Gesundheit heute

Resilienz

Resilienz bezeichnet die Stärke eines Menschen, Lebenskrisen wie chronische Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Verlust von nahestehenden Menschen durch Scheidung oder Tod ohne längere Beeinträchtigung durchzustehen. Als resilient werden nicht nur Ältere bezeichnet, die das Bestmögliche aus dem Leben im Alter machen, sondern auch z. B. Kinder, die in einem schwierigen Umfeld aufwachsen, das durch Armut oder Gewalt gekennzeichnet ist und sich dennoch erfolgreich entwickeln. Wesentliche Faktoren, die Resilienz im Alter begünstigen, sind das soziale Umfeld, eine biologische Vitalität und die aktive Einstellung gegenüber Problemen. Sie ist zu einem gewissen Grad lernbar.

"Das Alter ist wie die Woge im Meer. Wer sich von ihr tragen lässt, treibt obenauf. Wer sich dagegen aufbäumt, geht unter."|Gertrud von Le Fort

Wer glücklich leben und älter werden will, sollte zu leben gelernt haben. Dieser Lernprozess hört nie auf, und der wichtigste Baustein dafür ist der gute und richtige Umgang mit sich selbst. Für das, was daraus entsteht, gibt es viele Begriffe, so den der Balance (neuerdings Balancing und früher Ausgeglichenheit genannt, was alles das Gleiche meint). Traditionelle Heilsysteme nennen es inneres Gleichgewicht, neuere alternative Theorien mentale Fitness – und auch der Schulmedizin dämmert es langsam, dass Gesundheit und Lebensqualität im Alter nicht nur von körperlichen Aspekten, sondern entscheidend auch von der seelischen Stärke des alternden Menschen abhängen.

Die Wege dahin können je nach Philosophie, Tradition und Heilsystemen sehr verschieden sein. Und wie der Einzelne sie am besten in seinen Alltag integriert (denn darauf kommt es an), ist auch wieder abhängig von seinen Vorlieben und seiner Lebensgeschichte – für den einen ist es die Gartenarbeit, für den anderen das wöchentliche Schwimmen oder Kartenspielen. Beim Ziel aber sind sich die verschiedenen Denkschulen wieder einig: Es kommt darauf an, die Widerstandskraft und die Robustheit gegenüber den Alterungsprozessen zu erhöhen, um mit dem Altwerden seinen Frieden zu schließen – das ist es, was die Psychologie mit dem Konzept der Resilienz meint. Als Resilienzfaktoren definiert sie persönliche Kompetenzen wie

  • Selbstvertrauen und Anpassungsfähigkeit
  • Ausdauer und Beweglichkeit
  • Selbstbeherrschung und Toleranz
  • Eine flexible Sicht auf sich selbst, was die Akzeptanz des eigenen Lebens und der eigenen Lebensgeschichte einschließt.

Um die Resilienz zu stärken, hat die Psychologie drei Prinzipien beschrieben, die es aktiv zu fördern und zu erlernen gilt:

Das Prinzip der Selektion. Selektion bedeutet Auswahl. Als alternder Mensch mit begrenzten Ressourcen ist die Auswahl und Definition von Zielen und Wünschen wichtig. Was sollte noch erreicht werden, und ist das auch realistisch? Es gilt, die wichtigsten Wünsche herauszufinden, sie auf ihre Umsetzbarkeit zu überprüfen und das Leben danach auszurichten. Dabei sollte man sich auf wesentliche Dinge und Lebensbereiche konzentrieren, denn zu viele Dinge im Auge zu haben, kann in einen überfordernden Leistungsdruck übergehen – die Frustrationsgefahr ist groß. Gewinnbringende Selektion ist am leichtesten und effektivsten im bewussten Umgang mit dem Faktor (Lebens-)Zeit zu erlernen.

Das Prinzip der Optimierung. Optimierung bedeutet Verbesserung der vorhandenen, für das Erreichen der ausgewählten Ziele erforderlichen Mittel. Ein Beispiel hierfür wäre die Optimierung der eigenen Umwelt mit einem Umzug ins Grüne oder in eine ebenerdige Wohnung, die kein anstrengendes Treppensteigen mehr erfordert. Hierzu zählt auch das Nutzen von Angeboten wie Coaching bei Überforderung und Psychotherapie bei Neigung zu depressiven Verstimmungen.

Viele Menschen scheuen sich davor, professionelle Hilfe z. B. in Form von Coaching oder einer Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Denn Psychotherapie wird auch heute noch als Zeichen des „Verrücktseins“ und der Schwäche stigmatisiert. Das Gegenteil ist der Fall! Es gehört Stärke dazu, sich seinen inneren Behinderungen und Konflikten zu stellen und sie zu bearbeiten.

Das Prinzip der Kompensation. Kompensation ermöglicht den Ausgleich von Einschränkungen und Verlusten wie etwa geistiges Training bei Gedächtniseinbußen. Positives Denken fördert den Erhalt der seelischen Balance. Versuchen Sie mehr Aufmerksamkeit auf die schönen Dinge des Lebens zu lenken. Dazu gehören auch und vor allem der bewusste Genuss und die Wertschätzung kleiner Dinge und Erfolge im Alltag. Techniken wie Yoga, Tai Chi und Meditation wirken sich in diesem Zusammenhang positiv auf das Lebensgefühl aus.

Wie kommt man dorthin?

So einfach es ist, die Prinzipien der Resilienz zu verstehen, so schwierig ist es, den für sich besten Weg dorthin zu finden. Es gibt eine Fülle von Ratgebern; ob sie alleine helfen, darf angezweifelt werden, aber sie sind sicher eine Hilfe für die weiteren Schritte, z B. in Form von Kursen und Seminaren.

Auch gibt es viele Entspannungsmethoden, wie Qigong oder Yoga, die indirekt die wesentlichen Prinzipien der Resilienz lehren. Auch die moderne Psychotherapie hat viele Elemente der Resilienz in ihrem therapeutischen Set – und nicht umsonst gehört die Wiedererlangung größerer Robustheit gegenüber den Kränkungen und Niederlagen des Lebens zu den obersten Therapiezielen der Psychotherapie.

Weiterführende Informationen

  • R. Welter-Enderlin; B. Hildenbrand (Hrsg.): Resilienz – Gedeihen trotz widriger Umstände. Carl Auer, 2006. Beschreibt die Grundlage des Konzepts der Resilienz und zeigt Anwendungsmöglichkeiten, so für therapeutische und beraterische Handlungsfelder wie Medizin, Psychiatrie und Jugendhilfe.
  • M. Rampe: Der R-Faktor. Das Geheimnis unserer inneren Stärke. Droemer Knaur, 2005. Beschreibt anschaulich die 7 Säulen, auf denen der R[esilienz]-Faktor, also die psychische Widerstandskraft gründet. Mit Selbsttest zur Bestimmung des eigenen R-Faktors und vielen praktischen Übungen, um Krisen zu meistern.

Von: Dr. med. Georg Betz, Dr. med. Herbert Renz-Polster, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
Zurück
Trotz Alter noch fahrtauglich?

Wer fit genug ist, kann auch im Alter noch selbst ans Steuer.

Trotz Alter noch fahrtauglich?

Checkliste für den Selbsttest

Autofahren verschafft Senior*innen ein großes Stück Selbstständigkeit. Doch nicht jeder ist noch fit genug für das Lenken eines Fahrzeugs. Mit einer Checkliste können alte Menschen jetzt selbst abschätzen, wie es um ihre Fahrtüchtigkeit steht. Und ob sie diese besser ärztlich abklären lassen sollten.

Zu unbeweglich für den Schulterblick …

Im Alter sinkt die Leistungsfähigkeit: Die Konzentration lässt nach und das Reaktionsvermögen wird schlechter. Oft kommen Seh- oder Hörstörungen dazu. Und auch die Beweglichkeit ist häufig eingeschränkt, sodass z. B. der gewohnte schnelle Schulterblick Probleme bereitet. Das alles kann beim Autofahren zum Handicap werden.

Deshalb raten Ärzt*innen alten Menschen zu regelmäßigen Gesundheitschecks. Dabei sollten auch die Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden, überprüft werden. Denn einige Wirkstoffe beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit.

Diskreter Selbsttest

Senior*innen können jedoch mit ein paar einfachen Fragen selbst abschätzen, ob sie noch sicher im Verkehr unterwegs sind. Dazu hat die Alzheimer Forschung Initiative eine Checkliste entwickelt. Wird eine oder mehrere der Fragen mit Ja beantwortet, ist es sinnvoll, die Fahrtüchtigkeit mithilfe der Hausärzt*in abklären zu lassen.

  • Verlieren Sie beim Fahren manchmal die Orientierung?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, andere Verkehrsteilnehmer*innen, Ampeln oder Verkehrszeichen zu erkennen und rechtzeitig darauf zu reagieren?
  • Haben Sie Probleme, das Gas-, Kupplungs- oder Bremspedal zu betätigen?
  • Hören Sie Motorengeräusche, Schaltung oder Signale anderer Verkehrsteilnehmer*innen (manchmal) spät oder schlecht?
  • Finden Sie es schwierig, den Kopf zu drehen und über Ihre Schulter zu blicken?
  • Werden Sie im dichten Verkehr oder auf unbekannten Straßen nervös? • Hupen andere Autofahrer*innen häufig wegen Ihres Fahrverhaltens?
  • Verursachen Sie in letzter Zeit häufiger kleinere oder „Beinahe“-Unfälle?
  • Fühlen Sie sich beim Fahren unsicher?
  • Werden Sie schläfrig oder wird Ihnen schwindelig, nachdem Sie Ihre Medikamente eingenommen haben?

Broschüre bestellen

Dieser Selbsttest ist Teil einer Broschüre, die man bei der Alzheimer Forschung erhalten kann. Darin finden sich zusätzlich Sicherheitstipps und Strategien für ältere Autofahrer*innen und Infos, wie man auch ohne Auto mobil bleibt.

Quelle: Alzheimer Forschung Initiative eV

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: agefotostock/imago-images.de