Gesundheit heute

Spucken und was dahinter stecken kann

Das normale Spucken. Die meisten Babys schicken nach dem Stillen bzw. Füttern etwas Milch oder Brei „zurück zum Absender“, und das können entweder immer wieder kleinere Mengen sein, aber auch einmal – oft mit einem Rülpser – ein richtiger Schwall. Diese „bemerkenswerte Undichtigkeit“ (Barbara Sichtermann) liegt daran, dass der Ventilmechanismus am Mageneingang, der das Zurücklaufen des Mageninhalts in die Speiseröhre verhindert, erst langsam aufgebaut wird.

Die Menge des Erbrochenen wird von vielen Eltern überschätzt. Solange ein Kind normal Gewicht zulegt, besteht kein Anlass zur Sorge. Das Spucken verschwindet bei über 90 % der Kinder bis zum ersten Geburtstag von selbst.

Eltern können dem leicht spuckenden Kind helfen, indem sie es nach dem Stillen bzw. Füttern ein ausgiebiges „Bäuerchen“ machen lassen und noch eine Weile in der Vertikalen tragen, damit sich ein Teil der Milch noch „setzen“ kann (das heißt auch, dass die Windeln bei solchen Kindern am besten schon vor dem Trinken gewechselt werden). Zum Einschlafen werden die Kinder am besten eine Weile auf die rechte Seite gelegt; dies soll die Magenentleerung beschleunigen.

Starkes Spucken. Hinter schwereren Formen von Spucken, bei denen Säuglinge kein Gewicht mehr zulegen und nicht mehr gedeihen, können organische Störungen stehen, insbesondere die Refluxkrankheit oder die Magenpförtnerenge.

Vom Spucken abzugrenzen ist das Speicheln. Es geht mit etwa drei Monaten los und kann so stark ausgeprägt sein, dass die Säuglinge regelmäßig die Oberkleider durchnässen. Es könnte der Mundreinigung dienen (Babys stecken ja alles Mögliche in den Mund) oder auch während des Zahnens das Zahnfleisch beruhigen. Vielleicht hilft der übermäßig gebildete Speichel auch bei der Verdauung (er enthält unter anderem Stärke abbauende Enzyme). Egal, welchen Sinn es hat – nach dem ersten Lebensjahr wird das Speicheln deutlich weniger, mit 18 Monaten ist es bei den meisten Kindern vorbei.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Kinderaugen gut beobachten

Auch wenn das Schielen manchmal putzig aussieht, sollte es kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden.

Kinderaugen gut beobachten

Blinzeln, Schielen, schiefer Hals?

Vom Schielen bis zum Netzhauttumor — auch Kinderaugen können erkranken. Und weil die Kleinen eine Sehbehinderung selbst oft gar nicht wahrnehmen, ist die Aufmerksamkeit der Eltern gefragt. Diese Anzeichen zeigen, dass etwas mit den Augen nicht stimmt.

Vorsorgeuntersuchung nicht ausfallen lassen!

Ob ein Kleinkind richtig sieht, ist manchmal nur schwer zu beurteilen. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Eltern die Vorsorgetermine in der Kinderarztpraxis aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen lassen, berichtet die Kinderaugenärztin Samantha Feldman. Das ist ein großer Fehler: Denn wenn Augenprobleme nicht frühzeitig behandelt werden, drohen dauerhafte Sehbehinderungen.

Doch nicht nur Kinderärzt*innen, auch Eltern sollten die Augen der Kinder immer gut im Blick haben. Denn kleine Kinder können ihre Sehprobleme nicht beschreiben, erklärt die Augenärztin. Oft halten sie diese auch für ganz normal, da sie ja kein anderes Sehen kennen. Folgende Anzeichen sind verdächtig:

  • Schielen. Schielen muss immer von der Fachärzt*in kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden. Auch wenn es vermeintlich nur „leicht“ ist, wächst es sich nicht aus, sondern kann zu dauerhaften Sehbehinderung führen. In manchen Fällen liegt auch ein Pseudoschielen oder Pseudostrabismus vor. Bei breiter, flacher Nase oder ungünstig sitzenden Hautfalten etwa sieht es nur so aus, als würde das Kind schielen. Wächst das Kind, verliert sich dieser falsche Eindruck. Um ein echtes, behandlungsbedürftiges Schielen nicht zu übersehen, muss aber auch das Pseudoschielen ärztlich abgeklärt werden.
  • Ständiges Blinzeln oder Zusammenkneifen der Augen. Damit machen sich manchmal Kurz- oder Weitsichtigkeit, Schielen oder Astigmatismus bemerkbar. Auffälliges Blinzeln und Augen-Zusammenkneifen müssen daher immer in der Kinderarztpraxis angesprochen werden. Wenn nötig, wird das Kind dann zu einer auf Kinder spezialisierten Augenärzt*in überwiesen.
  • Nase am Bildschirm. Das Gleiche gilt, wenn das Kind beim Betrachten von Büchern oder Apps mit der Nase ganz eng an Buch oder Tablet klebt oder beim Fernsehen viel zu nah vor dem Gerät sitzt. Hier stecken oft Fehlsichtigkeiten dahinter, die abgeklärt werden müssen.
  • Ungewöhnliche Kopfhaltung. Wenn Kinder ihren Kopf immer wieder neigen, drehen oder schief halten, kann das mannigfache Gründe haben. Sie reichen von muskulären Fehlhaltungen über den Schiefhals bis zu Augenerkrankungen. Deshalb ist die Kinderärzt*in unbedingt darauf aufmerksam zu machen — wenn es nicht sowieso bei der Vorsorgeuntersuchung auffällt.
  • Hängendes Augenlid. Diese sind bei Kindern meist angeboren und führen je nach Ausmaß zu Sehstörungen. Seltener sind Nervenschädigungen daran schuld, dass ein Augenlid nach unten hängt. Auf jeden Fall sind herabhängende Augenlider immer abzuklären.
  • Weißer Pupillenreflex. Ein Alarmzeichen ist es, wenn beim Fotografieren mit Blitzlicht eine Pupille auf dem Foto weiß statt rot oder schwarz abgebildet wird. Dahinter können Fehlstellungen der Augen oder Fehlsichtigkeiten, aber auch ernsthafte Erkrankungen wie eine Linsentrübung oder ein Tumor stecken. Wenn Eltern einen solchen weißen Pupillenreflex bemerken, sollten sie mit ihrem Kind unbedingt die Kinderärzt*in aufsuchen.

Quelle: www.kinderärzte-im-netz.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Lena May/Shutterstock.com