Gesundheit heute

Sonnenbrand

Sonnenbrand (Dermatitis solaris, fototraumatische Hautreaktion): Akute Hautreaktion auf eine übermäßige Bestrahlung mit Sonnenlicht, besonders dem Anteil an UVB. Das Ausmaß ist abhängig vom Hauttyp sowie von der Dauer und Intensität der Lichteinstrahlung. Behandelt wird je nach Schwere mit kühlenden Umschlägen, juckreiz- und schmerzhemmenden Medikamenten und evtl. Kortison. Ein Sonnenbrand heilt meist ohne sichtbare Spuren, schädigt aber langfristig die Haut und erhöht v. a. bei Auftreten in den ersten zwei Lebensjahrzehnten das spätere Risiko für Hautkrebs. Zur Vorbeugung empfiehlt es sich, starke UV-Bestrahlung (vor allem die Mittagssonne) zu meiden, Sonnenhüte und möglichst UV-dichte Textilien zu tragen sowie die unbedeckten Hautpartien ausreichend mit Sonnenschutzprodukten einzucremen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzhafte Rötung, eventuell auch Schwellung und Jucken der betroffenen Hautbereiche, 4–8 Stunden nach Sonnenexposition einsetzend (Grad 1)
  • Eventuell Blasenbildung, begrenzt auf das betroffene Areal (Grad 2)
  • Eventuell Übelkeit und Kopfschmerzen bis hin zu Fieber und Erbrechen als Hinweis auf einen zusätzlichen Hitzschlag oder Sonnenstich
  • 36–48 Stunden nach Sonnenexposition Nachlassen der Beschwerden, etwa 1 Woche später Abschälen der Haut.

Wann in die Arztpraxis

Am gleichen Tag, bei

  • starkem Sonnenbrand im Gesicht und an den Genitalien
  • starken Schmerzen
  • Verbrennungen zweiten Grades (Blasenbildung)
  • Fieber, Kopfschmerzen und Erbrechen.

Die Erkrankung

Häufigkeit und Klinik

Sonnenbrände sind häufig: Rund 40 % aller Deutschen leiden mindestens einmal im Jahr daran, betroffen sind vor allem Menschen mit einem Hauttyp I oder II (siehe "Risikofaktor Haut"). 3/4 aller Sonnenbrände kommen bei Kindern und Jugendlichen bis zu 20 Jahren vor.

Gefährdet für einen Sonnenbrand sind besonders die Sonnenterassen des Körpers: Nase, Schultern und Füße. Etwa 3–8 Stunden nach dem Sonnenbad rötet sich die Haut (Sonnenbrand 1. Grades), schwillt an und bildet eventuell Blasen (Sonnenbrand 2. Grades). Sie spannt, brennt, ist berührungs- und druckempfindlich. Treten Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Fieber auf, lassen sie sich auf einen Sonnenstich zurückführen.

UV-B-Strahlen und Haut

Hauptverantwortlich für einen Sonnenbrand sind die energiereichen, kurzwelligen UV-B-Strahlen des Sonnenlichts. Sie dringen im Gegensatz zu den UV-A-Strahlen nur bis in die Oberhaut (Epidermis) ein und lösen dort eine Reihe von nützlichen, aber auch schädlichen Reaktionen aus:

Ausbildung einer Lichtschwiele. Durch UV-B-Strahlen vermehren sich die Zellen in der oberen Hautschicht, die Hornhaut wird dicker und es entsteht eine schützende Lichtschwiele.

DNA-Schädigung. In den Zellkernen der Hautzellen können UV-B-Strahlen Schäden auslösen, die zu Veränderungen (Mutationen) der Erbsubstanz führen. Langfristige Folgen sind die Entartung dieser Zellen und deren unkontrollierte Teilung, es droht Hautkrebs.

Melaninbildung (Bräunung). Um ihr Erbgut vor den schädigenden Strahlen zu schützen, bilden die Hautzellen unter UV-B-Bestrahlung vermehrt das Pigment Melanin. Das dunkle Melanin legt sich wie ein Schutzschild über den Zellkern und fängt UV-Strahlung ab. In der Folge erreichen weniger schädigende UV-Strahlen das Erbgut der Hautzellen, als Nebeneffekt wird die Haut gebräunt.

Vitamin D-Bildung. UV-B-Strahlung fördert die Bildung des für Knochen und Kalziumstoffwechsel wichtigen Vitamin D3 aus seinen Vorstufen.

Sonnenbrand. Zuviel an UV-B-Strahlung führt in den Arealen, in denen die Strahlen eingedrungen sind, zu einer akuten entzündlichen Reaktion der Haut, dem Sonnenbrand. Dabei setzen die Zellen Gewebehormone wie Interleukine, Chemokine und Prostaglandine frei. Die Haut wird rot, schmerzt, juckt, in schweren Fällen bilden sich Blasen. Gleichzeitig sind – von außen unbemerkt – vermehrt Schäden am Erbgut möglich, die langfristig zu Hautkrebs führen können. Wie schnell es zu einem Sonnenbrand kommt, hängt vor allem vom Hauttyp ab (siehe unten, Risikofaktor Haut). Inzwischen geht man davon aus, dass neben den UV-B-Strahlen auch die tiefer eindringenden, aber energieärmeren und für die Hautalterung verantwortlichen UV-A-Strahlen am Sonnenbrand beteiligt sind – zumindest, wenn sie die Haut in hohen Dosen erreichen.

Risikofaktor Haut

Gesunde Haut hat einen gewissen Eigenschutz vor UV-Strahlung, der je nach Hauttyp unterschiedlich ausgeprägt ist. Die sogenannte Eigenschutzzeit gibt an, wie lange man sich ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen in der Sonne aufhalten kann (in der Regel zwischen 5 bis 10 Minuten beim hellsten Hauttyp und etwa 40 Minuten beim Hauttyp 5). Ein häufig verwendetes Schema ist das der Fitzpatrick-Haut-Typen. Besonders sonnenbrandgefährdet sind dabei die Hauttypen I und II.

Hauttyp I

  • sehr helle, irische, rötlich-weiße Haut, viele Sommersprossen
  • rötlich-hellblonde Haare, Augenfarbe blau, grün, hellgrau
  • sehr hohe Sonnenempfindlichkeit, immer Sonnenbrand, nie Bräunung
  • Hauteigenschutzzeit 5–10 Minuten.

Hauttyp II

  • helle, weißlich-beige Haut, einige Sommersprossen
  • blonde bis hellbraune Haare, Augenfarbe blau, grün, grau
  • hohe Sonnenempfindlichkeit, mäßige Bräunung, häufig Sonnenbrände
  • Hauteigenschutzzeit 10–20 Minuten.

Hauttyp III

  • hellbraune Haut, keine Sommersprossen
  • dunkelblonde bis braune Haare, Augenfarbe grau, braun
  • mittlere Sonnenempfindlichkeit, deutliche Bräunung, manchmal Sonnenbrand
  • Hauteigenschutzzeit 20–30 Minuten.

Hauttyp IV

  • hell- bis mittelbraune Haut, keine Sommersprossen
  • dunkelbraune bis schwarze Haare, Augenfarbe dunkel
  • niedrige Sonnenempfindlichkeit, fast nie Sonnenbrand
  • Hauteigenschutzzeit 30–40 Minuten.

Hauttyp V

  • braune Haut, dunkle Haare, Augenfarbe dunkel
  • niedrige Sonnenempfindlichkeit, fast nie Sonnenbrand
  • Hauteigenschutzzeit über 40 Minuten.

Hauttyp VI

  • tiefbraune Haut, dunkle bis schwarze Haare
  • Augenfarbe dunkel bis schwarz
  • sehr niedrige Sonnenempfindlichkeit
  • Hauteigenschutzzeit nahezu unbegrenzt hoch.

Hinweis: Kinder haben eine dünnere Haut und weniger sowie geringer aktive pigmentbildende Zellen (Melanozyten) als Erwachsene. Deshalb sind sie besonders empfindlich für UV-Strahlung und stark sonnenbrandgefährdet.

Komplikationen

Sind über 10 % (bei Kindern über 5 %) der Körperoberfläche von einem schweren Sonnenbrand mit Blasenbildung (Verbrennung 2. Grades) betroffen, droht ein Kapillarleck (d. h. die Wände der kleinsten Blutgefäße werden durchlässig) mit Austritt von Flüssigkeit in das Gewebe. Es kommt zum Volumenmangelschock.

Langfristig steigt bei wiederholten Sonnenbränden das Risiko für Krebsvorstufen (aktinische Keratose) und das maligne Melanom (Hautkrebs). Die Gefahr ist nach mehrfachen Sonnenbränden im Kindes- und Jugendalter besonders hoch.

Diagnosesicherung

Der Sonnenbrand ist eine Blickdiagnose, vor allem nach einem ausgedehnten Aufenthalt in der Sonne. Typischerweise ist die Verbrennung streng auf das Hautareal beschränkt, das der Sonne ausgesetzt war. Wichtig bei der Beurteilung eines Sonnenbrandes ist sein Ausmaß: Sind bei Erwachsenen über 10 %, bei Kindern über 5 % der Körperoberfläche von Verbrennungen 2. Grades (Blasenbildung) betroffen, ist eine Einweisung ins Krankenhaus erforderlich.

Differenzialdiagnose. Unterschieden werden vom Sonnenbrand muss vor allem die Fototoxische Dermatitis, deren sonnenbrandähnliche Hauterscheinungen durch fotosensibilisierende Medikamente oder Wirkstoffe ausgelöst wird.

Behandlung

Bei leichten bis mittelschweren Sonnenbränden reicht meist eine lokale Therapie. Dazu gehören beispielsweise

  • kühlende, feuchte Umschläge, am besten mit einem leitungswassergetränkten sauberen Baumwolltuch. Achtung: Wegen Gefahr der Kälteschädigung keine Coolpacks oder dergleichen verwenden! Tipps für kühlende Umschläge finden Sie unter "Ihre Apotheke empfiehlt"
  • kühlende Cremes, Lotionen oder Schaumsprays
  • evtl. kurzfristig mittelstarke oder starke Glukokortikoide als Cremes oder Lotionen, z. B. Betamethasonvalerat 0,1 % oder 0,1 % Methylprednisolon-Creme (z. B. Advantan®). Glukokortikoidcremes in dieser Dosierung sind rezeptpflichtig, ihr Einsatz beruht auf klinischer Erfahrung, gesicherte Studien zu einem positiven Effekt bei Sonnenbrand liegen nicht vor
  • bei Bläschen evtl. feuchte Umschläge mit antiseptischen Zusätzen wie Polihexanid oder Octenidin (z. B. Octenisept®)
  • evtl. Punktion der Brandblasen durch die Ärzt*in (auf keinen Fall selber Hand anlegen wegen der Infektionsgefahr).

Direkt nach starker Sonnenexposition empfehlen manche Ärzt*innen die einmalige Einnahme von 1 g Acetylsalicylsäure (ASS) und 400–1000 mg Vitamin C (z. B. Cebion®), um eventuellen Hautschäden vorzubeugen. Bei starken Schmerzen hilft beispielsweise Paracetamol (z. B. ben-u-ron®). In schwereren Fällen verordnet die Ärzt*in auch mittelstarke Glukokortiokoide zum Einnehmen wie Prednisolon (z. B. Decortin H®).

Schwere Verbrennungen werden wie thermische Verbrennungen in der Klinik behandelt. Dort erhält die Patient*in neben einer speziellen Wundbehandlung Infusionen mit Flüssigkeit und Elektrolyten, häufig auch Antibiotika.

Prognose

Ein leichter Sonnenbrand heilt in der Regel folgenlos ab. Haben sich Blasen gebildet, bleiben nach dem Ausheilen manchmal depigmentierte Narben zurück.

Wiederholte Sonnenbrände, vor allem in Kindheit und Jugend, erhöhen das Risiko für die Entwicklung von Hautkrebs.

Ihre Apotheke empfiehlt

Hautpflege nach dem Sonnenbad

Nach dem Abduschen von Schweiß, Sonnenschutzmittelresten und eventuell auch Sand (der die Haut stark reizt), empfiehlt sich eine gute Hautpflege:

  • Hilfreich ist das Auftragen einer Creme oder Lotion mit hohem Wasseranteil (O/W-Emulsion). Besonders gut eignen sich Aftersun-Präparate mit hautregenerierenden oder entzündungshemmenden Zusätzen wie Allantoin, Panthenol oder Bisabolol.
  • Angenehm sind Schaumsprays (z. B. Bepanthen® Schaumspray), die sich ohne Einreiben auf der schmerzenden Haut verteilen lassen und einen kühlenden Effekt haben. Ob sie auch den Fett- und Feuchtigkeitsverlust der Haut auszugleichen vermögen, ist umstritten.
  • Pflegeprodukte auf Fettgrundlage sind bei hitzegeschädigter Haut eher ungünstig, da der dichte Fettfilm den Heilungsprozess behindert.
  • Kündigt sich ein Sonnenbrand an, lässt sich die begleitende Entzündungsreaktion durch eine Behandlung mit niedrigdosierten kortisonhaltigen Cremes unterdrücken.

Was Sie bei Sonnenbrand noch tun können

Einen leichten bis mittelschweren Sonnenbrand können Sie mit Selbsttherapie gut behandeln. Bei Verbrennungen größerer Hautareale, offenen Stellen oder Kreislaufproblemen ist aber immer eine Ärzt*in aufzusuchen und die verbrannte Fläche lediglich mit einem sterilen bzw. frisch gewaschenen Tuch abzudecken. Auch wenn Kinder betroffen sind, ist der Besuch einer Arztpraxis anzuraten.

Diese einfachen Maßnahmen helfen beim Sonnenbrand:

  • Kühle Umgebung aufsuchen.
  • Juckreiz eindämmen. Wenn starker Juckreiz auftritt, bringt das Auftragen eines rezeptfreien Hydrocortison-Präparats (z. B. Ebenol®) oder eines Antihistaminikums wie etwa Dimentiden (z. B. Fenistil®Gel) Linderung.
  • Viel trinken! Da stärkere oder großflächigere Sonnenbrände dem Kreislauf Flüssigkeit entziehen, ist es wichtig, viel zu trinken.
  • Kühlende Umschläge. Sanfte Mittel gegen Juckreiz und Schmerzen sind kühle Umschläge: Dazu taucht man Baumwoll- oder Leinentücher in kühles Leitungswasser, eventuell mit einem Zusatz von Essig oder Gerbstoffen, und legt diese anschließend für 10–20 Minuten auf die betroffenen Hautstellen. Während das Wasser verdunstet, kühlt und beruhigt es die Haut. Lindernd wirken auch Kompressen mit abgekühltem schwarzem Tee.
  • Betroffene Haut abdecken. Die sich neu bildende Haut ist sehr empfindlich und sollte frühestens nach 4–6 Wochen wieder der Sonne ausgesetzt werden.
  • Haut langfristig pflegen. Nach dem Abklingen des Sonnenbrands unterstützt eine mindestens 2-wöchige Behandlung mit feuchtigkeitsspendender Creme oder Lotion die Regeneration der strapazierten Haut.

Hinweis: Die Hausmittel Quark und Buttermilch haben auf sonnenbrandgeschädigter Haut, insbesondere auf offenen Stellen, nichts zu suchen: Die darin befindlichen Bakterien können auf der geschwächten Haut leicht zu Infektionen führen.

Pflanzenheilkunde

Bei leichtem Sonnenbrand schwören viele auf die Heilwirkung der Pflanzenmedizin.

  • Apfelessig desinfiziert und beruhigt die Haut, lindert zudem die Schmerzen und wirkt bei sofortiger Anwendung der Bildung von Schwellungen und Bläschen entgegen. Verwenden Sie ein sauberes Tuch, tränken Sie es im Apfelessig und legen es dann (Vorsicht, nicht mit Essig-Essenz!) auf die betroffenen Stellen. Bei empfindlicher Haut ist eine 1 : 1-Verdünnung mit abgekochtem und abgekühltem Leitungswasser schonender.
  • Zur unterstützenden Heilung eignen sich Präparate mit Auszügen aus der Ringelblume (Calendula officinalis), denen entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften zugeschrieben werden.
  • Äußerlich empfiehlt sich auch die Anwendung einer Arnikaessenz (z. B. Combudoron® Gel).
  • Ergänzend anwendbar sind Aloe, Hamamelis und Eichenrinde: Aloe wird längs durchschnitten und die gallertartige Blattseite direkt auf die Haut gelegt. Hamamelis und Eichenrinde eignen sich frisch oder getrocknet, um daraus einen Tee zu kochen. Nach dem Erkalten tränkt man Baumwolltücher und legt sie auf die Haut. Ein Tipp: Die mit Tee getränkten Tücher können im Kühlschrank gelagert werden.

Hinweis: Naturheilmittel wie Apfelessig nie auf offenen Brandwunden anwenden, da sie den Wundschmerz verstärken.

Prävention

Die beste Therapie eines Sonnenbrandes ist, ihn zu vermeiden. Die wichtigsten Maßnahmen dafür sind

  • Starke UV-Strahlung meiden. Halten Sie sich im Sommer in der Mittagszeit von 11 bis 15 Uhr nicht draußen auf. Beachten Sie den UV-Index (UV-I), der auf der Webseite des Deutschen Wetterdienstes aktualisiert wird (Link siehe Weiterführende Informationen). Beispielsweise erfordern UVI-Werte von 1–2 keinen UV-Schutz, ab einem UVI-Wert von 3 werden T-Shirt, Sonnenschutzmittel und Kopfbedeckung erforderlich und bei UVI-Werten über 8 ist es besser, mittags nicht nach draußen zu gehen.
  • Geeignete Kleidung anziehen. Bedecken Sie Arme und Beine, tragen Sie einen Hut und Sonnenbrille. Beachten Sie dabei, dass dunkle, dicht gewebte Textilien besser vor UV-Strahlen schützen als heller T-Shirt-Stoff. Für den Aufenthalt im Gebirge oder am Meer gibt es inzwischen auch spezielle UV-Schutz-Kleidung verschiedener Hersteller.
  • Geeigneten Sonnenschutz auftragenx. Verwenden Sie beim Sonnenbad und Aufenthalten im Freien einen Sonnenschutz mit passendem Lichtschutzfaktor (LSF). Dafür müssen Sie Ihren Hauttyp und die damit verbundene Eigenschutzzeit kennen. Mit einem Hauttyp I (etwa 5 Minuten Eigenschutzzeit) darf man nach dem Auftragen einer Creme mit LSF 30 ca. 150 Minuten (5x30), also 2,5 Stunden in der Sonne bleiben. Vorsicht: Nachcremen verlängert die Schutzzeit nicht, sorgt aber dafür, dass durch Schwitzen oder Abrieb auf das Badehandtuch verloren gegangene Creme ersetzt und der Lichtschutz aufrechterhalten wird. Wichtig ist auch, genügend Creme aufzutragen. 2 mg pro cm2 Haut müssen es sein, bei einem 1,80 m großen, 80 kg schweren Mann mit einer Körperoberfläche von 2 m2 sind demnach etwa 40 g Sonnenschutzmittel pro Anwendung erforderlich.
    • Langsam bräunen. Eine langsame Steigerung der Aufenthaltsdauer in der Sonne verringert die Sonnenbrandgefahr und führt zu einer lang anhaltenden, schützenden Bräune.
    • Hauterkrankung? Ärzt*in fragen. Leiden Sie unter einer chronischen Hauterkrankung, fragen Sie Ihre Ärzt*in, ob ausgedehnte Sonnenbäder die Erkrankung verbessern (möglich, aber eher selten) oder verschlimmern.

Weiterführende Informationen

Der UV-Index findet sich auf der Webseite des Deutschen Wetterdienstes

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was tun gegen Haarausfall?

Bei Männern geht es häufig schon früh mit dem Haarausfall los, oft beginnt dieser mit den typischen Geheimratsecken.

Was tun gegen Haarausfall?

Von dünnem Haar bis Glatze

Ob Geheimratsecken, breiter Scheitel oder insgesamt dünner werdendes Haupthaar: Haarausfall belastet viele Männer und Frauen. Die Gründe für den Haarschwund reichen von der Veranlagung über Nährstoffmangel bis zu Autoimmunerkrankungen. Zum Glück kann man einiges dagegen tun. Manchmal hilft die Gabe von Vitaminen, für schwerere Fälle gibt es verschiedene Medikamente und als letzten Ausweg die Eigenhaartransplantation.

Haarverlust ist weit verbreitet

Haare sind wichtig. Sie schützen unseren Kopf vor Überhitzung und Kälte und unterstreichen unsere Persönlichkeit. Damit sie diesen Zweck erfüllen, wachsen sie, werden länger – und fallen irgendwann aus, um neuen Haaren Platz zu machen. Dieser Haarzyklus lässt sich in drei Phasen einteilen: 

  • 85-90% der Haare befinden sich in der Wachstumsphase (Anagenphase). Sie dauert zwei bis acht Jahre und ist dadurch gekennzeichnet, dass das Haar aktiv wächst.
  • In der folgenden zwei- bis vierwöchigen Übergangsphase (Katagenphase) stoppt das Wachstum, der Haarfollikel (das „Nest“ für die Haarwurzel in der Kopfhaut) wird zurückgebildet. In diesem Stadium befinden sich etwa 1-2% der Haare. 
  • Die anschließende Ruhephase (Telogenphase) dauert zwei bis vier Monate. Der Haarfollikel schrumpft, das Haar ist nicht mehr stoffwechselaktiv und fällt schließlich aus. Der Anteil der „ruhenden“ Haare auf dem Kopf beträgt etwa 10 bis 15 %.

Haarausfall ist also ganz normal – sofern er sich in Grenzen hält. So verlieren Erwachsene unter normalen, gesunden Bedingungen etwa 50 bis 100 Haare am Tag. Sind es mehr, spricht man von einem krankhaften Haarausfall oder einer Alopezie.

Solch ein vermehrter Haarausfall ist häufig: Etwa 85% der deutschen Männer leiden im Laufe ihres Lebens darunter. Insgesamt liegt Deutschland gemeinsam mit Spanien, Frankreich und den USA an der Spitze der Länder, was den ungewollten männlichen Haarschwund betrifft.

Doch auch Frauen kämpfen damit. Etwa ein Drittel erlebt einen deutlichen Haarverlust, vor allem nach den Wechseljahren. Insbesondere bei Frauen gelten Haare als Zeichen von Attraktivität, Jugend und Fortpflanzungsfähigkeit. Deshalb empfinden sie einen ungewollten Haarverlust häufig als besonders belastend. Viele Betroffene entwickeln Depressionen und ein vermindertes Selbstwertgefühl.

Aber auch Männer nehmen schwindendes Haar oft nicht gelassen hin – vor allem, wenn es schon in jungen Jahren damit los geht. Bei ihnen wird volles Haar meist mit Stärke, Erfolg und sexueller Potenz assoziiert. Studien haben herausgefunden, dass mehr als die Hälfte der Männer mit deutlichem Haarverlust unter Angststörungen und beruflichen Einschränkungen leidet.

Androgene, externe Auslöser oder Immunsystem am Werk

Der Haarzyklus kann sowohl in der Wachstumsphase als auch in der Ruhephase gestört werden. Die Bandbreite der dadurch ausgelösten Alopezien ist vielfältig, wobei drei Formen dominieren. In den meisten Fällen handelt es sich um eine androgenetische Alopezie. Etwa 10 bis 15% der Betroffenen haben einen diffusen Haarausfall, die übrigen leiden unter dem eher seltenen kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) oder unter einer (noch selteneren) vernarbenden Alopezie.

Die androgenetische Alopezie wird auch als erblich bedingter Haarausfall bezeichnet. Vererbt wird dabei die Veranlagung der Haarfollikel, verstärkt auf Androgene zu reagieren. Androgene sind Sexualhormone, die beim Mann vor allem im Hoden gebildet werden und u. a. für den Bartwuchs, die tiefe Stimme und den Muskelaufbau nötig sind. Auch Frauen besitzen Androgene, allerdings in deutlich geringerer Menge. Diese werden in den Eierstöcken gebildet und spielen beim Menstruationszyklus, beim Fettstoffwechsel und für das sexuelle Verlangen eine Rolle.

Auslöser der androgenetischen Alopezie ist der Testosteron-Abkömmling Dihydrotestosteron (DHT). Er bindet in der Wachstumsphase an die Androgenrezeptoren der Haarfollikel. Durch seine anlagebedingt verstärkte Wirkung werden die Haare dünner und fallen vermehrt aus. Gleichzeitig wird das Nachwachsen erschwert, bis schließlich gar keine neuen Haare mehr gebildet werden.

  • Bei Männern beginnt dies mit Geheimratsecken oder einer Tonsur, um dann immer weiter fortzuschreiten, oft über die Halbglatze bis zur völligen Kahlköpfigkeit.
  • Bei Frauen kommt es zu einer Ausdünnung am Scheitel, der immer breiter wird. Eine Glatze bildet sich bei ihnen nur sehr selten aus.

Der diffuse Haarausfall oder die diffuse Alopezie trifft vor allem Frauen. Am häufigsten ist das sogenannte „telogene Effluvium“. Es beruht darauf, dass sich eine übermäßige Anzahl der Haare in der Ruhephase (Telogenphase) des Haarzyklus befinden. Dies führt zu einem vermehrten, oft als dramatisch empfunden diffusen Haarausfall. Dabei ist das Haar gleichmäßig ausgedünnt, ohne das klar abgegrenzte Stellen hervorstechen.

Auslöser dieser Störung des Haarzyklus sind unterschiedliche äußere und innere Faktoren. So können akute Stressereignisse wie Infektionen, Operationen, Verletzungen, Entbindung oder Medikamente innerhalb von zwei bis drei Monaten zu diffusem Haarausfall führen. Aber auch chronische Erkrankungen, Nährstoffmangel, vegane Diäten oder hohes Alter begünstigen diese Form von Haarverlust. Sie alle haben gemeinsam, dass die Durchblutung der Haarfollikelzellen verringert wird - zu Gunsten anderer, wichtiger Organe wie Herz, Gehirn und Muskeln. Dermatolog*innen erklären dies häufig damit, „dass der Körper in solchen Stresssituationen der Ansicht ist, dass man zum Überleben nicht alle Haare benötigt.“

Der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) gehört zu den selteneren Formen des ungewollten Haarverlusts. Er kann in jedem Alter auftreten und sich innerhalb weniger Wochen entwickeln. Die Ursache ist eine Autoimmunkrankheit, bei der sich das körpereigene Immunsystem gegen die eigenen Haarwurzelzellen richtet. Dies führt zu einer Entzündungsreaktion, die das Haarwachstum an einzelnen Bereichen stoppt. Dadurch kommt es plötzlich zu runden, kahlen Stellen an der Kopfhaut, an den Augenbrauen und am Bart, die z. T. auch ineinander übergehen können. In ausgeprägten Fällen ist deshalb auch ein kompletter „Kahlschlag“ möglich.

Noch seltener ist der vernarbende Haarausfall. Hier kommt es zu einer kompletten Zerstörung der Haarfollikel, z. B. durch Autoimmunerkrankungen, Strahlenbehandlung, Infektionen oder Verbrennungen. Typisch sind ungleichmäßige haarlose Bereiche mit leicht verhärteter Haut. Zusätzlich leiden die Betroffenen an diesen Stellen auch unter Brennen oder Juckreiz. Eine Wiederbelebung der Haarfollikel, also eine Heilung, ist nicht möglich. Man kann lediglich das weitere Fortschreiten verhindern.

Haarausfall ist auch eine typische Nebenwirkung bei Chemotherapien zur Behandlung von Krebserkrankungen. Die Zytostatika hemmen die Haarzellen in ihrer Wachstumsphase und lösen etwa zwei bis drei Wochen nach Therapiebeginn einen massiven Haarverlust aus. Betroffen sind neben den Kopfhaaren auch die Wimpern, Augenbrauen und die Schambehaarung. Meist beginnen die Haare, vier bis acht Wochen nach Therapieende wieder zu wachsen. Die Regeneration ist nach sieben bis neun Monaten abgeschlossen.

Hinweis: Nährstoffmangel gehört zu einem häufigen Auslöser für einen diffusen Haarausfall. Insbesondere kommt es dazu, wenn es an Eisen, Zink, Vitamin B12, Vitamin D und Proteinen mangelt.

Mit Lupe und Haarzupfen der Ursache auf der Spur

Bei Haarverlust ist eine umfangreiche Befragung der Betroffenen wichtig. Dabei erkundigt sich die Ärzt*in nicht nur nach der Art und Stärke des Haarausfalls. Eine familiäre Belastung – also der frühe oder ausgeprägte Haarverlust bei Eltern und Großeltern – gibt Hinweise auf die erblich bedingte Form. Bei Frauen ist es wichtig, die hormonelle Situation zu erfassen, also ob der Zyklus regelmäßig ist, die Anti-Babypille eingenommen oder abgesetzt wurde oder die der Menopause bereits begonnen hat. Bei Verdacht auf einen diffusen Haarausfall fragt die Ärzt*in nach vorangegangenen Stressoren und nach eingenommenen Medikamenten.

Danach inspiziert die Ärzt*in Haare und Kopfhaut. Geheimratsecken, Tonsur, breiter Scheitel oder kreisrunde Bereiche sind auf den ersten Blick zu erkennen. Zur genaueren Untersuchung wird zusätzlich eine gute Lupe oder ein Dermatoskop eingesetzt. Damit können die Haare und Haarfollikel im Einzelnen betrachtet werden.

Mit dem Haarzupftest (Pulltest) kann die Ärzt*in das tatsächliche Ausmaß des Haarausfalls objektivieren. Dazu zieht sie langsam, aber kräftig an einem Büschel von ca. 60 Haaren. Lösen sich dabei mehr als fünf bis sieben Haare, geht man von einem verstärkten Haarausfall aus.

Neben diesen einfachen Verfahren gibt es eine Reihe weitere diagnostischer Hilfsmittel, die insbesondere bei unklaren Fällen eingesetzt werden. Die drei wichtigsten sind das Trichogramm, der Trichoscan und die Biopsie. 

  • Für das Trichogramm werden 50 bis 100 Haare mit der Wurzel ausgerissen und unter dem Mikroskop untersucht. Damit erkennt die Ärzt*in, wie viele Haare sich in den jeweiligen Phasen des Haarzyklus befinden. Außerdem lassen sich Auffälligkeiten in den Haarwurzeln und am Haarschaft analysieren. 
  • Beim digitalen Trichoscan rasiert man einen kleinen Bereich der behaarten Kopfhaut und kürzt die Haare auf etwa 1 mm Länge. Einige Tage später wird die Stelle mit einer Mikroskopkamera fotografiert und das Wachstum mit einer Software ausgewertet. Mit dieser Methode lassen sich ein Haarausfall objektivieren und Therapien überwachen.
  • In unklaren Fällen hilft die Kopfhautbiopsie weiter. Unter lokaler Betäubung entnimmt die Ärzt*in dafür ein kleines Stück Kopfhaut inklusive Haarfollikeln und untersucht es mikroskopisch. Diese Methode eignet sich zum Nachweis von Infektionen, Autoimmunerkrankungen und vernarbender Alopezie.

Auch Laboruntersuchungen helfen bei der Suche nach einem Auslöser für Haarausfall weiter. Je nach Verdacht bestimmt man die Sexualhormone, Entzündungsparameter sowie Biomarker für Autoimmunerkrankungen. Weil das telogene Effluvium oft auf Mangelzustände zurückzuführen ist, werden insbesondere die Eisenwerte, Zink sowie Vitamin B12 und Vitamin D im Blut analysiert.

Hinweis: Die bei Haarausfall manchmal angebotenen Verfahren wie Auradiagnostik, Chakrenanalyse oder Bioresonanzanalysen kann man sich sparen. Diese Methoden sind nicht in der Lage, die Ursache eines Haarausfalls aufzuspüren.

Medikamente gegen erblich bedingten Haarausfall

Unabhängig von den Ursachen sollten bei verstärktem Haarausfall zunächst immer folgende Basismaßnahmen beachtet werden.

  • Durchblutung anregen. Mit sanften Massagen und natürlichen Ölen (Jojobaöl, Arganöl) oder Kräutern kann die Mikrozirkulation der Kopfhaut verbessert werden. Zur individuellen Auswahl der Präparate sollte die Ärzt*in befragt werden.
  • Schonend behandeln. Bei Haarausfall muss das Haar geschont werden. D.h. keine engen Zöpfe oder Pferdeschwänze, kein heißes Föhnen und kein Haarefärben. 
  • Ausgewogen ernähren. Eine gute Ernährung mit ausreichend Vitaminen (A, C, D, E), Eisen, Zink, Omega-3-Fettsäuren und Proteinen ist wichtig für gesundes Haar.

Bei ärztlich diagnostiziertem Haarausfall reichen die genannten Maßnahmen jedoch meist nicht aus. Dann kommen spezielle Therapien dazu. Zur Behandlung des androgenetischen Haarausfalls gibt es einige Medikamente bzw. Maßnahmen, die den Haarausfall verlangsamen und das Haarwachstum fördern.

  • Minoxidil. Dieser Wirkstoff wird als Lösung zweimal täglich auf die Kopfhaut aufgetragen. Minoxidil verbessert die Durchblutung der Kopfhaut, verkürzt die Ruhe- und verlängert die Wachstumsphase der Haare. Erste Ergebnisse zeigen sich etwa zwei bis drei Monate nach Beginn der Anwendung. Viele Dermatolog*innen setzen Minoxidil auch als Tablette ein. Da es in dieser Formfür die Indikation Haarausfall nicht zugelassen ist, erfolgt dies nach Aufklärung der Patient*in off label. Als Nebenwirkungen können Kopfschmerzen und verstärktes Haarwachstum auftreten. 
  • Finasterid ist nur für Männer zugelassen. Es wird als Tablette eingenommen oder als Spray bzw. Lösung aufgetragen. Der rezeptpflichtige Wirkstoff hemmt die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron. Als Nebenwirkungen sind Libidoverlust, erektile Dysfunktion und Depressionen möglich. Off label kann es – ebenfalls nach Aufklärung – auch bei Frauen in den Wechseljahren eingesetzt werden.
  • Finasterid und Minoxidil sind zusammen noch besser wirksam. In der Apotheke gibt es entsprechende Kombipräparate (Finasterid-Tablette plus Minoxidil-Lösung). Expert*innen zufolge sind auch beide Substanzen zusammen als Lösung sehr effektiv. Diese muss jedoch in der Apotheke angesetzt werden, ein Fertigarzneimittel gibt es derzeit nicht. 
  • Auch Plättchenreiches Plasma aus dem Blut der Patient*innen soll bei androgenetischem Haarverlust helfen. Es wird nach Gewinnung in die Kopfhaut gespritzt. Die darin enthaltenen Wachstumsfaktoren stimulieren die Haarfollikel und verlangsamen den Haarverlust. Die Behandlung erfolgt mindestens drei Mal im Abstand von sechs bis acht Wochen. In kleineren Untersuchungen war die Methode vielversprechend, es fehlen allerdings noch größere Studien, um die Ergebnisse zu untermauern.

Neben Medikamenten wird häufig die Lasertherapie zur Behandlung des androgenetischen Haarausfalls empfohlen. Die Studienergebnisse sollen im Kurzzeitvergleich den Effekten der Therapie mit Minoxidil/Finasterid ähneln, langfristig jedoch weniger gut sein. Zudem wird eine abschließende Beurteilung der Lasertherapien durch die unterschiedlichen Anwendungen (Wellenlängen, Dauer) erschwert.

Schlussendlich kommen bei weit fortgeschrittener Erkrankung und starkem Leidensdruck auch Haartransplantationen zum Einsatz. Verwendet werden dafür die eigenen Haarfollikel der Patient*in. Voraussetzung ist, dass es noch Bereiche mit ausreichender Haardichte gibt. Fremdhaar- oder Kunsthaarimplantationen sind jedoch abzulehnen, da diese häufig zu Infektionen und Abstoßungsreaktionen mit erheblicher Narbenbildung führen.

Hinweis: Medikamente gegen Haarausfall gelten als Lifestyle-Medikamente, für die die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten in den allermeisten Fällen nicht übernehmen. Die Betroffenen müssen diese also selbst bezahlen.

Auslöser abstellen beim diffusen Haarausfall

Wenn beim diffusen Haarausfall ein Auslöser bekannt ist, wird dieser behandelt. Das heißt, dass man Mangelzustände ausgleicht, auslösende Medikamente absetzt bzw. ersetzt (natürlich nur unter ärztlicher Kontrolle!) und Stress reduziert. Gelingt dies, hört der Haarausfall meist innerhalb von sechs bis neun Monaten auf.

Auch Minoxidil kann die Haardichte verbessern. Durch seinen Einfluss auf den Haarzyklus kommt es jedoch in den ersten vier bis sechs Wochen der Therapie oft zu einem vermehrten Haarausfall – worauf die Betroffenen vorbereitet werden müssen. Wie auch beim androgenetischen Haarausfall kann zudem Plättchenreiches Plasma versucht werden.

Hinweis: Viele Betroffene mit diffusem Haarausfall haben Ängste oder ein vermindertes Selbstwertgefühl. In diesen Fällen raten Expert*innen zu einer psychotherapeutischen Unterstützung.

Kreisrunden Haarausfall am Immunsystem packen

Beim sehr seltenen kreisrunden Haarausfall zielt die Therapie darauf ab, die Autoimmunreaktion zu verringern und die Haare wieder zum Wachsen zu bringen. Sind kleinere, umschriebene Bereiche betroffen, wird vier bis sechs Wochen lang Kortison als Lösung oder Schaum aufgetragen. Manchmal injiziert die Ärzt*in den Wirkstoff auch direkt in die Herde. Das Kortison unterdrückt die Immunreaktion und fördert die Regeneration der Haarfollikel. In ausgeprägtem Fällen wird Kortison auch als Tablette gegeben.

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz anderer, hoch potenter immununterdrückender Substanzen. Gute Ergebnisse werden z. B. durch das Auftragen von Tacrolimus erzielt. In schweren und wiederkehrenden Fällen kommt auch der für die Alopecia areata zugelassene Januskinase-Inhibitor Ritlecitinib zum Einsatz. Die Therapiekosten betragen über 10 000 Euro pro Jahr. Da das Medikament als Lifestyle-Arzneimittel gelistet ist, zahlen es die gesetzlichen Krankenkassen derzeit nicht (September 2025). Die Behandlungskosten müssen also von der Patient*in übernommen werden.

Tipp: Vor allem im Verlauf der Behandlung kann ein Haartagebuch helfen. Darin notiert die Patient*in jeden Tag die Anzahl der herausgefallenen Haare, eingenommene Medikamente und aufgetretene Stressoren. Wenn möglich, werden bei kreisrundem Haarausfall auch die betroffenen Bereiche dokumentiert – z. B. mit der Handykamera.

Quellen: Häussermann-Mangold L, hautnah dermatologie 2025: 3; Nashan D, Nieschlag E, Androgenetische Alopezie des Mannes; 2022, www.springermedizin.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Science Photo Library / Igor Stevanovic