen werden?

Nach drei bis vier Stunden sollte mithilfe der Trinklösung der Flüssigkeitshaushalt wieder ausgeglichen sein. Das erkennt man daran, dass es dem Kind wieder besser geht und es nur noch minimale Zeichen einer Austrocknung zeigt. Wenn es möchte, kann es dann wieder etwas essen.

Säuglinge bekommen Muttermilch, Flaschenkinder ihre gewohnte, aber etwas verdünnte Flaschennahrung. Älteren Kindern bietet man stärkereiches und fett- bzw. reizstoffarmes Essen an. Geeignet sind Zwieback, Toast, Reis, Karotten- oder Kartoffelbrei oder Brühe mit Nudeln oder Reis.

Hinweis: Auch bei richtiger Behandlung hält eine akute infektiöse Durchfallerkrankung meist zwei bis drei Tage an. In der gesamten Zeit sollte das Kind viel trinken. Solange der Stuhl wässrig ist, am besten die Glukose-Elektrolytlösung.

Besser vorbeugen als Durchfall bekommen

In gewissem Maß lässt sich infektiösen Durchfallerkrankungen vorbeugen. In den ersten Lebensmonaten schützt z.B. das Stillen das Kind vor Infektionen und damit auch vor Durchfall. Das trifft auch dann zu, wenn das Baby nicht voll, sondern nur teilgestillt wird.

Ansonsten gilt das Gleiche wie für alle anderen Infektionen: Hygiene hat oberste Priorität. Vor dem Hantieren mit Nahrungsmitteln und nach dem Besuch der Toilette sollen die Hände gewaschen werden – das muss auch der Nachwuchs frühzeitig lernen. Fläschchennahrung ist immer frisch zuzubereiten, damit eventuelle Erreger sich gar nicht erst in der Milch vermehren können. Fleisch und Eier können Salmonellenlieferanten sein: Sie sollten deshalb vor dem Verzehr gut durchgegart werden.

Die STIKO empfiehlt außerdem für alle Säuglinge die Schluckimpfung gegen Rotaviren. Sie verhindert zwar keine Ansteckung, aber schwere Verläufe – die bei Kindern unter zwei Jahren lebensbedrohlich sein können. Der erste Impftermin sollte zwischen der sechsten und zwölften Woche liegen. Je nach Wirkstoff sind eine oder zwei Auffrischimpfungen im Abstand von vier Wochen erforderlich.

Tipp: Die Schluckimpfung gegen Rotaviren kann auch gleichzeitig mit anderen Impfungen im Säuglingsalter gegeben werden, z.B. mit der Sechsfachimpfung ab der 8. Lebenswoche.

Quelle: S2k-Leitlinie Akute Infektiöse Gastroenteritis bei Säuglingen und Kindern

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Tanya Rozhnovskaya / Alamy / Alamy Stock Photos