Gesundheit heute

Selbsthilfe bei Schmerzen

Nur der Betroffene weiß, was „sein“ Schmerz bedeutet. Deshalb kann niemand seine Schmerzen besser beschreiben als er selbst. Doch einige Tipps, die vielen Menschen geholfen haben, können vielleicht auch bei Ihnen dazu beitragen, mit den Schmerzen zu leben, sie zu lindern oder gar zu heilen.

  • Frühzeitige Therapie: Ignorieren Sie die Schmerzen nicht, sondern gehen Sie rechtzeitig zum Arzt und sprechen Sie ganz offen darüber. Je früher der Schmerz behandelt wird, umso höher sind die Heilungschancen.
  • Versuchen Sie, in Bewegung zu bleiben, wann immer es Ihnen möglich ist. Schon ein kleiner Spaziergang lenkt Sie für einige Minuten von den Gedanken an den Schmerz ab. Denn Bewegung ist wie ein Filter, der dem Schmerz den Weg ins Gehirn erschwert. Fragen Sie Ihren Arzt, welche Form der Bewegung für Sie am besten geeignet ist. Und überfordern Sie sich nicht – weniger ist gerade am Anfang mehr.
  • Nehmen Sie Ihre Sorgen und Ängste ernst. Denn psychische Schmerzen können körperliche Schmerzen noch verstärken. Scheuen Sie sich nicht, die Hilfe eines Experten anzunehmen.
  • Sorgen Sie für kleine Glücksmomente. Das mag gerade bei chronischen Schmerzen nicht immer leicht sein, doch bereits kleine Dinge können helfen, ein bisschen Lebensfreude zurückzugewinnen. Kaufen Sie sich einen schönen Blumenstrauß, gönnen Sie sich Ihren Lieblingskuchen oder erfreuen Sie sich an lachenden Kindern. Sie werden merken: Ihr Körper dankt Ihnen diese Augenblicke der inneren Zufriedenheit – auch, indem er körpereigene Glückshormone (Endorphine) ausschüttet, die wiederum das Schmerzempfinden lindern.

Selbsthypnose. Negative Gedanken und Gefühle verstärken chronische Schmerzen. Durch Phantasieübungen lernt der Patient sein Schmerzerleben zu ändern. Zwei Strategien können ihm dabei helfen: die kognitive und die sensorische Hypnosestrategie. Bei der kognitiven versucht der Betroffene, Erinnerungen und Bilder, die den Schmerz verschlechtern, bewusst werden zu lassen und so eine Änderung der Schmerzempfindung zu erreichen. Bei der sensorischen Strategie wird das Schmerzerleben geändert, indem sich der Patient ein Wandern des Schmerzes vorstellt. Dabei nimmt er ein Gefühl der Taubheit zunächst für ein schmerzfreies Körperteil an, das dann auf andere, schmerzende Körperteile ausgedehnt wird.

Entspannungsverfahren

Entspannungsverfahren ermöglichen die Lockerung angespannter Muskelpartien und verbessern die Körperwahrnehmung. Dadurch werden stressbedingte Fehlhaltungen und Verspannungen frühzeitig bemerkt und Stress gezielt abgebaut. Folgende Entspannungsverfahren haben sich in der Schmerztherapie besonders bewährt:

Autogenes Training basiert auf Auto-(Selbst)Suggestion. Werden die Grundübungen dieser Entspannungstechnik sicher beherrscht, folgt die nächste Stufe, bei der formelhafte Vorsätze mit einbezogen werden, z. B. „Schmerzen sind mir gleichgültig“ oder „ich bin ganz ruhig“. Mit diesen Formeln lassen sich die Schmerzsymptome lindern und das eigene Schmerzempfinden ändern. (Weiteres zum Autogenen Training.)

Bei der progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) werden – meist im entspannten Liegen – bestimmte Muskelgruppen angespannt und möglichst rasch wieder gelockert. Dieser Wechsel soll möglichst bewusst wahrgenommen werden, um so eine fortschreitende Entspannung im ganzen Körper zu erreichen.

Von: Dr. med. Dorit Maoz, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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So schlafen Schichtarbeiter besser

Schichtarbeiter sollten sich beim Schlafen gut gegen Licht und Geräusche abschirmen.

So schlafen Schichtarbeiter besser

Erst Lichtdusche, dann Sonnenbrille

Viele Schichtarbeiter leiden unter Schlafproblemen und ständiger Müdigkeit. Doch es gibt einige Strategien, mit denen man dagegen angehen kann.

Nachtschichten können gesundheitlich schaden

Rund 16% der deutschen Bevölkerung arbeitet im Schichtdienst. Vor allem Nachtschichten führen zu Problemen mit dem Schlaf. Das kann der Gesundheit schaden: Schlafmangel löst psychischen und oxidativen Stress sowie Entzündungsreaktionen im Körper aus und begünstigt dadurch u.a. Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Expert*innen gehen davon aus, dass mehr als acht Nachtdienste pro Monat negative gesundheitliche Auswirkungen haben.

Am besten vorwärts rotieren

Die Nürnberger Schlafexpertin Kneginja Richter hat einige Maßnahmen gegen schichtbedingte Schlafstörungen zusammengestellt. Die betreffen zunächst den Schichtplan: Der sollte vorwärts rotieren, also erst Früh-, dann Spät- und dann Nachtschichten vorsehen. Zwischen zwei Schichten sollte möglichst eine 24stündige Ruhephase liegen. Günstig ist zudem, wenn nicht mehr als drei Nachtschichten aufeinander folgen. Auf diese Weise wird der Biorhythmus am wenigsten gestört: Der Körper behält seinen ursprünglichen Takt bei und gewöhnt sich gar nicht erst an einen neuen Rhythmus.

Helles Licht in den ersten Stunden

Ob Früh-, Spät- oder Nachtschicht: In der ersten Hälfte sollte besonders helles Licht eingesetzt werden. Empfehlenswert sind Lichtduschen mit mindestens 10.000 Lux. Insbesondere in den Stunden vor dem Schlafengehen vermeidet man blaues Licht besser, da es die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt.

Während einer Nachtschicht können zwei bis drei 15- bis 20-minütige Powernaps die Leistung steigern. Vorsicht mit Koffein, es sollte nur zu Schichtbeginn konsumiert werden, weil es sonst den Schlaf am Folgetag stört. Nach der Nachtarbeit hilft es, auf dem Heimweg eine Sonnenbrille zu tragen, um das Tageslicht zu blockieren. Wer nicht selbst fährt, kann auch lärmreduzierende Kopfhörer aufsetzen. Zuhause nimmt man dann am besten eine eiweißreiche Mahlzeit zu sich, beim Schlafen schirmen Schlafmasken und Ohrstöpsel ab.

Entspannung ist das A und O

Entspannungsverfahren unterstützen das Einschlafen. Besonders empfehlenswerte ist die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. Manche Menschen profitieren auch von speziellen Apps, beispielsweise von der App „Calm“, sagte Richter.

Wer Frühschicht hat, kommt am besten schon zwei Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen zur Ruhe. Dabei hilft gedämpftes Licht mit wenig Blauanteil. Morgens erleichtern sehr helles Licht, Bewegung und Wechselduschen das Wachwerden. Vom Mittagsschlaf nach der Frühschicht rät die Expertin ab.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Cavan Images