Gesundheit heute

Gesund leben: IGeL-Check

IGeL-Check

Nicht jede Laborleistung, die medizinisch sinnvoll ist, wird von den Krankenkassen uneingeschränkt übernommen. Umgekehrt ist allerdings auch längst nicht alles sinnvoll, was Labore bzw. die zuweisenden Ärzt*innen als Selbstzahlerleistungen vermarkten. Während manche IGeL-Laborchecks generell fragwürdig sind, nutzen andere nur in bestimmten Situationen - diese Gemengelage ist für Patient*innen nicht leicht zu durchschauen. Die hier vorgenommenen Beschreibungen und Bewertungen der 19 häufigsten IGeL-Laborchecks helfen bei der Abwägung im Einzelfall.
Bildquelle: unol/Shutterstock.com

IGeL-Check auf Blasenkrebs

Experten bezweifeln Nutzen

„Tendenziell negativ“ – so bewerten die Wissenschaftler vom IGeL-Monitor den NMP22-Test zur Früherkennung von Blasenkrebs. Bei der Analyse von drei Studien fanden die Experten zahlreiche falsch positive Befunde, die unnötige Folgeuntersuchungen nach sich zogen.

Raucher erkranken öfter an Blasenkrebs

Harnblasenkrebs ist ein relativ häufiger Tumor mit etwa 5700 Todesfällen pro Jahr. Wer raucht, erhöht sein Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken. Auch Chemiearbeiter, bekommen besonders häufig Blasenkrebs. Die Krankenkassen bieten Beschäftigten der Chemieindustrie deshalb in speziellen Programmen verschiedene Maßnahmen zur Krebsfrüherkennung an. Außerhalb dieser Programme bezahlen die gesetzlichen Kassen keine Maßnahmen zur Früherkennung von Blasenkrebs. Sie gehören also zu den so genannten Individuellen Gesundheitsleistungen, kurz IGeL.

Einer der bekanntesten IGeL-Tests zur Blasenkrebsfrüherkennung ist der NMP22-Test. Dabei sucht man im Urin nach einer Substanz, die von Tumorzellen der Blase vermehrt gebildet wird: das nukleäre Matrixprotein, kurz NMP. Ärzte bieten den Test als Labortest an sowie als Schnelltest, dessen Ergebnis der Arzt direkt in seiner Praxis abliest.

Experten kritisieren vermeidbare Folgeuntersuchungen

Das Team des IGeL-Monitors hatte große Mühe, Studien zum NMP22-Test zu finden. Keine Studie ging der Frage nach, ob der Test Leben rettet. Das Team des IGeL-Monitors kann deshalb keinen wissenschaftlichen Nachweis für einen Nutzen erkennen. Drei Studien untersuchen die Treffsicherheit des Tests. Je nach Studie schlugen von 100 auffälligen Testergebnissen 90 bis 98 blinden Alarm. Die daraufhin durchgeführten, unnötigen Untersuchung zur weiteren Abklärung wertet das Team des IGeL-Monitors als schädlich für die Patienten. Zudem übersieht der Test höchstwahrscheinlich eine deutliche Anzahl von Tumoren, vermuten die Experten. Insgesamt vergeben die Wissenschaftler für den NMP22-Test zur Früherkennung von Blasenkrebs deshalb die Bewertung „tendenziell negativ“.

Von: Sandra Göbel/IGeL-Monitor