Gesundheit heute

Minipille

Die Minipille ist ein hormonelles Verhütungsmittel. Sie enthält im Gegensatz zur normalen „Pille" ausschließlich ein niedrig dosiertes Gestagen wie z. B. Levonorgestrel und kein Östrogen.

Die Präparate enthielten ursprünglich sehr niedrige Dosierungen an Gestagen – daher der Name „Minipille“. Inzwischen sind jedoch auch höher dosierte Präparate auf dem Markt.

Niedrig dosierte Gestagen-Präparate verhindern den Eisprung in der Regel nicht: Sie verfestigen nur den Gebärmutterhalsschleim und hemmen den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, sodass sich kein Ei einnisten kann.

Anwendung. Wie bei der normalen Pille, muss die Frau auch die Minipille jeden Tag einnehmen. Die Minipille wird aber nach 21 Tagen nicht ausgesetzt, sondern durchgängig eingenommen. Weil es keine Pause gibt, kommt es auch zu keiner Blutung. Eine Ausnahme sind Minipillen mit Drospirenon. 4 Tabletten aus dem Drospirenon-Blister enthalten keinen Wirkstoff, sodass es in dieser Zeit oft zu Blutungen kommt.

Entscheidend für die Verhütungssicherheit ist die regelmäßige Einnahme der Minipille. Bei Präparaten mit Levonorgestrel ist das besonders wichtig. Weicht die Einnahme nur 3 Stunden vom üblichen Zeitpunkt ab, schützt sie nicht mehr zuverlässig.

Wer die Einnahme der Minipille vergessen hat, holt sie nach und muss für die nächsten sieben Tage zusätzlich verhüten.

Nebenwirkungen. Weil die Minipille nur Gestagen und kein Östrogen enthält, sind die Nebenwirkungen geringer als bei der normalen Pille. So kommt es zum Beispiel seltener zu Kopfschmerzen, depressiven Verstimmungen oder Veränderungen der Libido. Gerade bei niedrig dosierten Präparaten kann es unter der Minipille allerdings zu Zwischenblutungen kommen.

Auch das Risiko für Thrombosen ist bei der Minipille niedriger als bei den kombinierten Östrogen-Gestagen-Pillen. Sie eignet sich deshalb vor allem für Frauen, die kein Östrogen vertragen oder ein erhöhtes Thromboserisiko aufweisen. Dies besteht etwa bei Migräne mit Aura, Thrombosen in der Vergangenheit, Hypertonie, erhöhten Blutfettwerten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Raucherinnen und adipösen Frauen über 35 Jahren.
Auch während der Stillzeit gilt die Minipille als Mittel der Wahl. Denn die niedrig dosierten Gestagene beeinflussen die Milchmenge und -zusammensetzung nicht.

Sicherheit. Die Minipille hat einen Pearl-Index von 0,5–3 und ist damit weniger sicher als die normale Pille. Gerade bei Levonorgestrel kommt es immer wieder vor, dass Nutzerinnen das Einnahme-Zeitfenster nicht einhalten und so die Verhütungssicherheit sinkt. Die Minipille schützt nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Kosten. In Deutschland ist die Minipille verschreibungspflichtig: Gegen Rezept sind verschiedene Pillenpräparate in allen Apotheken erhältlich. Frauen über 21 Jahren müssen die Minipille selbst bezahlen. Je nach Präparat kosten sie in der Dreimonatspackung bis zu 45 Euro.

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andere hormonelle Verhütungsmethoden

Von: Dr. med. Andrea Stadler, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Aktualisiert und bearbeitet von Sara Steer.
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Was macht die Pille für den Mann?

Noch ist die hormonelle Empfängnisverhütung Sache der Frau.

Was macht die Pille für den Mann?

Empfängnisverhütung

Bei der Empfängnisverhütung sind auch die Männer gefragt. Doch Kondome mag nicht jeder, und auch die Durchtrennung der Samenleiter ist nicht Jedermanns Sache. Da liegt der Gedanke an eine Pille für den Mann nicht fern. Doch wie weit ist die Forschung tatsächlich?

Depression und Gewalt gegen Frauen

Immer wieder wurde in den vergangenen Jahrzehnten die Erfolgsmeldung lanciert, die „Pille für den Mann“ sei kurz vor dem Durchbruch. Doch leider sieht es nicht danach aus, berichtet der Androloge und Reproduktionsmediziner Michael Zitzmann. Die hormonelle Verhütung durch den Mann ist zwar weiterhin Gegenstand intensiver Forschung. Eine Prognose, wann es soweit ist, mag der Androloge jedoch nicht abgeben.

In den bisherigen Studien wurden die empfängnisverhütenden Hormone vor allem über regelmäßige intramuskuläre Spritzen verabreicht. Bei einer weltweit durchgeführten WHO-Studie kombinierten die Forscher langwirksames Testosteron mit dem Gestagen Norethisteron und spritzten es alle 8 Wochen. Etwa 10% der Männer entwickelten allerdings so schwere Nebenwirkungen, dass die Studie abgebrochen wurde. Dazu zählten schwere Depressionen, eine gesteigerte Libido und eine erhöhte Gewaltbereitschaft gegen Frauen.

Einmal täglich schmieren?

Hoffnung auf ein „einfache“ hormonelle Verhütung für den Mann macht ein anderer Kandidat. Dabei handelt es sich um ein Gel aus Testosteron und dem Gestagen Nestoron, das täglich aufgetragen wird. Bisher haben sich in klinischen Studien keine schweren Nebenwirkungen gezeigt. Andere Forscher*innen arbeiten an oralen Androgen-ähnlichen Substanzen, die zusätzlich an Gestagen-Rezeptoren binden. Dritte Variante ist ein Wirkstoff, der die Ausschüttung von LH und FSH aus der Hypophyse unterdrückt und dadurch die Spermienproduktion reduziert.

Press-Unterhose und Samenleiter-Ventil

Geforscht wird auch an nichthormonellen Methoden. In Frankreich gibt es einen Slip, mit dem die Hoden in den Leistenkanal gedrückt und dadurch so stark aufgeheizt werden, dass sie ihre Produktion einstellen. In der Schweiz wurde ein Ventil für den Samenleiter entwickelt, das mit der Hand verschlossen und geöffnet werden kann. In Indien will man den Samenleiter mit einem Kunststoffgel verstopfen und in Australien arbeiten Forscher*innen fieberhaft an einem Wirkstoff, der den Spermientransport bei der Ejakulation verhindert. Alles interessante Ansätze, meint Zitzmann, aber alle noch nicht klinisch geprüft und von einem allgemeinen Einsatz weit entfernt.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: wavebreakmedia/Shutterstock.com