Gesundheit heute

Sehnenentzündung an der Hüfte

Trochantertendinose (Sehnenentzündung an der äußeren Hüfte, Trochantersyndrom): Schmerzhafte Entzündung der Sehnen am großen Rollhügel (Trochanter major) an der Außenseite des körpernahen Oberschenkels. Die Schmerzen sind besonders ausgeprägt beim Gehen oder seitlichen Liegen. Oft ist gleichzeitig der nahe gelegene Schleimbeutel entzündet (Bursitis trochanterica) oder es zeigen sich Symptome einer Schnapphüfte (Coxa saltans). Ursache ist eine mechanische Reizung, z. B. bei (meist sportlicher) Überbelastung, unterschiedlicher Beinlänge oder künstlicher Hüfte. Die Erkrankung lässt sich mit Medikamenten, Krankengymnastik und physikalischen Maßnahmen sowie operativ behandeln, verläuft aber oft hartnäckig.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Erst leichte, später brennende und stechende Schmerzen an der Außenseite des körpernahen Oberschenkels im Bereich des dort tastbaren Knochenvorsprungs, besonders beim Gehen
  • Druckschmerz, z. B. beim Liegen auf der Seite

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Wochen, wenn

  • die oben genannten Beschwerden länger als einige Tage anhalten.

Die Erkrankung

An der Übergangsstelle zwischen schrägem Schenkelhals und geradem Schaft des Oberschenkelknochens befindet sich der große Rollhügel (Trochanter major). An ihm sind mehrere Muskelgruppen mit ihren Sehnen verankert. Um die Biegekräfte des Oberschenkels abzufangen, verläuft an der Außenseite über den großen Rollhügel hinweg ein straffes breites Sehnenband, der Tractus iliotibialis. Die am großen Rollhügel auftretenden Druckkräfte werden von einem Schleimbeutel, der Bursa trochanterica, abgepuffert.

In diesem mechanisch stark belasteten Bereich kommt es oft zu Reizzuständen. Sie äußern sich als schmerzhafte Sehnen[ansatz]entzündung (Insertionstendopathie), die oft von einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis trochanterica) begleitet werden. Wenn entzündungsbedingte Schwellungen den normalen Gleitvorgang zwischen großem Rollhügel, Tractus iliotibialis und Schleimbeutel stören, kann daraus ein spürbares, eventuell schmerzhaftes Schnappen des Sehnenbands über den großen Rollhügel resultieren. Man spricht dann von einer schnellenden oder schnappenden Hüfte (Coxa saltans).

Ursachen und Risikofaktoren

Häufigste Ursache für eine Sehnenentzündung an der Hüfte ist die mechanische Reizung der Sehne durch Fehl- oder Überbelastung. Dazu gehören beispielsweise

  • Überbelastung bei Sport und Arbeit (zu starkes oder falsches Training, ungewohntes, zu langes Wandern oder Joggen)
  • asymmetrischer Gang, unterschiedliche Beinlänge
  • Hüftfehlstellungen wie die Hüftdysplasie
  • Hüftoperationen.

Auch bei rheumatischen Erkrankungen können sich die Sehnen entzünden, verdicken und verkalken.

Bei Frauen ist die Trochantertendinose häufiger als bei Männern. Als Grund dafür vermutet man ihre breitere Beckenform und die daraus resultierenden ungünstigeren Hebelverhältnisse.

Klinik und Verlauf

Meist entwickeln sich die Schmerzen langsam: Zunächst kommt es nur nach Belastung zu Beschwerden – oft sogar erst Stunden später. Manchmal zeigen sich an der Außenseite der Hüfte auch die typischen Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung und Überwärmung. Im fortgeschrittenen Stadium schmerzt der Bereich um den Rollhügel auch in Ruhe und vor allem, wenn man darauf liegt. Verdickte und verkalkte Sehnen können sich mit Knirschgeräuschen bemerkbar machen.

Komplikationen

Unbehandelt droht durch die chronischen Veränderungen ein Sehnenriss.

Diagnosesicherung

Die Ärzt*in fragt nach Art, Ort und Umfang der Beschwerden und grenzt sie gegen andere Hüftsymptome ab, z. B. Leistenschmerz bei Erkrankungen des Hüftgelenks.

Körperliche Untersuchung. Beim Abtasten löst die Ärzt*in über dem großen Rollhügel Schmerzen aus. Manchmal sind dort auch Schwellungen sichtbar. Außerdem prüft sie, ob das Bein in seiner Bewegung eingeschränkt ist und welche Bewegungen Schmerzen auslösen.

Bildgebende Verfahren. Die Diagnose lässt sich durch eine Ultraschalluntersuchung sichern, die eine Verdickung des Tractus iliotibialis sowie eventuell Verkalkungen zeigt. Im Ultraschall kann man auch gut erkennen, ob der auf dem Rollhügel liegende Schleimbeutel mitentzündet ist (Bursitis trochanterica). Im Kernspin sind die entzündlichen Veränderungen oft ebenfalls sichtbar, doch bleibt diese Untersuchung unklaren Fällen vorbehalten.

Differenzialdiagnosen. Die gleichen Beschwerden verursacht die Schleimbeutelentzündung am Rollhügel. Eine Unterscheidung ist nicht zwingend, da beide Erkrankungen gleich behandelt werden. Ansonsten können sich hinter den Schmerzen an der Außenseite der Hüfte auch eine Hüftgelenksarthrose oder eine Coxitis verbergen.

Behandlung

In den meisten Fällen wirken konservative Maßnahmen bei einer Trochantertendinose gut. Neben akuten Beschwerden müssen auch Ursachen oder Grunderkrankungen behandelt werden. Dazu gehört die übliche antientzündliche Therapie bei Rheumatoider Arthritis, oder die orthopädische Korrektur von Fehlstellungen, beispielsweise mit Einlagen oder Absatzerhöhungen. Eine Operation ist nur sehr selten erforderlich.

Konservativ

Schonen und Entlasten. Damit die Entzündung abheilen kann, muss sie entlastet und geschont werden.

Schmerzmittel. Gegen die Schmerzen verordnet die Ärzt*in meist antientzündliche und schmerzlindernde Präparate wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Etoricoxib (z. B. Arcoxia®) in Tablettenform. Diclofenac und Ibuprofen gibt es auch als Salben oder Gele, die allerdings nicht immer die ausreichende Wirkung zeigen.

Kälte und Wärme. In der akuten Phase hilft meist Kälte, bei chronischen Beschwerden eher Wärme.

Kortisoninjektionen. Kurzfristig sehr wirksam sind auch Injektionen von örtlichen Betäubungsmitteln oder Kortison in das schmerzende Gewebe.

Physiotherapie. In der akuten Phase sind vor allem Dehnübungen der Hüfte empfehlenswert. Hier muss darauf geachtet werden, diese nur sehr vorsichtig durchzuführen. Dazu lässt man sich am besten von der Physiotherapeut*in anleiten. Beispiele für Dehnübungen unter "Ihre Apotheke empfiehlt".

Gangschule. Bei asymmetrischem Gangbild oder Fehlhaltung hilft die Gangschule. Dabei lernt die Patient*in, Haltung und Bewegungsabläufe zu optimieren um damit Fehlhaltungen und Fehlbelastungen entgegenzuwirken.

Operativ

Wenn alle Maßnahmen nicht fruchten, wird operiert. Ein verkürzter Tractus iliotibialis lässt sich durch einen Einschnitt verlängern. Auch eventuelle Begleiterkrankungen sind manchmal nur operativ zu behandeln. Bei schwerer, nicht beherrschbarer Schleimbeutelentzündung muss dieser teilweise oder ganz entfernt werden (Bursektomie und Bursoskopie). Bei schnappender Hüfte bringt manchmal nur eine operative Verlängerung des Tractus iliotibialis oder seine Befestigung am großen Rollhügel Besserung (siehe Coxa saltans).

Prognose

Unter Schonung und antientzündlicher Therapie klingen die Beschwerden der akuten Trochantertendinose meist innerhalb weniger Tage ab. Unbehandelt kann die Entzündung jedoch chronisch werden, sodass die Beschwerden vor allem bei Belastungen immer wieder auftreten.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Kälte oder Wärme? Bei neu aufgetretenen, akuten Beschwerden bringen Kälteanwendungen Erleichterung, z. B. in Form von Kühlpacks oder Eisbeuteln. Diese dürfen jedoch wegen der Gefahr von Erfrierungen nie direkt auf die Haut aufgelegt werden, sondern sind immer in ein Tuch einzuwickeln. Bei länger anhaltenden Schmerzen helfen dagegen eher Wärmeanwendungen, etwa mit einem Heizkissen oder einem Infrarotstrahler.

Belastungen vermeiden. Schmerzhafte Belastungen zu vermeiden ist das A und O der Selbsthilfe. Dazu gehört bei Seitenschläfern auch eine andere Schlafposition oder die Unterstützung der Hüfte mit weichen Kissen. Langes Sitzen und Stehen sollte ebenso vermieden werden wie bekannte, schmerzauslösende Bewegungen beim Sport.

Dehnübungen. Das Dehnen der Hüftmuskulatur ist sowohl (vorsichtig!) in der akuten Phase als auch vorbeugend hilfreich. Beispiele sind:

  • Beine spreizen. Im Stehen ein Bein zur Seite strecken, das andere leicht beugen. Vorsichtig mit dem Öberkörper in die Tiefe gehen bis ein leichtes Ziehen am Oberschenkel innen zu spüren ist.
  • Hüfte strecken. Auf einem Bein stehen (festhalten!), den Fuß des anderen Beines hinter dem Rücken in die Hand nehmen. Am Fuß ziehen, Dehnung spüren.

Komplementärmedizin

Physikalische Therapie. In der Akutphase können Umschläge mit essigsaurer Tonerde Linderung verschaffen, der man eine entzündungshemmende Wirkung zuschreibt.

Akupunktur. Wie bei allen überlastungsbedingten Erkrankungen des Bewegungsapparats liegen auch für Trochantertendinosen positive Erfahrungsberichte über den Einsatz der Akupunktur vor.

Prävention

Aufwärmen und dehnen. Vor dem Sport ist es essenziell, den Körper erst einmal für etwa 5 Minuten aufzuwärmen. Vor allem Langstreckenläufer*innen müssen ihre Muskeln und den Tractus iliotibialis zudem regelmäßig dehnen, da es durch Überlastung leicht zu deren Verkürzung kommt.

Langsam aufbauen. Sportanfänger*innen tun gut daran, ihre Sehnen durch langsamen Trainingsaufbau schonend an die neue Belastung zu gewöhnen. Gerade beim Walking, das bei Sport-(wieder)einsteiger*innen sehr beliebt ist, kommt es anfangs häufig zu Sehnen- und Schleimbeutelentzündungen an der Hüfte.

Beinlänge messen. Bei Beschwerden kann es sich lohnen, die Länge der Beine zu vergleichen. Oft steckt nämlich eine Beinlängendifferenz hinter einer Fehlbelastung. Abhilfe schaffen orthopädische Maßnahmen wie eine einseitige Absatzerhöhung.

Von: Dr. med. Martin Schäfer in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps