Gesundheit heute

Antibabypille

Die „Pille“ (Antibabypille, Ovulationshemmer) ist eine hormonelle Verhütungsmethode. In Deutschland ist die Pille das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel, etwa 35 % der Frauen im Alter von 20 Jahren benutzen sie.

Jede „Pille“ besteht aus einer Kombination der künstlich hergestellten Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen. Eine Ausnahme ist die Minipille, die ausschließlich Gestagen enthält. Durch die regelmäßige Hormoneinnahme wird der Eisprung unterdrückt. Außerdem verändern die Hormone die Gebärmutterschleimhaut so, dass sich ein befruchtetes Ei nicht einnisten kann. Auch der Schleim im Gebärmutterhals wird dicker, sodass Spermien nur schwer in die Gebärmutter eindringen können.

Anwendung. Bevor die Frauenärzt*in die „Pille“ verschreibt, wird sie die Frau gynäkologisch untersuchen, sie nach ihrem Zyklus befragen und die eventuell bei ihr vorhandenen Risikofaktoren bzw. Ausschlusskriterien besprechen. Ziel dabei ist, das für die Frau verträglichste Präparat herauszufinden. Spricht nichts gegen die Einnahme der „Pille“, verordnet die Frauenärzt*in in der Regel zunächst ein Präparat für drei Monate und danach größere Packungen für jeweils sechs Monate.

Bei Mädchen unter 14 Jahren benötigt die Frauenärzt*in zum Verschreiben der „Pille“ das schriftliche Einverständnis eines Elternteils. Zwischen 14 und 16 Jahren wird sie abwägen, ob sie die „Pille“ ohne Einverständnis verschreibt. Ab 16 braucht man keine Einverständniserklärung mehr.
Mit der Einnahme der Pille beginnt man am besten am ersten Tag der Periode, weil sie dann sofort schützt. Alternativ wählt man einen beliebigen anderen Tag. Dann muss man aber 7 Tage warten, bis sie vollen Schutz bietet. Wichtig ist, die „Pille“ immer etwa zur gleichen Zeit, z. B. abends vor dem Einschlafen einzunehmen. Eine vergessene „Pille“ kann normalerweise innerhalb von 12 Stunden problemlos nachgeholt werden. Bei mehr als 12 Stunden schützt sie bei den meisten Präparaten nicht mehr zuverlässig. Dann muss bis zur nächsten Monatsblutung zusätzlich verhütet werden, z. B. mit Kondomen. Um Zwischenblutungen zu vermeiden, sollte die Packung auch bei einer vergessenen „Pille“ zu Ende eingenommen werden. Nach der letzten Pilleneinnahme folgt eine Woche, während der die Frau ihre Monatsblutung (Abbruchblutung) bekommt. Danach beginnt man mit einer neuen Packung, die dann wieder für 21 Tage reicht. Die „Pille“ lässt sich auch zur Vorverlegung oder/und Verschiebung der Menstruation nutzen.Häufig wird die „Pille“ auch aus medizinischen Gründen verschrieben, z. B. bei hormonell bedingten Hautproblemen wie einigen Aknearten, beim prämenstruellen Syndrom, bei Zyklusstörungen und Störungen der Monatsblutung.

Nebenwirkungen. Mit der „Pille“ nimmt die Frau Hormone ein, die neben der gewünschten Wirkung auch Nebenwirkungen verursachen können. Vor allem in den ersten Monaten sind leichte Kopfschmerzen oder Zwischenblutungen häufig. Andere Nebenwirkungen sind Schwindel, Ödeme oder ein Spannen der Brüste.

Manche Frauen berichten auch, dass die Pille auf die Psyche wirkt. So kann es unter der Pille zu Depressionen kommen. Auch die Libido verändert sich bei einigen Frauen. Manche haben mehr, andere Frauen haben weniger Lust auf Sex.

Viele Frauen haben zudem das Gefühl, dass sie durch die „Pille“ zunehmen. Wissenschaftlich ist dies jedoch nicht bewiesen.

Richtig ist aber, dass Frauen unter der „Pille“ ein leicht erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Thrombosen haben oder Erkrankungen, die durch Blutgerinnsel ausgelöst werden, etwa einen Schlaganfall.

Ob sich das Risiko für bestimmte Tumoren durch die Einnahme der Pille verändert, muss differenziert betrachtet werden. So steigt das Risiko für Gebärmutterhalskrebs an – und zwar vor allem dann, wenn die Frau auch mit dem Papilloma-Virus infiziert ist. Ob das Risiko für Brustkrebs steigt, ist unklar. Bei manchen Tumorarten scheint die Pille hingegen schützende Effekte zu haben, etwa in Hinblick auf Eierstockkrebs.

Ausschlusskriterien (Kontraindikationen). Bei vielen Vorerkrankungen birgt die Einnahme der „Pille“ wesentlich größere Risiken. Besonders drohen schwere Erkrankungen durch Gefäßverschlüsse, also Thrombosen ,  und sogar ein Schlaganfall. Deshalb sollte von der „Pille“ Abstand nehmen, wer:

  • Raucherin und über 35 ist
  • stark übergewichtig ist (Body Mass Index über 30)
  • Bluthochdruck hat (> 160/95 mmHg)
  • schon eine tiefe Beinvenenthrombose, Embolie, Schlaganfall oder Herzinfakt hatte
  • Typ-1 oder fortgeschrittene Typ-2-Diabetikerin ist
  • eine Lebererkrankung oder einen östrogenabhänigen Tumor hat.

Sicherheit. Als Verhütungsmittel ist die „Pille“ sehr sicher, der Pearl-Index beträgt 0,1–0,9. Voraussetzung ist aber, dass die Frau die Pille regelmäßig jeden Tag einnimmt. Bei Erbrechen oder Durchfall schützt die „Pille“ nicht mehr ausreichend.

Gegen Geschlechtskrankheiten bietet die Pille keinen Schutz. Dafür muss zusätzlich verhütet werden, etwa mit einem Kondom.

Wechselwirkung mit Medikamenten. Die Hormone der „Pille“ werden in der Leber abgebaut – wie viele andere Medikamente auch. Einige Medikamente wie z. B. Antiepileptika,  und einige länger eingenommene Antibiotika kurbeln den Leberstoffwechsel an. Dann wird die „Pille“ schneller als normal abgebaut und ihre Wirkung lässt nach. Unregelmäßige Schmierblutungen können ein Zeichen für die herabgesetzte Wirkung sein.

Viele Pillenhersteller weisen auch daraufhin, dass die gleichzeitige Einnahme von Johanniskrautpräparaten die Wirkung der „Pille“ vermindern kann. Studienergebnisse ergaben jedoch, dass diese Wirkminderung nur unwesentlich ist.

Absetzen der „Pille“. Wird die „Pille“ abgesetzt, besteht sofort kein Verhütungsschutz mehr. Frauen reagieren sehr unterschiedlich auf das Absetzen der „Pille“. Bei manchen erfolgt der nächste Eisprung unmittelbar danach, bei vielen Frauen bleibt er aber für einige Monate aus. Paare mit Kinderwunsch müssen dann eventuell etwas länger auf die Schwangerschaft warten.

Ein häufiges Absetzen und Wiederanfangen der „Pille“ ist ungünstig. Pillenpausen setzen den Organismus wegen der hormonellen „Wechselbäder“ einem sinnlosen Stress aus. Außerdem ist das Thromboserisiko vor allem in den ersten 6 Monaten der Einnahme besonders hoch.

Kosten. In Deutschland ist die „Pille“ verschreibungspflichtig: Gegen Rezept sind verschiedene Pillenpräparate in allen Apotheken erhältlich und kosten zwischen 17 und 25 Euro. Es kann sich also durchaus lohnen, gemeinsam mit der Frauenärzt*in nach einem preiswerten Präparat zu suchen. Bis zum 22. Geburtstag übernehmen die Krankenkassen teilweise oder ganz die Kosten für die Pille. Gleiches gilt, wenn die Pille aus einem medizinischen Grund, also zum Beispiel einer Akne, verschrieben wurde.

Übersicht über die kurzfristigen Nebenwirkungen der „Pille“.
Weiterlesen:
andere hormonelle Verhütungsmethoden

Von: Dr. med. Andrea Stadler, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Bearbeitet durch Sara Steer
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Fehlbildungen durch Diabetesmittel?

Auch Väter können Geburtsdefekte auf ihren Nachwuchs übertragungen.

Fehlbildungen durch Diabetesmittel?

Nur Jungs betroffen

Die Einnahme von Tabletten gegen Diabetes könnte einer aktuellen Studie zufolge die Fehlbildungsrate bei Jungen erhöhen. Allerdings nur, wenn der Vater die Diabetesmedikamente in den letzten drei Monaten vor der Zeugung einnimmt.

Veränderungen am Genitale

Manche Arzneimittel führen zu Geburtsfehlern beim Nachwuchs. Dabei ist es nicht nur gefährlich, wenn die Mutter diese Medikamente einnimmt. Auch Arzneimittel, die der werdende Vater vor der Zeugung schluckt, können dem Ungeborenen schaden.

Dänische Forscher*innen haben nun herausgefunden, dass womöglich Diabetesmedikamente riskant sind. Sie untersuchten die Daten von 1,1 Million Neugeborenen und Eltern. Das Ergebnis: Hatte der Vater in den drei Monaten vor der Zeugung den Wirkstoff Metformin eingenommen, erhöhte sich das Risiko für Geburtsfehler um das Dreifache. Die Vergleichsgruppe waren Kinder, deren Väter dieses Medikament nicht eingenommen hatten. Betroffen waren dabei nur die Jungen, wobei sich die meisten Fehlbildungen in ihrem Genitalbereich befanden. Geschwister, die der Vater zu einer Metformin-freien Zeit gezeugt hatte, waren ohne Geburtsdefekte.

Insulin war ohne Einfluss

In dieser Untersuchung steigerte auch das Diabetesmittel Sulfonylharnstoff das Fehlbildungsrisiko. Eine antidiabetische Behandlung mit Insulin hatte dagegen keinen Einfluss auf die Rate an Geburtsfehlern.

Metformin hat womöglich einen Einfluss auf die Entwicklung der Spermien. Im Tierexperiment führte der Wirkstoff zu gestörten Stammzellen im Rattenhoden. Noch ist unklar, ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, meint Prof. Dr. Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes Zentrum der Leibniz Universität Düsseldorf.

Noch kein Grund zu Therapieänderung

Anhand dieser einen Studie die Therapieempfehlung zu ändern, hält der Experte für verfrüht. Sollten sich die Ergebnisse allerdings durch andere Untersuchungen bestätigen, wäre bei Vätern mit Diabetes und Kinderwunsch die Insulinbehandlung eine Alternative.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Addictive Stock/imago-images.de