Gesundheit heute

Keuchhusten

Keuchhusten (Pertussis): Akute bakterielle Infektion mit Hustenanfällen, die ihren Namen dem typischen Keuchen verdankt, das am Ende eines Hustenanfalls auftritt.

Keuchhusten ist sehr ansteckend und gehört im Säuglingsalter zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten. Er kommt vor allem bei Kindern im Kindergarten- und frühen Schulalter vor, zunehmend aber auch bei Jugendlichen und Erwachsenen.

Symptome und Leitbeschwerden

Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene:

Bei ihnen fehlen meist "typische" Symptome; möglich sind folgende Beschwerden:

  • Zunächst über 1–2 Wochen "laufende" Nase, uncharakteristischer Husten und leichtes Fieber (katarrhalisches Stadium)
  • Danach schwere Hustenanfälle, die oft auch nachts auftreten und mit Atemnot verbunden sind. Anschließend klingt der Husten über Wochen langsam ab (Rekonvaleszenzstadium)

Babys:

Auch bei Säuglingen sind häufig keine eindeutigen Symptome festzustellen. Fieber ist meist nicht vorhanden. Folgende Beschwerden sind möglich:

  • Uncharakteristischer Husten
  • Möglicherweise Atemstörungen oder Atempausen (Apnoen).

Inkubationszeit. Meist 7–10 Tage und maximal 3 Wochen.

Zeitraum der Ansteckung. Beginnt kurz vor dem Auftreten der ersten Beschwerden und endet 4 Tage nach Beginn der Therapie. Bei Nichtbehandlung besteht die Ansteckungsgefahr 4–5 Wochen.

Wann zum Kinderarzt

Am nächsten Tag, wenn

  • die Erkältungssymptome Ihres Kindes nach 1 Woche immer noch nicht abgeklungen sind.
  • der Husten nach einer Woche schlimmer wird.

Heute noch, wenn

  • Beschwerden auftreten, die zu Keuchhusten passen.

Sofort, wenn

  • Sie bei Ihrem Baby Keuchhusten vermuten.
  • Ihr Kind schwere Atemnot hat und/oder blau anläuft.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Übertragung

Keuchhusten wird durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst. Bei den meisten Erkältungskrankheiten wird der Husten durch das in den Atemwegen produzierte Sekret verursacht. Beim Keuchhusten dagegen setzen sich die Bakterien in den oberen Atemwegen, in der Luftröhre und in den Bronchien fest, vermehren sich und bilden Gifte. Diese Toxine schädigen die Schleimhäute und Flimmerhärchen sowie das umliegende Gewebe, und lösen entzündliche Vorgänge aus. Zudem reizen sie das Hustenzentrum im Gehirn und sorgen so für die charakteristischen Hustenanfälle.

Die Keuchhustenerreger werden von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen, z. B. über die Atemluft, beim Husten, Niesen, Händeschütteln, Küssen oder bei der Benutzung desselben Essbestecks oder Geschirrs.

Schon Neugeborene können erkranken, da die Abwehrstoffe gegen den Erreger in der Schwangerschaft nicht von der Mutter auf das Kind übergehen. Ohne diese erworbene Immunität (dem sog. Nestschutz) und ohne Impfung liegt das Ansteckungsrisiko bei 70–80 %. Die Immunität nach einer Keuchhustenerkrankung hält etwa 10 Jahre an. Danach besteht die Gefahr, sich neu zu infizieren. Diese Neuinfektion verläuft aber meist milde oder unbemerkt.

Besonders ansteckend ist der Keuchhusten im Anfangsstadium, in dem die Erkrankung oft wie eine normale Erkältung erscheint. Mehrere andere Infektionskrankheiten haben einen ähnlichen Verlauf wie Keuchhusten, z. B. die durch Parapertussis-Bakterien, Adeno-Viren oder RS-Viren ausgelösten Luftwegeinfekte.

Risikofaktoren

Ein unzureichender oder fehlender Impfschutz stellt ein hohes Ansteckungsrisiko dar, vor allem, wenn in der Familie Erwachsene und weitere Kinder ohne entsprechenden Impfschutz leben.

Verlauf

Der Krankheitsverlauf lässt sich in 3 Stadien einteilen:

Stadium catarrhale (Erkältungsphase, Dauer 1–2 Wochen): In dieser Anfangsphase zeigt das Kind leichte Erkältungssymptome wie Husten und Heiserkeit, Schnupfen, manchmal eine leicht erhöhte Temperatur, Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder Entzündung der Bindehaut des Auges (Konjunktivitis). Das Kind ist hochansteckend.

Stadium convulsivum (Anfallsphase, Dauer 4–6 Wochen: In der 2. Phase ist das Fieber meist abgeklungen. Das Kind hat (vor allem nachts) stakkatoartige heftige trockene Hustenanfälle, die häufig mit dem typischen keuchenden Einziehen der Luft enden. Dabei streckt es die Zunge vor, das Gesicht läuft rot bis blau an, und es droht dabei fast zu ersticken. Diese Attacken treten innerhalb von 24 Stunden bis zu 50-mal auf. Am Ende einer Hustenattacke würgt das Kind glasigen Schleim heraus; manchmal muss es sich auch erbrechen. Es folgt eine längere Pause ohne Husten. Meist hat das Kind keinen bis wenig Appetit und schläft schlecht oder gar nicht. Mögliche Begleiterscheinungen der Hustenattacken sind Muskelkater, Bauch- und Kopfschmerzen, Nasenbluten, Zungenbandgeschwüre, aber auch geplatzte Äderchen in der Bindehaut des Auges (Petechien) oder (im Extremfall) Leisten- sowie Rippenbrüche.

Stadium decrementi (Erholungsphase, Dauer 1–2 Wochen): Im 3. Krankheitsstadium werden die Hustenattacken schwächer und seltener und klingen schließlich ab. Bis zur Ausheilung vergehen bis zu 3 Monate.

Auch danach besteht die Gefahr, dass ein ähnlicher Reizhusten, bedingt durch kalte Luft, körperliche Anstrengung oder Zigarettenrauch, wieder auftritt; dies ist jedoch kein Rückfall der Keuchhustenerkrankung, sondern Folge der geschädigten Bronchialschleimhäute.

Komplikationen

Häufigste Komplikationen des Keuchhustens sind eine Mittelohrentzüung (Otitis media) oder eine Lungenentzündung (Pneumonie), vor allem im 1. Lebensjahr. Als Spätfolgen des Keuchhustens sind allergische Erkrankungen oder Asthma bekannt.

Von schweren und komplizierten Verlaufsformen sind vor allem Neugeborene und Säuglinge betroffen. Sie haben oft keine typischen Hustenattacken, sondern piepsen nur. Da sie sich zum Abhusten nicht von selbst aufsetzen können, drohen Erstickungsanfälle und lebensbedrohliche Atemaussetzer (Apnoe-Anfälle). Als seltene Folge des Sauerstoffmangels durch die Apnoe-Anfälle oder durch die Gifte des Keuchhustenbakteriums droht eine dauerhafte Schädigung des Gehirns mit Lähmungen, Seh-, Hör- oder geistigen Behinderungen.

Diagnosesicherung

Die charakteristischen Hustenanfälle, ausgelöst durch den Druck mit dem Spatel auf die Zunge, weisen eindeutig auf eine Keuchhustenerkrankung hin. Der Arzt wird zusätzlich nach einem fehlenden oder nicht ausreichenden Impfschutz sowie nach dem Kontakt zu Erkrankten fragen.

Wenn bei älteren Kindern und Jugendlichen die klassischen Symptome wie Atemaussetzer oder keuchende Atmung fehlen, sind weitere Untersuchungen nötig.

Aber auch wenn Symptome bei Säuglingen und Kleinkindern vorhanden sind, sollte eine Labordiagnostik zur Sicherung herangezogen werden, um andere infektiöse Erkrankungen auszuschließen.

Kulturnachweis. Die Bakterienkultur aus dem Abstrich aus dem hinteren Nasen-Rachen-Raum, möglichst im Anfangsstadium oder zu Beginn der 2. Krankheitsphase, weist das Bakterium direkt nach. Die Anzüchtung in der Bakterienkultur gelingt aber nur in der Hälfte der Fälle, da die Keuchhustenbakterien sehr empfindlich auf kühle und trockene Umgebung reagieren, zudem dauert sie 3–5 Tage und hat deshalb für die Entscheidung über die Ersttherapie keine Bedeutung.

Erregernachweis. Eine moderne und auch zuverlässige Diagnose gewährt der Nachweis von Erbgut aus den Keuchhustenbakterien über die Polymerase-Kettenreaktion (PCR, Polymerase Chain Reaction) aus dem Sekret des Nasen-Rachen-Raumes. Die Erbsubstanz von Krankheitserregern lässt sich innerhalb von 1 Tag sicher nachweisen.

Blutbild. Ergänzend entnimmt der Arzt Blut. Typische Veränderungen zeigt v. a. das Differenzialblutbild mit einer Vermehrung der weißen Blutkörperchen.

Behandlung

Die Therapie der Wahl besteht aus Antibiotika wie Erythromycin (40–50 mg/kg KG), Azithromycin (10–12 mg/kg KG) oder Clarithromycin (15–20 mg/kg KG), die über 14 Tage eingenommen werden. Allerdings kann dadurch die Dauer des Hustens nur im Anfangsstadium abgekürzt werden. Beginnt die antibiotische Behandlung erst im späteren Stadium (Stadium convulsivum), helfen Antibiotika kaum noch, da sie die hustenauslösenden Giftstoffe nicht abbauen. Immerhin wird aber die Ansteckungsfähigkeit bekämpft, sodass eine antibiotische Behandlung für Menschen in der Umgebung vorbeugend wirkt. Kinder dürfen 4 Tage nach Beginn der antibiotischen Behandlung wieder in den Kindergarten oder in die Schule oder andere Gemeinschaftseinrichtungen gehen.

Kinder mit schwerer Symptomatik werden in das Krankenhaus eingewiesen, um sie wegen der drohenden Atempausen über einen Monitor zu überwachen. V. a. Säuglinge sollen in einem Krankenhaus überwacht werden, um auf Komplikationen schnell zu reagieren, immerhin sterben bis zu 2 % der betroffenen Säuglinge durch Ersticken.

Bei einem schweren Krankheitsverlauf werden ergänzend auch Kortikosteroide oder das sympathische Nervensystem stimulierende Medikamente (Sympathomimetika) wie Salbutamol gegeben, um die Symptome zu erleichtern. Der Nutzen dieser ergänzenden Medikamente ist aber noch nicht gesichert.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Isolierung. Um andere zu schützen, sollten kranke Kinder räumlich von Geschwistern, aber auch von älteren Menschen getrennt werden.

Zuwendung. Während der Hustenattacken sollte das Kind beruhigt werden. Auch frische Luft ist hilfreich. Spaziergänge und ruhiges Spielen lenken ab.

Ruhe. Das kranke Kind darf sich körperlich nicht anstrengen, da dadurch oft ein erneuter Hustenanfall ausgelöst wird.

Aufrecht hinsetzen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind während der Hustenanfälle aufrecht und mit leicht vorgebeugtem Kind sitzt! Dadurch funktioniert das Abhusten leichter.

Inhalation. Bei älteren Kindern lindern regelmäßige Inhalationen mit heißem Wasser und ein paar Teelöffeln Meersalz die Beschwerden. Entweder nimmt man dazu eine Schüssel, über die das Kind inhaliert, oder man verwendet ein Inhalationsgerät aus der Apotheke. Für kleine Kinder eignet sich diese Methode aufgrund der Gefahr des Verbrühens nicht.

Luftfeuchtigkeit. Günstig wirkt sich eine Luftfeuchtigkeit von 40 % aus, die man durch bereitstehende Wasserbehälter, Luftbefeuchter oder das Verkochen von Wasser erreicht.

Essen und Trinken. Grundsätzlich sollen kranke Kinder reichlich trinken, um den trockenen Husten zu lindern.

Zitronen-Brust-Wickel. Ein warmer Brustwickel mit Zitronensaft wird am besten vor dem Schlafengehen aufgelegt. Geben Sie dafür die Zitronenscheiben auf ein warmes feuchtes Frotteehandtuch. Falten Sie dies in Längsrichtung zusammen und legen es quer über den Brustkorb des auf dem Rücken liegenden Kindes. Die Arme sind dabei erhoben. Sie können die Zitrone auch unter heißem Wasser in einer Schüssel aufschneiden und kräftig drücken, um die ätherischen Öle freizusetzen. Ein Baumwolltuch in der Flüssigkeit tränken, ausdrücken und noch feucht auf die Brust legen. Mit einem Handtuch, einer Wärmflasche und der Bettdecke abdecken.

Thymian. Auch Thymian soll Beschwerden lindern, sowohl als Brustwickel, Badezusatz, aber auch zusammen mit anderen Kräutern als Tee. Für den Thymiantee zum Lindern der Hustenanfälle mischen Sie je 30 g Thymiankraut, Sonnentaukraut und gequetschte Anisfrüchte. Übergießen Sie 1 Teelöffel dieser Mischung mit heißem Wasser und lassen den Tee 20 Minuten ziehen.

Geeignete Medikamente

Hustenmittel vermindern den Husten nicht. Sehr zähe Schleimbildung wird durch schleimlösende Medikamente leicht abgemildert.

Komplementärmedizin

Homöopathie. Aufgrund der Gefährlichkeit der Erkrankung wird in der Akutphase von Homöopathika abgeraten.

Prävention

Impfung, Kind. Eine gut verträgliche Impfung ist Teil der Regel-Kinderimpfungen mit Kombinationsimpfstoffen, die gleichzeitig gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphterie, Kinderlähmung, aber auch gegen Haemophilus influenza Typ b (HiB) und Asthma immunisieren. Eine bereits durchgestandene Keuchhusteninfektion bedeutet keine lebenslange Immunität. Da der Impfschutz nur 5–10 Jahre anhält, sind Auffrischungsimpfungen notwendig. Die Ständige Impfkommission (STIKO) gibt folgende Impfempfehlungen gegen Keuchhusten, aufgeteilt nach Lebensalter:

  • 2, 3 und 4 Monate: 1.–3. Impfung
  • 11–14 Monate: 4. Impfung zur vollständigen Grundimmunisierung
  • 5–6 Jahre: 1. Auffrischungsimpfung mit einem Impfstoff gegen Tetanus, Diphterie und Keuchhusten (sog. Tdap-Kombinationsimpfstoff)
  • 9–17 Jahre: 2. Auffrischungsimpfung

Ältere Kinder, die keine Grundimmunisierung besitzen und auch noch keinen Keuchhusten durchgemacht haben, erhalten einen Kombinationsimpfstoff gegen Keuchhusten, Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie und Kinderlähmung (Polio). Grund für die Kombinationsimpfung ist auch, dass es derzeit für diese älteren Kinder noch keinen zugelassenen Mono-Impfstoff gibt.

Impfung, Umfeld. Die STIKO empfiehlt, dass bereits vor der Geburt eines Kindes auch die Geschwister, Großeltern oder andere zum familiären Umfeld zählende Personen wie Tagesmutter (wieder) geimpft werden.

V. a. Frauen im gebärfähigen Alter sollten sich grundsätzlich gegen Keuchhusten impfen lassen oder die Impfung auffrischen, sofern die letzte Impfung mehr als 10 Jahre her ist.

Ein vielversprechender Ansatz in Großbritannien ist, alle Schwangeren zwischen der 28. und 38. Schwangerschaftswoche gegen Keuchhusten zu impfen – die über die Plazenta auf das Kind übertragenen Antikörper schützen offenbar so effektiv, dass die Keuchhustenfälle um über drei Viertel zurückgehen.

Informieren Sie vor dem Arztbesuch das Praxispersonal über den Verdacht auf Keuchhusten, damit dort Maßnahmen zum Schutz anderer vor einer Ansteckung getroffenen werden.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Beschwerden“, „Wann zum Kinderarzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Corona belastet Kinder extrem

Nicht mehr draußen mit anderen spielen zu dürfen belastet Kinder sehr.

Corona belastet Kinder extrem

Keine Freunde, kein Sport

Kinder stecken viel weg, sagt man immer. Doch in puncto Coronapandemie scheint das nicht zuzutreffen. Ein Jahr nach Beginn der Pandemie leidet fast jedes dritte Kind unter psychischen Auffälligkeiten, so eine aktuelle Studie.

Wieder über 1000 Kinder befragt

Schon im ersten Lockdown wurden im Rahmen der COrona-und PSYche-Studie (COPSY) 7 bis 17-Jährige zu den Auswirkungen der Pandemie auf ihre seelische Gesundheit und ihr Wohlbefinden befragt. Mitte Dezember bis Mitte Januar starteten die Forscher*innen des Universitätsklinikums Hamburgs eine zweite Befragungswelle mit mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen und über 1600 Eltern. Die Ergebnisse sind weiterhin wenig erfreulich.

Die allermeisten fühlen sich stark belastet

85% der Kinder und Jugendlichen fühlten sich durch die Coronapandemie stark belastet, beim ersten Lockdown Mai/Juni 2020 waren dies mit 70% etwas weniger. Schon vor der Krise hatten 3 von 10 Kindern eine reduzierte Lebensqualität. Im ersten Lockdown stieg dieser Anteil jedoch auf 6 von 10, im Zeitraum Dez/Januar 2021 auf 7 von 10.

Die Schulsituation schilderten 90% der Kinder als genauso oder sogar noch anstrengender als im ersten Lockdown. Nur 10 % der Kinder haben sich offenbar daran gewöhnt und fühlen sich inzwischen weniger belastet als damals. Verschlechtert hat sich außerdem bei 40% der Befragten ihr Verhältnis zu Freunden. Das Gleiche gilt für das Gesundheitsverhalten: Inzwischen machen zehnmal mehr Kinder als vor der Pandemie keinen Sport mehr, im ersten Lockdown waren dies nur doppelt so viele. Auch die Ernährung bleibt suboptimal, es werden weiterhin zu viele Süßigkeiten verzehrt.

Insgesamt gibt es auch mehr Streit in den eigenen vier Wänden. Besonders betroffen sind davon sozial schwache Familien in beengtem Umfeld. Hier haben Wut, Aggressionen und psychosomatische Beschwerden deutlich zugenommen.

Die Quittung: Ängste und Kopfschmerzen

Da wundert es nicht, dass sowohl im ersten wie auch im zweiten Lockdown jedes dritte Kind psychische Auffälligkeiten zeigt (vor Corona waren es 2 von 10). Typische Beschwerden sind Ängste und Sorgen, Niedergeschlagenheit und vor allem auch Kopf- und Bauchschmerzen. Offenbar haben sich die Kinder nicht wie erhofft an die schwierige Situation und die Unsicherheiten gewöhnt, erklärt Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der COPSY-Studie.

Gute Familienstruktur hilft

Helfen kann den Kindern ein guter Familienzusammenhalt, betont Ravens-Sieberer: „Unsere Ergebnisse zeigen erneut: Wer vor der Pandemie gut dastand, Strukturen erlernt hat und sich in seiner Familie wohl und gut aufgehoben fühlt, wird auch gut durch die Pandemie kommen.“ Sie fordert verlässlichere Konzepte, um insbesondere Kinder aus Risikofamilien zu unterstützen und ihre seelische Gesundheit zu stärken.

Quelle: COPSY-Studie

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: L Julia/Shutterstock.com