Gesundheit heute

Das Akupunktur-Paradox

Die Akupunktur beinhaltet eine intensive Begegnung von Arzt und Patient. Es ist anzunehmen, dass sich ein Teil der für die Akupunktur nachgewiesenen Erfolge auf die Wirkung dieser zeitintensiven Interaktion stützt. Die Akupunktur ist damit in einer paradoxen Situation: Manche Krankenkassen wollen die Akupunktur generell in ihren Leistungskatalog aufnehmen, unter anderem, um damit im Kampf um attraktive, d.h. relativ gesundheitsbewusste Patienten punkten zu können. Und sie können sich dabei auf die von den Krankenkassen selbst durchgeführten Studien stützen, die der Akupunktur – wenn auch keine spezifische, so doch eine insgesamt positive – Wirkung bescheinigen.

Die meisten Akupunkteure sind von einer Übernahme durch die Kassen allerdings wenig begeistert – denn Kassenleistungen werden weitaus schlechter honoriert als Privatleistungen. Im Fünf-Minuten-Takt des Praxisalltags aber würde das Verfahren der Akupunktur möglicherweise „auf ein reines Nadelstechen“ reduziert werden, wie Prof. Dominik Irnich befürchtet [X01]. Und damit ginge nicht nur eine lukrative Einnahmequelle der Akupunkteure verloren, sondern auch der für die Erfolge der Akupunktur möglicherweise entscheidende unspezifische Settingeffekt.

Weiterlesen:

  • Akupunktur: Grundlagen und Bewertung
  • Die verschiedenen Heilverfahren in Listenform
  • Mit der Akupunktur verwandte Verfahren

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Pflanzliche Arznei richtig einsetzen

Apotheker*innen unterstützen Patient*innen bei der Wahl eines wirkungsstarken und verträglichen Pflanzenpräparats.

Pflanzliche Arznei richtig einsetzen

Genaue Zusammensetzung ist wichtig

Egal ob Erkältung, Bauchschmerzen oder Blasenentzündung: Viele Menschen vertrauen auf die Wirkung pflanzlicher Arzneimittel. Allerdings gibt es oft große Unterschiede zwischen den Präparaten. Diese Tipps helfen beim Einkauf.

Geheime Rezepturen

„Wenn auf der Packung nur 'enthält Efeublätter' steht, heißt das gar nichts“, meint der Apotheker Prof. Dr. Robert Fürst. Denn nicht nur die enthaltene Pflanzenarzt, sondern auch Herstellungsprozess und zusätzliche Inhaltsstoffe bestimmen die Wirkung des Arzneimittels. Fürst erklärt: „Über die Qualität eines pflanzlichen Medikaments entscheidet, aus welchem Pflanzenteil und vor allem wie der verwendete Extrakt hergestellt wurde. Das ist oft ein Firmengeheimnis." Ob ein pflanzliches Arzneimittel wirkt, kann deshalb immer nur für das jeweilige Produkt untersucht werden. Bei Nachahmerprodukten sind diese Wirksamkeitsnachweise mit Vorsicht zu genießen.

Traditionelle Arzneimittel

Wer sich unsicher ist, wirft am besten ein Blick auf die Packung. Wird das Präparat dort als „traditionelles Arzneimittel“ beworben, ist die Wirksamkeit in der Regel noch nicht in klinischen Studien untersucht worden. Fürst stellt klar: „Das bedeutet nicht automatisch, dass das Medikament nicht wirksam ist. Die Wirksamkeit wurde aber nicht in klinischen Studien nachgewiesen.“

Apothekenpflichtige Produkte garantieren Qualität

Fast alle Pflanzen enthalten mehr als einen Wirkstoff. Doch damit die pflanzlichen Stoffe wirken, müssen sie hoch genug dosiert sein. Produkte aus Drogerie- und Supermärkten enthalten allerdings oft zu wenig Wirkstoff. Vertrauenswürdig sind apothekenpflichtige Produkte, die als Arzneimittel eingestuft sind. Sie müssen ihre Wirksamkeit erst in jahrelangen Zulassungsverfahren beweisen.

Auch die Qualität und Sicherheit des Produkts steht dort auf dem Prüfstand. Pflanzliche Arzneimittel aus der Apotheke werden außerdem nur aus geprüften Rohstoffen hergestellt und regelmäßig auf Schadstoffe untersucht. Um ein geeignetes und wirkungsvolles pflanzliches Präparat zu erhalten, sollten Patient*innen sich bei der Auswahl eines pflanzlichen Medikaments in der Apotheke beraten lassen.

Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

Von: Sandra Göbel; Bild: Yala/Shutterstock.com