Gesundheit heute

Implanon®

Das Verhütungsstäbchen (Hormonimplantat, Verhütungsimplantat) ist eine hormonelle Verhütungsmethode. Das kleine Kunststoffstäbchen wird unter die Haut am Oberarm implantiert und gibt dort kontinuierlich das Hormon Gestagen ab. Das Verhütungsstäbchen schützt bis zu 3 Jahre lang sehr sicher vor einer Schwangerschaft, indem es den Eisprung verhindert. Außerdem verändert sich durch das Gestagen die Gebärmutterschleimhaut, sodass sich ein befruchtetes Ei nicht einnisten könnte.

Durchführung. Die Ärzt*in setzt das Stäbchen unter örtlicher Betäubung zwischen dem ersten und fünften Zyklustag ein. Mit einer Einführhülse wird das Stäbchen direkt unter die Haut an der Innenseite des Oberarms geschoben (implantiert). Um Infektionen und Blutergüsse zu vermeiden, legt sie anschließend einen Druckverband an. Der Verhütungsschutz setzt sofort ein. Implantiert man das Stäbchen an einem anderen Tag im Zyklus, muss die Frau für 7 Tage zusätzlich verhüten.

Die Frau sollte regelmäßig tasten, ob das Stäbchen noch an Ort und Stelle liegt. Selten sind Wanderungen des Implantats in Gefäße oder den Brustkorb möglich. Jedes nicht im Arm tastbare Implantat sollte mithilfe bildgebender Verfahren (dafür genügt meistens ein Ultraschall) lokalisiert und ggf. chirurgisch entnommen werden.

Spätestens nach drei Jahren muss das Stäbchen mit einem kleinen Schnitt von 2–3 mm entfernt werden. Eine Entfernung bei Unverträglichkeit ist aber jederzeit auch früher möglich. Es wird dringend empfohlen, dass nur Ärzt*innen das Stäbchen einlegen und entfernen, die ein spezielles Training absolviert haben.

Nebenwirkungen. Das Verhütungsstäbchen enthält wie die Minipille nur das Hormon Gestagen – also anders als die "normale" Pille kein Östrogen. Dennoch kommt es auch unter dem Verhütungsstäbchen zu Nebenwirkungen. Bei 25 % der Frauen treten Zwischenblutungen auf, bei 20 % der Anwenderinnen bleibt die Periode komplett aus. Ferner sind Nebenwirkungen wie Akne, Brustspannen, Gewichtszunahme, depressive Verstimmungen, Haarausfall und Kopfschmerzen möglich.

Bei der Einlage und der Entfernung des Verhütungsstäbchens sind vorübergehende Schmerzen, Schwellungen, Blutergüsse und Juckreiz an der betroffenen Körperstelle am Oberarm möglich – in selten Fällen eine Infektion, eine Narbe, ein Abszess oder lokale Taubheitsgefühle.

Weil das Verhütungsstäbchen kein Östrogen enthält, ist es gerade für solche Frauen eine Alternative zur Pille, die Präparate mit Östrogen nicht vertragen oder einnehmen dürfen. Das Stäbchen eignet sich auch für Frauen mit chronischen Magen-Darm-Krankheiten, bei denen die Pille nicht immer die volle Wirkung entfaltet.

Sicherheit. Studien ergaben einen Pearl-Index von unter 0,1. Damit ist das Verhütungsstäbchen sicherer als die Pille. Günstig für die Verhütungssicherheit ist auch, dass Anwendungsfehler durch die Frau ausgeschlossen sind. Das Verhütungsstäbchen bietet allerdings keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Wie bei allen hormonellen Verhütungsmethoden schwächt sich die Verhütungswirkung ab, wenn gleichzeitig bestimmte Medikamente eingenommen werden. Dazu gehören manche Antibiotika und Psychopharmaka. Teilen Sie also Ihrer Ärzt*in oder Apotheker*in mit, wenn Sie das Verhütungsstäbchen nutzen.

Kosten. Das Verhütungsstäbchen kostet inklusive der Implantation um die 300 Euro. Für Frauen unter 22 Jahren übernehmen manchmal die Krankenkassen die Kosten.

Ab 18 Jahren müssen Sie aber in jedem Fall eine Zuzahlung leisten.

Weiterlesen:

andere hormonelle Verhütungsmethoden

Von: Dr. med. Andrea Stadler, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Aktualisiert durch Dr. Tobias Höflein
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Jugend ohne Sex

Was Sex betrifft lassen sich die jungen Leute heute viel Zeit.

Jugend ohne Sex

Zu jung oder zu moralisch?

Ob im Internet, sozialen Medien oder im Fernsehen — überall wimmelt es nur so von Sex. Doch in Deutschland werden Teenager immer später sexuell aktiv. Woran liegt´s?

Erster Sex lässt warten

Regelmäßig wird die Jugend von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu ihren sexuellen Gewohnheiten befragt. Auch im Herbst 2019 gaben über 6000 Jugendliche und junge Erwachsene freimütig Auskunft. 1874 der Befragten hatten einen Migrationshintergrund, d.h. sie besaßen keine deutsche Staatsangehörigkeit oder einer ihrer beiden Eltern war nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren worden.

Überraschenderweise stellte sich heraus, dass sich die Sexualisierung unserer Gesellschaft nicht im Verhalten der deutschen Jugend widerspiegelt. Im Gegenteil: „Im Alter zwischen 14 und 16 Jahren geben deutlich weniger Mädchen und Jungen an, sexuelle Erfahrungen gemacht zu haben als noch vor zehn Jahren,“ berichtet Heidrun Thaiss von der BZgA.

Vor allem beim Einstieg ins Sexleben zeigt sich die neue Zurückhaltung: Während 2001 noch 11 % der Mädchen und 8 % der Jungs mit 14 den ersten Geschlechtsverkehr hatten, sind es im Jahr 2019 nur noch 4 bzw. 3 %.

Mit Migrationshintergrund noch zurückhaltender

Von den befragten 17-Jährigen hatten etwa 2/3 Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr — diese Rate ist seit Jahren gleich. Unterschiede zeigen sich allerdings, wenn man die Herkunft der Jugendlichen berücksichtigt: Während 69% der jungen Frauen deutscher Herkunft mit 17 schon mindestens einmal Sex hatten, waren dies bei den 17-Jährigen mit Migrationshintergrund nur 37%. Ähnlich sieht es bei den Jungen aus (64% vs. 59%).

Viele halten sich für zu jung für Sex

Gründe für die sexuelle Zurückhaltung gibt es viele. Am häufigsten wird das Fehlen des richtigen Partners angegeben, oft spielt auch Schüchternheit eine Rolle. Auffällig ist jedoch, dass sich 48% der Mädchen und 33% der Jungen für zu jung für sexuelle Kontakte halten. 2014 sah das noch anders aus, damals hielten sich nur 35% der Mädchen und 27% der Jungen für zu jung für Sex.

Im Vergleich zu 2014 finden es auch mehr Jugendliche „unmoralisch“, Verkehr zu haben (13% vs 7% der Mädchen und 8 vs 3 % der Jungen). Die Moral spielt vor allem bei Teenagern mit Migrationshintergrund eine große Rolle, ebenso wie die Angst vor den Eltern und die generelle Ablehnung von Sex vor der Ehe.

Die Forscher*innen fragten auch nach den Verhütungspraktiken.Beim „ersten Mal“ verhüten die meisten Jugendlichen mit Kondom, die Benutzung der Pille ist rückläufig. Das liegt vermutlich daran, dass die Verträglichkeit der Pille heute kritischer gesehen wird als früher.

Die Zahl der „Nicht-Verhüter*innen“ beim ersten Geschlechtsverkehr ist mit 9% etwas höher als 2014 (7%). Immerhin: Mit zunehmender Erfahrung verbessert sich das Verhütungsverhalten. Auf die Frage nach dem „letzten Geschlechtsverkehr“ gaben nur noch 5% an, keine empfängnisverhütenden Mittel benutzt zu haben.

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Anatoliy Cherkas/Shutterstock.com