Gesundheit heute

Altern ist nicht nur genetisch programmiert

Unabhängig davon, dass das Altern genetisch festgelegt ist, wird die Geschwindigkeit des Alterns in erheblichem Ausmaß von der Lebensgeschichte und dem Lebensstil des Einzelnen beeinflusst. Das chronologische Alter – also die Anzahl an Lebensjahren – sagt deshalb nur bedingt etwas über unseren körperlichen Zustand aus. So kann die Haut eines 40-jährigen Sonnenanbeters beispielsweise ein „biologische Alter“ von 60 haben.

Unter den Faktoren, die das Altern nachweislich beschleunigen, finden sich sowohl äußere als auch innere Einflüsse. Viele dieser Einflüsse hängen mit unserer sozialen und seelischen Gesundheit zusammen. Bekannte Einflüsse auf das Altern sind:

  • Rauchen. Untersuchungen legen nahe, dass starke Raucher durchschnittlich um etwa 5–7 Jahre schneller altern [C04].
  • Starkes Übergewicht (Adipositas). Menschen mit starkem Übergewicht altern möglicherweise ebenfalls besonders schnell [C05].
  • Körperliche Inaktivität. Auch das ist gut dokumentiert: Wer aktiv lebt und sich viel bewegt, lebt länger – das zeigt etwa eine sehr aufwendige Langzeitstudie an älteren Bürgern in den USA [C06].
  • Dauerstress. Bei Menschen, die unter psychischem und sozialem Druck stehen, lassen sich beschleunigte Alterungsprozesse beobachten. Dies erklärt zum Teil, warum die Lebenserwartung von Menschen in gehobenen sozialen Positionen weit über der von Menschen in untergeordneten und sozial aussichtslosen Positionen liegt.

Von: Dr. med. Georg Betz, Dr. med. Herbert Renz-Polster, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Medikamentenwirkung im Alter

5 Tabletten oder mehr: Das ist für viele Senior*innen Alltag. Nebenwirkungen sind dann nicht leicht auf ein Medikament zurückzuführen.

Medikamentenwirkung im Alter

Medikation ans Alter anpassen

Der Körper und sein Stoffwechsel verändern sich mit den Jahren – und damit auch die Wirkung vieler Arzneimittel. Was jahrelang gut gewirkt hat, wird vielleicht plötzlich nicht mehr vertragen. Diese Tipps helfen, Neben- und Wechselwirkungen im Alter im Griff zu behalten.

Risiken und Nebenwirkungen

Nebenwirkungen von Arzneimitteln sind in Deutschland keine Seltenheit: Immerhin fast zehn Prozent der Krankenhauseinweisungen von älteren Patient*innen sind darauf zurückzuführen. In einigen Fällen werden Nebenwirkungen auch gar nicht erkannt und für eine neu aufgetretene Erkrankung gehalten. Die Folge: Unnötige Therapien werden durchgeführt oder sogar neue Medikamente verschrieben.

Vorsicht vor Wechselwirkungen

Oft sind die Nebenwirkungen jedoch nicht auf ein einzelnes Medikament, sondern auf die Wechselwirkungen mehrerer Medikamente untereinander zurückzuführen. Als Faustregel gilt: Bei der Einnahme von fünf Medikamenten beträgt die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen rund 40 Prozent, bei sieben oder mehr Arzneimitteln liegt sie bereits doppelt so hoch. Wundern sich alte Menschen also plötzlich über ein neues „Gebrechen“, sollte die Hausärzt*in oder Apotheker*in auch immer den Medikamentenplan im Hinterkopf haben.

Medikamentenplan im Blick behalten

Um Nebenwirkungen von Medikamenten im Alter vorzubeugen gibt die Apothekerkammer Niedersachsen einige Tipps:

  • Priscus-Liste. Schon vor der Einnahme eines Medikaments lohnt sich ein Blick auf die Priscus-Liste. In dieser Zusammenstellung die Arzneistoffe, die für ältere Patient*innen ungeeignet sind nach Stoffklasse, beispielsweise Antibiotika oder Schmerzmittel, aufgelistet. Auch an eine mögliche Alternative zu dem Medikament ist gedacht.

  • Prinzip „start low and go slow“. Wird ein Medikament zum ersten Mal eingenommen, muss die richtige Dosierung erst gefunden werden. Um den Körper nicht zu überlasten starten die Ärzt*in oder Apotheker*in zuerst mit einer niedrigen Dosierung. Dann wird die Dosis des Medikaments Schritt für Schritt gesteigert, bis der gewünschte Therapieeffekt eintritt.

  • Stammapotheke und -hausarztpraxis. Um Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten im Blick zu halten, brauchen die Hausarztpraxis und die Apotheke eine Überblick über alle Medikamente. Patient*innen gehen deshalb am besten immer zur gleichen Hausarztpraxis und kaufen auch ihre Medikamente am besten in ihrer Stammapotheke.

Quellen: Apothekerkammer Niedersachsen, Priscus-Liste

Von: Sandra Göbel; Bild: Syda Productions/Shutterstock.com