Gesundheit heute

Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom, Kollumkarzinom): Bösartiger Tumor des Gebärmutterhalses; wird heute dank verbesserter Früherkennungsmaßnahmen oft in noch gutartigen Vorstufen entfernt, sodass in Deutschland "nur" noch etwa jede 50. Frau an Gebärmutterhalskrebs erkrankt. Der Altersgipfel für diese Krebsform liegt zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr, für die meist bei der Früherkennung entdeckte Vorstufe des Gebärmutterhalskrebses (Carcinoma in situ) zwischen dem 25. bis 40. Lebensjahr.

Symptome und Leitbeschwerden

Leider treten erst spät Beschwerden auf wie:

  • Blutungen, die länger als die normalen 7 Tage dauern
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang
  • Ungewöhnliche Schwellungen, die an einem oder an beiden Beinen auftreten
  • Blutung unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr
  • Blutung außerhalb der Menstruation oder nach den Wechseljahren
  • Blutig-eitriger oder fleischfarbener und übel riechender Ausfluss.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Sie Schleimabsonderungen und übel riechende Gerüche aus der Scheide bemerken.
  • außerhalb der Periode Blutungen aus der Scheide, blutiger oder fleischfarbener Ausfluss auftreten.
  • es nach dem Geschlechtsverkehr zu Blutungen kommt.
  • Sie aus unerklärlichen Gründen abnehmen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Der Gebärmutterhalskrebs wächst im unteren Abschnitt der Gebärmutter, typischerweise in der Nähe des Muttermundes. Er entwickelt sich über eine Vorstufe, die zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN), die dank der jährlichen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung (Gebärmutterhalsabstrich) aber häufig erkannt und mit einem kleinen Eingriff beseitigt werden.

Verlauf

Die Ausbreitung des Gebärmutterhalskrebses verläuft in 4 Stadien:

  • Stadium I: Der Tumor ist auf den Gebärmutterhals begrenzt.
  • Stadium II: Die Krebszellen wachsen über die Gebärmutter hinaus, erreichen jedoch nicht das untere Drittel der Vagina und nicht die Beckenwand.
  • Stadium III: Die Tumorzellen haben sich über die Gebärmutter hinaus ausgebreitet, es sind Beckenwand und/oder das untere Drittel der Vagina betroffen. Evtl. treten Nierenstauung und/oder Nierenausfall ein.
  • Stadium IV: Der Tumor befällt den Enddarm oder die Harnblase oder reicht über das Becken hinaus.

Bei etwa 25 % aller Betroffenen kommt es nach einer zunächst erfolgreichen Therapie zu einem Rezidiv oder es entstehen Tochtergeschwülste in anderen Körperregionen (Fernmetastasen).

Ursachen

Der Gebärmutterhalskrebs ist gut erforscht und gilt als einer der bösartigen Tumoren, die infolge von früheren Infektionen entstehen. Als Hauptverdächtiger gilt das Humane Papillom Virus (HPV) Typ 16 und 18. Diese Annahme wird durch die Erfahrung bestätigt, dass lebenslang sexuell inaktive Frauen, wie z. B. Nonnen, seltener an Gebärmutterhalskrebs erkranken. Fast jeder Erwachsene kommt während seines Lebens mit Papillom-Viren in Kontakt. Diese befallen die Schleimhaut im Genitalbereich und entwickeln sich beispielsweise zu harmlosen Genitalwarzen. 90 % der Infektionen heilen von selbst und ohne Komplikationen. Bei den anderen bleibt die Infektion meist unbemerkt bestehen.

Risikofaktoren

Risikofaktoren für den Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufe, die CIN (siehe oben), sind:

  • Früh aufgenommener Geschlechtsverkehr und häufig wechselnde Geschlechtspartner
  • Schlechte Sexualhygiene
  • Rauchen
  • Früh einsetzende erste Monatsblutung (Menarche)
  • Alter < 20 Jahre bei der ersten Geburt
  • Viele Geburten
  • Genitalinfektionen mit sexuell übertragbaren Erregern wie Chlamydien, Herpes simplex oder Herpes genitales
  • Chronische Immunschwäche
  • Einnahme der Pille über einen langen Zeitraum (länger als 5 Jahre)
  • Adipositas
  • Immunsuppression beispielsweise bei Multipler Sklerose oder HIV-Infektion.

Diagnosesicherung

Ein Gebärmutterhalskrebs mit Sitz weit unten am Muttermund ist möglicherweise bereits in der gynäkologischen Untersuchung sichtbar, sehr häufig jedoch tastbar. Häufiger erbringt jedoch der Zellabstrich im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung den Befund von Krebszellen (Pap-Stadium IV oder V). Zur Sicherung der Diagnose entnimmt der Arzt unter örtlicher Betäubung aus dem betroffenen Areal mit einer feinen Zange eine Gewebeprobe (Biopsie) und lässt diese feingeweblich im Labor untersuchen.

Konisation. Eine Alternative zur Biopsie ist die Konisation, bei der ein kegelförmiges Stück des Muttermunds in Vollnarkose ausgeschnitten wird. Dabei sollte möglichst gleich das gesamte befallene Areal entfernt werden. Somit dient die Konisation bei kleinen Tumoren nicht nur der Diagnose, sondern bereits der Behandlung. In der Regel folgt im Anschluss an die Konisation eine Ausschabung, um auch weiter oben im Gebärmutterhals sitzende Krebszellen mit zu entfernen. Eine Konisation ist normalerweise komplikationslos; es kann jedoch zwischen dem 6. und 10. Tag nach dem Eingriff zu Nachblutungen durch Ablösen der Wundkruste kommen.

Behandlung

Die Therapie hängt ab von der Ausdehnung des Tumors, vom Alter und der Belastbarkeit der Patientin sowie einem eventuell noch bestehenden Kinderwunsch.

Die Standardtherapie ist eine Dreifachtherapie aus

  • operativer Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) plus ausdehnungsabhängig der Nachbarorgane sowie der umgebenden Lymphknoten (= radikale Hysterektomie),
  • nachfolgender Kombination aus Strahlentherapie und
  • Chemotherapie (Details siehe unten).

Die früher übliche und angeblich gleichwertige alleinige Strahlentherapie wurde verlassen, weil das Rezidivrisiko hier höher ist als bei der Dreifachtherapie. Bei dieser überleben 70 % der betroffenen Frauen, mit Strahlentherapie alleine nur 60 %.

Ausnahmen gibt es aber, wenn noch Kinderwunsch besteht, hier wird die Hysterektomie möglichst erst nach Abschluss der Familienplanung vorgenommen.

Bei Krebsvorstufen: abwartende Behandlung

Liegt eine Krebsvorstufe vor und sind die Zellveränderungen nicht sehr ausgeprägt, bilden sie sich bei vielen Frauen von alleine zurück, sodass eine Behandlung zunächst nicht notwendig ist. Wichtig sind jedoch in diesem Fall engmaschige und umfangreichere gynäkologische Untersuchungen als bei der normalen Früherkennung oder der Test auf humane Papillomviren (HPV). Diese abwartende Behandlung setzt allerdings eine sichere Diagnose durch Probeentnahme und histologische Untersuchung voraus.

Bildet sich der Gebärmutterhalskrebs nicht von allein zurück, wird in der Regel mit den drei klassischen "Säulen" der Krebstherapie behandelt: Operation, Bestrahlung und medikamentöse Therapie (Chemo- und zielgerichtete Therapie). Diese werden entweder einzeln oder kombiniert eingesetzt. Die Therapie richtet sich nach Größe und Ausdehnung des Tumors sowie nach Alter und Allgemeinzustand der betroffenen Frau.

Operative Therapien

Im frühen Krankheitsstadium ist die Operation die Therapie der Wahl, um Tumorgewebe und die von Tumorzellen befallenen Lymphknoten komplett zu entfernen. Außerdem stellt man bei der Operation die Tumorausbreitung genau fest. Das Stadium der Krebserkrankung ist ausschlaggebend für den Umfang der Operation.

Konisation. Dieses kegelförmige Ausschneiden eines Teils des Gebärmutterhalses wird bei sehr kleinen und früh erkannten Tumoren angewandt (siehe oben).

Trachelektomie. War die Konisation nicht ausreichend und besteht noch Kinderwunsch, wird der Gebärmutterhals teilamputiert. Entfernt werden bis zu zwei Drittel des Gebärmutterhalses und die inneren Anteile der Haltebänder der Gebärmutter, Gebärmutterkörper und innerer Muttermund bleiben erhalten. Der innere Muttermund wird mit der Scheide verbunden und durch eine Art Naht oder Schlinge fast komplett verschlossen. Der Eingriff wird nur vorgenommen, wenn der Krebs sehr klein ist und die Lymphknoten frei von Krebsgewebe sind. Nach der Teilamputation des Gebärmutterhalses ist eine Schwangerschaft noch möglich, jedoch drohen vermehrt Frühgeburten. Die Geburt erfolgt durch Kaiserschnitt. Nach abgeschlossener Familienplanung wird die Gebärmutter komplett entfernt.

Hysterektomie. Die besteht in der Entfernung von Gebärmutterkörper und Gebärmutterhals (Gebärmutterentfernung) und des umliegenden Bindegewebes, dem oberen Drittel der Scheide, der Eierstöcke und Eileiter sowie der zum Abflussgebiet gehörenden Lymphknoten (Radikaloperation nach Wertheim-Meigs, auch Totaloperation genannt). Bei jüngeren Frauen werden die Eierstöcke möglichst belassen, damit die Bildung der Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron nicht abrupt abbricht und damit die Wechseljahre einsetzen.

Sind auch Blase und Enddarm betroffen, werden unter Umständen auch diese Organe teilweise oder ganz entfernt.

Strahlentherapie

Hat sich der Tumor so weit ausgedehnt, dass durch die Operation nicht das gesamte bösartige Gewebe entfernt wird, ist eine anschließende Strahlentherapie nötig.

Laut Experten ist eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie angezeigt, um Rezidive zu vermeiden, wenn

  • sich der Tumor über den Gebärmutterhals auf benachbartes Gewebe ausgebreitet hat.
  • bei der Operation der Tumor höchstwahrscheinlich nicht vollständig entfernt wurde.
  • in den Lymphknoten an den Blutgefäßen des Beckens und/oder entlang der Hauptschlagader Tumorabsiedlungen nachgewiesen wurden.

Ferner kommt die Strahlentherapie als alleinige Therapie in Frage, wenn

  • die Patientin keine Operation wünscht.
  • aufgrund des ausgedehnten Tumorbefalls die Operation voraussichtlich nur eingeschränkt erfolgreich wäre.

Ziel der Bestrahlung ist es, maligne Zellen zu vernichten. Entweder wird dazu von außen bestrahlt (externe oder perkutane Bestrahlung) oder von innen (Kurzdistanzbestrahlung), auch eine kombinierte Bestrahlung ist möglich.

Hierfür führt der Arzt einen zylinderförmigen, hohlen Applikator in das Scheidengewölbe oder – wenn nicht operiert wurde – in die Gebärmutterhöhle. Computergesteuert wird dann die radioaktive Strahlenquelle in die Scheide eingebracht, wo sie für wenige Minuten bleibt, bis die gewünschte Strahlendosis abgegeben ist. Diese Methode ermöglicht eine präzise Bestrahlung des erkrankten Gebietes bei relativ guter Schonung der benachbarten Organe und des Gewebes. Für eine Bestrahlung von innen ist ein Krankenhausaufenthalt von wenigen Tagen erforderlich. Sie sollte allerdings nicht durchgeführt werden, wenn das umliegende Gewebe durch die Krebserkrankung oder durch frühere Operationen schon stark beschädigt ist.

Sind viele Lymphknoten befallen oder handelt es sich um einen weit fortgeschrittenen Tumor, wird der gesamte Beckenraum auch von außen mit energiereichen Strahlen behandelt.

Chemotherapie

Die Chemotherapie erfolgt meist parallel zur Strahlentherapie, in der Regel mit platinhaltigen Zytostatika (Cisplatin).

Psychoonkologische Betreuung

In jeder Phase der Krebserkrankung ist ein Psychoonkologe als Ansprechpartner zu empfehlen, der sowohl die betroffene Frau, aber auch die Angehörigen betreut. Dies passiert im Rahmen des stationären Aufenthaltes oder im nachstationären Umfeld. Bei der psychoonkologischen Beratung können Fragen zur Erkrankung und Behandlung, zu Problemen im Alltag und Beruf besprochen werden. Außerdem wird geklärt, welche Unterstützung Familie und Freunde leisten können oder auch selbst benötigen.

Psychoonkologische Angebote werden von verschiedenen Berufsgruppen geleitet, vor allem von Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten oder Mitarbeitern aus dem Pflegebereich.

Nachsorge. Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um einen Rückfall und das Auftreten von Metastasen frühzeitig sowie Langzeitfolgen der Krebstherapie aufzuspüren:

  • Im 1.–3. Jahr alle 3 Monate
  • Im 4. und 5. Jahr alle 6 Monate
  • Ab dem 6. Jahr einmal jährlich im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogrammes.

Die Zeitintervalle können von Fall zu Fall unterschiedlich sein und richten sich nach Krankheitsstadium, Art der Therapie, individuellem Rückfallrisiko, Langzeitfolgen der Therapie und möglichen Begleiterkrankungen.

Zur Nachsorgeuntersuchung gehören:

  • Das Gespräch mit dem Frauenarzt oder Onkologen
  • Die körperliche Untersuchung mit Gewichtskontrolle, gynäkologischer und rektaler Tastuntersuchung sowie Untersuchung auf Ödembildungen
  • Scheidenabstrich
  • Ultraschall von Scheide, Nieren und kleinem Becken.

Komplikationen

Nach der Operation. Durch die Entfernung der Eierstöcke vor Eintritt der Wechseljahre werden (auch junge) Frauen in die Wechseljahre versetzt – mit den typischen Wechseljahresbeschwerden, die zudem abrupt einsetzen. Durch die Einnahme von Hormonen werden die meisten Beschwerden gelindert. Eine lokale Therapie mit einer östrogenhaltigen Salbe oder Creme hilft gegen die Trockenheit der Scheide (eingeführt in die Vagina) oder gegen Hitzewallungen (aufgetragen auf die Haut). Von einer Hormonersatztherapie ist bei Gebärmutterkrebs abzuraten, da die Östrogengabe eventuelle Tumorreste zum Wachsen anregen würde.

Ebenso kann die Scheide durch die Operation verkürzt sein sowie die Fähigkeit zur Befeuchtung verlieren. Beides führt zu Problemen beim Geschlechtsverkehr. Auch hier helfen östrogenhaltige Salben oder Cremes.

Weitere mögliche Folgen der Operation sind Verwachsungen im Operationsbereich, die beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen unangenehme Empfindungen oder Schmerzen verursachen.

Wenn Lymphknoten im Becken und in der Bauchhöhle entfernt werden, drohen Lymphödeme im Genitalbereich, in der Leiste und an den Beinen, die unangenehm und schmerzhaft sein können.

Nach der Strahlenbehandlung. Akutfolgen treten Tage nach der Bestrahlung auf und klingen meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Hierzu gehören:

  • Durchfall und/oder Reizdarmbeschwerden
  • Schmerzhafte Reizung von Schleimhäuten in Scheide, Blase oder Darm
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Infektionen
  • Gerötete und brennende Bauchhaut.

Spätfolgen treten Monate bis Jahre nach der Behandlung auf und können dann auch bestehen bleiben. Hierzu zählen:

  • Schleimhautentzündungen mit Blutungen
  • (Lymph-)Ödeme an den Beinen
  • Blasenfunktionsstörungen
  • Probleme beim Stuhlgang durch beeinträchtigten Schließmuskel des Darms
  • Eine trockene und/oder verengte Vagina.

Durchfall und Reizdarmbeschwerden lassen sich laut einer Studie vermeiden, wenn die Frauen während der Behandlung Selen als Natriumsalz einnehmen: Dank dieser Nahrungsergänzung hatten nur 21 % der behandelten Frauen mit Durchfall zu kämpfen im Vergleich zu 45 % der Frauen ohne Selengabe. So verringerte Selen strahlungsbedingte Beschwerden, ohne den Nutzen der Bestrahlung zu beeinträchtigen.

Nach der Chemotherapie. Bei der Behandlung mit den natürlichen oder synthetischen Substanzen, die das Zellwachstum und die Zellteilung hemmen sollen (Zytostatika), wird besonders das Gewebe, das sich relativ rasch erneuert, betroffen: Haarwurzeln, Schleimhäute von Magen und Darm sowie das blutbildende System im Knochenmark. Mögliche Begleiterscheinungen sind Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und erhöhte Infektanfälligkeit. Durch entsprechende Medikamente können die Nebenwirkungen größtenteils gelindert werden. Nach Ende der Chemotherapie verschwinden die Nebenwirkungen in der Regel wieder.

Prognose

Die Prognose ist im Vergleich zu anderen Krebsarten gut: Die Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs lassen sich vollkommen heilen. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt fast 100 % im Frühstadium, jedoch nur etwa 8 % im Spätstadium. Die Prognose verschlechtert sich bei verschleppter Therapie sowie zunehmender Tumorgröße und -ausdehnung.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die ersten Tage. Die Diagnose Krebs ist ein tiefer Einschnitt im Leben einer Frau. Auch für Angehörige, Freunde und Bekannte ist die Diagnose meist ein Schock, der verarbeitet werden muss. Die Frage "Warum gerade ich?" wird Ihnen der beste Arzt nicht beantworten können, und Sie müssen versuchen, mit der schwierigen Situation umzugehen und sich auf sie einzustellen.

Unterdrücken Sie Ihre Gefühle nicht – Verzweiflung, Wut, Trauer und die Angst vor einem Rückfall gehören zur Auseinandersetzung mit einer solchen Krankheit. Meist treten diese Gefühle phasenweise auf und verlieren auch wieder an Intensität. Allerdings berichten viele Frauen auch davon, dass sie die Angst nie wieder ganz verlassen hat, selbst nach erfolgreicher Therapie. Versuchen Sie herauszufinden, was für Ihr seelisches Gleichgewicht wesentlich ist und vermeiden Sie alles, was Sie aus dem Gleichgewicht bringt. Jede Frau wird hierfür ihren eigenen Weg finden.

Ernährung. Eine ausgewogene Ernährung ist vor allem während der Chemotherapie wichtig. Sogenannte Krebsdiäten haben jedoch keinen nachgewiesenen Erfolg. Essen Sie, worauf Sie Lust haben. Und wenn die Lust ganz fehlt: Tragen Sie es mit Fassung, die Lust am Essen kommt wieder! Wer unter Übelkeit leidet und keinen Appetit hat, sollte versuchen, kleine Mahlzeiten zu essen und unbedingt zu trinken; am besten werden kleine Schlucke Tee oder stilles Wasser vertragen.

Bewegung. Grundsätzlich steigert Sport und jede aktive Lebensgestaltung das Wohlbefinden. Bewegung, ohne Überforderung praktiziert, verbessert die Stimmung, stärkt das Selbstwert- und Körpergefühl und kann die Immunabwehr und Therapieverträglichkeit verbessern.

Ruhe. Bei Erschöpfung und Müdigkeit sollten Sie auf Ihren Körper hören, sich nicht überfordern und notfalls auf Sport verzichten. Legen Sie im Alltag häufige Ruhepausen ein, und üben Sie anstrengende Tätigkeiten lieber im Sitzen als im Stehen aus.

Entspannungsverfahren. Für tiefe körperliche und seelische Entspannung sorgen z. B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und Autogenes Training, aber auch Yoga, Achtsamkeitstraining, Tai Chi oder Qigong sowie Meditation. Darüber hinaus verbessern sie – regelmäßig angewendet – das Körpergefühl und fördern psychische Ausgeglichenheit. Es braucht aber 2–3 Monate, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Haut, Haare, Körperpflege. Ihre Haut verträgt die Bestrahlung besser, wenn Sie bequeme Kleidung tragen, die weder reibt noch drückt. Gut vertragen werden Kleidungsstücke aus Baumwolle oder Seide. Während der Therapie dürfen Sie die bestrahlte Region nicht in Kontakt mit Wasser bringen (also auch nicht waschen!), denn das erhöht die lokal schädigende Wirkung der radioaktiven Strahlen. Als Schutz gegen Sonnenbestrahlung muss die sehr lichtempfindliche Haut im Bereich des Bestrahlungsfelds anfangs durch lichtundurchlässige Kleidung abgedeckt werden. Später können Sie Sonnenschutzpräparate mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden.

Der Haarausfall während und nach der Chemotherapie ist für viele Frauen ein schwer zu ertragendes Symbol der Krankheit. Manche Frauen schneiden sich ihre Haare schon vor der Chemotherapie kurz oder kommen mit selbstbewusst getragenen Baseballkappen oder Tüchern zurecht. Andere kümmern sich möglichst früh um eine passende Perücke. Tatsächlich sollte man den Perückenkauf in die Zeit legen, in der man noch das eigene Haar hat. Dann ist es leichter, eine unauffällige, farblich zum Hauttyp passende Perücke zu finden. Manche Frauen bevorzugen aber auch eine Perücke, die aus ihnen einen ganz anderen Typ macht und mit ihrem Naturton nichts zu tun hat. In der Zeit des stärksten Haarausfalls schlafen manche Frauen mit Stretchturbanen (in Drogerien erhältlich), damit die ausgefallenen Haare nicht mühsam vom Kopfkissen aufgelesen werden müssen. Manche rasieren sich das Haar auch von vornherein ab, um den langsamen Haarverlust nicht erleben zu müssen. Etwa drei Monate nach Beendigung der Chemotherapie ist eine Perücke meist nicht mehr nötig, die Haare sind dann wieder nachgewachsen, nach etwa sechs Monaten kann man von einer Kurzhaarfrisur sprechen.

Während der Chemotherapie nimmt für viele Frauen die Körperpflege einen großen Stellenwert ein. Nehmen Sie die Bedürfnisse, die Ihnen Ihr Körper signalisiert, ernst und sich auch die Zeit, ihnen nachzugehen. Versuchen Sie – den Umständen entsprechend – gut zu Ihrem Körper zu sein. Gönnen Sie sich den längeren Aufenthalt im Badezimmer, den Gebrauch von Körpercremes, Kosmetik und Wellnessbehandlungen.

Umgang mit Sexualität. Keine andere Erkrankung berührt so sehr die Intimität, das Selbstverständnis und das Körpergefühl der Frau wie eine Krebserkrankung der Gebärmutter oder der Verlust von Gebärmutter und Eierstöcken. Häufige Folge sind Probleme und Befangenheit im Umgang mit Sexualität, über Angst vor Berührungen des Partners, bis hin zur dauerhaften Abneigung gegen Geschlechtsverkehr. Dies alles wiederum verschlechtert das Selbstwertgefühl, was das entspannte, lustvolle Erleben von Sexualität erneut blockiert – ein Teufelskreis. Und ein heikles Thema, über das mit dem Partner oft nicht gesprochen und das auch vom Arzt zu selten angesprochen wird. Versuchen Sie Ihre Probleme mit der "neuen" Sexualität nicht zu verschweigen und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Die Schwierigkeiten haben nämlich keineswegs nur psychische Ursachen. Typische Folgen der Operation, Bestrahlungsbehandlung und Lymphknotenentfernung in der Beckenregion sind die Verengung und Vernarbung des Scheideneingangs und eine nur noch eingeschränkte Befeuchtung (Lubrikation). Dies führt evtl. vor allem in der Anfangszeit zu starken Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Folgende Tipps helfen Ihnen, die Beschwerden zu lindern:

Scheideninfektionen. Das Scheidengewebe ist nach der Bestrahlung anfällig für Infektionen. Waschen Sie das äußere Geschlechtsorgan deswegen vorbeugend mit milder Seife oder speziellen Waschlotionen, aber übertreiben Sie es nicht mit der Intimhygiene. Scheidenspülungen werden von den meisten Experten nicht mehr empfohlen, da sie Beschwerden verschlimmern und das saure pH-Milieu der Scheide durcheinanderbringen können.

Von Intimdeos ist generell abzuraten, da sie in der Regel Alkohol enthalten und die Schleimhäute strapazieren. Kalte Kompressen und kühle Sitzbäder lindern eventuell noch vorhandenes Wundgefühl. Tragen Sie lockere, kochfeste und saugfähige Unterwäsche aus Baumwolle.

Scheidentrockenheit. Gleitcremes und Östrogensalben verbessern Geschmeidigkeit und Feuchtigkeit der Scheide. Vaginaldehner (Dilatoren) sind speziell dazu entwickelt worden, die Scheide nach gynäkologischen Operationen oder Bestrahlungen schonend zu dehnen. Es gibt sie in verschiedenen Formen, Durchmessern und Längen und sogar als Maßanfertigung. Sie werden wie ein Tampon eingeführt, wobei das Einführen mit Gleitcreme erleichtert wird. Auch vorsichtig praktizierter Geschlechtsverkehr verbessert oft die Dehnbarkeit der Scheide nach und nach. Anfängliche Beschwerden und leichte Blutungen sind in der Regel normal.

Chronische Beinschwellungen. Gegen Wassereinlagerungen in den Beinen (Lymphödeme) helfen Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen. Gehen Sie viel schwimmen. Dies wirkt wie eine Art Lymphdrainage und ist eine optimale Vorbeugung gegen Ödeme. Versuchen Sie, das Tragen von schweren Lasten zu vermeiden, und sehen Sie von zu heißen und langen Fuß- und Vollbädern sowie zu langen Sonnenaufenthalten ab. Eine Faustregel: Lieber laufen und liegen statt sitzen und stehen.

Entzündungen der Harnblase und des Darms, Harninkontinenz. Entzündungen der Harnblase und des Darms, die nach einer Strahlenbehandlung auftreten, klingen ärztlich behandelt meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Die nach ausgedehnten Operationen im Beckenbereich häufig vorkommende Harninkontinenz sollte vom Urologen abgeklärt und behandelt werden. Zur Vorbeugung einer Harninkontinenz hat sich regelmäßig durchgeführtes Beckenbodentraining als sehr effektiv erwiesen.

Wechseljahrsbeschwerden. Bei einer Eierstockentfernung oder dem dauerhaften Ausfall der Eierstockfunktion als Folge der Bestrahlung kommt es zu typischen Wechseljahrsbeschwerden, die entsprechend behandelt werden können.

Komplementärmedizin

Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und Anthroposophie haben jeweils eigene Konzepte zur Tumortherapie.

Homöopathie zeigte in kontrollierten Studien keine Wirksamkeit in der Krebstherapie. Viele Betroffene empfinden die eingesetzten homöopathischen Mittel jedoch als hilfreich gegen therapiebedingte Müdigkeit, körperliche Schwäche, Schwindel oder Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Übelkeit.

Ayurveda hilft möglicherweise vorbeugend gegen einige Krebsarten, ist aber therapeutisch ziemlich unerforscht und auch nicht frei von Nebenwirkungen.

Akupunktur kann zur Linderung der Begleitsymptome der Chemotherapie wie Übelkeit beitragen, hat jedoch keine Wirkung auf den Krankheitsverlauf.

Misteltherapie gegen Krebs ist schon seit 100 Jahren bekannt. Während viele Patienten von der Behandlung mit Mistelpräparaten überzeugt sind, sind Experten eher kritisch, denn es gibt bis heute keinen sicheren Beweis für die Wirksamkeit gegen Tumorerkrankungen. Studien zeigen nur, dass eine Verbesserung der Lebensqualität möglich ist. In den derzeit gültigen Leitlinien zur Krebstherapie spielt die Therapie mit Mistelpräparaten deshalb keine Rolle.

Prävention und Früherkennung

Nutzen Sie die regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen. Die gesetzlichen Leistungen zur Gebärmutter[hals]krebsfrüherkennung bestehen im jährlichen Gebärmutterhalsabstrich (Pap-Abstrich) ab einem Alter von 20 Jahren. Ihr Nutzen ist allerdings mittlerweile umstritten, viele Experten fordern, den Pap-Abstrich durch den präziseren HPV-Test zu ersetzen:

HPV-Test. Dieser Bluttest weist Spuren der krebsauslösenden Humanen Papillom Viren nach, die die zentrale Rolle bei der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses spielen. Der HPV-Test wird auch als Krebsfrüherkennungstest von immer mehr Experten favorisiert, die Kassen erstatten die Kosten derzeit aber nur zur weiterführenden Diagnostik eines Gebärmutterhalsabstrichs mit erhöhter Pap-Klasse.

Der Test unterscheidet nicht, ob "nur" eine Infektion vorliegt, die vielleicht sogar von selbst wieder verschwindet, oder ob das Virus sich chronisch festgesetzt und schon Zellveränderungen ausgelöst hat (um diese festzustellen, ist ein Gebärmutterhalsabstrich notwendig). Ein positiver Test muss deshalb nach einem Jahr wiederholt werden – eine lange Wartezeit für die Betroffenen. Und selbst nach einem Jahr bleiben viele Befunde positiv, aber es kommt nie zu Krebsvorstufen oder einem Krebs.

HPV-Impfung. Vielversprechend ist die Impfung gegen HPV. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung bei allen Mädchen zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr. Wird sie erst 2 Jahre später durchgeführt, sind bereits 4 von 10 jungen Frauen mit dem Virus infiziert. Die Impfung ist nur dann optimal wirksam, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt. Allerdings wirkt sie nicht gegen alle HPV-Typen, sodass geimpfte Frauen ab 20 Jahren jährlich für einen Scheidenabstrich zum Frauenarzt gehen sollen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Derzeit wird unter Fachleuten diskutiert, welchen Einfluss die HPV-Impfung langfristig auf die Früherkennungsprogramme haben wird. Ebenso wird diskutiert, in welchen Abständen Frauen zum Frauenarzt gehen sollten.

  • Altersempfehlungen: Es gibt Hinweise darauf, dass auch ältere, sexuell aktive Frauen von der Impfung profitieren. Dazu gibt es aber noch keine allgemeinen Empfehlungen in Deutschland. Nur die Impfkommission des Landes Sachsen hat ihre Empfehlung für die HPV-Impfung auf Frauen bis zum 26. Lebensjahr erweitert.
  • Impfstoffe: Es sind verschiedene Impfstoffe auf dem Markt. Sie alle bieten keinen 100%igen Schutz. Die Impfstoffe schützen vor 2 (Cervarix®) bis 4 (Gardasil®/Silgard®) HPV-Typen, die zusammen etwa 75 % aller Gebärmutterhalskrebse ausmachen (gegen die übrigen 25 % sind sie unwirksam). 2016 kam mit Gardasil 9® ein Impfstoff hinzu, der sich gegen 9 HPV-Typen richtet und einen Impfschutz gegen etwa 90 % aller Gebärmutterhalskrebse bieten soll. In einer großen Vergleichsstudie erwies sich die Schutzwirkung des 9fach-Impfstoffs gegenüber allen Gebärmutterhalskrebsformen aber als gleich hoch wie die Wirkung der 4fach-Impfstoffe.
  • Nutzwert: In sehr seltenen Fällen tritt Gebärmutterhalskrebs auch unabhängig von einer HPV-Infektion auf. Außerdem weiß man bislang nicht, wie lange der Impfschutz anhält, wann und ob eine Auffrischimpfung notwendig ist. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt eine Auffrischimpfung nach 5–13 Monaten, bei Impfbeginn nach dem 16. Lebensjahr insgesamt 3 Impfdosen (0, 1–2 und 6 Monate).

Zur Diskussion steht, ob eine HPV-Impfung bei bestehender Krebsvorstufe (Präkanzerose) therapeutisch einsetzbar ist. In einer Studie bewirkte der Impfstoff VGX-3100 bei knapp 50 % der geimpften Frauen einen Rückgang der Gewebeschäden am Gebärmutterhals – im Vergleich zu einer Spontanremissionsrate von 30 % bei nicht geimpften Frauen.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Interdisziplinäre Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Gebärmutterhalskrebses der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
  • www.krebsinformation.de – Internetseite des Deutschen Krebsforschungszentrums, Heidelberg: Ausführliche Fachinformationen zum Gebärmutter- und Gebärmutterhalskrebs, Beratungsmöglichkeit und weiterführende Links.
  • www.pschyrembel.de – Stichwort Endometriumkarzinom
  • www.krebs-bei-frauen-genitaltumoren.de – Von Betroffenen erstellte, private Internetseite zurm Thema Selbsthilfe bei Genitaltumoren (Gebärmutterkrebs, Gebärmutterhalskrebs etc.). Patientinnen profitieren vor allem von ausführlichen Erfahrungsberichten, aber auch von Tipps zu Kuren und Rehabilitation, Informationen zur Nachsorge und den kommentierten Buchempfehlungen.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Leitbeschwerden“, „Wann zum Frauenarzt“, „Die Erkrankung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Was hilft durch die Wechseljahre?

Gelassenheit und positive Einstellung helfen in allen Lebenslagen.

Was hilft durch die Wechseljahre?

Hormone, Soja, Sport oder Yoga

Die Wechseljahre verlaufen höchst unterschiedlich: Einige Frauen merken kaum etwas davon, andere leiden so stark unter Hitzewallungen und anderen Beschwerden, dass eine Behandlung erforderlich ist. Das Angebot dafür ist breit und reicht von Hormonen über Pflanzenmedizin bis hin zu Akupunktur und Psychotherapie. Lesen Sie hier, was im konkreten Fall hilft.

Prä, Post oder Peri?

Die Wechseljahre (oder auch das Klimakterium) bezeichnen den Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Phase im Leben einer Frau. Sie sind geprägt von hormonellen Umstellungen und werden in drei Abschnitte eingeteilt:

  • Irgendwann zwischen 40 und 45 beginnen die Eierstöcke, weniger Hormone zu produzieren. Zuerst sinkt das Gelbkörperhormon (Progesteron), etwas später das Östrogen. Die Regelblutungen werden meist unregelmäßig und die Fruchtbarkeit nimmt ab, die ersten Wechseljahrsbeschwerden treten auf. Diese Phase wird als Prämenopause bezeichnet.
  • Zwischen 49 und 55 Jahren hören die Regelblutungen dann ganz auf: Es kommt zur letzten eierstockgesteuerten Blutung, der sogenannten „Menopause“. Die Monate davor und die ersten 12 Monate nach dieser Blutung ist der Zeitraum der Perimenopause.
  • Danach tritt die Frau in die Postmenopause ein. In dieser Zeit sind die Wechseljahrsbeschwerden oft am stärksten, sie halten je nach Frau bis zu 7 Jahren an. Die Postmenopause dauert etwa 10 bis 15 Jahre, mit 65 Jahren schließt sich dann das Senium an.

Hinweis: Im Allgemeinen werden mit dem Begriff „Wechseljahre“ die Perimenopause und die ersten Jahre der Postmenopause bezeichnet.

Beschwerden weisen den Weg

Neben unregelmäßigen Blutungen sind vor allem vasomotorische Beschwerden typisch für die Wechseljahre. Darunter versteht man Hitzewallungen mit plötzlicher vermehrter Hautrötung, starkem Wärmegefühl und Schweißausbrüchen. Diese Beschwerden können sehr belastend sein: Manche Frauen fühlen sich durch die plötzlich auftretenden, von außen sichtbaren Hitzewellen vor allem im Berufsleben eingeschränkt. Andere leiden unter so starken nächtlichen Schweißausbrüchen, dass mehrmals nachts die Bettwäsche gewechselt werden muss.

Weitere typische Beschwerden sind:

  • vorübergehendes Herzklopfen, Beklemmungsgefühl
  • Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Reizbarkeit
  • Libidoverlust
  • urogenitale Probleme wie Scheidentrockenheit, Blasenschwäche oder vermehrte Harnwegsinfekte
  • vorübergehender vermehrter Haarausfall, vermehrter Haarwuchs im Gesicht (durch relativen Überschuss des männlichen Sexualhormons Testosteron)
  • langfristig Osteoporose, Rücken- und Gelenkschmerzen.

Bei Frauen über 45 wird die Menopause anhand der genannten Beschwerden diagnostiziert. Die Bestimmung der Hormonspiegel ist meist überflüssig und aufgrund der häufigen Schwankungen wenig aussagekräftig. Werden Hormone bestimmt, sind niedrige Spiegel von Östrogen und Progesteron, normale Testosteronspiegel und erhöhte FSH- oder LH-Werte typisch.

Bei jüngeren Frauen mit klimakterischen Beschwerden ist die Messung der Hormonspiegel erforderlich, um ein verfrühtes Erlöschen der Eierstockfunktion zu erkennen. Zu den sogenannten „vorzeitigen Wechseljahren“ kommt es zum Beispiel anlagebedingt, bei Autoimmunerkrankungen, durch Strahlen- oder Chemotherapie oder nach Entfernung der Eierstöcke (zum Beispiel wegen Eierstockkrebs oder Endometriose).

Hinweis: Auch starkes Rauchen führt dazu, dass die Wechseljahre früher beginnen. Ursache ist die allgemeine Gefäßschädigung, die auch zu einer schlechteren Durchblutung der Eierstöcke führt.

Was tun gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche?

Bei einem Drittel der Frauen sind die Beschwerden während der Wechseljahre so stark, dass eine Behandlung nötig ist. Dafür werden die verschiedensten Präparate und Verfahren empfohlen, deren therapeutischer Nutzen sich stark unterscheidet. Am effektivsten wirken Östrogene. Allein oder in Kombination mit Gestagenen reduzieren sie die Häufigkeit der Hitzewallungen um 75%.

Inzwischen weiß man jedoch, dass die früher so häufig und teils auch unkritisch eingesetzte Hormonersatztherapie (HRT) viele Gefahren hat. Je nachdem, welche Hormone und in welcher Art und Dauer sie verabreicht werden, erhöht sich bei Einnahme das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs, Brustkrebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie Gallenblasenerkrankungen. Aus diesem Grund wird die HRT nur bei Frauen mit erheblichen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen (sowie bei jüngeren Frauen, deren Eierstockfunktion aus oben genannten Gründen frühzeitig erloschen ist), und nur wenn alle andere Therapieoptionen ausgeschöpft sind. Dabei ist immer kritisch zu hinterfragen, ob der damit einhergehende Nutzen die doch erheblichen Risiken aufwiegt.

Die HRT ist zudem eine höchst individuelle Angelegenheit: Hormonpräparat, Dosis, Dauer und Art der Verabreichung müssen für jede Patientin maßgeschneidert ausgewählt werden, oft sind in den ersten Monaten auch Anpassungen notwendig. Dabei ist die Hormontherapie keine Dauertherapie, sondern aufgrund der genannten Risiken so früh wie möglich wieder abzusetzen.

Hinweis: Die orale Hormongabe ist kontraindiziert bei hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Brustkrebs. Ferner wird sie nicht empfohlen bei starkem Übergewicht, regelmäßigem Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Rauchen, da diese Faktoren ebenfalls das Brustkrebsrisiko erhöhen.

Hormontherapie — das sollte man wissen

Monotherapie oder Kombinationstherapie? Östrogene regen das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an. Dadurch steigt das Risiko, einen Gebärmutterschleimhautkrebs zu entwickeln. Um dieses Risiko zu verringern, verordnet man Östrogene in Kombination mit Gestagen (Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie). Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, können auch ausschließlich Östrogene einnehmen (Östrogen-Monotherapie).

Tablette oder Scheidenzäpfchen? Das hängt davon ab, welche Beschwerden behandelt werden sollen. Um Hitzewallungen und Schweißausbrüche einzudämmen, ist die Verabreichung der Hormone „von innen“, also systemisch über den Blutweg, erforderlich. In das Blut gelangen die Wirkstoffe nach Einnahme von Tabletten oder durch Aufnahme über die Haut, zum Beispiel mit Hilfe eines transdermalen Pflasters oder eines Sprays. Genitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit oder Juckreiz an der Vulva lassen sich dagegen besser lokal mit einer Creme, einer Salbe oder Scheidenzäpfchen lindern. Bei solch einer lokalen Therapie treten meist nur sehr geringe Mengen Östrogen ins Blut über.

Welches Östrogen? Als Östrogene werden meist Estradiol oder Estriol verordnet. Estradiol gibt es als Tabletten, Pflaster, Spray, Creme und Scheidenzäpfchen. Estriol ist schwächer wirksam und steht nur zur lokalen Therapie als Creme, Vaginaltabletten oder Scheidenzäpfchen zur Verfügung. Tibolon (zum Beispiel Liviella®) ist ein oral einzunehmendes synthetisches Steroidhormon, das östrogenähnlich wirkt. Es ist zwar etwas weniger effektiv gegen Hitzewallungen, soll aber auch weniger stark auf die Gebärmutterschleimhaut wirken. Dieser ursprüngliche Vorteil wird inzwischen angezweifelt. Dies und das erhöhte Risiko für Schlaganfälle und Brustkrebs hat dazu geführt, dass Tibolon nur noch in Ausnahmefällen verordnet wird.

Welches Gestagen? Die meisten Gestagene liegen in Tablettenform vor. Nur der Wirkstoff Norethisteronacetat ist als transdermales Pflaster erhältlich (zum Beispiel Estragest TTS®). Aktuell gehen die Expert*innen davon aus, dass der Gestagenanteil einer kombinierten Hormontherapie für die Erhöhung des Brustkrebsrisikos verantwortlich ist. Dabei scheint natürliches Progesteron weniger riskant zu sein als synthetisch hergestellte Gestagene.

Kontinuierlich oder zyklisch? Ob die Hormone dauerhaft oder in Zyklen eingenommen werden hängt von der Patientin ab. Folgende Einnahmeschemata sind möglich:

  • Zyklische Kombinationstherapie: Tag 0 bis 6 Östrogen, Tag 7 bis 20 Oströgen-Gestagen-Kombination, Tag 21 bis 28 Pause ohne Hormoneinnahme. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Zyklische Kombinationstherapie über 28 Tage: Tag 0 bis 14 Östrogen, Tag 15 bis 28 Östrogen-Gestagen-Kombination, keine Hormonpause. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Kontinuierliche Kombinationstherapie: dauerhafte Einnahme einer Östrogen-Gestagen-Kombination ohne Hormonpause. Geeignet für Frauen in der Postmenopause, meist nach einer zyklischen Kombinationstherapie.
  • Östrogen-Monotherapie: Dauerhafte Einnahme von Östrogenen, nur geeignet für Frauen ohne Gebärmutter.

Tipp: Wenn eine Hormontherapie erforderlich ist, ziehen es die meisten Frauen vor, so schnell wie möglich keine Blutungen mehr zu haben. Das klappt am besten mit der kontinuierlichen Kombinationstherapie: Hier bildet sich die Gebärmutterschleimhaut nach etwa 6 Monaten so weit zurück, dass es nicht mehr zu Blutungen kommt.

Was können Pflanzen?

Viele Frauen möchten ihren Hitzewallungen lieber pflanzlich entgegentreten. Aus der Pflanzenwelt gilt vor allem die Traubensilberkerze (Cimicifuga, zum Beispiel in Klymadynon®Filmtabletten oder Femikliman® Filmtabletten) als Waffe gegen Hitzewallungen. Ihre Sicherheit und Wirkung ist in vielen Studien untersucht worden. Die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich, ebenso wie die daraus abgeleiteten Empfehlungen. Die Gesellschaft für Phytotherapie sieht den Nutzen der Traubensilberze als erwiesen an, andere Experten sehen einen „möglichen Nutzen“. Allgemein gilt die Auffassung, dass ein Versuch damit nicht schaden kann. Aus Sicherheitsgründen sollen jedoch immer registrierte Arzneimittel verwendet werden.

Isoflavone wie Genistein, Daidzein und Glycitein sind Pflanzeninhaltsstoffe, deren chemische Struktur denen des Östrogens ähnelt und die deshalb auch Phytoöstrogene genannt werden. Sie sollen von den Wechseljahrsbeschwerden am ehesten die Hitzewallungen günstig beeinflussen, wobei auch hier die Ergebnisse nicht konsistent sind. Dosiert wird bei Isoflavonen mit 30 bis 80 mg täglich, es gibt sie zum Beispiel als Soja-Extrakt oder Rotklee-Extrakt.

Auch Johanniskraut soll gegen Hitzewallungen wirken. Hier wird eine Dosierung von 300 mg am Tag empfohlen. Manchen Expert*innen sehen Johanniskraut als beste Möglichkeit zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen nach Brustkrebs, Alternative ist in dieser Situation auch Gabapentin.

Mit Psychopharmaka gegen die Hitze?

Es gibt verschiedene Psychopharmaka, die gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche helfen sollen. Bisherige Studienergebnisse sind allerdings widersprüchlich. Für Frauen, die weder Hormone noch Phytoöstrogene einnehmen dürfen, sind Präparate wie das Antiepileptikum Gabapentin, das blutdrucksenkende Clonidin oder bestimmte Antidepressiva (SSRI, NSRI) eine Behandlungsoption.

Beschwerden untenrum angehen

Neben den vasomotorischen Beschwerden belasten viele Frauen vor allem die Probleme im urogenitalen Bereich. Denn auch die die Schleimhäute von Harnwegen und Scheide besitzen Rezeptoren für Östrogene und Gestagene. Sinken die Hormonspiegel, degenerieren die Schleimhäute, sie werden dünner und trockener. Dadurch kommt es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und/oder Wasserlassen, zu Juckreiz, vermehrten Infekten und Blasenschwäche. Die systemische Hormontherapie richtet hier meist wenig aus, besser wird vor Ort, also direkt an den Schleimhäuten angesetzt. Behandlungsoptionen sind:

  • Gleitgele oder Befeuchtungsgele. Sie erleichtern den Geschlechtsverkehr und helfen bei Juckreiz und Trockenheit.

  • Lokale Hormontherapie in niedriger bis ultraniedriger Dosierung. Dafür gibt es Cremes, Gele, Vaginaltabletten, Ovula, Pessare und Vaginalringe. Empfohlen werden dafür vor allem Estrio-haltige Präparate (zum Beispiel OeKolp® forte Vaginalzäpfchen, Estriol Wolff® Vaginalcreme oder Ovestin 1 mg Tabletten).
  • Laserbehandlung. Dabei wird die Scheide durch einen Vaginallaser von innen mit Laserimpulsen behandelt. Dies soll die Scheidenwände dicker und elastischer machen sowie die Feuchtigkeit verbessern. 3 Behandlungen werden empfohlen, aussagekräftige Vergleichsstudien und Langzeitergebnisse stehen noch aus.

Tipp: Zusätzlich hilfreich bei Blasenschwäche sind Beckenbodentraining sowie die Gewichtsreduktion bei Übergewicht.

Was kann man sonst noch tun?

Neben Hormonen und Pflanzentherapeutika werden viele weitere Maßnahmen oder Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen. Nur wenige sind aber wirklich hilfreich. Effektiv nach heutigem Wissenstand sind psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren. Dabei lernen die Frauen, Faktoren zu vermeiden, die die Hitzewallungen begünstigen (wie z. B. Stress, ungünstige Schlafgewohnheiten oder übertriebene Sorgen). Auch Akupunktur soll nützlich sein, ihr Effekt ist allerdings geringer als der einer Hormontherapie.

Ob Maßnahmen wie Ausdauersport und Tiefenentspannung hilfreich gegen Hitzewallungen sind, ist nach aktueller Studienlage ungewiss. Keinen Effekt hat offenbar die Einnahme chinesischer Kräuter, Gleiches soll Studien zufolge auch auf Vitamin E, Dihydroepiandrosteron und Melatonin zutreffen.

Hinweis: Auch wenn Bewegung, Yoga und Entspannung die Hitzewallungen nicht direkt eindämmen, lohnt sich ihr Einsatz. Viele Frauen in den Wechseljahren berichten, dass es ihnen damit insgesamt besser geht.

Quellen: Leitlinie Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen; Sieglinde Plasonig, DAZ 2020, Nr. 34, Seite 40

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: ShotPrime Studio/Shutterstock.com