Gesundheit heute

Sonnenallergie

Sonnenallergie (polymorphe Lichtdermatose): Stunden bis Tage nach Sonneneinstrahlung auftretender starker Juckreiz mit Rötung, Papeln und Bläschen auf meist sonnenentwöhnten Hautpartien. Als Ursache gilt eine angeborene allergische Überreaktion, die durch noch unbekannte licht-vermittelte Antigene ausgelöst wird. Die Erkrankung tritt vor allem von Mai bis Juni und bei hellhäutigen Menschen auf. Unter Vermeidung erneuter Sonnen-Exposition kommt es in der Regel zu folgenloser Abheilung, die durch Kortisoncreme unterstützt werden kann. Danach lässt sich die Haut meist an das Sonnenlicht gewöhnen. Zur Prophylaxe dienen Sonnenschutz und das Vermeiden von Sonnenlicht. Bei starker Ausprägung gibt es die Möglichkeit, der drohenden Sonnenallergie durch Light-Hardening (eine Art Gewöhnungstherapie an UV-Licht) vorzubeugen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Ausgeprägter Juckreiz Stunden bis Tage nach einmaliger oder erstmaliger Sonneneinstrahlung
  • Rote Flecken, Bläschen und/oder Knoten auf den sonnenexponierten Hautarealen.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • oben genannte Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Vorkommen

Die Sonnenallergie ist eine häufige Erkrankung, 10 bis 20 % der Europäer*innen sollen davon betroffen sein, Frauen weitaus häufiger als Männer. Bei 2/3 tritt sie zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr das erste Mal auf. Sie ist typisch für das Frühjahr und den Frühsommer, wenn die Sonneneinstrahlung intensiver wird und zu den ersten Sonnenbädern einlädt.

Krankheitsentstehung und Klinik

Die Beschwerden entwickeln sich Stunden bis Tagen nach dem ersten Sonnenkontakt auf unbedeckten, häufig lichtentwöhnten Hautpartien wie Oberarmen und Dekolletee, oft auch auf den seitlichen Teilen von Gesicht und Hals. Typischerweise tauchen die allergischen Hautveränderungen bei der gleichen Patient*in immer wieder an den gleichen Stellen auf. Die Ausprägung ist individuell unterschiedlich, es kommt zu roten Flecken, Quaddeln, Knötchen, Bläschen oder Rötungen, immer verbunden mit starkem Juckreiz. Wenn die Beschwerden abgeklungen sind, lässt sich die Haut meist problemlos an das Sonnenlicht gewöhnen.

Ursachen

Durch das Sonnenlicht wird eine Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ hervorgerufen (im Gegensatz zur unten beschriebenen Lichturtikaria). Deshalb dauert es auch Stunden bis Tage, bis die Hauterscheinungen zum Vorschein kommen. Die Expert*innen gehen davon aus, dass sich durch die Lichtexposition Antigene bilden, die die allergische Reaktion auslösen. Daneben scheinen aber auch andere, noch unbekannte Faktoren eine Rolle zu spielen.

Nicht alle Anteile des Sonnenlichts lösen eine Sonnenallergie aus. In den meisten Fällen handelt es sich um UVA-Strahlung, ein Teil der Betroffenen reagiert aber auch auf UVB-Strahlung und/oder sichtbares Licht.

Sonderformen

Mallorca-Akne. Sie gilt als eine Variante der Sonnenallergie und äußert sich durch Knötchen und starken Juckreiz im Bereich des Dekolletés, der Schultern oder des oberen Rückens. Im Gegensatz zur normalen Akne treten keine Eiterbläschen und keine Komedonen auf. Vermutlich handelt es sich um eine Reaktion der Haut auf das Zusammenwirken von fetthaltigen Anteilen im Sonnenschutzmittel (wie Emulgatoren oder Fette) und UV-Licht. Gelegentlich tritt die Erkrankung auch auf unbehandelter Haut auf. Zur Behandlung empfiehlt die Hautärzt*in neben juckreizstillenden Medikamenten oft eine Schältherapie, z. B. mit Aluminiumoxid, evtl. auch mit niedrig dosierter Vitamin A-Säure wie Tretinoin (z. B. Airol® Lösung). Wird die Haut vor weiterer Sonneneinstrahlung geschützt, heilt die Mallorca-Akne meist narbenfrei ab.

Lichturtikaria. Eine sehr seltene Sonderform der allergischen Lichtdermatose ist die Lichturtikaria. Auslöser sind vor allem UV-A-Strahlen, in manchen Fällen auch sichtbares Licht mit der Wellenlänge 400–800 nm. Nach Exposition bilden sich innerhalb von 5 bis 10 Minuten flächenhafte Rötungen, Quaddeln und extremer Juckreiz auf den betroffenen Hautgebieten. Es handelt sich dabei um eine IgE-vermittelte allergische Reaktion vom Soforttyp. Vermutlich aktiviert das Licht ein Fotoallergen, das über eine IgE-Antikörper-Reaktion Histamin freisetzt; es kommt zu Quaddeln und starkem Juckreiz. Die Lichturtikaria wird mit Antihistaminika, Kortison und evtl. Immunsuppressiva behandelt. Bei manchen Patient*innen hilft auch der Austausch des Blutplasmas über die Plasmapherese, um eventuell vorhandene Antigene aus dem Blut zu entfernen.

Fotoallergische Dermatitis. Bei dieser Erkrankung reagiert die Haut ebenfalls allergisch auf UV-Strahlung, und zwar nach Einnahme oder Auftragen fotoallergisierender Substanzen. Mehr dazu unter Fotoallergische Dermatitis.

Diagnosesicherung

Die Anamnese in Verbindung mit den Hautveränderungen führt die Hautärzt*in meist zur Diagnose, vor allem, wenn die Befunde jedes Jahr erneut auftreten.

In unklaren Fällen hilft der Fotoprovokationstest weiter, der jedoch nur in einem symptomfreien Zeitraum durchgeführt werden kann. Dabei wird ein Hautareal, das lichtentwöhnt ist, aber sonst beim Sonnenbaden mit einer Sonnenallergie reagiert, mit verschieden hohen Licht-Dosen und UV-Spektren bestrahlt. Die Reaktion darauf wird mehrere Tage lang täglich abgelesen.

Differenzialdiagnosen. Es gibt eine Reihe weiterer Krankheitsbilder, die mit einer Sonnenallergie verwechselt werden können, z. B. das Arzneimittelexanthem oder Formen des Lupus erythematodes.

Behandlung

Akute Beschwerden

Bei akuten Beschwerden ist jegliche Sonneneinstrahlung zu vermeiden, d. h. die Haut sollte mit Textilien schützend abgedeckt werden. Kortisoncremes wie 0,1%iges Betamethason (z. B. Betagalen Lotio®) beschleunigen die Heilung. Gegen den oft massiven Juckreiz verordnet die Ärzt*in oft zusätzlich Antihistaminika wie Desloratadin (z. B. Aerius®). In sehr ausgeprägten Fällen verschreibt die Ärzt*in auch Kortisontabletten wie Prednisolon (z. B. Decortin H).

Vorbeugende Therapie

Folgende Maßnahmen helfen, einer bekannten Sonnenallergie vorzubeugen:

  • Konsequenter Lichtschutz mit Kleidung (lange Ärmel, lange Hosen, Hut, hochgeschlossene Oberteile), evtl. auch mit UV-Schutzkleidung.
  • Auftragen von Sonnencreme, immer mit Lichtschutzfaktor gegen UVB (LSF-Kennzeichnung) und UVA (erkennbar am kreisförmigen Symbol mit einem A darin). Mehr dazu siehe "Ihre Apotheke empfiehlt".
  • Gewöhnungstherapie (Light-Hardening) vor der Sonnensaison noch im Frühjahr oder vor dem Anritt einer Urlaubsreise in die Sonne. Dabei wird der Eigenschutz der Haut mit aufsteigenden Dosen von UV-Licht aktiviert und vermehrt. Nach einem Behandlungszyklus mit UVB oder UVB/UVA bleiben die Betroffenen in der nachfolgenden Saison häufig beschwerdefrei.
  • Verwendung fettfreier Sonnenschutzprodukte bei Mallorca-Akne.

Prognose

Ohne Vorbeugung stellt sich die Sonnenallergie zu Beginn jeder Sonnensaison meist erneut ein, im Verlauf der Jahre können die Beschwerden schwächer werden.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Wer zur Sonnenallergie neigt und sich im Sommer trotzdem im Freien aufhalten möchte, sollte seine Haut so langsam wie möglich an die UV-Strahlen gewöhnen. Neben Kleidung, Sonnenhut und Sonnenbrille gehören auch Sonnenschutzcremes dazu. Für einen optimalen Sonnenschutz ist folgendes zu beachten

  • Den richtigen Lichtschutzfaktor aussuchen. Verwenden Sie bei Aufenthalten im Freien einen Sonnenschutz mit passendem Lichtschutzfaktor (LSF). Dafür müssen Sie Ihren Hauttyp und die damit verbundene Eigenschutzzeit kennen. Mit einem Hauttyp I (etwa 5 Minuten Eigenschutzzeit) darf man nach dem Auftragen einer Creme mit LSF 30 ca. 150 Minuten (5×30), also 2,5 Stunden in der Sonne bleiben. Vorsicht: Nachcremen verlängert die Schutzzeit nicht, sorgt aber dafür, dass durch Schwitzen, Schwimmen oder Abrieb auf das Badehandtuch verloren gegangene Creme ersetzt und der Lichtschutz aufrechterhalten wird.
  • Ausreichend Creme auftragen. Wichtig ist auch, genügend Creme aufzutragen. 2 mg pro cm2 Haut müssen es sein, bei einem 1,80 m großen, 80 kg schweren Mann mit einer Körperoberfläche von 2 m2 sind danach etwa 40 g Sonnenschutzmittel pro Anwendung erforderlich.
  • Starke UV-Strahlung meiden. Halten Sie sich im Sommer in der Mittagszeit von 11 bis 15 Uhr nicht draußen auf. Beachten Sie den UV-Index (UV-I), der auf der Webseite des Deutschen Wetterdienstes aktualisiert wird.

Prävention

Einige Expert*innen empfehlen auch die vorbeugende Therapie mit Antioxidantien, um freie Radikale abzufangen und damit der Sonnenallergie vorzubeugen. Ob diese Maßnahme tatsächlich vor den Beschwerden schützt, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Manche Betroffenen haben damit jedoch gute Erfahrungen gemacht:

  • Ab einer Woche vor der zu erwartenden Licht-Exposition zweimal täglich auf die bekannten Stellen Cremes mit Antioxidantien wie Glucosylrutin (z. B. in Eucerin Sun Allergy Protect Sun Creme-Gel) auftragen.
  • Auch die orale Einnahme von Antioxidantien ist möglich. Dazu gehören z. B. Omega-3-Fettsäuren, Folsäure, Vitamin E und Beta-Carotin (Vorsicht, Raucher haben durch Einnahme von beta-Carotin ein zusätzlich erhöhtes Lungenkrebsrisiko).

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Kampf der Gürtelrose!

Die echte Gürtelrose blüht mit roten Papeln und Bläschen weniger hübsch.

Kampf der Gürtelrose!

Gegen Schmerzen, Juckreiz, Krusten

Mit Ausschlag, Kribbeln, Jucken und Schmerzen kann eine Gürtelrose ganz schön unangenehm werden. In jedem zehnten Fall drohen sogar langfristige Nervenschmerzen, die Schlaf und Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Lesen Sie, wo die Gürtelrose herkommt, wie sich akute und chronische Beschwerden am besten behandeln lassen und wie man sich mit der Zosterimpfung schützt.

Viren auf Wanderschaft

Plötzliche Schmerzen und ein roter, gürtelförmiger Ausschlag am Rumpf —die Symptome einer Gürtelrose sind leicht zu erkennen. Verantwortlich für den Spuk ist das Windpocken- oder Varizellenvirus (lateinisch Varizella-Zoster-Virus). Es gehört zu der Gruppe der Herpesviren, weshalb die Erkrankung medizinisch auch Herpes zoster genannt wird.

Das Varizellenvirus hat ganz besondere Eigenschaften. Infiziert man sich damit, erkrankt man zunächst an Windpocken. Nach dem Abheilen des juckenden Ausschlags verschwinden die Viren aber nicht. Stattdessen wandern sie in bestimmte Nervenzellen, die Ganglienzellen von Hirn- oder Spinalnerven. Dort lassen sie sich lebenslang nieder – in Schach gehalten vom körpereigenen Immunssystem. Schwächelt das Immunsystem, werden die Viren reaktiviert und befallen den Körper „von innen“ erneut. Geschwächt wird das Immunssystem z. B. durch

  • seelischen und körperlichen Stress
  • normale Alterungsprozesse
  • immunsuppressive Therapien, also Therapien die das Immunsystem gezielt unterdrücken (z. B. zur Behandlung von Krebs oder einer rheumatoiden Arthritis)
  • Immunerkrankungen, z.B. eine HIV-Infektion.

Manchmal tritt die Gürtelrose aber auch auf, ohne dass sich ein spezieller Grund dafür feststellen lässt.

Die typische Gürtelrose

Werden die Viren reaktiviert, wandern sie die Nervenfaser entlang in Richtung Körperoberfläche. Am häufigsten geschieht das im Bereich von Brustkorb und Rumpf. Auf der Haut lösen sie dann einen gürtelförmigen Ausschlag mit gleichförmigen Papeln und Bläschen auf rotem Grund aus. Zum charakteristischen Muster des Ausschlages kommt es, weil die Viren sich nicht frei, sondern entlang der Nervenfaser ausbreiten. Diese Nervenfasern sind wiederum gürtelförmig, also quer von der Wirbelsäule bis zur Vorderseite angeordnet. Der gürtelförmige Ausschlag ist so typisch, dass meist keine weitere Diagnostik erforderlich ist. Im Zweifel lassen sich die Viren aber auch durch Laboruntersuchungen von Blut oder Hirnflüssigkeit nachweisen.

Manchmal macht sich die Gürtelrose schon vor dem Hautausschlag durch Kribbeln oder Taubheitsgefühl bemerkbar. Ist sie voll erblüht, leiden die Erkrankten je nach Ausmaß unter

  • Fieber und starkem Krankheitsgefühl
  • Wundschmerzen im Bereich des Ausschlags
  • Nervenschmerzen im Bereich des befallenen Nervens, z. B. starke Missempfindungen (Ameisenlaufen, Juckreiz) und bohrende oder stechende Schmerzen.

Normalerweise heilt der Ausschlag innerhalb von zwei bis vier Wochen folgenlos aus. Bei jeder zehnten Patient*in dauern Schmerzen und Missempfindungen jedoch auch nach Abheilen des Hautausschlags an oder flackern nach einem beschwerdefreien Intervall wieder auf. In diesen Fällen spricht man von der Post-Zoster-Neuralgie. Deren Prognose ist nicht besonders gut: Bei einem Drittel der Betroffenen greift die Schmerztherapie nicht, und manche haben lebenslang mit den Beschwerden zu kämpfen (mehr dazu siehe unten).

Hinweis: Achtung, ansteckend! In den Bläschen des Ausschlags befinden sich massenweise Varizellenviren. Gürtelrose-Patient*innen können durch Schmierinfektionen andere infizieren. Ganz besonders gefährdet sind Schwangere, die noch keine Windpocken hatten. Bei einer Infektion kann das ungeborene Kind schwer geschädigt werden. Um jede Ansteckung zu vermeiden sollte der Ausschlag bis zum Abheilen gut abgedeckt (passende Pflaster dafür gibt es in der Apotheke) und der Kontakt zu Ungeimpften bzw. noch nicht an Windpocken Erkrankten vermieden werden.

Zoster in Ohr und Auge

Neben der typischen Gürtelrose gibt es auch andere Formen des Herpes zoster. Besonders unangenehm wird es, wenn die Varizellen in den Ganglienzellen der Hirnnerven sitzen und dort reaktiviert werden. Dann wandern sie die Nervenfasern entlang in Richtung Kopfhaut vor. Ist der Trigeminalnerv betroffen, kommt es zu einem Zoster ophthalmicus mit Ausschlag und Schmerzen im Bereich von Stirn, Nasenwurzel und Nasenrücken, meist begleitet von Fieber und einem starken Krankheitsgefühl. Es droht die Infektion des Auges mit Bindehautentzündung, Hornhautentzündung, Augenmuskellähmung und sogar der Gefahr der Erblindung. Ein Befall der Nerven, die für das Ohr zuständig sind, macht sich als Zoster oticus mit Ohrenschmerzen, Hörminderung, Schwindel und schmerzhafte Bläschen am Gehörgang bemerkbar.

Schwerste Formen des Herpes zoster sind der Befall des Gehirns (Zoster-Enzephalitis) oder die Ausbreitung der Varizellenviren über den gesamten Körper inklusive innerer Organe (Zoster generalisatus). Diese lebensbedrohlichen Varianten kommen bei Menschen vor, deren Immunsystem sehr geschwächt ist.

Hinweis: Eine weitere seltene Sonderform des Herpes zoster ist der „Zoster sine herpete“. Hier leiden die Betroffenen unter heftigen Schmerzen in einem Dermatom, es fehlt aber der typische bläschenförmige Ausschlag.

Wen kann es treffen?

Jeder, der einmal an Windpocken erkrankt war, beherbergt die Viren und kann Monate, Jahre oder Jahrzehnte später an einer Gürtelrose oder einer anderen Form des Herpes zoster erkranken. Allerdings steigt das Risiko mit dem Alter, weil das Immunsystem dann allgemein weniger gut arbeitet. Ab 50 ist jedoch nicht nur die Gefahr einer Virusreaktivierung erhöht. Auch die Schwere der Erkrankung nimmt zu.

Doch nicht nur durchgemachte Windpocken lassen eine Gürtelrose erblühen. Auch Menschen, die gegen Windpocken geimpft wurden, können an einem Herpes zoster erkranken. Denn das abgeschwächte Impfvirus zieht sich ebenso wie das „echte“ Virus in Ganglienzellen der Spinal- oder Hirnnerven zurück. Weil das Impfvirus sich jedoch weniger leicht reaktivieren lässt als sein natürlicher Verwandter tritt ein Zoster nach Impfung sehr selten auf. Und kommt es doch einmal dazu, verläuft die Erkrankung deutlich milder als der Herpes zoster durch das echte Virus.

Akut gegen Virus, Schmerz und Krusten

Die normale Gürtelrose ist zwar unangenehm, hat aber eine relativ gute Prognose. Etwa 70–80% der Fälle heilen mithilfe der passenden Therapie folgenlos aus. Diese ruht auf drei Säulen: Die Viren zu bekämpfen, Schmerzen und Juckreiz einzudämmen und das Abheilen der Bläschen zu fördern.

Antivirale Medikamente. Mit ihnen wird der Verlauf der Erkrankung abgemildert und die Ansteckungsgefahr reduziert. Deshalb wird auf die antivirale Therapie nur bei sehr leichten Verläufen darauf verzichtet. Zwingend erforderlich ist sie bei

  • Patient*innen über 50 Jahren
  • Zoster im Kopfbereich
  • stark ausgeprägtem Zoster, z. B. beim Befall mehrerer Dermatome am Rumpf
  • kompliziertem Verlauf
  • Immunschwäche.

Zum Einsatz kommen die Wirkstoffe Aciclovir, Valaciclovir, Famcicluvir und Brivudin. Je nach Präparat werden die antiviralen Medikamente drei- bis fünfmal täglich als Tabletten eingenommen. In schweren Fällen gibt man sie auch intravenös. Dies ist bei Zoster ophthalmicus oder Zoster oticus der Fall. Hier kombinieren die Ärzt*innen das Virostatikum auch oft mit Kortison, um das Risiko für gefährliche Komplikationen wie Seh- oder Hörverlust zu reduzieren.

Schmerztherapie. Der entzündliche Ausschlag verursacht oft unangenehme Wundschmerzen. Diesen begegnet man mit entzündungs- und schmerzlindernden Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Paracetamol. Bei sehr starken Schmerzen kommen auch Opioide zum Zug, beispielsweise Oxycodon-Tabletten oder intravenös verabreichtes Morphin.

Ist der Nerv angegriffen, entwickeln sich zusätzlich neuropathische Schmerzen. Sie reichen von Kribbeln oder Taubheitsgefühl bis zum ausgeprägten Brennen, Bohren oder Stechen. Hier können Wirkstoffe helfen, die auch bei der Post-Zoster-Neuralgie eingesetzt werden, so zum Beispiel Gabapentin, Pregabalin oder auch das Antidepressivum Amitryptilin.

Lokaltherapie. Die lokale Therapie fördert die Abheilung und reduziert das Risiko einer bakteriellen Infektion des Ausschlags. Polihexanid-Gele beispielsweise wirken antiseptisch und helfen, die Verkrustungen zu lösen. Lösungen aus Polihexanid oder Octenidin sind ebenfalls antiseptisch und lindern Schmerzen und Missempfindungen durch ihren kühlenden Effekt. Synthetische Gerbstoffe verringern ebenfalls den Juckreiz und lassen die Läsionen abtrocknen.

Hinweis: Zur lokalen Therapie keine Schüttelmixtur mit Zink verwenden! Diese lindert zwar den Juckreiz, fördert jedoch neuen Untersuchungen zufolge eine bakterielle Infektion der Läsionen. Außerdem lässt sich unter der weißlichen Schicht das Abheilen des Ausschlags nicht gut kontrollieren.

Wenn die Post-Zoster-Neuralgie zubeißt

In etwa 10% der Fälle entwickeln die Betroffenen eine Post-Zoster-Neuralgie. Dabei bleiben die Nervenschmerzen länger als vier Wochen bestehen, obwohl der Hautausschlag längst abgeklungen ist. Manchmal entwickeln sie sich aber auch erst nach einem beschwerdefreien Intervall. Typisch sind Missempfindungen und starke brennende, bohrende oder stechende Schmerzen. Oft ist die Region auch besonders berührungsempfindlich, was beispielsweise das Scheuern von Gürteln oder BH-Trägern unerträglich machen kann.

Die Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie ist kompliziert, oft müssen verschiedene Wirkstoffe probiert und kombiniert werden. Etwa 30% der Patient*innen werden auch durch intensive Maßnahmen nicht schmerzfrei. Zum Einsatz kommen

  • Antikonvulsiva (Medikamente gegen Krampfanfälle) wie Gabapentin, Pregabalin
  • Antidepressiva wie Amitryptilin
  • Opioide wie Tramadol oder Morphin
  • Lidocain-Pflaster
  • Pflaster mit Capsaicin
  • als Ersatzmedikamente Carbamazepin oder Duloxetin.

Wenn die Hautempfindlichkeit des betroffenen Dermatoms intakt ist, empfehlen manche Ärzt*innen auch die Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Die elektrische Stimulation des betroffenen Gebietes verursacht (gewünschte) Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl, wodurch die Schmerzempfindung selbst verringert wird. Daneben können auch andere Verfahren der physikalischen Therapie, z. B. Kälte- oder Wärmeanwendungen helfen, die Beschwerden der Post-Zoster-Neuralgie abzumildern.

Hinweis: Eine Post-Zoster-Neuralgie kann psychisch sehr belastend sein. In manchen Fällen sind Verhaltens- oder Psychotherapien hilfreich, um besser mit den chronischen Schmerzen umzugehen.

Stärkste Waffe: Impfung

Ein besonders starkes Mittel gegen die Gürtelrose und ihre Komplikationen ist die Zosterimpfung. Es gibt sie mit einem abgeschwächten Virus als Lebendimpfstoff und als Totimpfstoff. Letzterer soll effektiver sein und einen längeren Impfschutz bieten, weshalb dieser von der STIKO vorgezogen wird. Sie empfiehlt die Zosterimpfung mit dem Totimpfstoff

  • allen Personen über 60
  • Menschen ab 50 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für Herpes zoster haben (z.B. aufgrund einer immunsuppressiven Therapie oder einer Grunderkrankungen wie Diabetes, COPD, oder rheumatoider Arthritis).

Die Impfung erhöht die zelluläre Immunabwehr und unterstützt dadurch den Körper, die in den Nervenzellen sitzenden Varizellenviren weiter in Schach zu halten.

Für einen vollständigen Schutz sind zwei Impfungen mit einem Abstand von zwei bis sechs Monaten erforderlich. Ob eine Auffrischung nötig ist, wird noch diskutiert. Bis jetzt gehen die Expert*innen davon aus, dass Geimpfte etwa zehn Jahre lang vor einer Gürtelrose bewahrt werden.

Hinweis: Die Zoster-Impfung verträgt sich gut mit anderen Impfungen. Auch eine Covid-19-Impfung ist kein Grund, darauf zu verzichten. Zur Sicherheit empfiehlt die STIKO bei der Zoster-Impfung lediglich, vor und nach der Covid-19-Impfung 14 Tage Abstand einzuhalten.

Quellen: DAZ 2021, Nr. 18, S. 38; RKI

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Rawpixel.com/shutterstock.com