Gesundheit heute

Entstehung von Krebs

Ständig sterben in unserem Körper Zellen ab und werden durch neue ersetzt. Zelltod und Zellwachstum werden wie alle anderen Prozesse im Körper vom Erbgut im Zellkern gesteuert. Manchmal kommt es zu spontanen Änderungen im Erbgut (Mutationen).

Betreffen diese Mutationen Abschnitte (Gene), die an der Regulation des Zellwachstums beteiligt sind, können unkontrolliert wuchernde, bösartige Zellen (Krebszellen) entstehen, die sich ohne Rücksicht auf den Gesamtorganismus teilen und teilen und teilen. Ein bösartiger Tumor entsteht.

Man nimmt an, dass ein bösartiger Tumor in mehreren Stufen entsteht. Zunächst wird der eigentliche Tumor angelegt (Geschwulstanlage), eine Körperzelle wandelt sich also unwiderruflich in eine Krebszelle um, indem die Erbinformation innerhalb des Zellkerns verändert wird (Initiierungsphase). Die Zelle ist aber selbst bei mikroskopischer Untersuchung noch unauffällig. Erst nach längerer Zeit (bis zu Jahrzehnten) teilen sich die bösartige Zelle bzw. ihre Nachkommen ungehemmt und schneller als gesunde Zellen (Promotionsphase). Werden die bösartigen Zellen nicht rechtzeitig vom Abwehrsystem abgefangen, nehmen sie immer mehr überhand und wachsen zu einem Tumor heran. Durch weitere Mutationen erlangen die bösartigen Zellen die Fähigkeit, in Nachbargewebe und Gefäße einzubrechen. Sie wachsen also invasiv (infiltrierend) und destruierend (zerstörend). Über die Lymph- und Blutbahn streuen sie in den gesamten Körper und können in anderen Organen Metastasen (Tochtergeschwülste) bilden, sodass auch dort bösartige Tumoren wachsen.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hannibal hilft Kindern mit Krebs

Labradore sind freundlich und sehr gelehrig und lassen sich gut zu Therapehunden ausbilden.

Hannibal hilft Kindern mit Krebs

Streicheln, spielen, anschauen

Therapiehunde kommen inzwischen bei vielen kranken Menschen zum Einsatz. In der Essener Kinderonkologie konnte ein Labrador Retriever zeigen, dass Hundebesuche den Stress krebskranker Kinder senken - und das offenbar ohne gesteigerte Infektionsgefahr.

Fellnasen an allen Fronten tätig

Hunde haben sich in der Medizin zu echten Allroundern gemausert. Sie erschnüffeln Krebs und Unterzucker, ersetzen beeinträchtigten Menschen die Augen oder die Hände und lindern Depressionen und Angstattacken. Ob sich die Fellnasen auch in der Kinderonkologie einen Platz erobern können, hat eine Arbeitsgruppe von der Universität Duisburg-Essen geprüft.

Hannibal, der Besuchshund

Ausgewählt wurde dafür der Labrador Retriever Hannibal. Er war zu Beginn der Studie sieben Jahre alt und als Rettungs- und Therapiehund ausgebildet. Mit seinem Trainer kam Hannibal innerhalb der vier Untersuchungsjahre 100 Mal auf die Kinderonkologie im Universitätsklinikum Essen. Die Kinder (und die Eltern) konnten sich dabei aussuchen, ob sie aktiv mit dem Hund spielen wollten oder ob Hannibal einfach nur neben ihnen sitzen oder liegen sollte.

Vor Beginn der Studie gab es jedoch Vorbehalte bezüglich der Hygiene. Könnte Hannibal womöglich Krankheitserreger auf die Station einschleppen und die krebskranken Kinder anstecken? Um Infektionen auszuschließen, wurden sowohl der Hund als auch die Patient*innen regelmäßig mikrobiologisch getestet. Das Ergebnis: Die Hundebesuche ließen die Infektionsrate nicht ansteigen. Zudem waren sämtliche Screeningtests von Hannibal negativ.

Deutlich weniger gestresst

Infektionsgefahr und Sicherheit waren nicht das Einzige, was die Forschenden bei dieser Studie interessierte. Genauso wichtig war die Frage, ob der Hundebesuch den kranken Kindern nutzte. Das war in der Tat so. Durch regelmäßige Befragungen und Messungen stellte sich heraus, dass die Kinder nach Hannibals Besuch weniger gestresst waren. Außerdem fiel es ihnen dadurch leichter, ihren Krankenhausaufenthalt zu akzeptieren.

Nach dieser Studie scheint es durchaus machbar zu sein, Therapiehunde auch bei krebskranken Kindern einzusetzen, sagen die Verantwortlichen. Trotzdem müsse jetzt in größerem Maße getestet werden, wie effektiv der therapeutische Effekt sei. Dazu will die Arbeitsgruppe jetzt eine neue Studie starten.

Quelle: World Journal of Pediatrics

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Emiko King / Alamy / Alamy Stock Photos