Gesundheit heute

Medikamente bei Bluthochdruck

Zur medikamentösen Therapie des Bluthochdrucks stehen sieben Wirkstoffgruppen zur Verfügung, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden. Welches Medikament wann zum Einsatz kommt, wird von medizinischen Fachgesellschaften immer wieder an die Ergebnisse aktueller Studien angepasst (und ist leider auch nicht ganz frei vom Einfluss der Pharmafirmen). Daneben richtet sich die Medikamentenauswahl nach den individuellen Begleiterkrankungen und der Verträglichkeit. So ist z. B. ein Betablocker zur Blutdruckbehandlung bei Patienten mit Bronchialasthma ungünstig, nach einem erlittenen Herzinfarkt hingegen sehr zu empfehlen. Am Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (u. a. verantwortlich für die körpereigene Blutdruckregulation) greifen viele Medikamente gegen Bluthochdruck an: Renin ist ein in der Niere gebildetes Enzym, das Angiotensinogen in Angiotensin umwandelt. Durch Angiotensin wird Aldosteron ausgeschüttet, das infolge einer Natriumrückresorption und verringerten Wasserausscheidung zu einer Blutdruckerhöhung führt.

Folgende Antihypertensiva werden aktuell empfohlen:

  • Diuretika fördern anfänglich die Flüssigkeits- und Kochsalzausscheidung und bewirken dauerhaft eine Erweiterung der Blutgefäße. Sie werden häufig mit anderen Bluthochdruckmitteln kombiniert. Hierzu gehören z. B. Amilorid, Chlortalidon, Clopamid, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Indapamid, Mefrusid, Piretanid, Torasemid, Spironolacton, Triamteren, Xipamid.
  • Betablocker senken den Blutdruck, indem sie das Herz entlasten und die Herzfrequenz reduzieren. Hierzu gehören z. B. Acebutolol, Atenolol, Betaxolol, Bisoprolol, Bupranolol, Carteolol, Carvedilol, Celiprolol, Mepindolol, Metoprolol, Nadolol, Nebivolol, Oxprenolol, Penbutolol, Pindolol, Propranolol, Talinolol.
  • ACE-Hemmer senken den Blutdruck über eine Erweiterung der Blutgefäße, eine Beeinflussung der Herztätigkeit und eine vermehrte Flüssigkeitsausscheidung der gesunden Niere. Hierzu gehören z. B. Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Imidapril, Lisinopril, Moexipril, Perindopril, Quinapril, Ramipril, Spirapril, Trandolapril.
  • AT1-Blocker (Sartane) wirken ähnlich wie ACE-Hemmer und können diese bei Unverträglichkeiten (z. B. bei Reizhusten oder Quincke-Ödem) ersetzen. Hierzu gehören z. B. Candesartan, Eprosartan, Losartan, Irbesartan, Olmesartan, Telmisartan, Valsartan.
  • Kalziumantagonisten senken den Blutdruck durch Erweiterung der Blutgefäße, einige bremsen zusätzliche die Herzfrequenz. Hierzu gehören z. B. Amlodipin, Diltiazem, Felodipin, Gallopamil, Isradipin, Lacidipin, Lercanidipin, Manidipin, Nicardipin, Nifedipin, Verapamil. In Kombination mit den Antibiotika Erythromycin und Clarithromycin erhöhen sie allerdings bei älteren Patienten das Risiko, einen Schock zu erleiden.

Als Reservemedikamente werden heute angesehen:

  • Alpha 1-Blocker (Alpha-Rezeptorenblocker) und Antisympathotonika, sie beeinflussen direkt oder indirekt die Einwirkung des sympathischen Nervensystems auf den Gefäßtonus und erweitern so die Blutgefäße. Sie sind z. B. bei Schwangerschaftshochdruck indiziert. Hierzu gehören z. B. Bunazosin, Clonidin, Doxazosin, Prazosin, Terazosin, Urapidil.
  • Direkt gefäßerweiternd wirkende Substanzen (Vasodilatanzien), die den Blutdruck durch Senkung des arteriellen Gefäßwiderstands erniedrigen. Hierzu gehören z. B. Dihydralazin, Minoxidil und als kurz wirksame Medikamente die Nitrate.

Begonnen wird zunächst mit einem Medikament in niedriger Dosierung, die schrittweise gesteigert wird. Ist mit einem Medikament der angestrebte Blutdruck nicht zu erreichen, kann zunächst eine andere Substanz oder gleich eine Wirkstoffkombination ausprobiert werden. In den meisten Fällen lassen sich die angestrebten Blutdruckwerte mit ein bis zwei Substanzen erreichen. Selten sind Drei-, Vier- oder Mehrfachkombinationen erforderlich. Die volle Wirkung von Hochdruckmitteln tritt erst nach 2 bis 6 Wochen ein.

Manche Wirkstoffkombinationen werden von der Pharmaindustrie bereits in einer einzelnen Tablette angeboten, sodass sich die Anzahl der täglich einzunehmenden Tabletten reduziert.

Von: Dr. med. Dieter Simon, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Nachsalzen gefährdet das Herz

Wer gesund leben möchte sollte auf das Nachsalzen besser verzichten.

Nachsalzen gefährdet das Herz

Mehr Disziplin am Tisch

Nachsalzen beim Essen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das trifft auch für Menschen zu, die sich gesund ernähren.

Mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle

Eine salzreiche Ernährung treibt den Blutdruck in die Höhe und schadet den Gefäßen. In der Konsequenz drohen Herzinfarkt und Schlaganfall. Zur Vorbeugung reicht es offenbar nicht, auf die besonders salzhaltigen industriellen Nahrungsmittel und Fastfood zu verzichten. Auch das Nachsalzen bei Tisch sollte man besser vermeiden, wie eine aktuelle Analyse von Daten aus der UK-Biobank zeigt.

Über 500 000 Teilnehmer*innen hatten darin ihren Salzkonsum bei Tisch angegeben (wie salzig die Nahrungsmittel waren, wurde nicht erhoben). 28% von ihnen salzten ihre Speisen gelegentlich nach, 12% taten dies häufig und 5% immer. Dem setzte das Forscherteam die Todesfälle und die Anzahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den neun Jahren ab Beginn der Befragung gegenüber.

Ständiges Nachsalzen kostet Lebensjahre

Menschen, die häufig nachsalzten, hatten ein um 7% erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu denjenigen, die das nie taten. Wer bei jedem Essen zum Salzstreuer griff, steigerte sein Sterberisiko sogar um 28 %. Ständiges Nachsalzen kostete zudem Lebensjahre. 50-jährige Frauen verloren dadurch 1,5 Jahre, 50-jährige Männer 2,3.

Die Forscher*innen berechneten auch, wie sich Nachsalzen auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkte. Wer häufig nachsalzte, erkrankte zu 19% seltener daran als die Immer-Salzer. Gelegentliches oder gar kein Nachsalzen reduzierte die Erkrankungsgefahr um 21% bzw. 23%. Besonders zahlte sich der Verzicht auf das Nachsalzen in Bezug auf die Herzinsuffizienz aus. Auf die koronare Herzkrankheit oder Schlaganfälle hatte es weniger Einfluss.

Spezialdiät verliert ihre Wirkung

Unabhängig von der Ernährung scheint Nachsalzen ungünstig für Herz und Gefäße zu sein, betonen die Autor*innen. Wer zur Vorbeugung von Bluthochdruck spezielle Diäten einhält (z.B. die DASH-Diät) sollte ebenfalls den Salzstreuer stehen lassen, um den Vorteil der Diät nicht durch Nachsalzen zu verlieren.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images/Astrakan Images