Gesundheit heute

Virostatika: Mittel gegen Viren

Virostatika sind, wie ihr Name schon sagt, gegen Viren gerichtet. Es gibt weit weniger Virostatika als Antibiotika, und sie sind insgesamt problematischer in der Anwendung. Das liegt zum einen daran, dass es bei den Virostatika keine „Allround-Talente“ gibt: Die heute verfügbaren Virostatika wirken immer nur gegen einige wenige Viren. Zum anderen können sich Viren nur innerhalb von Zellen vermehren und bedienen sich hierbei vieler Bestandteile der menschlichen Zelle – Medikamente, die die Virusvermehrung hemmen, treffen also meist auch den Menschen. Ausnahme ist die örtlich begrenzte Anwendung von Virostatika auf der Haut, etwa bei Herpesbläschen („Lippenbläschen“). Hier treten praktisch keine Nebenwirkungen auf (die Bläschen verschwinden aber auch von selbst wieder).

  • Gegen die Viren der Herpes-Familie (z. B. schwere Gürtelrosen, Hirnhautentzündungen durch das Herpes-simplex-Virus,Zytomegalie-Infektionen bei schwerer Abwehrschwäche) werden vor allem Aciclovir (z. B. Zovirax®), Famciclovir (z. B. Famvir®) und Valaciclovir (z. B. Valtrex®) eingesetzt.
  • Neuraminidasehemmer (Oseltamivir, z. B. Tamiflu®, und Zanamivir, z. B. Relenza®) können eine Virusgrippe verkürzen – aber nur eine durch die Influenza-Typen A und B verursachte, und nur bei Einnahme innerhalb der ersten 1–2 Tage nach Beschwerdebeginn. Ähnliches gilt für Amantadin (Amantadin Hexal®), das sonst bei der Parkinson-Krankheit gegeben wird.
  • Mittel der Wahl gegen bestimmte infektiöse Leberentzündungen sind Ribavirin (z. B. Rebetol®, Copegus®) und Lamivudin (z. B. Zeffix®), eventuell in Kombination mit Interferonen. Letztere wirken als körpereigene Botenstoffe ebenfalls antiviral.
  • Medikamente gegen die HIV-Infektion bzw. AIDS.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Männerschnupfen gibt es wirklich

Frauen können oft nicht verstehen, warum Männer unter Erkältungskrankheiten so stark leiden.

Männerschnupfen gibt es wirklich

Schuld ist das X-Chromosom

Über den Männerschnupfen machen sich vor allem Frauen gerne lustig. Doch offenbar haben Männer bei manchen Erkrankungen tatsächlich schlechtere Karten. Verantwortlich sind Unterschiede im Immunsystem.

Männer leiden zu Recht

Männer werden immer wieder damit aufgezogen, dass sie bei banalen Erkältungen stärker leiden und schneller niedergestreckt werden als Frauen. Das ist jedoch höchst ungerecht: Sie können nämlich nichts dafür, dass Viren und Bakterien sie mehr beuteln. Denn Infektionskrankheiten verlaufen bei Männern schwerer als bei Frauen. Das weiß man nicht nur vom Schnupfen, sondern auch von COVID-19 und anderen ansteckenden Erkrankungen.

Gene und Hormone machen den Unterschied

Schuld daran sind u.a. die Gene. Ein entscheidender genetischer Unterschied zwischen Männern und Frauen sind die Geschlechtschromosomen. Während Frauen zwei X-Chromosomen haben, weisen Männer nur eines davon auf. Das hat Folgen: Viele für die Immunregulation wichtige Gene liegen nämlich genau auf diesem Chromosom. Bei der Frau können die Gene beider X-Chromosomen aktiv werden und die Produktion von wichtigen, entzündungsbekämpfenden Botenstoffe ankurbeln. Ihre Immunzellen entwickeln deshalb bei Infektionen eine stärkere Antwort als die Immunzellen der Männer.

Ein weiterer Grund sind die Hormone. Von Testosteron weiß man, dass es Immunantworten eher unterdrückt. So reagieren Männer mit hohen Testosteronspiegeln oft schwächer auf Impfungen. Das bedeutet, dass sie weniger Antikörper ausbilden und dadurch weniger geschützt sind. Östrogen und Progesteron der Frauen verstärken dagegen die Immunantworten. Das gilt sowohl für die Reaktion auf Infekte als auch auf Impfstoffe.

Vorteil mit Pferdefuß

Die verstärkte Immunantwort von Frauen hat zwar Vorteile bei der Infektabwehr. Weil das Immunsystem aber schneller und heftiger reagiert, kommt es bei ihnen auch leichter zu Immunreaktionen gegen körpereigene Proteine. Das ist der Grund dafür, dass Frauen häufiger an Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multipler Sklerose leiden.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Fabio and Simona