Gesundheit heute

Das Aufklärungsgespräch über das Sterben

Irgendwann steht es fest: Heilung ist nicht mehr möglich, ein Tumor ist wieder aktiv, eine erneute Operation birgt zu große Risiken, oder der Betroffene auf der Intensivstation muss täglich mit einer lebensbedrohlichen medizinischen Komplikation rechnen. In dieser Situation ist Aufklärung notwendig, die allen Beteiligten schwerfällt. Ärzte und Pflegende wissen, dass die Krankheit nicht mehr aufzuhalten ist. Die Angehörigen müssen akzeptieren, dass die letzte Lebensphase angebrochen ist.

Und die Betroffenen? Gerade im Krankenhaus wissen sie oft intuitiv über ihren Zustand Bescheid. Schon deshalb hat es wenig Sinn, sie über ihre Situation im Unklaren zu lassen.

Wenn die Angehörigen vorab über die Diagnose aufgeklärt worden sind (was meistens der Fall ist), sollten sie zusammen mit dem Arzt besprechen, wie der Patient offen, verständnis- und respektvoll über seine Diagnose informiert wird. Das ob sollte aber nicht infrage gestellt werden, es sei denn, der Betroffene hat eindeutig zu erkennen gegeben, dass er nichts Genaues über seinen Zustand wissen will.

Doch wie sagt man einem lebensbedrohlich erkrankten Menschen die Wahrheit, ohne ihm den Lebensmut zu nehmen? Drei Dinge sind wichtig: Einfühlungsvermögen, Zeit und Angemessenheit.

Einfühlungsvermögen. Was und wie viel möchte der Kranke wissen? Manche Menschen sind mit Pauschalaussagen zufrieden. Andere wollen wissen, mit welcher Wahrscheinlichkeit bei welchen Nebenwirkungen z. B. eine Tumorremission erreicht werden kann. Es kann fließende Übergänge zwischen kleinen Wahrheiten geben. Dabei besteht jedoch immer auch die Gefahr, dass mit dem Sterbenden nicht ehrlich geredet wird, weil man sich gegenseitig nicht „belasten“ will. Sich in die Lage des Patienten einfühlen zu können bedeutet, über all diese Fragen nachzudenken, ständig im Kontakt mit ihm zu bleiben und die Fortsetzung des Gesprächs anzubieten, wenn etwas „offen“ geblieben ist oder der unheilbar Kranke doch mehr oder detailliertere Informationen zu seinem Zustand haben möchte. Ein Todkranker braucht die Gewissheit, dass jemand da bzw. erreichbar ist, wenn er reden will.

Zum Thema Einfühlungsvermögen gehört schließlich auch, das Gespräch nicht in Anwesenheit unbeteiligter Dritter zu führen.

Zeit. Mindestens eine halbe Stunde sollten Arzt und Angehörige für das gemeinsame Gespräch einplanen. Da Zeit für den Arzt oft die knappste Ressource ist, lohnt es sich, einen Extratermin für dieses Gespräch zu vereinbaren. Es ist unwichtig, auf welcher „Hierarchiestufe“ der Arzt steht, der das Gespräch führt. So haben Oberärzte zwar die meiste Erfahrung, aber oft besonders wenig Zeit. Letztlich ist es viel wichtiger, dass der Arzt den Patienten kennt und ihn in seinen Verständnismöglichkeiten einschätzen kann.

Angemessenheit. Kein Arzt kennt den voraussichtlichen Todeszeitpunkt eines Patienten. Er kann nur Erfahrungswerte nennen, z. B. wie lange und mit welchen Komplikationen Patienten mit ähnlichen Befunden noch leben konnten. Aber die Unterschiede sind von Patient zu Patient relativ groß. Deshalb werden erfahrene Ärzte keine Aussagen zur voraussichtlichen Lebensdauer treffen. Diese Unsicherheit darf aber nicht dazu führen, unrealistische Hoffnungen zu wecken. Denn diese behindern das Ringen um die notwendigen Einsichten und lenken den Blick weg von der noch verbleibenden Lebenszeit zurück zum therapeutischen Alltag. So werden wichtige Vorhaben, z. B. das Abfassen eines Testaments, verschoben bzw. nicht ausgeführt.

Von: Dipl.-Pflegew. (FH) Carmen Happe, Ruth Mamerow, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Senioren am Steuer

Eigenverantwortung ist gefragt

Die meisten Senioren sind bis ins hohe Alter sichere Autofahrer. Doch seltene Fahrten, nachlassendes Reaktionsvermögen oder Krankheiten und Medikamentenkonsum können ältere Verkehrsteilnehmer verunsichern. Was Fahrer und Angehörige tun können.

Geht es um die Fahrtauglichkeit, ist häufig der Gesundheitszustand bedeutsamer als das Alter selbst. Je nach Erkrankung bleibt die Fahrtüchtigkeit dabei kürzer oder länger erhalten. Eine aufkommende Alterssichtigkeit gleichen Betroffene am besten rasch durch Sehhilfen aus. Bei geistigen und körperlichen Leiden sollten Betroffene oder deren Verwandte das Thema Fahrtüchtigkeit mit dem Arzt besprechen. Der Übergang auf neue Fortbewegungsmittel wie Taxi oder Bus fällt Betroffenen  leichter, wenn er frühzeitig und langsam erfolgt. Ein gemeinsamer Ausflug mit Bus oder Bahn macht Senioren, die nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren sind, mit den noch ungewohnten Abläufen vertraut.

Fahruntüchtigkeit als Nebenwirkung

Mit dem Alter steigt häufig auch der Medikamentenkonsum. Anwender sollten unbedingt die möglichen Auswirkungen von Medikamenten auf die Fahrtüchtigkeit beachten – auch bei rezeptfreien Mitteln. Zu den Medikamenten, welche die Fahrtüchtigkeit häufig beeinträchtigen, zählen:

  • Augentropfen
  • Schmerz- und Erkältungsmittel
  • Medikamente gegen Fieber und Entzündungen
  • Schlaf- und Beruhigungsmittel
  • Allergiemittel
  • Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen, Epilepsie oder Bluthochdruck

Die einfachsten Wege, sich über Nebenwirkungen schlau zu machen, ist ein Blick auf den Beipackzettel oder die Nachfrage beim Apotheker. 

Sicher fühlen – sicher fahren

„Wer sich am Steuer unsicher fühlt, sollte Verwandte oder Bekannte auf dem Beifahrersitz mitnehmen und um eine ehrliche Rückmeldung zum Fahrverhalten bitten", rät Jürgen Brenner-Hartmann, Fachleiter Verkehrspsychologie und Verkehrsmedizin bei TÜV SÜD. Eine paar Stunden begleitetes Fahren bringen die nötige Praxis oft schnell zurück. „Ist das nicht möglich, können Senioren auch das Angebot von Fahrschulen in Anspruch nehmen. Eine Fahrstunde aus dem Programm für ältere Fahrer kostet etwa 40 Euro und kann eine erste Anlaufstelle sein“, empfiehlt Brenner-Hartmann. Auch die Landesverkehrswacht bietet Trainings wie Einparken oder Fahren im Winter an. Das Wichtigste ist, in Übung zu bleiben.

Wer seine eigene Fahrsicherheit testen möchte, kann beim TÜV einen kostenpflichtigen Fitness-Check durchführen lassen. In diesem streng vertraulichen Test werden Reaktionsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit getestet, mitgebrachte medizinische Befunde bewertet und falls erforderlich ein praktischer Fahrtest durchgeführt. Individuelle Empfehlungen gibt es mit auf den Weg.

Testen Sie Ihre Reaktionsfähigkeit im Reaktionsspiel des TÜV SÜD

Von: Sandra Göbel/Simone Lang