Gesundheit heute

Hospizbewegung und Palliativmedizin

Sterben braucht seinen Raum: Diesen zu schaffen und damit auch dem letzten Abschnitt des Lebens seine Würde und seine Selbstbestimmung (zurück) zu geben – ist Ziel der Palliativpflege und der Palliativmedizin. Palliativmedizinische Betreuung bedeutet nicht mehr heilende, sondern lindernde und tröstende Pflege, die sich ausschließlich auf die Verbesserung der Lebensqualität des Betroffenen konzentriert. Palliative Care ist der englische Begriff für palliativmedizinische Betreuung – er wird auch bei uns immer häufiger verwendet, um die Einheit von Palliativpflege und -medizin zu unterstreichen.

Ursprünglich war der Ort der palliativen Versorgung das Hospiz. Inzwischen nimmt aber die ambulante palliative Versorgung einen immer größeren Raum ein, weil die Hospize nur einen Bruchteil der Sterbenden aufnehmen können, und weil sich viele Prinzipien der palliativen Versorgung auch in der häuslichen Versorgung Sterbender anwenden lassen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Beratungstätigkeit für Heime, Hausärzte und Angehörige. Auch engagieren sich immer mehr Ehrenamtliche in der Hospizbewegung.

Von einer flächendeckenden Versorgung ist Deutschland allerdings weit entfernt: Von knapp einer Million Menschen, die in der Bundesrepublik jährlich sterben, werden nur 4 % hospizamtlich und 2 % palliativmedizinisch versorgt. Aufgrund des öffentlichen Drucks erfahren Hospizbewegung und Palliativmedizin immerhin zunehmend Aufmerksamkeit bei Krankenkassen, Versicherungen und in der Politik. Viele Träger von Palliativeinrichtungen müssen aber darum kämpfen, in reguläre Finanzierungsstrukturen übernommen zu werden und sind von der Schließung bedroht.

Warum Palliativpflege?

Fragt man Menschen, was ihnen im Zusammenhang mit ihrem Sterben am allerwichtigsten wäre, stehen an erster Stelle Geborgenheit und Schmerzfreiheit. 80 % der Menschen in Deutschland wünschen sich, zu Hause in vertrauter Umgebung zu sterben. Die Realität sieht anders aus: Über zwei Drittel sterben im Krankenhaus, auf der Intensivstation oder im „Sterbezimmer“ einer Normalstation. Selbst Altenheime versuchen, Sterbende noch ins Krankenhaus zu verlegen, denn das Sterben ist mit viel Arbeit und Betreuung verbunden. In solchen Fällen sind die Angehörigen oft nicht erreichbar, und ein Abschiednehmen ist nicht mehr möglich. So stirbt die Mehrzahl der Menschen im Krankenhaus ohne einen Angehörigen um sich herum.

So arbeitet die Palliativmedizin

Palliation (wörtlich Mantel) ist ein freundliches Wort. Es verspricht Linderung. Und es bricht mit dem Tabu vom Anspruch auf Heilung durch die Medizin. Im Zentrum aller Maßnahmen steht nicht mehr die Heilung, sondern die Lebensqualität im Sterben. Palliativmediziner vermitteln dem Kranken, dass auch am Ende ihres Lebens Menschen für sie da sind, die alles versuchen, um ihnen soviel Leid wie möglich zu ersparen. Das bedeutet auch, die Diagnostik auf das für die Symptomkontrolle notwendige Minimum zu beschränken.

Leiden lindern, Lebensqualität ermöglichen. Während die kurative Medizin auf Heilung ausgerichtet ist, muss das Ziel am Lebensende und bei der Behandlung nicht mehr heilbarer Krankheiten ein anderes sein. Wenn (kurativ) nichts mehr zu machen ist, dann kann palliativ noch sehr viel getan werden. Es geht um Verbesserung oder Erhaltung der Lebensqualität, um Milderung der Symptome, um Reduzierung von Schmerzen, aber auch um die psychischen und sozialen Bedürfnisse des Patienten.

Ziel ist es auch, Kranke möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung zu betreuen oder sie vor dem Sterben optimal versorgt dorthin wieder zurückzubringen. Auch Schwerstkranken soll es möglich sein – wenn sie es wünschen und die Umstände es zulassen – zu Hause im Kreis ihrer Angehörigen möglichst beschwerdefrei zu sterben, unterstützt durch palliativmedizinisch geschulte Pflegedienste.

Im Mittelpunkt stehen die elementaren Bedürfnisse Schwerstkranker und Sterbender, der Wunsch nach einem bewussten Sterben in Selbstbestimmung und Würde. Aber auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben und die Begleitung von Patienten und Angehörigen in dieser letzten Phase des Lebens gehören dazu.

Die Lebensumstände zu verbessern, statt nur den Todeszeitpunkt zu verschieben, gilt als wichtige Maxime der Palliativmedizin.

Weiterführende Informationen

  • www.hospize.de – Die Deutsche Hospiz Stiftung (Dortmund) bietet Informationen und Adressen sowie eine telefonische Beratung.
  • www.bundesverband-kinderhospiz.de – Website des Bundesverbands Kinderhospiz e. V., Freiburg: In der Rubrik Mitgliederliste finden sich viele Adressen von Hospizen mit weiterführenden Links zu deren Websites. Sehr informativ.
  • E. Kübler-Ross: Interviews mit Sterbenden. Droemer Knaur, 2001. Die Autorin, eine Schweizer Sterbeforscherin, führte einfühlsame Interviews mit Todkranken.
  • S. Kränzle et al.: Palliative Care. Handbuch zur Pflege und Begleitung. Springer, 2006. Eher an professionell Pflegende gerichtet, vermittelt das Buch Grundlagen und spezielles Fachwissen der palliativen Pflege.
  • B. Jakoby: Alles wird gefügt. Hilfe im Umgang mit Tod und Trauer. Langen-Müller, 2005. Schildert die Prinzipien eines würdigen Sterbens. Interessante Ansätze, auch wenn man nicht mit allen Ideen des Autors konform gehen muss.
  • S. Porchet-Munro et. al.: Den letzten Mantel mache ich selbst. Über Möglichkeiten und Grenzen von Palliative Care. Schwabe Basel, 2005. Mit Übersichtskarten der wichtigsten Aspekte, derer es zur Planung und Umsetzung konkreter Schritte bedarf. Einfühlsam und pietätvoll geschrieben.

Von: Dipl.-Pflegew. (FH) Carmen Happe, Ruth Mamerow, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück

Trinkmenge bei Herzleiden

Genügend, aber nicht zu viel

Ältere oder herzkranke Menschen sollten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, es aber nicht übertreiben, denn das belastet das Herz. Wie tägliches Wiegen hilft, die Trinkmenge festzulegen.

Bei sehr heißem Wetter verliert der Körper 1 bis 2 Liter Flüssigkeit pro Tag durch Schwitzen. Trinken ist daher wichtig, um den Flüssigkeits- und Salzverlust auszugleichen. „Aber bei älteren oder herzkranken Menschen kann das Durstgefühl nicht richtig intakt sein, so dass sie nicht ausreichend trinken und der Flüssigkeitsverlust nicht ausgeglichen wird“, warnt Prof. Dietrich Andresen, Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Wenn in einer solchen Situation durch eine zusätzliche Einnahme wassertreibender Medikamente (Diuretika) ein stärkerer Flüssigkeitsverlust entsteht, nimmt das Blutvolumen in den Gefäßen ab: Der Blutdruck sinkt und es kann vor allem beim Aufstehen aus liegender oder sitzender Position zu Kreislaufkollaps mit kurzzeitiger Bewusstlosigkeit kommen.“ Da auch die ausgeschwitzten Salze nicht hinreichend ausgeglichen werden, drohen zusätzlich Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelkrämpfen und bisweilen Herzrhythmusstörungen.

Gefahr durch zu starke Flüssigkeitszufuhr

Ältere Menschen und Patienten mit einer Herzschwäche müssen daher an heißen Tagen angehalten werden genügend zu trinken, zusätzlich 1 bis 2 Liter pro Tag. Allerdings betont Andresen: „Genügend heißt auch: Nicht zu viel! Denn eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr kann bei herzkranken Patienten zur Verschlechterung ihrer Herzleistung führen.“ Der Experte rät herzkranken Patienten, ihre Trinkmenge und Medikamenteneinnahme immer mit ihrem betreuenden Arzt abzustimmen.

Tägliches Wiegen schafft Kontrolle

Tägliches Wiegen hilft, die Flüssigkeitsbilanz zu kontrollieren und die notwendige Trinkmenge festzulegen. Herzpatienten, besonders diejenigen mit Herzschwäche, sollten sich morgens vor dem Frühstück und nach dem ersten Gang zur Toilette wiegen. Durch zusätzliches Wiegen am Abend lässt sich die Flüssigkeitsbilanz über den Tag grob einschätzen. Ist das Körpergewicht trotz Flüssigkeitszufuhr um mehr 1 Pfund angestiegen, ist die Trinkmenge zu hoch. Wer als Herzschwächepatient trotz Flüssigkeitszufuhr abgenommen hat, sollte – nur in Abstimmung mit dem Arzt – die Dosierung der Entwässerungsmittel herabsetzen, empfiehlt die Deutsche Herzstiftung.

Von: Sandra Göbel/Simone Lang