Gesundheit heute

Sportlerschulter

Sportlerschulter (Werferschulter, Schwimmerschulter): Krankhafte Veränderungen an der Schulter, ausgelöst durch sportbedingte, einseitige Überkopfbeanspruchung wie sie z. B. beim Handball, Schwimmen oder Tennis typisch ist. Frühsymptom ist die erschwerte Einwärtsdrehung des Wurfarms, später kommen weitere Einschränkungen der Beweglichkeit und die typischen Schmerzen beim Ausholen zum Wurf oder Schlag dazu. Die chronische Überlastung der Schulter führt zu strukturellen Veränderungen von Gelenkkapsel, Sehnen, Muskeln und Schleimbeuteln, es drohen u. a. Impingement-Syndrom, Rotatorenmanschetten-Riss oder Schleimbeutelentzündungen der Schulter.

Wird die Sportlerschulter früh erkannt, lässt sich mit geeigneter Krankengymnastik und sportartspezifischer Schulung gegensteuern. Strukturelle Schäden müssen je nach Ausmaß operativ behandelt werden. Meist ist dies im Rahmen einer Gelenkspiegelung möglich. Frühzeitig erkannt und behandelt ist die Prognose gut. Sowohl nach konservativer als auch nach operativer Therapie können viele Sportler*innen – nach einer ausreichend langen Rehaphase – ihr Training wieder aufnehmen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Frühwarnsymptom: verminderte Einwärtsdrehung des Arms
  • Belastungsabhängige Schmerzen in der Schulter, z. B. beim Ausholen zum Wurf
  • Einschränkung der Beweglichkeit, wobei beim Ausdrehen des Armes oft auch eine Überbeweglichkeit auftritt.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • das Einwärtsdrehen des Arms erschwert ist
  • belastungsabhängige Schmerzen, z. B. bei Ausübung des Sports, auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

An der Sportlerschulter leiden in erster Linie Sportler*innen, die wiederholten und vermehrten Überkopfbelastungen ausgesetzt sind. Das betrifft alle Wurfsportarten wie Volleyball und Handball, den Schwimmsport, aber auch Tennis, Badminton und Squash. Die einseitige Überkopfbeanspruchung der Schulter führt zu einem Ungleichgewicht der verschiedenen Muskelgruppen und zu Weichteilschäden. Der vordere und obere Kapselbandapparat wird überdehnt; der hintere Kapselbandapparat und die hintere Schultermuskulatur verkürzen sich. Dadurch kommt es häufig zu Abrissen der oberen Anteile der Schultergelenklippe. Diese Verletzungen führen wiederum zu einem Höhertreten des Oberarmkopfs und damit zu einer Einengung des Raums zwischen Schulterhöhe und Oberarmkopf, es droht das Impingement-Syndrom. Manchmal wird dabei der Schleimbeutel gereizt und entzündet sich (Bursitis subacromialis). Auch (Teil-)Rupturen der Rotatorenmanschette sind möglich.

Diagnosesicherung

Beim Verdacht auf eine Sportlerschulter prüft die Orthopäd*in bei der körperlichen Untersuchung Beweglichkeit, Bewegungsumfang sowie Druck- und Bewegungsschmerzen von Arm und Schulter. Im Zweifel veranlasst sie ein MRT, um strukturelle Schäden abzuklären. Häufig werden dabei Spezialaufnahmen gefertigt, z. B. mit Kontrastmittel, oder Funktionsaufnahmen in bestimmten Armstellungen.

Je nach Ausmaß der Beschwerden empfiehlt die Ärzt*in eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie), bei der neben einer Diagnose oft schon therapeutische Maßnahmen ergriffen werden (siehe operative Behandlung).

Differenzialdiagnosen. Ausgehend von der Sportlerschulter entwickeln sich oft andere Schultererkrankungen, die die Ärzt*in abklären muss. Beispiele sind Impingement-Syndrom, Rotatorenmanschettensyndrom oder Schleimbeutelentzündungen der Schulter.

Behandlung

Konservative Behandlung

Bei noch erträglichen Schmerzen helfen Dehnungsübungen im hinteren Schulterbereich sowie krankengymnastische Übungsbehandlungen (einfache Beispiele siehe "Ihre Apotheke empfiehlt"). Die physiotherapeutischen Maßnahmen müssen dabei auf jede Sportler*in individuell zugeschnitten werden.

Operative Behandlung

In schweren Fällen und vor allem bei nachgewiesenen strukturellen Schäden empfiehlt die Ärzt*in eine Operation. Je nach zugrundeliegender Schädigung kommt dabei eine Wiederherstellung der oberen Gelenklippe, eine Naht von Rotatorenmanschettenrissen und/oder eine Raffung von überdehnten Kapselbandanteilen infrage. Diese Eingriffe sind meist im Rahmen einer Gelenkspiegelung, also arthroskopisch, möglich. Nach der operativen Versorgung folgt (je nach Operation) eine individuell angepasste Physiotherapie, um die Schulter allmählich wieder aufzutrainieren.

Prognose

Wird die Sportlerschulter früh erkannt und intensiv mit Physiotherapie gegengesteuert, lässt sich die Trainings- und Wettkampffähigkeit oft wiederherstellen. Bei strukturellen Schäden hängt die Prognose wesentlich von deren Ausmaß und den Möglichkeiten der konservativen bzw. operativen Versorgung ab. Manche Schäden lassen sich per Arthroskopie so gut beheben, dass die Sportler*innen nach einer Rehabilitationsphase ihren Sport wieder aufnehmen können.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Um die volle Trainings- und Wettkampffähigkeit wiederzuerlangen, ist eine intensive Betreuung durch eine erfahrene Physiotherapeut*in nötig. Zunächst stehen Dehnübungen auf dem Programm. Gedehnt werden müssen vor allem die hintere Gelenkkapsel und der häufig verkürzte Brustmuskel (M. pectoralis). Typische Übungen dafür sind z. B.

  • Hintere Kapseldehnung. Hier steht oder sitzt die Patient*in, hebt den Oberarm rechtwinklig ab und hält mit der anderen Hand den Ellbogen. Dann wird der Ellbogen vorsichtig in Richtung anderer Schulter bewegt bis man einen Zug hinten an der Schulter spürt. Dabei darf der Arm nicht absinken und die Schulter nicht hochgezogen werden. Position 20 bis 30 Sekunden halten, 10 Mal wiederholen. 3 bis 5 Mal täglich üben.
  • Dehnung des Brustmuskels. In Schrittstellung in einen Türrahmen stellen. Oberarm anheben, Arm beugen und Unterarm senkrecht auf den Türrahmen legen. Das gebeugte Ellenbogengelenk befindet sich etwas über Schulterhöhe. Nun Oberkörper und Kopf behutsam zur Gegenseite drehen, Dehnung spüren und gleichzeitig entspannt ein- und ausatmen. Seite wechseln.

Prävention

Schultermuskel gleichmäßig trainieren. Als Prophylaxe der Sportlerschulter raten Sportmediziner*innen beim Training zu einem bewussten, gleichmäßigen Aufbau der Schultermuskulatur sowie zu regelmäßigen Dehnungsübungen für hintere Kapselbandanteile und Muskelgruppen. Ein bekanntes Übungs-Programm sind die "Throwers´Ten" mit elastischem Band und 2 Hanteln (Link siehe "Weiterführende Informationen").

Frühsymptome wahrnehmen. Eine Sportlerschulter kündigt sich oft durch Probleme beim Einwärtsdrehen des (Wurf)Arms an. Dann gilt es, frühzeitig die Orthopäd*in oder Sportärzt*in aufzusuchen. Je früher der Sportlerschulter mit geeigneten Dehn- und Kraftübungen entgegengesteuert wird, desto besser ist das Endergebnis.

Weiterführende Informationen

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Medikamente erhöhen Bruchrisiko

Wer unter Osteoporose leidet und Medikamente einnimmt, die die Bruchgefahr erhöhen, sollte dies mit der behandelnden Ärzt*in besprechen.

Medikamente erhöhen Bruchrisiko

Vorsicht bei Osteoporose

Menschen mit Osteoporose brechen sich leichter die Knochen als andere. Nehmen sie bestimmte Medikamente ein, steigt ihr Frakturrisiko noch weiter an.

Direkte und indirekte Wirkungen

Mit steigendem Alter erhöht sich nicht nur die Gefahr, eine Osteoporose zu entwickeln. Auch andere Erkrankungen sind bei Menschen fortgeschrittenen Alters häufiger. Das bringt die Knochen doppelt in Gefahr. Denn nicht nur die mangelnde Knochendichte lässt Wirbelkörper und Schenkelhälse schneller brechen. Viele der im Alter oft verschriebenen Medikamente erhöhen das Frakturrisiko zusätzlich.

Dabei sind mehrere Mechanismen am Werk. Einige Arzneimittel wirken sich unmittelbar negativ auf den Knochenstoffwechsel aus. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Krebstherapeutika. Andere begünstigen Frakturen, indem sie die Gefahr für Stürze erhöhen. Dies ist z. B. bei stark wirkenden Schlaf- und Beruhigungsmitteln der Fall. Sie machen oft benommen und unsicher beim Gehen.

Von Kortison bis Entwässerungsmittel

Vor allem eine langfristige Kortisoneinnahme über Tabletten schadet den Knochen erheblich. Bei Cremes mit Kortisonanteil kommt es darauf an, wie hoch der Wirkstoffgehalt der Creme ist und wie lange sie verwendet wird. Kortisonsprays scheinen dagegen keinen Einfluss auf den Knochen zu haben.

Neben Kortison erhöhen folgende Wirkstoffe die Gefahr für Knochenbrüche:

  • Protonenpumpeninhibitoren (PPI)
  • Sedativa (Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine) und Antidepressiva vom Typ SSRI
  • Aromatasehemmer (Krebstherapeutika)
  • Glitazone (blutzuckersenkende Medikamente)
  • Antipsychotika, Antiepileptika, Parkinsonmittel
  • Opioide (Schmerzmittel)
  • Entwässerungsmittel (Schleifendiuretika wie Furosemid)

Noch riskanter in Kombination

Werden diese Mittel miteinander kombiniert, steigt die Bruchgefahr überproportional an. Insbesondere gilt dies bei der Einnahme von Opioiden mit Entwässerungsmitteln, Beruhigungs- oder Schlafmitteln, Protonenpumpenhemmern oder Antidepressiva vom SSRI-Typ.

Um die Knochenbruchgefahr zu verringern, sollte bei Menschen mit Osteoporose der Medikamentenplan regelmäßig von der behandelnden Ärzt*in überprüft werden. Oft lässt sich der eine oder andere Wirkstoff absetzen, ersetzen oder zumindest in der Dosis reduzieren.

Sturzprophylaxe nicht vergessen

Ist das nicht möglich, kann zumindest bei Entwässerungsmitteln der Einnahmezeitpunkt überdacht werden. Am besten nimmt man Diuretika morgens ein. Dann lässt sich der riskante nächtliche Toilettengang vermeiden.

Außerdem sollten alle Register der Sturzprophylaxe gezogen werden: Das bedeutet, die Sehkraft der Betroffenen zu prüfen, die Beleuchtung der Wohnung zu optimieren und Stolperfallen wie herumliegende Kabel oder rutschende Teppiche zu entfernen.

Quelle: pta heute, Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / SuperStock / Frank Siteman