Gesundheit heute

Röteln

Röteln (Rubella, Rubeola): Für Kinder harmlose Infektionskrankheit, die vom Röteln-Virus (Rubellavirus) verursacht wird und durch Hautausschlag, Fieber und Lymphknotenschwellung gekennzeichnet ist.

Röteln sind durch die für alle Kinder empfohlenen Impfungen selten geworden.

Symptome und Leitbeschwerden

Die Beschwerden bei Röteln sind oft leicht und der Hautausschlag diskret und undramatisch.

Kinder:

  • Erkältungsähnliche Allgemeinbeschwerden, z. B. Abgeschlagenheit, Halsschmerzen, leichtes Fieber
  • Evtl. geschwollene Lymphknoten
  • In 50 % der Fälle hellroter, fleckiger Ausschlag, anfangs (wie bei den Masern) hinter dem Ohr.

Jugendliche und Erwachsene:

  • Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit
  • Leichte Entzündung der Bindehaut und der Augenlider
  • Verstopfte oder "laufende" Nase
  • Geschwollene (bohnengroße) Lymphknoten am ganzen Körper
  • Geschwollene und schmerzhafte Gelenke bei jungen Frauen.

Inkubationszeit. 14–21 Tage.

Zeitraum der Ansteckung. 1 Woche vor Auftreten bis 5 Tage nach Erscheinen des Hautausschlages.

Wann zum Kinderarzt

Am nächsten Tag, wenn

  • Sie bei Ihrem Kind Röteln vermuten.

Heute noch, wenn

  • Ihr Kind mit Röteln zusätzlich über Beschwerden wie Ohrenschmerzen klagt.

Sofort, wenn

  • Ihr Kind starke Kopfschmerzen, einen steifen Nacken oder Krämpfe bekommt und apathisch wirkt; diese Symptome deuten auf eine Hirnhautentzündung hin.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Übertragung

Röteln-Viren werden durch das Rubellavirus ausgelöst und verbreiten sich über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Die virenhaltigen Speicheltröpfchen des Erkrankten werden beim Husten, Niesen oder Sprechen in die Luft weitergegeben und dringen in die Schleimhaut der oberen Atemwege ein.

Auch durch den direkten Kontakt mit dem Speichel beim Händeschütteln, Küssen oder bei der Benutzung desselben Essbestecks oder Geschirrs besteht die Gefahr, dass sich der Gesunde ansteckt.

Bei kleinen Kindern, die bereits im Mutterleib von ihrer Mutter angesteckt wurden, besteht bis zu einem Jahr die Gefahr, dass sie das Virus über den Urin oder das Nasen- und Rachensekret verbreiten.

Verlauf

Bevor die ersten Symptome auftreten, bemerkt der Patient oft nichts von seiner Ansteckung.

Röteln zeigen sich zunächst als geringfügige erkältungsähnliche Allgemeinbeschwerden, mit Abgeschlagenheit und leichtem Fieber. Im Anschluss an eine auffällige Rötung des Gesichts entwickelt sich bei 50 % der Kinder ein charakteristischer Hautausschlag – ähnlich dem bei Masern – hinter den Ohren. Der Ausschlag besteht aus hellroten Flecken, die leicht erhaben sind. Im Gegensatz zu den Masern sind die Röteln-Flecken kleiner und laufen nicht zusammen.

Komplikationen

Komplikationen sind sehr selten und verlaufen in aller Regel gutartig.

Gelenkbeschwerden: Entzündliche Gelenkerkrankungen (Arthritiden) sind äußerst selten, wenn treten sie im Erwachsenenalter auf.

Gehirnentzündung (Enzephalitis): Sehr selten verursachen Röteln eine Entzündung des Gehirns mit Kopf- und Nackenschmerzen, mit Sehstörungen, Erbrechen, Lähmungen sowie Empfindungsstörungen. Dauerschäden gibt es jedoch nicht.

Röteln-Embryopathie: In der Schwangerschaft sind Röteln allerdings eine ernste Bedrohung: Die Viren gelangen vor allem in der Frühschwangerschaft über den Mutterkuchen in den kindlichen Blutstrom. Schwere kindliche Schäden mit geistiger Behinderung, Schwerhörigkeit oder Taubheit, Sehbehinderung und/oder Herzfehlern sind die Folgen (Röteln-Embryopathie). Immer noch werden hierzulande 50–100 Babys jährlich mit teilweise schweren angeborenen Schäden infolge einer Röteln-Infektion geboren. Wird das Ungeborene im ersten Schwangerschaftsdrittel infiziert, droht in 90 % der Fälle eine Fehlbildung. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel kann immer noch jedes 4. Ungeborene angesteckt werden. Erst in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft reduziert sich die Gefahr von Missbildungen deutlich. Oft weiß die Schwangere gar nichts von ihrer Infektion, da die typischen Krankheitszeichen (wie etwa der Ausschlag) fehlen.

Diagnosesicherung

Häufig wird die Infektion mit Röteln-Viren gar nicht bemerkt.

Wird sie bemerkt, ist sie für den Kinderarzt schwierig zu erkennen, denn andere virale Erkrankungen wie Masern, Scharlach, Ringelröteln oder ein allergischer Hautausschlag rufen ähnliche Krankheitsbilder hervor.

Eine labormedizinische Untersuchung muss deshalb meist die Diagnose sichern.

Blutbild. Typischerweise zeigt das Blutbild bei Röteln eine Leukopenie, das heißt eine gegenüber der Norm verminderte Anzahl an weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut. Außerdem lassen sich im Blut Röteln-spezifische Antikörper nachweisen oder direkt die Erbsubstanz (RNA) der Viren.

Erregernachweis. Auch in Speichelproben aus dem Nasen-Rachen-Raum oder aus der Zahntasche lässt sich 3 Tage nach Symptombeginn das Virus nachweisen.

Behandlung

Es gibt keine wirksame Therapie gegen das Virus. Da die Röteln meist einen milden Verlauf haben, besteht die Behandlung aus der Linderung der Symptome.

Pränatale Diagnostik. Während der Schwangerschaft können Röteln zu einer Fehlgeburt oder zu schweren Schädigungen des Ungeborenen führen. Besteht bei Schwangeren der Verdacht auf eine Infektion, ist eine Blutuntersuchung besonders wichtig. Nur so kann der Arzt die Diagnose eindeutig stellen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Röteln sind fast immer harmlos, Bettruhe nur bei Bedarf.

Isolation. Kinder, die eine akute Röteln-Infektion haben oder bei denen der Verdacht besteht, sollten von Schwangeren getrennt werden und deshalb nicht in den Kindergarten, in die Schule oder andere Gemeinschaftseinrichtungen gehen.

Prävention

Impfung. Die einzig wirksame vorbeugende Maßnahme gegen Röteln ist die zweimalige Schutzimpfung. Die Impfung erfolgt in zwei Schritten: Gegen Ende des 1. Lebensjahres erfolgt eine 3-fach-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Mindestens 4 Wochen später, also zu Beginn des 2. Lebensjahres, folgt die Zweitimpfung, die als 4-fach-Impfung (MMRV) zusätzlich auch einen Impfstoff gegen Windpocken enthält. Die zweimalige Schutzimpfung gewährt lebenslange Immunität.

Durch die Impfung wird nicht nur das geimpfte Kind geschützt, sondern vor allem die noch ungeborenen Kinder. Achten Sie darauf, dass Ihre Tochter bis zur Pubertät einen ausreichenden Schutz hat – entweder durch eine selbst durchgemachte Erkrankung oder durch eine zweimalige Impfung. Frauen, die sich nicht sicher sind, ob sie in ihrer Kindheit geimpft wurden, lassen den Schutz beispielsweise durch eine Blutuntersuchung nachweisen.

Impfung während der Schwangerschaft. Zu den Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft gehört auch die Bestimmung des Röteln-Titers im Blut. Dieser sollte mindestens einen Wert von 1:32 haben (d. h. noch bei 32-facher Verdünnung einen Schutz gegen die Erkrankung gewährleisten, 1:16 oder 1:8 bedeutet einen noch besseren Schutz, 1:64 wäre nicht mehr ausreichend). Da die Impfung nicht während der Schwangerschaft nachgeholt werden darf, wird empfohlen, dass zwischen der Impfung und einer (geplanten) Schwangerschaft ein zeitlicher Abstand von 1 Monat liegt. Lässt sich eine Schwangere aus Versehen impfen, ist dennoch nach nationalen und internationalen Empfehlungen kein Schwangerschaftsabbruch notwendig.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Beschwerden“, „Wann zum Kinderarzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Karies sicher vorbeugen

Die Kariesprophylaxe beginnt schon vor dem ersten Milchzahn.

Karies sicher vorbeugen

Weder zuviel, noch zu wenig Fluorid

Zur Kariesprävention bei Kindern wird neben Mundhygiene und gesunder Ernährung vor allem die Gabe von Fluoriden empfohlen. Doch gerade dabei gibt es Unsicherheiten. Reicht fluoridhaltige Zahnpasta, muss man zusätzlich Fluoridtabletten geben oder riskiert man damit womöglich einer Überdosierung?

Fluoridmenge genau beachten

Karies wird in Deutschland bei Kindern immer seltener. Grund dafür sind die seit den 1990er Jahren verbesserten Präventionsmaßnahmen, insbesondere die Gabe von Fluoriden im Säuglings- und Kindesalter. Fluorid lässt sich auf verschiedene Weise verabreichen, z. B. über fluoridhaltiges Wasser, Tabletten oder Zahnpasta. Um eine Fluoridüberdosierung und einer dadurch bedingten Schädigung von Zähnen, Knochen und zu vermeiden, müssen die Fluoridmengen genauestens beachtet werden. Als optimale Dosis für höchstmögliche Kariesvorbeugung bei geringstem Risiko gelten 0,05 mg/kg Körpergewicht. Wie sich das konkret umsetzen lässt, beschreibt das Netzwerk Gesund ins Leben in seiner bundesweiten Empfehlung zur Kariesvorbeugung im Säugling- und Kindesalter.

Von Geburt bis Zahndurchbruch

Schon vor dem ersten Milchzahn braucht der Säugling Fluoride. Die Dosierung hängt davon ab, wie das Kind ernährt wird.

  • Gestillte Kinder erhalten täglich ein Kombipräparat aus 0,25 mg Fluorid und 400-500 Internationale Einheiten (IE) Vitamin D in Tablettenform (Vitamin dient der Vorbeugung von Rachitis).
  • Wird der Säugling überwiegend mit Säuglings(milch)nahrung ernährt, kommt es darauf an, wie fluoridhaltig das dafür verwendete Wasser ist. Liegt der Fluoridgehalt unter 0,3 mg/l, eignen sich die gleichen Kombitabletten wie beim gestillten Säugling. Beträgt der Fluoridgehalt 0,3 mg/l oder mehr, soll Vitamin D alleine verabreicht werden.

Vom Zahndurchbruch bis zum ersten Geburtstag

Ist der erste Zahn da, wird das Kind behutsam an das Zähneputzen herangeführt. Um eine Überdosierung der Fluoride zu vermeiden, ist es wichtig, den Fluoridgehalt der Zahnpasta und des für die Säuglingsmilch verwendeten Wassers zu kennen.

  • Wird das Kind überwiegend mit Säuglingsmilch ernährt und liegt der Fluoridgehalt des dafür verwendeten Wassers bei oder über 0,3 mg/l, sollen ihm die Zähne nur einmal täglich mit einer reiskorngroßen Menge (0,125 g) geputzt werden. Hier ist es egal, ob die Zahnpasta fluoridhaltig ist oder nicht. Vitamin D gegen Rachitis wird in der Dosierung von 400-500 IE täglich per Tablette verabreicht.
  • Bei gestillten Kindern oder einem Fluoridgehalt im Trinkwasser unter 0,3 mg/l gibt es zwei Möglichkeiten, den Kinderzähnen das nötige Fluorid zuzuführen: Ist die verwendete Zahnpasta fluoridreich, sind die Zähnchen zweimal täglich mit einer nur reiskorngroßen Menge Zahnpasta (mit 1000 ppm Fluorid) putzen. Zusätzlich bekommt das Kind täglich eine Vitamin-D-Tablette mit 400-500 IE Vitamin D. Bei fluoridfreier Zahnpasta werden die Zähne auch zweimal täglich geputzt. Zur Kariesvorbeugung gibt´s wie vor dem Zahndurchbruch ein Kombipräparat aus und 0,25 mg Fluorid und 400-500 IE Vitamin D.

Vom ersten bis zum zweiten Geburtstag

Bis zum zweiten Lebensjahr heißt es zweimal täglich Zähne putzen, und zwar mit einer reiskorngroßen Menge fluoridhaltiger Zahnpasta (mit 1000 ppm Fluorid). Die Eltern sollten beim Zähneputzen dabei sein und genau darauf achten, dass nicht zuviel Zahnpasta auf die Zahnbürste aufgetragen wird.

Von 2 bis 6 Jahren

Im Vorschulalter brauchen die Kinderzähne mehr Fluoride. Enthält die Zahnpasta 1000 pppm Fluorid, wird eine erbsengroße Menge (etwa 0,25 g) auf die Zahnbürste gequetscht. Geputzt wird morgens und abends mit den Eltern. Sind die Kleinen tagsüber in Kindergarten oder Kita, darf dort eine dritte Zahnputzeinheit mit ebenfalls erbsengroßer Menge an Zahnpasta eingelegt werden. Hält man sich an diese Empfehlungen, sind die Zähne geschützt und das Risiko einer Überdosierung gering.

Quelle: Monatsschrift Kinderheilkunde

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Imagebroker/imago-images.de