Gesundheit heute

Fettreduzierte Diäten

Die Theorie hinter fettreduzierten Diäten (Low-fat-Diäten) ist ganz einfach: Fett enthält mit 9 kcal pro Gramm doppelt so viel Energie wie Kohlenhydrate oder Eiweiße. Wer am Fett spart, senkt den Kaloriengehalt seiner Nahrung am deutlichsten. Das Problem ist allerdings, dass die einfache Formel nicht so ohne Weiteres funktioniert: Zwar bringt Fettreduktion im Rahmen der klassischen kalorienreduzierten Diäten einen bescheidenen Nutzen (etwa 3 kg Gewichtsabnahme nach 12–18 Monaten) – allerdings ist er nicht größer als bei den anderen Diäten [242].

Typische fettreduzierte Diäten sind z. B. die Kartoffel- oder Reis-Diät, bei denen jeden Tag Kartoffeln bzw. Reis auf den Tisch kommen, zusammen mit Obst, Gemüse, magerem Fisch oder Fleisch.

Was bringt es, „low fat“ zu essen? In der Regel gar nichts: In den USA wurde der Fettanteil der Nahrung auf 34 % der Kalorien reduziert. Gleichzeitig verdoppelte sich aber die Zahl der Übergewichtigen und Herzinfarkte wurden keineswegs seltener. Dieses als Amerikanisches Paradox bezeichnete Phänomen begründet sich darin, dass Fett eben durch umso mehr leicht verdauliche Kohlenhydrate (Stärke oder Zucker) ersetzt wird. Denn Fett sättigt nun einmal besser – wer fettarm isst, wird schneller wieder hungrig.

Auch für die Gesundheit brachte die Low-fat-Welle keine Vorteile. So zeigte sich in einer großen Vergleichsstudie an 49 000 Frauen, dass die Low-fat-Gruppe nach 8 Jahren kein geringeres Risiko hatte, an Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebs zu erkranken, als die normal ernährte Vergleichsgruppe [243]. Auch andere Studien geben keinen stichhaltigen Beleg, dass das Sterblichkeitsrisiko eines Menschen von der Höhe des Fettverzehrs abhängt [244].

Bewertung. Medizinische Bedenken gibt es keine. Es kommt aber bei Fetten nicht auf die Menge an, sondern auf deren Qualität und darauf, was sonst noch verspeist wird.

Sondertext: Das Einmaleins der Fette

Nicht ohne Grund gilt die Mittelmeerkost heute als gesundheitlich ideal, obwohl sie einen Fettanteil von über 40 % hat.

Weiterlesen:

Die wichtigsten Abnehm-Diäten im Überblick

Statt Diäten: Umstellen der Lebensgewohnheiten

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Ungesunder Lebensstil bedroht Gehirn

Pizza und Chips sind lecker, aber nicht gut für das Gehirn.

Ungesunder Lebensstil bedroht Gehirn

Vor allem bei Diabetiker*innen

Menschen mit einem Diabetes haben prinzipiell ein höheres Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Pflegen sie einen ungesunden Lebensstil, steigt die Gefahr fürs Gehirn noch weiter an.

360.000 Menschen befragt

Ob ein Mensch im Alter eine Demenz entwickelt, hängt unter anderem vom Zustand seiner Hirngefäße ab. Je stärker diese arteriosklerotisch verändert („verkalkt“) sind, desto größer die Gefahr. Diabetiker*innen haben aufgrund ihrer Stoffwechselerkrankung ein deutlich erhöhtes Risiko für Arteriosklerose – und werden häufiger dement als gesunde Altersgenossen.

Das Demenz-Risiko von Diabetiker*innen lässt sich jedoch beeinflussen, wie eine britische Arbeitsgruppe herausgefunden hat. In einer großangelegten Studie fragten die Forscher*innen über 360.000 Teilnehmer*innen nach deren Lebensstil. Dieser wurde anhand der Angaben zu Schlafdauer, körperlicher Bewegung, Zeit vor dem Fernseher, Alkoholkonsum und Ernährungsgewohnheiten in drei Kategorien eingeteilt: gesund, mäßig gesund und ungesund. Dem Lebensstil gegenüber stellte man dann die Daten der Teilnehmer*innen zu Demenz und Typ-2-Diabetes.

Doppelt so hohes Demenzrisiko

Die Analyse ergab, dass ein ungesunder Lebensstil generell die Gefahr erhöhte, eine Demenz zu entwickeln. In der mittleren Kategorie stieg das Risiko um 13%, und in schlechtesten um 36%.

Menschen mit Diabetes hatten jedoch im Vergleich zu den nicht-diabetischen Kontrollen in allen drei Kategorien eine schlechtere Prognose für ihre Hirnleistung. Schon mit einem gesunden Lebensstil war ihr Demenzrisiko um 40% höher als das von Gesunden. Diabetikeskranke aus der Gruppe mit ungesunder Lebensweise erkrankten sogar doppelt so häufig an einer Demenz als gesund lebende Nicht-Diabetiker*innen.

Ein ungesunder Lebensstil steigert also das ohnehin erhöhte Demenzrisiko von Diabetiker*innen noch weiter. Dies sollte für die Betroffenen eine starke Motivation sein, sich gesund zu ernähren und sich mehr zu bewegen, hoffen die Autor*innen. Damit tun sie nicht nur ihrem Gehirn etwas Gutes. Ein gesunder Lebensstil senkt auch das bei Diabetikes ebenfalls erhöhte Herz-kreislauf-Risiko.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Boiarkina Marina/shutterstock.com