Gesundheit heute
Akne bei Jugendlichen
Akne: Nicht ansteckende Hauterkrankung, die mit Vergrößerung der Talgdrüsen, vermehrter Talgproduktion und dadurch begünstigten Entzündungen einhergeht. Sie tritt besonders in der Pubertät auf und hat mit 17 Jahren ihren Häufigkeitsgipfel. Rechnet man milde Formen mit, so ist fast jeder Jugendliche von Akne betroffen, Jungen meist schwerer als Mädchen. Jedoch haben etwa 10 % der Betroffenen auch noch nach dem 25. Lebensjahr Beschwerden. Bei 30 % verläuft die Akne so schwer, dass sie medizinisch behandelt wird.
Symptome und Leitbeschwerden
- Mitesser (Komedonen), die sich zu "Pickeln" (Pusteln) entwickeln und entzünden
- Auftreten der Akne vor allem im Gesicht (besonders an Stirn, Wangen und Kinn), im Dekolleté und am oberen Rücken.
Wann in die Arztpraxis
In den nächsten 1–2 Wochen, wenn
- die Akne durch Selbsthilfemaßnahmen nicht innerhalb von 2–3 Monaten besser wird
- sich eitrige Pusteln oder tiefe Knoten bilden.
In den nächsten Tagen, wenn
- Akne außerhalb der Pubertät auftritt.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
In der Pubertät bilden insbesondere Jungen, aber auch Mädchen, männliche Geschlechtshormone wie Testosteron. Durch das Hormon werden die Talgdrüsen zu verstärkter Absonderung von Talg (Talgsekretion) angeregt (Seborrhö). Wie stark die Talgdrüsen auf die Hormone ansprechen, ist dabei von Mensch zu Mensch verschieden. Gleichzeitig neigt die Haut an den Talgdrüsenausgängen bei vielen Jugendlichen zur Verdickung (Verhornung), sodass sich der Talg zusammen mit abgeschilferten Hautzellen anstaut und weiße Mitesser (weiße Komedonen) entstehen. Diese färben sich durch Einlagerung von Pigmenten (nicht durch Schmutz) im Lauf der Zeit dunkel oder sogar schwarz (schwarze Mitesser bzw. Komedonen). Die verstopften Talgdrüsen werden leicht von Hautbakterien, z. B. Propionibacterium acnes, besiedelt. Dadurch entzünden sich die Mitesser und die umgebende Haut; es entstehen die bekannten Pickel, also eitrig entzündete Mitesser.
Ursachen
Hormonveränderungen. Jugendliche leiden durch die hormonelle Umstellung in der Pubertät an der "ordinären Akne" (Acne vulgaris). Weitaus seltener entwickelt sich die Akne durch Hormonzufuhr von außen. Auch nach der Pubertät klagen viele Mädchen über leichte Akne: In der 2. Zyklushälfte verändert sich der Hormonhaushalt, da der Anteil des Gelbkörperhormons Progesteron steigt. Gleichzeitig sinkt der Anteil des Östrogens, das die Talgproduktion eher bremst.
Die sogenannte Neugeborenenakne ist eine Reaktion der empfindlichen Säuglingshaut auf die mütterlichen Hormone, die das Kind im Mutterleib aufgenommen hat. Die Hormone werden jedoch schnell wieder abgebaut, sodass sich die Akne nach einiger Zeit von selbst bessert.
Umweltgifte und Kosmetika. Gefördert wird Akne auch durch Umwelteinflüsse, insbesondere durch den längerfristigen Einsatz fettiger Kosmetika, die die Hautporen schließen.
Ernährung. Der Einfluss der Ernährung ist kompliziert: Während die oft beschuldigte Schokolade oder fettreiche Ernährung kontrovers diskutiert wird
Stress. Auch akuter Stress lässt Pickel und Akne "blühen".
Medikamente. Eine sogenannte medikamentös bedingte Akne bildet sich in wenigen Tagen nach der Einnahme von Medikamenten nicht nur im Gesicht, sondern auch an sonst eher unüblichen Stellen wie Armen, Beinen oder Rumpf. Zu diesen Medikamenten zählen unter anderem kortisonhaltige Mittel gegen Entzündungen, bestimmte Mittel gegen Epilepsie oder Lithium gegen Depressionen.
Erkrankungen. Leiden erwachsene Frauen unter Akne, ist dies evtl. ein Hinweis auf das polyzystische Ovarialsyndrom, eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen der Frau. Eine andere Ursache ist die Überproduktion von männlichen Geschlechtshormonen (Hyperandrogenismus). Ebenso muss an die Hautkrankheit Rosazea gedacht werden.
Weitere Ursachen. Jede Akne wird zudem durch den Besuch von Solarien (hochdosiertes UVA-Licht) und durch nicht atmungsaktive Kleiderstoffe verschlimmert. Manchmal wird vermutet, dass mangelhafte Hygiene die Ursache für Akne ist. Dafür gibt es allerdings keine Belege.
Risikofaktoren
- Fettige Substanzen oder bestimmte Kosmetika (z. B. Make-up)
- Genetische Veranlagung: Sind bereits mehrere Familienmitglieder betroffen, besteht ein größeres Risiko für Akne
- Reiben und Druck gegen die Haut, beispielsweise durch zu enge Kleidung oder das Tragen eines Rucksackes.
Klinik
Beim Krankheitsbild der eigentlichen Akne (Acne vulgaris) unterscheidet die Ärzt*in mehrere Formen, die sich durch typische Hautveränderungen erkennen lassen:
Leichte Akne. Bei Acne comedonica ist die Haut fettig und übersät mit vielen Mitessern ohne nennenswerte Entzündungen (Eiterpickel). Diese treten hauptsächlich im Gesicht auf, vor allem an Stirn, Kinn und seitlichem Nasenbereich. Gerade bei Mädchen übersteigt die Zahl der geschlossenen Mitesser die Zahl der offenen deutlich.
Mittelschwere Akne. Bei anderen Jugendlichen dominieren größere Knötchen, teilweise mit Eiterbildung, die sich sowohl im Gesicht als auch auf Brust, Rücken und Oberarme verteilen. Aus den entzündeten Pusteln entstehen unterschiedliche Narbentypen. Diese Form wird (Acne papulopustulosa) genannt.
Schwere Akne. Vor allem Jungen sind von sehr schweren Formen mit knotigen, tiefen, teils eitrigen Entzündungen betroffen. Nachdem diese abgeheilt sind, bleiben bei der auch Acne conglobata genannten Form charakteristische Aknenarben zurück.
Komplikation
Eine mögliche Komplikation ist die Acne fulminans, eine Form der schweren Akne mit Fieber und absterbenden Hautbereichen (Hautnekrosen).
Diagnosesicherung
Um andere Hautkrankheiten wie Pilzerkrankungen oder eine eitrige Haarbalgentzündung auszuschließen, ist der Besuch in der Hautarztpraxis notwendig. Zur Diagnose einer "ordinären Akne" benötigt die Ärzt*in meist keine weiteren Untersuchungen, sie erkennt sie an dem typischem Erscheinungsbild ("Blickdiagnose").
Behandlung
Für fast alle Behandlungen der Akne gilt: Bis sie wirken, ist Geduld gefragt. Wer keine Geduld hat und womöglich ständig die Behandlung wechselt, sieht keinen Fortschritt und hat eher das Gefühl, dass nichts hilft.
Pharmakotherapie
Alle Aknepräparate werden auf die gereinigte und abgetrocknete Haut aufgetragen. Vor und nach dem Auftragen müssen die Hände gut gewaschen werden. In leichten Fällen reichen "Rubbelcremes" (Waschpeelings) zur Abschilferung der verhornten Talgdrüsenausführungsgänge aus, wie etwa Brasivil® Paste.
Basisbehandlung durch Schälmittel. Meist wird dem betroffenen Jugendlichen aber eine sogenannte Basisbehandlung mit Benzoylperoxid (BPO) empfohlen, einem chemisch wirkenden, frei verkäuflichen Schälmittel, das gleichzeitig gegen Mitesser, Bakterien und die Entzündung wirkt. Da die Gesichtshaut sehr empfindlich ist, sollten nur niedrig konzentrierte Präparate eingesetzt werden. Beim Auftragen sind die Augen, Nasenlöcher und die Lippen auszusparen, da BPO die Schleimhäute reizt. Augenbrauen, Kopfhaare, Barthaare und Textilien können beim Kontakt mit BPO ausbleichen.
Die Behandlung mit BPO sollte die Beschwerden innerhalb von acht Wochen verbessern. Eine Anwendung länger als 3 Monate wird nicht empfohlen.
Ähnlich wirkt die verschreibungspflichtige Azelainsäure. Generell irritieren Cremes die Haut weniger als Gels oder gar Lösungen, deshalb sind Cremes am Anfang der Behandlung manchmal die bessere Wahl. Auch eine geeignete Hautpflege verringert die von den Schälmitteln oft ausgehende Reizwirkung. Reagiert die Haut empfindlich auf die Azelainsäure, ist das Präparat zunächst nur jeden zweiten Tag anzuwenden.
Oberflächliche (topische) Retinoide. Bei schwereren Akneformen reichen Schälmittel meist nicht aus. Hier werden aus der Vitamin-A-Säure gewonnene Präparate (Retinoide) verordnet, vor allem das wenig reizende Adapalen (als Creme oder als Gel). In hartnäckigen Fällen kann das – allerdings anfänglich stark reizende – Tretinoin (Vitamin-A-Säure) versucht werden. Noch stärker wirkt das Isotretinoin. Bei allen Präparaten wird von einer Anwendung während der Schwangerschaft oder Stillzeit abgeraten – bei Isoretinoiden drohen sogar Fehlbildungen beim ungeborenen Kind. Alle Retinoide haben zudem den Nachteil, dass sie die Haut lichtempfindlicher machen. Deshalb werden sie am besten abends aufgetragen. Zusätzlich muss auf einen ausreichenden Sonnenschutz geachtet werden. Retinoide werden häufig auch in Kombination mit BPO eingesetzt.
Oberflächliche (topische) Antibiotika. Bestehen entzündliche Hautveränderungen und Pusteln, die sich mit den Schälmitteln nicht bessern, helfen zusätzlich antibiotikahaltige Cremes, vor allem mit Erythromycin oder Clindamycin. Antibiotikapräparate sollten aber immer erst eingesetzt werden, wenn andere Therapieformen unzureichend wirken. Die Hautbakterien werden sonst gegen das Antibiotikum unempfänglich (resistent). Aus demselben Grund dürfen Antibiotikapräparate nicht länger als 6–12 Wochen hintereinander aufgetragen werden. Außerdem sollten sie nur zusammen mit Benzoylperoxid- oder Retinoid-Präparaten verabreicht werden
Systemische Präparate. In schweren Fällen, also vor allem bei der Acne conglobata, lindert die oral einzunehmende Einzeltherapie mit Isotretinoin die Akne. Nebenwirkungen wie trockene Haut, Leberfunktionsstörungen und Erhöhung der Blutfettwerte sowie Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression kommen vor. Für sexuell aktive Mädchen und Frauen ist diese Behandlung nur dann eine Option, wenn sie gleichzeitig sehr sicher verhüten. Denn durch die orale Einnahme von Retinoiden sind bei einer Schwangerschaft Fehlbildungen beim Ungeborenen möglich. Auch nach Beenden der Behandlung muss deshalb die Verhütung mindestens 4 Wochen lang fortgesetzt werden.
Die Behandlung mit Antibiotika zum Schlucken kommt kurzfristig bei stark eitrigen Formen in Betracht. Bei jungen Mädchen bessert auch die "Pille" die Akne oft deutlich.
Neue Therapiemethoden
Laser- und Lichttherapie. Zusätzlich zu Salben und Medikamenten werden verschiedene Formen der Bestrahlung mit Laser und Blitzlichtlampen als Behandlungsmöglichkeit erforscht. Diese Behandlungen sind jedoch noch nicht ausreichend erprobt, aber wahrscheinlich den medikamentösen Ansätzen unterlegen
Fototherapie. Die Haut wird bei dieser Behandlung gezielt und unter ärztlicher Aufsicht mit UV-Licht bestrahlt. Studien haben ergeben, dass sich die Akne zumindest kurzfristig bessern soll. Die UV-Bestrahlung bei der Fototherapie ist nicht vergleichbar mit dem Besuch in einem Sonnenstudio!
Komplikationen
Bei der Behandlung kommt es anfänglich nicht selten zu Verschlechterungen. Aus diesem Grund werden die Schälmitteln nur alle 2 Tage angewendet und die Therapie stufenweise eingeschlichen. Wenn möglich, sollte eine Therapieform aber immer 6 Wochen ausprobiert werden, bevor eine andere oder stärkere Option gewählt wird.
Prognose
In vielen Fällen heilt die Akne bis zum 25. Lebensjahr von selbst wieder ab. Bleibt sie länger bestehen, spielen häufig Faktoren wie Stress und Medikamente eine Rolle. Manchmal handelt es sich dann auch um eine hormonell bedingte Akne, etwa in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie als Eltern tun können
- Zuerst einmal: Es tut keinem Betroffenen gut, wenn er Begriffe wie "unreine Haut" hört – mit Reinheit oder Unreinheit hat Akne nichts zu tun. Und Eltern, die gleich auf jeden Pickel hinweisen, machen sich zurecht nicht besonders beliebt.
- Die von Akne betroffenen Hautregionen sollten einmal am Tag nur mit pH-neutralen und parfümfreien Seifen oder Waschlotionen gereinigt werden. Zu häufiges Waschen mit aggressiven Substanzen zerstört das Hautmilieu und führt oft zu einer Verschlimmerung.
- Da alle Aknemittel die Haut reizen können, ist die richtige Hautpflege entscheidend. Am besten geeignet sind entfettende Syndets (synthetische Seifen), wie etwa Eubos®, Hydroderm® oder Effaclair®. Bei stark fettender Haut nimmt man zur Entfettung auch eine milde alkoholische Lösung, etwa 20%iges Isopropanol oder Solutio Cordes®. Beim Abdecken von Mitessern und Pickeln sollte man fettige oder ölige Kosmetika besser meiden.
- Das bei vielen Teenagern beliebte "Ausdrücken" von Mitessern oder Pickeln schadet eher, denn die entzündungsverursachenden Substanzen werden durch unsachgemäßes Quetschen nur tiefer ins Gewebe gepresst. Das Risiko für Entzündungen und damit verbundene Narbenbildungen steigt. Stattdessen sollte eine Kosmetiker*in die Mitesser entfernen.
- Nicht zu stark dosiertes Sonnenlicht wirkt erfahrungsgemäß günstig, was sich auch daran zeigt, dass Akne im Sommer oft besser und im Winter eher schlechter wird. Allerdings beruht der Eindruck eher darauf, dass Akne auf gebräunter Haut weniger auffällt.
Komplementärmedizin
Naturheilheilkunde. Auch die Naturheilkunde bietet kein Patentrezept gegen Akne – die Empfehlungen reichen von A-Vitaminen über Blutreinigungstees mit Schachtelhalm und Brennnessel, Kamille und Salbei bis hin zu Zink (innerlich wie äußerlich). Kleiebäder und Heilerdeanwendungen unterstützen am ehesten die schulmedizinische Behandlung. Heilerde entzieht der Haut Talg und Schmutz und regt gleichzeitig die Durchblutung an. Außerdem wirkt sie entzündungshemmend.
Vorsicht geboten ist bei der manchmal empfohlenen essigsauren Tonerde: Wer sich in der Dosierung vergreift, riskiert Verätzungen im Gesicht.
Viele Betroffene haben gute Erfahrungen mit Teebaumöl gemacht, allerdings: Es wirkt nicht von heute auf morgen. Das Öl wird mit etwas Gesichtsgel oder Gesichtswasser vermischt und auf die betroffenen Stellen aufgetupft. Bei Hautirritationen muss die Anwendung sofort abgebrochen werden.
Ein altes, aber in der Wirksamkeit wissenschaftlich unbewiesenes Hausmittel gegen Akne ist Hefe, die entweder als frische Bäckerhefe oder als Fertigpräparat (z. B. Levurinetten®) innerlich und äußerlich angewendet wird.
Auch verschiedene homöopathische Mittel wie gereinigtes Bienengift sollen helfen, das Hautbild zu verbessern. Bisher gibt es jedoch keine überzeugenden Beweise, dass sie wirken.
Dampfbad. Ein altes Hausmittel ist das Dampfbad. Dafür wird eine Schüssel mit sehr heißem Wasser befüllt, das mit einer Hand voll getrockneter Kamillenblüten oder Ringelblumen angereichert wird. Anschließend wird der Kopf mit einem Handtuch bedeckt und über die Schüssel gebeugt. Das Dampfbad sollte etwa 10–15 Minuten wirken. Danach muss die Haut gut abgetrocknet werden.
Prävention
Lebensführung. Wer zu Mitessern und Pickeln neigt, verhindert mit der richtigen Hautpflege oft das Entstehen von Entzündungen. Selbstverständlich spielen auch andere vorbeugende Verhaltensweisen eine Rolle: gesunde Lebensweise mit frischem Obst und Gemüse, ausreichend Schlaf, viel Bewegung an der frischen Luft und Nikotin-Verzicht.
Pflegemittel. Um die Akne nicht zu verschlimmern, sollte die Haut nicht ständig neuen "pflegenden" Substanzen ausgesetzt werden. Besser man bleibt bei einem Pflegemittel – sofern es vertragen wird.

Hustensaft mit pflanzlichen Inhaltsstoffen sind für Kinder besonders gut geeignet, um das Abhusten zu erleichtern.
Bei Kindern Husten lindern
Mit Saft und Wickel
Wenn Babys oder kleine Kinder von Husten geschüttelt werden, leiden die Eltern richtig mit. Zum Glück steckt meist nur eine Erkältung dahinter. Deshalb lässt sich mit Hausmitteln und Hustensaft gut dagegen angehen. Wenn der Husten jedoch nicht besser wird, muss das Kind zur Ärzt*in. Gleiches gilt bei Alarmsymptomen wie Nasenflügelatmen oder Bluthusten.
Ausputzer Husten
Jeden Tag gelangen massenweise Partikel wie Staub und Pollen, aber auch Schadstoffe und Krankheitserreger in unsere Atemwege. Um sie zu entfernen, haben Luftröhre und Bronchien ein Selbstreinigungssystem: Es besteht aus Millionen von Flimmerhärchen, die auf der Schleimhaut der Atemwege sitzen, und einer dünnen klebrigen Schleimschicht. In diesem Schleim bleiben Viren, Staub und Fremdstoffe zunächst hängen. Weil die Flimmerhärchen fortwährend in Richtung Rachen schlagen, wird der Schleim inklusive Partikel dorthin transportiert. Dort wird er verschluckt und über den Darm ausgeschieden.
Bei einer Infektion der Atemwege muss dieses Reinigungssystem besonders viel leisten. Es sammelt sich mehr Schleim an als sonst, der dann einen Reiz verursacht und ausgehustet wird. Durch diese Schutzreaktion werden nicht nur die Viren ausgeschieden, sondern auch die Heilung der gestressten Atemwegsschleimhäute unterstützt. Denn das Abhusten großer Schleimmengen befreit die Bronchien und erleichtert das Atmen.
Tipp: Flimmerhärchen brauchen es feucht: trocknen die Schleimhäute der Atemwege aus, können sie ihre natürliche Reinigungsfunktion nicht mehr erfüllen. Wer erkältet ist sollte trockene Heizungsluft also meiden.
Wie Husten quälen kann
Husten ist ein häufiger Begleiter von viral ausgelösten Erkältungskrankheiten. Deshalb husten Kinder viel öfter als Erwachsene. Ihr Immunsystem ist noch nicht „fertig“, so dass Erkältungsviren ein leichtes Spiel haben. In den ersten beiden Lebensjahren haben die Kleinen durchschnittlich 13 Infektionen. Bei Kleinkindern bis vier Jahren sind bis zu zehn Atemwegsinfekte pro Jahr normal, wobei die Zahl der Erkältungen mit Eintritt in eine Kindertagestätte ansteigt.
Husten belastet den Organismus auf vielerlei Arten: Ist er intensiv und häufig, strengt er den kleinen Körper richtig an. Erschöpfung und Schlafstörungen beeinträchtigen die Erholung und Leistungsfähigkeit am Tag. Anhaltender Husten reizt die Atemwege,kann Halsschmerzen auslösen und das Essen und Trinken erschweren. Häufige Hustenattacken schränken zudem beim Spielen ein und erhöhen die Fehltage in der Kita und Schule.
Auch die Familie leidet mit, wenn Kinder dauernd am Husten sind. Eltern machen sich Sorgen, werden manchmal auch genervt, was wiederum ein schlechtes Gewissen auslöst. Insgesamt kann starker und häufig wiederkehrender Husten das Zusammenleben erheblich erschweren.
Hinweis: Bei sehr ausgeprägtem Husten drohen Atemnot und Sauerstoffmangel. Dazu kommt es aber nur, wenn ernsthafte Erkrankungen die Ursache sind oder eine harmlose Erkältung einen schweren Verlauf nimmt.
Was hinter dem Husten steckt
Meist ist der Husten im Kindesalter auf eine Erkältung zurückzuführen und bleibt harmlos. Trotzdem kann er langwierig sein – oft dauert es bis zu drei Wochen, bis er wieder abgeklungen ist. Wichtig ist, dass die Kinder trotz des Hustens normal und geräuschlos atmen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Kinder trotz Husten ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind.
In manchen Fällen nimmt eine eigentlich harmlose Erkältung aber auch einen schweren Verlauf. Dann erreichen die Krankheitserreger die unteren Atemwege oder sogar die Lunge und lösen dort eine Bronchitis oder Lungenentzündung aus. Das ist etwa bei 20-30% der Säuglinge und Kleinkinder der Fall. Besonders häufig kommt dies bei einer Infektion mit Influenzaviren oder RS(Respiratorische Synzytial)-Viren vor. Folgende Alarmsignale weisen auf eine schwere Erkrankung hin, in diesen Fällen sollten Eltern mit ihren Kindern gleich in die Arztpraxis:
- hörbare, rasselnde Atemgeräusche
- extrem starker Husten und Husten bis zum Erbrechen
- bläulich verfärbte Lippen und marmorierte Haut als Zeichen dafür, dass die Sauerstoffversorgung nicht ausreicht
- Einziehen der Haut zwischen den Rippen bei der Atmung
- Nasenflügelatmung, d. h., dass sich als Zeichen erschwerter Atmung die Nasenflügel mit bewegen
- schlechter Allgemeinzustand (Fieber, Schmerzen, Appetitlosigkeit)
Trockener, bellender Husten mit pfeifenden Atemgeräuschen ist ein Zeichen für einen Pseudokrupp-Anfall. Der Husten tritt dann ganz plötzlich und meist abends oder nachts auf. Die Ursache ist eine Kehlkopfentzündung durch Viren. An Pseudokrupp erkranken insbesondere Kinder zwischen sechs Monaten und drei Jahren. Hustensaft hilft in diesen Fällen nichts. Das Kind sollte in eine aufrechte Position gebracht und beruhigt werden. Es hilft auch, die Fenster weit zu öffnen oder im Bad die Wasserhähne aufzudrehen, um so für eine hohe Luftfeuchtigkeit zu sorgen. Kommt es trotzdem zu einer starken Atemnot, muss das Kind in die Klinik oder der Notdienst gerufen werden. Meist braucht das Kind dann Kortison. Um für weitere Anfälle gerüstet zu sein, erhalten die Eltern Kortisonzäpfchen, die sie dem Kind bei Bedarfselbst verabreichen können.
Husten mit Hausmitteln eindämmen
Erkältungsbedingter Husten ohne Alarmsignale kann bei Kindern gut mit Hausmitteln und Hustensaft behandelt werden. Lindernd wirken folgende Maßnahmen:
- Luftfeuchtigkeit erhöhen. Trockene Luft reizt die Schleimhäute der Atemwege zusätzlichs. Deshalb sollte die Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen oder im Krankenzimmer höher sein als sonst. Dazu kann man Schüsseln mit warmem Wasser auf die Heizung stellen oder feuchte Tücher aufhängen.
- Brustkorb warmhalten. Wärme entspannt die Bronchialmuskulatur. Empfohlen werden spezielle Wickel aus Heilwolle oder Bienenwachs, die in der Apotheke erhältlich sind. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann man diese Wickel und Auflagen auch gut zusätzlich mit einem engen Body fixieren.
- Heiße Milch mit Honig. Honig hat schleimlösende und entzündungshemmende Eigenschaften und lindert Husten. Für Kinder ab einem Jahr löst man 1-2 Teelöffel Honig in 220 ml (einer Tasse) warmer Milch auf, Kinder ab sechs Jahren bekommen einen Esslöffel Honig pro Tasse. Um Verbrennungen zu vermeiden, sollte die Milch nur lauwarm sein. Aber Achtung: Honig enthält häufig Sporen des Bakteriums Clostridium botulimun. Im unausgereiften Darm von Säuglingen können die Sporen auskeimen und einen Säuglingsbotulismus hervorrufen. Kinder unter einem Jahr dürfen deshalb keinen Honig bekommen, auch nicht in geringer Menge in Milch aufgelöst.
- Hustenbalsam. Ätherische Öle erleichtern das Atmen und helfen dabei, den Schleim zu verflüssigen. Es gibt sie als spezielle Hustenbalsame, die man auf Brust und Rücken auftragen kann. Die leichte Massage entspannt die Kinder zusätzlich. Es sind aber nicht alle ätherischen Öle für Kinder geeignet . Eukalyptus, Menthol und Campher sind stark reizend und können u.a. zu Kehlkopfkrämpfen führen. Sie sollten bei Kindern unter sechs Jahren nicht angewendet werden. Besser geeignet sind Balsame mit Myrte, Zirbelkiefer und Thymian. Individuelle Beratung gibt es in der Apotheke oder bei der Kinderärzt*in.
- Hustenbonbons. Für Kinder, die schon kontrolliert lutschen können, sind auch Hustenbonbons eine Option. Sie beruhigen den Rachen und stillen dadurch den Hustenreiz. Manche Präparate beinhalten zudem Hyaluronsäure. Sie kleiden die Schleimhäute aus und wirken dadurch besonders angenehm – sind allerdings je nach Produkt erst für Kinder ab vier bzw. sechs Jahren geeignet. Welche Hustenbonbons für welches Alter in Frage kommen, erfährt man beim Beratungsgespräch in der Apotheke.
Pflanzliche Hustensäfte – effektiv und verträglich
Bei Kindern werden gerne pflanzliche Hustensäfte eingesetzt. Sie wirken auf unterschiedliche Arten schleimlösend und hustenlindernd. Deshalb können sie sowohl bei trockenem Reizhusten als auch bei produktivem Husten eingesetzt werden (also wenn die Kinder viel Schleim abhusten). Typische Inhaltsstoffe sind Efeu, Thymian, Eibisch und Isländisch Moos.
Thymian enthält ätherische Öle, die den Schleim lösen und das Abhusten erleichtern. In Efeu und in Primelblüten finden sich Saponine. Diese Stoffe verringern die Zähigkeit (Viskosität) des Schleims. Efeu enthält zudem Alpha-Hederin. Die Substanz weitet die Bronchien und erleichtert damit die Atmung. Extrakte aus Eibisch und Isländisch Moos enthalten Schleimstoffe, die sich im Rachen lindernd über die gereizte Schleimhaut legen.
Bei der Auswahl des passenden Hustensaftes gibt es einiges zu beachten. Deshalb ist es gut, sich von der Kinderärzt*in oder in der Apotheke individuell beraten zu lassen. Folgende Merkmale sind bei Hustensäften wichtig:
Altersempfehlung. Auch wenn es Präparate gibt, die schon ab der Geburt zugelassen sind: Zur Sicherheit sollten Säuglinge vor der Selbstmedikation mit einem Hustensaft ärztlich untersucht werden. Andere Säfte sind ab einem oder ab drei Jahren geeignet, Beratung dazu gibt´s in der Apotheke.
Frei von Alkohol. Weil Alkohol ein Nervengift ist, sollten insbesondere Kinder alkoholfreie Arzneimittel erhalten. Diese gibt es auch bei Hustensäften, allerdings sind auch mehrere alkoholhaltige Produkte zugelassen. In den Angaben zum Inhalt ist der Alkoholgehalt in Volumenprozent vermerkt. Der zugefügte Alkohol hat nichts mit der Wirkung des Saftes zu tun, er dient der besseren Löslichkeit der Substanzen und der Konservierung.
Konsistenz. Je dickflüssiger ein Hustensaft ist, desto besser bleibt er im Rachenraum „kleben“ und desto stärker ist dort seine Schutzwirkung. Sirupartige Hustensäfte sind deshalb besser als dünne, flüssige Präparate.
Geschmack. Vor allem bei Kindern ist es wichtig, dass der Hustensaft gut schmeckt. Deshalb hat auch das Kind bei der Auswahl ein Wörtchen mitzureden. Wer es lieber süß mag, freut sich über das Kirsch- oder Himbeeraroma mancher Säfte. Andere Kinder ziehen einen naturbelassenen Geschmack wie „krautig“ vor, für sie sind Säfte mit Thymiangeschmack zu haben.
Hinweis: Auch Hustensäfte müssen korrekt dosiert werden. Dafür ist den Präparaten in der Regel ein Messlöffel oder ein Messbecher beigefügt. Für kleinere Dosierungen – z.B. bei Säuglingen – sind jedoch Dosierpipetten besser. In manchen Hustensäften liegt eine solche Pipette bei. Ist dies nicht der Fall, bekommt man in der Apotheke eine kleine Spritze oder man erwirbt ein Set aus Kolbendosierpipette und Universalaufsatz.
Was tun bei trockenem Reizhusten?
Zu Beginn einer Erkältung ist der Husten oft trocken und quälend, vor allem nachts stört er beim Schlafen. Deshalb gibt es auch pflanzliche Hustensäfte, die vorwiegend reizlindernd als Hustenstiller dienen. Oder man greift zu synthetischen Hustenblockern (Antitussiva), die Reizhusten lindern. Frei erhältliche Wirkstoffe sind Pentoxyverin und Levodropropizin für Kinder ab zwei Jahren oder Dextromeorphan für Kinder ab sechs. Bei starkem Reizhusten kann die Ärzt*in Noscapin oder Dihydrocodein verschreiben.
Hinweis: Codein aus der Gruppe der Opiode ist zwar ein sehr effektiver Hustenstiller, für Kindern unter zwölf Jahren jedoch nicht geeignet . Bei ihnen kann der Wirkstoff sogar lebensgefährlich sein, weil er möglicherweise die Atmung reduziert.
Quellen: DAZ 2024, Nr. 3, S. 46