Gesundheit heute

Fremdkörper in der Luftröhre

Die häufigste Ursache von Ersticken sind Fremdkörper, die in der Luftröhre hängen bleiben und die Atemwege verlegen. Vor allem bei zu hektischem Essen kann es vorkommen, dass ein Stück Nahrung versehentlich in die Luftröhre gelangt (d. h. aspiriert wird) und dort stecken bleibt. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer Luftwegsobstruktion durch Fremdkörper.

Folge der verlegten Atemwege sind in der Regel krampfhafte Atemversuche und die damit einhergehende heftige und rasche Bewegung des Zwerchfells. Der Betroffene greift sich mit der Hand an den Hals und kann oft nicht mehr sprechen. Er röchelt, kann nicht mehr richtig aus- und einatmen und gerät in Panik. Außerdem kann ein starker Hustenreiz zusammen mit einem pfeifenden Atemgeräusch auftreten. In schweren Fällen kommt es zu einem Atemstillstand und zur Bewusstlosigkeit.

Erstmaßnahmen beim Erwachsenen

Betroffener ist bei Bewusstsein. Ist der Betroffene noch bei Bewusstsein, so stellen Sie sich neben und leicht hinter ihn und beugen seinen Oberkörper nach unten. Während Sie die Brust des Patienten mit einer Hand von vorne unterstützen, geben Sie mit dem Handballen der anderen Hand bis zu fünf energische Schläge zwischen die Schulterblätter. Dies soll beim Betroffenen Hustenstöße auslösen.

Heimlich-Handgriff: Bleibt der Erfolg aus, so kann der Heimlich-Handgriff durchgeführt werden. Der Helfer schlingt von hinten beide Arme um den Leib des Betroffenen, dessen Arme, Kopf und Oberkörper möglichst locker herunterhängen. Der Helfer platziert seine Faust in der Magengegend – also in dem Winkel unterhalb des Brustkorbs. Dann stößt der Helfer mit der Faust die die Bauchdecke ruckartig und kräftig nach hinten und oben – notfalls mehrmals. Dabei kann der Helfer seine zweite Hand zur Unterstützung auf die Faust legen. Durch den Druck, der vom Zwerchfell durch die Luftwege gepresst wird, kann der Fremdkörper aus der Luftröhre gestoßen werden. 

Der Heimlich-Handgriff ist allerdings nicht ungefährlich, da es dabei zu inneren Verletzungen sowie zur Verlagerung eines vorher nur teilweise blockierenden Fremdkörpers mit vollständiger Atemwegsverlegung kommen kann. Deshalb darf der Heimlich-Handgriff nie leichtfertig angewendet werden. Kann der Fremdkörper durch den Heimlich-Handgriff nicht beseitigt werden, so versuchen Sie es erneut mit energischen Schlägen zwischen die Schulterblätter.

Betroffener ist bewusstlos. Ist das Opfer bewusstlos, gehen Sie folgendermaßen vor:

  • Tätigen Sie den Notruf und beginnen Sie mit der Wiederbelebung.
  • Öffnen Sie den Mund des Betroffenen und inspizieren Sie die Mundhöhle. Sichtbare Fremdkörper können Sie vorsichtig mit dem Zeigefinger entfernen. Ein blindes „Herumstochern“ mit dem Finger wird jedoch nicht empfohlen.
  • Beginnen Sie beim Bewusstlosen selbst dann mit der Herzmassage, wenn noch Lebenszeichen vorhanden oder ein Puls fühlbar sind. Durch die Kompressionen kann sich der Fremdkörper lösen.

Erstmaßnahmen bei Kindern

Bei Kindern jenseits des Säuglingsalters gelten dieselben Regeln wie für Erwachsene. Auch hier sollten keine Versuche des blinden „Herausfingerns“ des Fremdkörpers unternommen werden, da der Fremdkörper auf diese Weise noch tiefer in die Atemwege gedrückt werden könnte. Ist das Kind noch bei Bewusstsein, so sollte es eine Position einnehmen dürfen, die ihm am bequemsten ist.

Kind ist bei Bewusstsein. Solange das Kind noch hustet und Luft bekommt, sollten keinerlei spezifische Maßnahmen ergriffen werden (kein Entfernen des Fremdkörpers versuchen!). Das Kind wird schnellstmöglich, am besten vom Notarzt, in die Klinik gebracht. Es sollte dabei bequem und möglichst angstfrei gelagert sein, z. B. in den Armen der Mutter.

Sind die Atemwege jedoch stark verlegt (zu erkennen an schwerer Atemnot, schwachem Schreien, ineffektivem Husten oder grauer Hautfarbe), unternehmen Sie Folgendes:

  • Geben Sie bis zu fünf Schläge zwischen die Schulterblätter. Beim Kind kann dazu wie beim Erwachsenen vorgegangen werden. Kleinere Kinder und Säuglinge legen Sie dabei am besten in Bauchlage über den Schoß. Wichtig ist dabei, dass der Kopf nach unten gelagert ist (beim Säugling müssen Sie dabei den Kopf gut festhalten).
  • Lösen die Rückenschläge den Fremdkörper nicht, so führen Sie auch bei Kindern den Heimlich-Handgriff durch. Dazu knien Sie sich gegebenenfalls hinter das Kind. Bei Säuglingen dagegen wird der Heimlich-Handgriff wegen der Verletzungsgefahr nicht angewendet. Dafür werden feste Brustkompressionen wie bei der Herzdruckmassage vorgenommen. Drehen Sie den Säugling dazu auf den Rücken. Setzen Sie den Handballen wie bei regulären Brustkompressionen auf, allerdings geben Sie jetzt härtere Stöße, dafür aber in größeren Abstand.
  • Löst sich der Fremdkörper noch immer nicht, wird wieder mit Rückenschlägen begonnen, und die beschriebenen Maßnahmen werden wiederholt, bis sich der Fremdkörper löst.

Kind ist bewusstlos. Wird das Kind bewusstlos, so:

  • Öffnen Sie den Mund und schauen nach Fremdkörpern.
  • Entfernen Sie sichtbare Fremdkörper mit dem Finger.
  • Machen Sie die Atemwege frei (Kinn anheben, Nacken etwas überstrecken) und beatmen das Kind wie an anderer Stelle beschrieben (Wiederbelebung).
  • Falls noch nicht geschehen, rufen Sie bei Erfolglosigkeit nach etwa einer Minute Wiederbelebung den Notarzt.

Von: Dres. med. Katharina und Sönke Müller; Dr. med. Arne Schäffle
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Was Kinder alles schlucken

Babys und kleine Kinder wollen einfach alles probieren.

Was Kinder alles schlucken

Knopfbatterie-Alarm

Kleinkinder stecken sich beinahe alles in den Mund. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn im schlimmsten Fall drohen Ersticken oder Verletzungen der Speiseröhre. Da ist es gut zu wissen, was die Kleinen sich besonders gerne einverleiben und was man vor ihnen in Sicherheit bringen sollte …

Es wird immer mehr verschluckt

Babys und Kinder wollen die Welt entdecken – und deshalb nehmen sie einfach alles in den Mund. Amerikanische Forscher wollten nun wissen, was Kinder (versehentlich) verschlucken. Sie analysierten die Krankengeschichten von gut 759 000 Kindern unter 6 Jahren, die wegen eines verschluckten Fremdkörpers zum Arzt mussten.

Auffällig ist, dass zwischen 1995 und 2015 immer mehr verschluckt wurde, die Anzahl der Fälle stieg jährlich um etwa 4,4%. Besonders experimentierfreudig waren die 1 – 3-Jährigen. 90% der Kleinen konnten nach der Untersuchung wieder nach Hause entlassen werden, bei den meisten verließ der Fremdkörper den Bauch auf natürlichem Weg.

Der Penny steht hoch im Kurs

Interessant war, was sich die Kinder alles einverleibten. Am häufigsten, nämlich in 67% der Fälle, waren es Münzen, wobei der Penny besonders hoch im Kurs stand. Jedes zehnte Kind hatte Spielzeug verschluckt, hier waren Murmeln am beliebtesten. Funkelnder Schmuck scheint auch für die Kleinsten begehrenswert zu sein, immerhin hatten 7% der Kinder dazu gegriffen. Am häufigsten wurden Ohrenringe verspeist.

Batterien auf dem Vormarsch

Erschreckend ist der Anstieg an verschluckten Batterien, betonen die Studienautoren. 1995 belief sich ihr Anteil noch auf 0,14% aller verschluckten Fremdkörper, 2015 waren es 8,4%. Besonders beliebt war die Knopfbatterie. Das liegt wahrscheinlich daran, dass batteriebetriebenes Spielzeug und elektronische Geräte in den Kinderzimmern immer häufiger werden. Doch das ist gefährlich: Beim Verschlucken von Batterien drohen Verätzungen der Speiseröhre, die schwerwiegende Folgen nach sich ziehen können.

Immer wieder Umgebung prüfen!

Die allermeisten Fremdkörper werden in der häuslichen Umgebung verschluckt. Hier gilt es, den Hebel anzusetzen, so die Autoren. Alles wegräumen, was nur im Entferntesten verlockend wirkt, heißt die Devise. Und immer wieder die Räumlichkeiten – samt Boden – überprüfen und in Sicherheit bringen, worauf die Kleinen besonders aus sind: Münzen, Spielzeugkleinteile, Schmuck und Batterien.

Quelle: Pediatrics

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Oksana Kuzmina/Shutterstock.com