Gesundheit heute

Hüftimpingement

Hüftimpingement (Femoroacetabuläres Impingement FAI, Hüftenge-Syndrom): Veränderungen im Hüftgelenk, die dazu führen, dass bei Beinbewegungen der Hüftkopf gegen die Gelenkpfanne stößt. Dadurch kommt es zu Bewegungseinschränkungen, Knorpelschäden und Leistenschmerzen. Diese entwickeln sich zunächst langsam und machen sich vor allem beim Sport, Treppensteigen oder bei langem Sitzen bemerkbar. Es werden zwei Formen unterschieden: Beim CAM-Impingement sind Oberschenkelkopf- und hals verdickt und schlagen dadurch an den Pfannenrand. Ursächlich ist wahrscheinlich eine hohe Belastung, z. B. durch Sport. Das Pincer-Impingement beruht meist auf einer zu tiefen Gelenkpfanne, hiervon sind vermehrt Frauen zwischen 20 und 40 Jahren betroffen.

Akut helfen Schmerzmittel, Fango und die Elektrotherapie (TENS) gegen die Schmerzen. Mit speziellen Übungen lassen sich die Muskeln stärken und die Beweglichkeit verbessern. Häufig reichen diese Maßnahmen jedoch nicht aus, um die Beschwerden zu lindern. Dann müssen die ursächlichen knöchernen Veränderungen in einer Gelenkspiegelung oder selten auch einer offenen Hüftoperation beseitigt werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Einseitige, tiefsitzende stechende und ziehende Leistenschmerzen, die auch in den Oberschenkel ausstrahlen können
  • Schmerzen vor allem beim Beugen in der Hüfte und beim Nach-Innen-Drehen des Beins
  • Schmerzen zunächst nur zeitweise, z. B. bei starken Belastungen wie Sport
  • Später Schmerzen bei langem Sitzen, Treppensteigen oder Bergauf-Laufen
  • Schonhaltung mit leicht nach außen gedrehtem Bein.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • sich oben genannte Schmerzen entwickeln.

Die Erkrankung

Das Hüftgelenk besteht aus dem Oberschenkelkopf und der Hüftgelenkspfanne, die seitlich im Hüftbein liegt. Umschlossen wird die Gelenkpfanne von einem derben Faserring, der Gelenklippe (Labrum acetabuli). Sie vergrößert die Gelenkfläche und dichtet das Gelenk ab. In ihr verlaufen sensible Fasern, die Informationen aus dem Hüftgelenk an das Gehirn melden. Verletzungen der Gelenklippe sind deshalb schmerzhaft.

Mechanisch ist das Hüftgelenk eine Sonderform des Kugelgelenks, und zwar ein sogenanntes Nuss- oder Napfgelenk. Es lässt Bewegungen des Beins in drei Achsen zu: Beugung im Hüftgelenk nach vorne und Streckung nach hinten, Heranführen nach innen und Abspreizen nach außen sowie die Einwärts- und die Auswärtsdrehung. Durch die Nuss- oder Napfform der Gelenkpfanne ist das Bewegungsausmaß jedoch eingeschränkter als beim reinen Kugelgelenk.

Um reibungslos zu funktionieren, muss der Kopf des Oberschenkelhalses gut in der Pfanne gleiten können. Beim Hüftimpingement ist das nicht der Fall: Hier stößt bei Bewegung des Beines der Oberschenkelkopf an das Dach der Hüftgelenkspfanne. Die Folge ist nicht nur eine schmerzhafte mechanische Behinderung der Bewegung. Durch das ständige Aneinanderstoßen bzw. Einklemmen werden Gelenklippe und Gelenkknorpel verletzt. Es kommt zum Knorpelabrieb, manchmal lösen sich auch kleine Teile ab. Am Knochen führt der dauernde Reiz zu Neubildungen von Knochengewebe (Knochensporne), die die Enge im Gelenkspalt noch verstärken. Schließlich schmerzen schon die kleinsten Bewegungen. Wird das Hüftimpingement nicht behandelt, ist die Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose unvermeidlich.

Formen

Beim Hüftimpingement werden zwei Formen unterschieden, wobei sehr häufig auch Misch- oder Zwischenformen auftreten.

CAM-Impingement. Hier kommt es zu Knochenwucherungen am Übergang vom Oberschenkelkopf zum schlanken Oberschenkelhals. Der Teil des Knochens, der in der Pfanne gleitet, ist verdickt. Der Oberschenkelkopf schlägt oder drückt deswegen bei Bewegung an das knöcherne Pfannendach und schädigt dort Knorpel und Gelenklippe. Das CAM-Impingement (oder auch Nockenwellen-Impingement) ist bei jungen, männlichen Sportlern häufig, besonders oft betroffen sind Fußballer und Eishockeyspieler.

Pincer-Impingement. Bei dieser auch Beißzangenimpingement genannten Störung ist die Gelenkpfanne zu tief (oder das Pfannendach zu stark ausgeprägt). Deshalb stößt der (normal geformte) Oberschenkelkopf bei Bewegungen immer wieder an die Gelenklippe. Das schädigt nicht nur die Gelenklippe und die schützende Gelenkknorpelschicht: Durch den Dauerreiz produziert der Knochen immer mehr Material und wird immer dicker – was den Gelenkspalt zusätzlich verringert. Das Pincer-Impingement findet sich häufig bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren.

Ursachen

  • Vor allem beim CAM-Impingement halten Orthopäd*innen starke sportliche Belastungen für die Ursache. Kritische Sportarten sind Eishockey, Fußball, Kampfsport, Turnen und Ballett. Daneben sollen Wachstumsstörungen, Anlagefehler oder auch Verletzungen an der Hüfte ein Hüftimpingement auslösen.

Diagnosesicherung

Zunächst wird die Patient*in genau zu den Schmerzen befragt, z. B. wo sie auftreten und ob sie mit bestimmten Bewegungen oder Sport verbunden sind. Bei der körperlichen Untersuchung testet die Ärzt*in die Beweglichkeit des Beines in allen drei Achsen. Ein wichtiger Hinweis sind Schmerzen beim Impingement-Test: Dabei liegt die Patient*in auf dem Rücken, die Hüfte ist in einem 90°-Winkel gebeugt (Oberschenkel senkrecht). Die Ärzt*in bewegt das Bein nach innen und dreht es gleichzeitig einwärts. Beim Impingement stößt der Oberschenkelkopf schmerzhaft an das Pfannendach.

Bildgebende Verfahren. Der verengte Gelenkspalt lässt sich im Röntgen gut nachweisen, zusätzlich sieht man dabei oft knöcherne Anbauten. Knorpelschäden oder Schäden der bindegewebigen Gelenklippe erkennt man im MRT. Auch Bänder, Muskeln und Schleimbeutel sind nur mithilfe des MRT und nicht im Röntgenbild darstellbar. Die Ultraschalluntersuchung der Hüfte gibt wiederum Hinweise darauf, ob sich Flüssigkeit im Gelenk befindet.

Hüftgelenksinfiltration. Manchmal ist unklar, ob die Schmerzen tatsächlich von einem gereizten Hüftgelenk herrühren. Dann spritzen manche Ärzt*innen unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle ein Betäubungsmittel in den Hüftgelenksspalt. Ist wirklich die Hüfte der Auslöser, sind die Schmerzen dann für kurze Zeit verschwunden.

Differenzialdiagnosen. Viele andere Erkrankungen der Hüfte machen ähnliche Beschwerden. Dazu gehören beispielsweise die Hüftgelenksarthrose, die Coxitis und die Schleimbeutelentzündung im Hüftgelenk.

Behandlung

Konservative Maßnahmen lindern die Schmerzen und zögern im frühen Stadium der Erkrankung eine Operation hinaus. Die eigentliche Ursache – also die knöchernen Veränderungen – behandeln sie nicht. Um diese zu beseitigen, ist ein operativer Eingriff erforderlich.

Konservativ

Schonung und Sportpause. In der akuten Phase ist es wichtig, das Gelenk zu schonen. Treten die Beschwerden beim Sport auf, ist eine Sportpause angesagt. Wie lange das erforderlich ist, muss mit der behandelnden Ärzt*in besprochen werden.

Schmerzmittel. Zur Linderung der Schmerzen verordnen die Ärzt*innen meist entzündungshemmende und schmerzstillende NSAR wie Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®), Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Coxibe wie Etoricoxib (z. B. Arcoxia®).

Kortisoninjektionen. Manche Ärzt*innen empfehlen, entzündungshemmendes Kortison in das Gelenk zu spritzen. Eine kurzfristige Wirkung tritt zwar fast immer ein, ein Langzeiteffekt ist jedoch fraglich. Außerdem ist Kortison nicht ganz ungefährlich. Wird das Kortison aus Versehen nicht in den freien Gelenkraum, sondern den Knorpel gespritzt, kann das Gewebe absterben. Insgesamt sind die Kortison-Injektionen deshalb umstritten.

Physikalische Maßnahmen. Viele Betroffene profitieren von Fangobehandlungen, Elektrotherapie (TENS) oder warmen Bädern.

Physiotherapie. Eine kräftige Hüftmuskulatur entlastet das Hüftgelenk. Deswegen empfehlen Physiotherapeut*innen gezielte kräftigende Übungen (Beispiele siehe "Ihre Apotheke empfiehlt"). Trainiert werden darf aber nur im schmerzfreien Intervall. Bei akuten Schmerzen muss die Hüfte geschont werden.

Operativ

Bei der operativen Behandlung werden die auslösenden Ursachen des Hüftimpingements beseitigt oder korrigiert. So lassen sich beispielsweise störende Knochenanbauten an Gelenkkopf oder Gelenkpfanne abtragen und freie Knorpelteilchen entfernen. Beim CAM-Impingement schleift die Operateur*in außerdem den Oberschenkelhals zurecht und stabilisiert die Gelenklippe.

Heute ist ein solcher Eingriff meist im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) möglich. Anstelle einer offenen Operation genügen kleine Schnitte, über die ein Endoskop mit Kamera sowie die erforderlichen Werkzeuge in das Gelenk eingeführt werden. Offen operiert man allerdings noch immer, wenn größere Korrekturen am Hüftgelenk nötig sind, z. B. die Korrektur des Schenkelhalswinkels.

Nachbehandlung. Je nach Eingriff ist bis zu 6 Wochen nach der OP das Gehen nur mit Unterarmgehstützen erlaubt. In der Physiotherapie wird die Hüfte zunächst ohne Belastung bewegt, z. B. auf einem Fahrradergometer. Nach und nach sind unter Aufsicht Kräftigungsübungen sinnvoll (Crosstrainer, Wassergymnastik). Treten Schmerzen auf, wird die Belastung wieder reduziert. Eine Vollbelastung ist etwa 12 bis 16 Wochen nach der Operation wieder möglich.

Prognose

Unbehandelt droht beim Hüftimpingement die Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Muskelaufbau. Im akuten, schmerzhaften Stadium eines Hüftimpingements sind Sportpause und Schonung angesagt. Ansonsten helfen – nach Rücksprache mit der behandelnden Ärzt*in – spezielle Übungen, die Muskulatur aufzubauen und das Hüftgelenk dadurch zu entlasten. Beispiele dafür sind:

  • Beckenhebung. Legen Sie sich auf den Rücken, die Arme neben dem Körper, die Beine angewinkelt. Die Füße stehen unter den Knien. Fersen in den Boden drücken, Becken heben. Oberschenkel und Rumpf sollen wie ein Brett in einer geraden Linie sein. Mehrere Sekunden halten, Becken bis auf wenige Zentimeter über dem Boden senken und dann wieder anheben. 15 bis 20-mal wiederholen.
  • Bein heben in Seitenlage. In Seitenlage auf den Boden legen, der Arm stützt den Kopf, die Beine liegen übereinander. Fußspitzen anziehen, oberes Bein gestreckt nach oben heben. Vorsichtig wieder senken, etwa 15-mal wiederholen. Seite wechseln. Zur weiteren Kräftigung der Muskulatur können Sie ein dehnbares Theraband um die Knöchel wickeln und das Bein gegen diesen Druck anheben.

Sport. Nach einer Impingement-Operation darf nach Rücksprache mit der Ärzt*in auch wieder Sport getrieben werden. Am hüftfreundlichsten und deshalb schon nach etwa 6 Wochen erlaubt sind Schwimmen und Radfahren. Wann belastende Sportarten wieder möglich sind, hängt vom individuellen Fall ab. Häufig dauert es etwa ein halbes Jahr.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wie Smartphones krank machen

Die ganze Familie gebannt von Smartphone, Laptop und Co. Sieht gemütlich aus, kann aber krank machen.

Wie Smartphones krank machen

Handydaumen und Halluzinationen

Chatten, Spielen, Surfen, Musikhören und Telefonieren: Smartphones sind heutzutage ständige Begleiter und werden von manchen kaum noch aus der Hand gelegt. Doch das ständige Wischen und Tippen hat Konsequenzen für Körper und Psyche.

Verspannter Nacken, verspannte Schultern

Wer dauernd auf sein Smartphone starrt, dem droht der Handynacken: Dabei handelt es sich um eine stark verspannte Nackenmuskulatur, die durch das ständige Beugen des Kopfes über das kleine Gerät entsteht. Üble Begleiter des Handynackens sind Kopf- und Nackenschmerzen. Wer dem vorbeugen möchte, sollte das Smartphone höher und vor das Gesicht halten statt den Kopf darüber zu senken, empfehlen Gesundheitsexpert*innen.

Doch auch auf die Arme muss man achten. Beim Halten von Smartphones oder Tablet ist der entsprechende Arm angewinkelt, was auf Dauer zu seiner Überlastung führt. Meist leiden Bänder, Sehnen und Muskeln der Schulter mit, dann sprechen Expert*innen auch von einer Ipad-Schulter. Öfter mal die Seite wechseln und zwischen den Ipad-Sitzungen gymnastische Übungen für Schulter und Arme einlegen, verschafft dem Bewegungsapparat eine kleine Auszeit vom Smartphone-Modus.

Dauerndes Tippen bringt Finger und Handgelenke in Bedrängnis und begünstigt Sehnenscheidenentzündungen. Die einhändige Bedienung des Smartphones beansprucht den Daumen über Gebühr – es droht der Handydaumen, auch WhatsApp-Krankheit genannt. Ergotherapeut*innen raten zu beidseitigem Tippen als Vorbeugung. Und dazu, zwischendurch die Finger zu spreizen und mit beiden Händen die Merkelraute zu machen.

Kurzsichtigkeit und Halluzinationen

Neben dem Bewegungsapparat leiden auch andere Bereiche des Körpers durch zuviel Handykonsum. Bei Kindern soll der Dauergebrauch von Smartphone & Co. Schlafprobleme bereiten und die Kurzsichtigkeit fördern. Für Teenager und Erwachsene kann sich der Handyspaß zur Sucht auswachsen. Daneben stresst manchen die ständige Erreichbarkeit so sehr, dass Konzentration und Leistungsfähigkeit nachlassen.

Ein neueres psychisches Phänomen ist das Phantom-Vibrations- oder Phantom-Klingel-Syndrom. Dabei hört oder spürt die Betroffene ihr Handy, obwohl es in Wirklichkeit weder klingelt oder vibriert. Besonders ausgeprägt sind diese imaginären Telefonsignale bei Menschen, die von ihrem Handy abhängig sind. Bei Kindern stehen sie mit emotionalen Problemen und Wutanfällen in Zusammenhang.

Konsum reduzieren!

Um den psychischen Folgen des Smartphonegebrauchs vorzubeugen hilft nur eins: den Konsum zu reduzieren. Das ist nicht einfach. Folgende Tipps sollen helfen:

  • Smartphone im Alltag öfter mal bewusst zur Seite legen, bewusst handyfreie Zeiten einplanen.
  • Smartphone nicht mit ins Schlafzimmer oder gar ins Bett nehmen.
  • Unterwegs das Handy nicht in die Hosentasche stecken, sondern tief in die Handtasche oder in den Rucksack.
  • Bei treffen mit Freunden und Familie das Handy in der Tasche lassen und nicht neben sich auf den Tisch legen.
  • Apps reduzieren, Push-Nachrichten deaktivieren. Auch das Löschen der Email-App ist hilfreich. Meist ist keine Nachricht so wichtig, dass sie nicht später am PC gelesen und beantwortet werden kann.

Es gibt auch Apps, die bei Bekämpfung der Handysucht unterstützen. Diese geben bei intensiver Nutzung Alarm oder sperren sogar vorübergehend das Smartphone. Häufig empfohlene Anwendungen sind z. B. Rescue time oder Realizd.

Quellen: ptahheute, PloS One

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Leszek Glasner/shutterstock.com