Gesundheit heute

Freiverkäufliche Abnehmpillen

  • Abnehmpillen verschlanken vor allem eines: die Geldbörse (die Deutschen geben dafür 170 Millionen pro Jahr aus). Der Körper bleibt jedoch unbeeindruckt.
  • In ihrer Not greifen Abnehmwillige zu Medikamenten, die das Körpergewicht dort reduzieren, wo es überhaupt nichts bringt: beim Darminhalt. Der kann durch Abführmittel (wie etwa das in vielen Abnehmpräparaten enthaltene Phenolphthalein, Sennes oder Bisacodyl) zwar ausgespült werden (die Waage zeigt dann ein paar Pfunde weniger an), aber der Darm füllt sich unweigerlich wieder auf. Die Nebenwirkungen: Abführen ist unangenehm und führt bei häufiger Anwendung zu einer Veränderung des Mineralstoffhaushalts (z. B. beim Kalium) sowie zu Darmträgheit und Verstopfung.
  • Um dauerhaft abzunehmen, ist auch die Entwässerung durch Diuretika oder entwässernde pflanzliche Tees (etwa Birke, Blasentang, Brennnessel, Mate) der falsche Weg. Wasser interessiert nicht – Fett zählt!
  • Als Kapseln geschluckte Quellmittel sollen im Magen wie ein Schwamm aufgehen und das Sättigungsgefühl auslösen. Ein Teil der Quellmittel ist rezeptfrei erhältlich (z. B. CM3®-Alginat-Kapseln, BioNorm®, Decorpa®, Matricur®, Recatol Algin®) und wird auch gut vertragen. Andere sind, nachdem es zu Todesfällen durch Darmverschluss kam, inzwischen rezeptpflichtig (z. B. CM3®- und Jogun®-Kapseln). In allen Fällen ist ihr Nutzen gering. Derselbe Effekt ließe sich leicht auf natürlichem Wege erreichen – jedes Obst und jedes Gemüse enthält Quellstoffe wie Pektine.
  • Als Mittel zur Stoffwechselaktivierung und einer Erhöhung des Grundumsatzes wird auf dem Schwarz- oder Graumarkt z. B. das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) angeboten. Überdosierungen sind möglich, und die unkontrollierte Einnahme kann mit teils schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Herzrasen oder sogar Herzinfarkt verbunden sein. Als Stoffwechselaktivatoren wirken angeblich auch der körpereigene Transportstoff Carnitin oder die Aminosäure Tyrosin, Beweise für eine dadurch zu erzielende Gewichtsabnahme gibt es aber nicht.
  • Konjugierte Linolsäuren kommen natürlicherweise im Milchfett vor. In Studien reduzierten sie bei Mäusen den Körperfettgehalt und erhöhten die Muskelmasse. Auch beim Menschen wurden diese Effekte – wenngleich in schwächerem Ausmaß – beobachtet. Noch ist es allerdings zu früh, um hieraus auf eine nennenswerte Hilfe beim Abnehmen zu schließen. Zudem sind die langfristigen Nebenwirkungen unbekannt.
  • Unter dem Etikett Fettblocker oder Fettkiller versammeln sich alle möglichen teuren und esoterischen Produkte auf dem Markt, (wie etwa das aus Schalen von Meerestieren gewonnene Chitosan oder Formoline L 112) die angeblich „Fett binden“ oder „der Verdauung entziehen“. Unsinn!
  • Mittelkettige Fette, die so genannten MCT-Fette (medium chain triglycerides), sind wasserlöslich und können im Darm direkt ins Blut aufgenommen werden; sie müssen aber nicht an Eiweißstoffe gebunden im Blut transportiert werden. Weil ihr Brennwert zum einen etwas geringer ist als bei normalem Fett, und sie zudem im Körper die Wärmeproduktion anregen, galten MCT-Fette rasch als Geheimtipp unter Abnehmwilligen. Das Problem: Die zum Beleg des angeblichen Energiespareffekts immer wieder zitierte Studie wurde an schlanken Personen durchgeführt, nicht an Übergewichtigen.
  • Geruchspflaster und Schlankheitsparfüms sollen durch bestimmte Düfte (z. B. Vanille) den Appetit hemmen. Ob sie langfristig irgendetwas bringen, ist unbekannt.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Welches Fett lässt länger leben?

Butter ist lecker – aber wer zu viel davon ist, verkürzt sein Leben.

Welches Fett lässt länger leben?

Butter, Rapsöl oder Olivenöl

Ohne Fette geht es in der Nahrung nicht. Doch im Hinblick auf die Gesundheit macht es Sinn, sich ganz genau auszusuchen, ob man eher auf Butter oder Pflanzenöl setzt.

Fett macht glücklich

Unser Körper braucht Fette: Sie liefern pro Gramm doppelt soviel Energie wie Eiweiß oder Kohlenhydrate und sind unentbehrlich für wichtige Stoffwechselfunktionen. Damit wir genug Fette aufnehmen, sorgt der Organismus dafür, dass wir sie lieben: Denn Fette verstärken den Geschmack von Lebensmitteln im Mund und aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn – was Glücksgefühle auslöst.

Über 220000 Erwachsene im Fett-Test

Schon lange weiß man, dass nicht-tierische Fette einen Vorteil gegen über Butter & Co. haben. Wie das konkret aussieht, zeigen die Daten von mehr als 220000 Erwachsenen aus zwei US-amerikanischen Langzeitstudien. Darin hatten die Studienteilnehmenden alle vier Jahre angegeben, wie oft und in welchen Mengen sie Butter und verschiedene pflanzliche Öle verzehrt hatten. Die Forschenden bildeten für jedes Fett jeweils vier Gruppen (niedrigster bis höchster Konsum) und stellten die jeweiligen Krankheits- und Sterbedaten gegenüber.

Pflanzenöle verringern Gesamtsterberisiko

Während der 33-jährigen Beobachtungszeit waren 50932 Todesfälle registriert worden, 12241 aufgrund von Krebs, 11240 aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der höchste Butterkonsum war dabei mit einem um 15 % höheren Gesamtsterberisiko verbunden als der niedrigste Butterkonsum. Bei den pflanzlichen Ölen war das Gegenteil der Fall: Diejenigen, die davon am meisten aufgenommen hatten, lebten länger – ihr Gesamtsterberisiko war um 16% niedriger als bei den Teilnehmenden, die am wenigsten Öle verzehrt hatten.

Oliven-, Soja- und Rapsöl am besten

Am stärksten war der schützende Effekt bei Oliven-, Soja- und Rapsöl. Wer täglich davon etwa einen Teelöffel zu sich nimmt (das sind etwa 5 g Öl), senkt sein Sterberisiko um 15%. 10 g (ein Esslöffel) senken das Risiko, an Krebs oder einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben um 11% bzw. 6%. Und wer jeden Tag 10 g Butter mit 10 g Öl ersetzt, reduziert sein Sterberisiko um 17%, rechnen die Forschenden vor. Für Mais- und Distelöl ließen sich dagegen keine schützenden Effekte erkennen. Das könne allerdings daran liegen, dass es für diese Öle zu wenig Daten gab.

Quelle: medscape

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Madeleine Steinbach / Alamy / Alamy Stock Photos