Gesundheit heute

Antiepileptika

Antiepileptika (Antikonvulsiva) sind Medikamente zur Unterdrückung zerebraler Anfälle. Um zu wirken, müssen sie dauerhaft und absolut regelmäßig eingenommen werden. Wenn ein Patient gut auf ein Medikament eingestellt ist, sollte das Präparat nicht gewechselt werden. Die Umstellung kann zu erneuten Anfällen führen. Auch dürfen Antiepileptika auf keinen Fall abrupt abgesetzt werden, da es dann oft zu gehäuften Anfällen kommt.

Es gibt eine Reihe gut wirksamer Substanzen. Welche im Einzelfall am besten hilft, richtet sich u.a. nach der Art der Anfälle sowie danach, ob Begleiterkrankungen vorliegen. Zunächst wird versucht, mit nur einem Medikament auszukommen. Manchmal kann eine Serumspiegelbestimmung des Medikaments im Blut bei der Dosisfindung helfen, grundsätzlich ist jedoch der Zustand des Patienten maßgeblich. Kann mit einem Medikament keine Anfallsfreiheit erzielt werden oder treten starke Nebenwirkungen auf, wird auf ein anderes Medikament gewechselt. Nur wenn mehrere Medikamente bei alleiniger Gabe nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben, werden sie in Kombination eingesetzt.

Bei einigen Patienten kann nach mehrjähriger Anfallsfreiheit ein so genannter Auslassversuch unternommen werden. Die Medikamente werden dann über einen Zeitraum von einem halben Jahr unter engmaschigen Kontrollen zunächst reduziert und schließlich abgesetzt.

Alle Antiepileptika haben vor allem zu Beginn der Behandlung und in hoher Dosierung Nebenwirkungen, insbesondere Müdigkeit, Schwindel, Verschwommensehen oder Doppelbilder, Koordinationsstörungen und Übelkeit. Dadurch können sie die Reaktionsfähigkeit und Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Alkoholgenuss kann zu einer Verstärkung dieser Nebenwirkungen führen. Einige Antiepileptika beschleunigen den Abbau der „Pille“, sodass diese nur noch unzuverlässig wirkt. Deshalb sollten Frauen mit Epilepsie den Gynäkologen über die aktuell eingenommenen Antiepileptika informieren. Nehmen Schwangere Valproat ein, besteht ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen, aber auch für Störungen wie der Sprachentwicklung und Gedächtnisbildung bis hin zu autistischen Syndromen. Die Verordnung sollte deshalb bei Frauen im gebärfähigen Alter und Schwangeren nur erfolgen, wenn andere Antiepileptika nicht wirksam oder nicht verträglich sind.

Antiepileptika zeigen so viele Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, dass jeder weitere Arzt über die Medikation informiert werden und der Patient keine Medikamente eigenständig einnehmen sollte. Besser ist es, den behandelnden Neurologen zu fragen, welche Medikamente bei Befindlichkeitsstörungen, z. B. bei einem Infekt oder bei Zahnschmerzen, unbedenklich sind.

Häufig eingesetzte Antiepileptika sind:

  • Carbamazepin, z. B. Finlepsin®, Sirtal®, Tegretal®
  • Clonazepam, z. B. Rivotril®
  • Ethosuximid, z. B. Petnidan®
  • Felbamat, z. B. Taloxa®
  • Gabapentin, z. B. Neurontin®
  • Oxcarbazepin, z. B. Trileptal®
  • Lamotrigin, z. B. Lamictal®
  • Levetiracetam, z. B. Keppra®
  • Phenobarbital, z. B. Luminal®
  • Phenytoin, z. B. Phenhydan®, Zentropil®
  • Pregabalin, z. B. Lyrica®
  • Primidon, z. B. Liskantin®, Mylepsinum®
  • Tiagabin, z. B. Gabitril®
  • Valproinsäure, z. B. Convulex®, Ergenyl®, Orfiril®
  • Vigabatrin, z. B. Sabril®.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Gehirnerschütterung nicht übersehen!

Hier plumpst der Kopf zum Glück nur auf eine Turnmatte.

Gehirnerschütterung nicht übersehen!

Kleine Kinder reagieren anders

Hinfallen, aufstehen, wieder hinfallen – das ist im Kleinkindalter an der Tagesordnung. Doch eine Landung auf dem Kopf kann auch mal zu einer Gehirnerschütterung führen. Und die lässt sich bei den Kleinsten manchmal gar nicht so leicht erkennen.

Blackout schwer erkennbar

Ein kurzer Blackout und Benommenheit gelten als typische Anzeichen einer Gehirnerschütterung. Dadurch merkt man bei Erwachsenen, Jugendlichen und größeren Kindern in der Regel schnell, dass nach einem Sturz „etwas nicht stimmt“. Anders sieht das bei Kleinkindern aus. Sie können sich noch nicht so gut ausdrücken, weshalb die Symptome für Eltern oft schwer zu erkennen sind, erklärt der Kinder- und Jugendarzt Hans-Jürgen Nentwich.

Gefährliche Trias

Dabei sind Gehirnerschütterungen gerade im Kleinkindalter nicht selten. Die Trias aus Eroberungsfreude, den z.T. noch nicht komplett ausgereiften motorischen Fähigkeiten und einem kaum entwickeltem Gefahrenbewusstsein prädestiniert geradezu für kleinere und größere Stürze. Weil die Kleinen durch ihre kindlichen Proportionen oft auf ihrem Kopf landen, kann es dabei auch zu einer Gehirnerschütterung kommen.

Hier sofort Notdienst rufen

Bei deutlichen Anzeichen wird eine Gehirnerschütterung meist nicht übersehen. Dazu gehören folgende Symptome, bei denen sofort der Notdienst gerufenbzw. eine Praxis aufgesucht werden muss:

  • Große Beule oder Schwellung am Kopf des Kindes
  • Benommenheit, Unmöglichkeit, das Kind zu wecken
  • Anhaltendes Erbrechen, Blut oder Flüssigkeit im Ohr
  • Unterschiedlich große Pupillen
  • Krampfanfälle
  • Gleichgewichtsstörungen, unsicheres Gehen.

Anhänglichkeit verdächtig

Allerdings können die Folgen einer Gehirnerschütterung auch wesentlich diskreter daherkommen. Das ist zum Beispiel bei Kindern unter 2 Jahren oft der Fall. Verdächtig sind neu aufgetretene Schlafprobleme, aber auch eine besondere Anhänglichkeit. Auch ungewohntes Reiben am Kopf oder der Verlust von schon erlernten Fähigkeiten sind auffällig. Hier sollten Eltern hellhörig sein und lieber einmal zu viel die Kinderärzt*in aufsuchen, mahnt Nentwich.

Quelle: www.kinderaerzte-im-netz.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Alexandr Grant/Shutterstock.com