Gesundheit heute

Kreatin

Kreatin
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Egal ob 100 Meter sprinten, Gewichtheben oder kurz zum Bus spurten: Ohne Kreatin geht es nicht. Bei jeder Bewegung benötigt der Muskel nämlich Energie – und die erhält er von den zahlreichen Kreatin-Molekülen, die in jeder Muskelzelle vorkommen. Dabei ist Kreatin besonders für solche Bewegungen wichtig, bei denen in kurzer Zeit viel Kraft aufgebracht wird. Beim Ausdauersport, wie zum Beispiel beim Marathon, ist der Einfluss des Kreatins geringer.

Die Kreatin-Versorgung wird auf zwei verschiedenen Wegen sichergestellt. Zum einen stellen Leber, Nieren und Bauchspeicheldrüse das Molekül selbst her. Zusätzlich nehmen wir Kreatin mit der Nahrung auf. Vom Darm wird es dann über das Blut zu den Muskeln transportiert.

Vorkommen

Auch in den Muskeln von Tieren steckt viel Kreatin – und somit in Fleisch oder Fisch. Obst, Gemüse und Milchprodukte enthalten nur Spuren des Moleküls. Gute Kreatin-Quellen sind zum Beispiel:

  • Hering: 6,5-10,0 Gramm/Kilogramm
  • Schweinefleisch: 5,0 Gramm/Kilogramm
  • Rindfleisch: 4,5 Gramm/Kilogramm
  • Lachs: 4,5 Gramm/Kilogramm
  • Thunfisch: 3,0-7,0  Gramm/Kilogramm
  • Kabeljau: 3,0 Gramm/Kilogramm

Bedarf

Ein Erwachsener benötigt pro Tag ungefähr 1,5 – 2 Gramm Kreatin. Allerdings variiert der Tagesbedarf je nach Muskelmasse und Aktivität. Wird der Tagesbedarf nicht über die Nahrung gedeckt, produziert der Körper die passende Menge selbst. Wer mehr Kreatin einnimmt, als der Körper benötigt, steigert – bis zu einem gewissen Maß - den Kreatin-Vorrat in den Muskeln. Dieses „Kreatin-Loading“ ist für die leistungssteigernden Effekte des Kreatins verantwortlich. Allerdings hat dieser Effekt auch seine Grenzen. Bei einer Aufnahme von circa 20 Gramm pro Tag wird das überschüssige Kreatin nicht mehr in den Muskel eingelagert, sondern über den Urin wieder ausgeschieden.

Mangelerscheinungen

Menschen ohne Vorerkrankungen brauchen sich keine Sorgen um einen Kreatin-Mangel zu machen, denn er kommt bei ihnen nie vor. Auch bei Vegetarier*innen oder Veganer*innen, die fast kein Kreatin über die Nahrung aufnehmen, wird der tägliche Bedarf über die körpereigene Produktion gedeckt.

Eine Ausnahme sind Menschen mit angeborenen Störungen des Kreatin-Stoffwechsels. Bei ihnen zeigen sich jedoch schon im Kindesalter Symptome eines Kreatin-Mangels, wie zum Beispiel eine Störung der geistigen Entwicklung.

Kreatin als Nahrungsergänzungsmittel

Doch sind Nahrungsergänzungsmittel mit Kreatin für Menschen ohne Vorerkrankungen dann überhaupt sinnvoll? Ja – sagen Wissenschaftler*innen. Besonders bei Sportarten, bei denen in kurzer Zeit viel Kraft benötigt wird, steigern schon 3 Gramm Kreatin pro Tag die Leistung. Der Effekt des Kreatin ist jedoch abhängig vom Alter, dem Trainingsstatus und der Sportart. Besonders wirksam ist Kreatin nämlich nur bei Schnellkrafttraining, wie Gewichtheben oder Sprinten. Das Nahrungsergänzungsmittel ersetzt auch nicht das regelmäßige Training, denn die Muskeln bauen sich nicht von allein auf. Wissenschaftler*innen empfehlen deshalb ein moderates Krafttraining mindestens 3 mal pro Woche zusammen mit 3 Kreatin pro Tag – das gilt besonders für Menschen über 55 Jahren.

Kreatin wird in der Therapie von Muskelerkrankungen, wie der Muskeldystrophie, eingesetzt. Auch hier wirkt sich das Nahrungsergänzungsmittel positiv auf die Muskelkraft und den Muskelaufbau aus.

Nebenwirkungen:

Sportler*innen, die Nahrungsergänzungsmittel mit Kreatin einnehmen, legen häufig an Gewicht zu. Der Grund: Durch das zusätzlich eingelagerte Kreatin nimmt der Muskel auch mehr Wasser auf.

Überversorgung

Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Kreatin gilt als unbedenklich. Auch Studien, in denen die Proband*innen 30 Gramm/Tag über 5 Jahre einnahmen, haben keine schädlichen Nebenwirkungen festgestellt. Die überschüssige Kreatin-Menge wird dann einfach über den Urin wieder ausgeschieden. Werden sehr hohe Kreatin-Mengen auf einmal eingenommen, kann es jedoch zu Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall kommen.

Menschen mit Nierenerkrankungen sollten vor der Einnahme von Kreatin mit ihrer Ärzt*in oder Apotheker*in sprechen. Der Grund: Überschüssiges Kreatin wird normalerweise über die Nieren ausgeschieden. Aktuell ist noch nicht endgültig geklärt, ob eine vermehrte Kreatin-Aufnahme in diesem Fall negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat.  

Quellen: Verbraucherzentrale; Elmadfa und Leitzmann: Ernährung des Menschen, 6. Auflage, utb, 2019; EFSA; EU-Verordnung; Cochrane; International Society of Sports Nutrition

Von: Sandra Göbel, Überarbeitung und Aktualisierung: Marie Schläfer
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Nahrungsergänzung im Blick: Aronia

Gut für die Umwelt: Aronia-Beeren werden inzwischen auch in Deutschland angebaut und müssen nicht über weite Strecken eingeflogen werden.

Nahrungsergänzung im Blick: Aronia

Sinn oder Unsinn?

Schön, jung und gesund dank Aronia – so lauten die Versprechen der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln aus der „Superbeere“. Doch sind Aronia-Beeren wirklich so gesund?

Hoher Anthocyan-Gehalt

Auf den ersten Blick wirken die blau-schwarzen Beeren unscheinbar. Doch das täuscht, denn Aronia-Beeren sind vollgepackt mit Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Vor allem Anthocyane – die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören – sind in der Frucht reichlich enthalten.

Beweise aus dem Reagenzglas

Wissenschaftler*innen erforschen seit Jahren die Wirkung der Anthocyane. Der Grund: Die sekundären Pflanzenstoffe neutralisieren oxidativen Stress, der für Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder auch Krebs verantwortlich gemacht wird. Bisher ist die schützende Wirkung der Aronia-Beeren jedoch meist nur im Reagenzglas nachgewiesen. Wissenschaftliche Studien an Menschen gibt es nur wenige. Am Menschen nachgewiesen sind aber diese Effekte: Sie verbesserten zum Beispiel den Blutdruck bei Bluthochdruck-Patient*innen und senkten den Blutzuckerspiegel bei Diabetiker*innen. Dafür mussten die Proband*innen jedoch täglich 200 Milliliter Aronia-Saft trinken.

Weitere Forschung notwendig

Auch wenn die bisherigen Forschungsergebnisse vielversprechend sind, fehlen noch weitere Studien, um die Wirkung der Beeren zu beweisen und eine sinnvolle Dosierung festzulegen. Bisher ist außerdem nicht geklärt, in welcher Form die Beeren am besten verwertbar sind. In vielen Studien tranken die Proband*innen Saft. Doch auch Nahrungsergänzungsmittel mit Aronia sind beliebt. Die Zusammensetzung der Nahrungsergänzungsmittel ist aber nicht gesetzlich geregelt. Wie viele Anthocyane im fertigen Produkt enthalten sind, ist daher für Verbraucher*innen nicht zu erkennen.

Aber auch ohne Nahrungsergänzungsmittel müssen Verbraucher*innen nicht auf Anthocyane verzichten. Denn die sekundären Pflanzenstoffe sind auch reichlich in anderen Obst- und Gemüsesorten enthalten, etwa in Holunderbeeren.

Quellen: Verbraucherzentrale; Rahmani et al. 2019; Bundeszentrum für Ernährung

Von: Marie Schläfer; Bild: 5PH/Shutterstock.com