Gesundheit heute

CT und Kernspin in der Neurologie

CT und Kernspin haben die Diagnostik bei Erkrankungen des Gehirns und des Rückenmarks revolutioniert. In der Neurologie verdrängt derzeit der Kernspin das CT immer mehr, da er weiche Gewebe wie Gehirn und Rückenmark besser darstellt. Durch Kontrastmittelgabe und anschließende Datenverarbeitung im Computer sind so gute Gefäßdarstellungen und dreidimensionale Bilder möglich (3-D-CT, 3-D-Kernspin), dass dem Patienten belastende und mit Risiken behaftete Untersuchungen oft erspart werden können.

Eine neue Entwicklung ist der funktionelle Kernspin (fMRT): Bei diesem Verfahren wird zunächst ein Kernspin in Ruhe angefertigt und danach ein zweites, während der Patient eine bestimmte Tätigkeit ausführt (z. B. spricht). Die Gehirnanteile, die an dieser Tätigkeit beteiligt sind, verbrauchen mehr Sauerstoff, wodurch sich die beiden Bilder geringfügig unterscheiden. Durch Verrechnung beider Bilder im Computer werden die an dieser Tätigkeit beteiligten Gehirngebiete sichtbar. Der funktionelle Kernspin ist extrem aufwendig und daher speziellen Fragestellungen vorbehalten, etwa ob die Operation eines Tumors im Großhirn voraussichtlich zu schweren Sprachstörungen führen würde und daher eine Strahlenbehandlung besser sei.

SPECT (Single-Photon-Emissions-Computertomografie) und PET (Positronenemissionstomografie) sind nuklearmedizinische Verfahren, bei denen dem Patienten radioaktiv markierte Substanzen gespritzt werden, die sich im Gehirn anreichern. Detektoren und der entsprechende Computer sammeln die Daten und verarbeiten sie wie bei der Computertomografie zu Schnittbildern. SPECT und PET erlauben insbesondere Einblicke in funktionelle Abläufe, z. B. Stoffwechselvorgänge. Während die SPECT bei Epilepsien, Parkinson-Krankheit, Demenz und Tumoren zunehmend eingesetzt wird, ist die PET derzeit noch sehr aufwendig.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Antikörper beugt Migräne vor

Migräneattacken können Lernen und Arbeiten unmöglich machen.

Antikörper beugt Migräne vor

Unter die Haut gespritzt

Migräne ist weit verbreitet. Oft sind die Attacken so schlimm oder so häufig, dass Ärzt*innen zu einer medikamentösen Prophylaxe raten. Greift diese nicht, kann ein Antikörper helfen.

Depressionen und Angsterkrankungen drohen

Migräne ist eine Volkskrankheit: Bis zu 20% der Frauen und 7% der Männer in Deutschland leiden darunter. Die Ursache für die Attacken ist unklar. Dafür sind die Folgen umso deutlicher. Bei vielen Betroffenen schränkt die Migräne die Lebensqualität stark ein, ihr Risiko für Depressionen, Angsterkrankungen und Suizid ist 7-mal höher als bei Gesunden. Auch die Volkswirtschaft leidet unter der Erkrankung – durch Migräne gehen im Jahr etwa 32 Millionen Arbeitstage verloren, in Summe kostet das etwa 3,1 Milliarden Euro.

Behandelt werden akute Migränekopfschmerzen vor allem mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Triptanen. Doch manchmal lassen sich die Beschwerden mit diesen Wirkstoffen kaum beherrschen, oder die Anfälle kommen einfach zu häufig. Dann raten Ärzt*innen zu einer dauerhaften Prophylaxe. Dazu eignen sich Medikamente gegen Epilepsie, Betablocker und einige Antidepressiva. Allerdings lösen diese Substanzen bei Dauereinnahme oft unerwünschte Wirkungen aus, weshalb die Betroffenen die Therapie häufig abbrechen.

Rezeptor im Gehirn im Griff

Das soll mit einem neuen Wirkprinzip anders werden: Seit drei Jahren ist in Deutschland ein Antikörper gegen Migräne zugelassen. Erenumab bindet an den Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP)-Rezeptor im Gehirn und wirkt damit Migräneattacken entgegen – vermutlich wird dadurch die migränetypische Gefäßerweiterung verhindert. Der Wirkstoff wird nicht als Tablette geschluckt, sondern ein- bis zweimal monatlich unter die Haut gespritzt.

Ob die neue Art der Vorbeugung einen Nutzen gegenüber der traditionellen hat, haben Forscher*innen nun in einer Studie an 777 Betroffenen untersucht. Getestet wurde im Vergleich mit dem häufig zur Migränevorbeugung verordnete Topiramat. Behandlungsziel war, die monatlichen Migränetage um die Hälfte zu reduzieren. Langzeitdaten fehlen noch Erenumab schaffte das bei 55% der Patient*innen, Topiramat nur bei 31%. Auch in puncto Verträglichkeit punktete der Antikörper. Nur 10,6 % der Erenumab-Anwender*innen brachen die Behandlung aufgrund unerwünschter Ereignisse ab, während dies bei knapp 40% der mit Topiramat Behandelten der Fall war. Weil der Antikörper noch nicht lange zugelassen ist, fehlen jedoch noch Daten zur Langzeitanwendung. Deshalb ist es durchaus möglich, dass im Laufe der Zeit seltenere Nebenwirkungen auftreten.

Die Prophylaxe mit dem Antikörper erwies sich in dieser Studie als vielversprechend. Allerdings ist sie teuer. Die Jahresbehandlungskosten belaufen sich auf knapp 6000 Euro – im Gegensatz zu 277 Euro bei Topiramat. Auf Kasse verordnen darf die Ärzt*in Erenumab nur bei Patient*innen, bei denen die konventionelle Migräneprophylaxe nicht wirkt, nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist.

Quellen: idw, Schmerzklinik Kiel

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Fizkes/shutterstock.com