Gesundheit heute

Toxinschocksyndrom

Toxinschocksyndrom (Toxisches Schocksyndrom, TSS): Lebensbedrohliches Krankheitsbild, ausgelöst durch giftige Stoffwechselprodukte (Toxine) des Bakteriums Staphylococcus aureus, selten auch von Streptokokken (Streptokokken-induziertes toxisches Schocksyndrom, STSS). Das Toxinschocksyndrom ist eine seltene Erkrankung vor allem junger Frauen. Etwa eine von 200 000 Frauen jährlich sind betroffen.

Da das Toxinschocksyndrom mit der Verwendung von Tampons in Zusammenhang gebracht wird, nennt man diese Krankheit auch Tamponkrankheit.

Symptome und Leitbeschwerden

Die akute Erkrankung tritt meist zum Ende der Menstruation auf und erzeugt ein schweres Krankheitsgefühl mit folgenden Allgemeinsymptomen:

  • Plötzliches hohes Fieber (> 39° C)
  • Schüttelfrost
  • Blutdruckabfall mit blasser Haut, Schwindelgefühl und Ohnmacht
  • Herzrasen
  • Erbrechen, Durchfall
  • eventuell Muskel- und Kopfschmerzen
  • Verwirrtheit oder Bewusstseinstrübung.

Gynäkologische Symptome sind:

  • Rötung der Vaginalschleimhaut
  • Eitriger Fluor vaginalis.

Typische Hautsymptome sind:

  • Fleckiger, sonnenbrandähnlicher Ausschlag nach 12–48 Stunden, vor allem an Handflächen und Fußsohlen sowie am Schultergürtel
  • Ablösung von mehrere Zentimeter großen Schuppen der Haut nach 12 Tagen
  • Verlust der Haare und Nägel nach weiteren 2 Monaten
  • Gerötete Augen und Schleimhäute.

Hinweis: Treten die genannten Beschwerden auf, muss sofort der Tampon, das Diaphragma oder die Verhütungskappe entfernt werden!

Wann zum Arzt

Sofort in die Klinik, wenn

  • Sie oben beschriebene Symptome eines Toxinschocksyndroms bemerken!

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Das Bakterium Staphylococcus aureus befindet sich auf Haut und Schleimhäuten vieler Menschen, ohne dass es zu einer Erkrankung kommt. Die Bakterien vermehren sich allerdings unter bestimmten Bedingungen in der Scheide: z. B. wenn Frauen Tampons benutzen und diese erst sehr spät wechseln. Die Tampons binden Magnesiumionen und führen zu einem magnesiumarmen Scheidenmilieu. In der Folge vermehren sich die Keime ungehindert, Bakteriengifte der Staphylokokken (Exotoxine) bilden sich. Diese Toxine verbreiten sich sehr schnell im ganzen Körper und führen zur Blutvergiftung (Sepsis). Die Erkrankung droht vor allem gegen Ende der Menstruation.

Bis jetzt gibt es noch keinen entsprechenden Warnhinweis auf Tampon-Packungen. Allerdings haben die Hersteller die Tampon-Herstellung verbessert, sodass die Tampon-bedingten Fälle des TSS gesunken sind.

Verwandte Erkrankungen. Exotoxine von Staphylococcus aureus oder Streptococcus pyogenes zeichnen auch für weitere, prinzipiell vergleichbare, Erkrankungen verantwortlich:

  • Infektionen im Wochenbett
  • Eitrige Wundverletzungen
  • Durch Fremdkörper wie Nasentamponade gegen Nasenblutungen begünstigte eitrige Herde.

Interessant ist, dass diese Erkrankungen überwiegend zuvor gesunde und immunkompetente Menschen zwischen dem 20. und dem 50. Lebensjahr treffen - und nicht Säuglinge, immungeschwächte oder hochbetagte Menschen, wie zu vermuten wäre.

Ursachen

Ein toxisches Schocksyndrom wird durch giftige Stoffwechselprodukte von Bakterien ausgelöst, die in den Körper gelangen. Neben Tampons verursacht die Verhütung mit Barrieremethoden wie Diaphragma, Vaginalschwamm oder Portiokappe) eine derartige Infektion, wenn sie zu lange benutzt werden: bei der Portiokappe beginnt die kritische Zeit ab 48 Stunden, bei dem Diaphragma ab 24 Stunden.

Diagnosesicherung

Anamnese. Hierbei wird ein zeitlicher Zusammenhang zwischen einer möglichen Ursache (z. B. Tampon-Benutzung/Menstruation) und den Symptomen gesucht. Die typischen Beschwerden geben bereits einen Hinweis auf das Toxinschocksyndrom.

Blutprobe, Urin- und Blutkultur. Im Blut und Urin werden erhöhte Werte von weißen Blutkörperchen nachgewiesen. Entscheidend ist der Nachweis von Antikörpern, die sich gegen das Bakteriengift richten (TSST-1-Antikörper).

Abstrich. Vom Abstrich aus der Scheide wird eine Bakterienkultur angelegt. Ein Antibiogramm gibt Aufschluss darüber, welches Antibiotikum wirksam gegen die Bakterien ist.

Behandlung

Intensivmedizinische Behandlung

Der Arzt stabilisiert mit einer Flüssigkeitsinfusion und entsprechenden Medikamenten den Kreislauf und versucht, ein Organversagen zu verhindern. Gleichzeitig erfolgt eine intravenöse Antibiotikabehandlung, initial mit penicillinaseresistenten Antibiotika (z. B. Clindamycin, Breitband-Cephalosporine), und dann, so bald wie möglich, angepasst an das Ergebnis des Antibiogramms.

Prognose

Der Krankheitsverlauf ist ernst und endet für mindestens jede 30. Erkrankte tödlich. Wird ein Toxinschocksyndrom frühzeitig erkannt, bestehen bei intensivmedizinischer Behandlung gute Heilungschancen. Wichtig ist, bei entsprechenden Beschwerden sofort einen Arzt oder das Krankenhaus aufzusuchen, insbesondere wenn die Beschwerden während der Periode auftreten.

Nach erfolgreicher Behandlung sollte auf die Anwendung von Tampons oder auf die verwendete Barrieremethode bei der Verhütung lebenslang verzichtet werden, da Rezidivgefahr besteht.

Ihr Apotheker empfiehlt

Prävention

  • Diaphragma nur so lange wie nötig in der Scheide lassen, nach Gebrauch gut säubern und hygienisch aufbewahren
  • Bei Verdacht oder bereits erlittenem Toxinschocksyndrom statt Tampons grundsätzlich Monatsbinden verwenden
  • Kleinstmögliche Tampon-Größe verwenden
  • Vor dem Einführen des Tampons unbedingt die Hände waschen
  • Häufiges Wechseln des Tampons (auch im Flugzeug oder auf Reisen), mindestens 4-mal täglich, das heißt spätestens nach 6 Stunden und morgens sofort nach dem Aufstehen.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Symptome und Leitbeschwerden“, „Die Erkrankung“, „Diagnosestellung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Was hilft durch die Wechseljahre?

Gelassenheit und positive Einstellung helfen in allen Lebenslagen.

Was hilft durch die Wechseljahre?

Hormone, Soja, Sport oder Yoga

Die Wechseljahre verlaufen höchst unterschiedlich: Einige Frauen merken kaum etwas davon, andere leiden so stark unter Hitzewallungen und anderen Beschwerden, dass eine Behandlung erforderlich ist. Das Angebot dafür ist breit und reicht von Hormonen über Pflanzenmedizin bis hin zu Akupunktur und Psychotherapie. Lesen Sie hier, was im konkreten Fall hilft.

Prä, Post oder Peri?

Die Wechseljahre (oder auch das Klimakterium) bezeichnen den Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Phase im Leben einer Frau. Sie sind geprägt von hormonellen Umstellungen und werden in drei Abschnitte eingeteilt:

  • Irgendwann zwischen 40 und 45 beginnen die Eierstöcke, weniger Hormone zu produzieren. Zuerst sinkt das Gelbkörperhormon (Progesteron), etwas später das Östrogen. Die Regelblutungen werden meist unregelmäßig und die Fruchtbarkeit nimmt ab, die ersten Wechseljahrsbeschwerden treten auf. Diese Phase wird als Prämenopause bezeichnet.
  • Zwischen 49 und 55 Jahren hören die Regelblutungen dann ganz auf: Es kommt zur letzten eierstockgesteuerten Blutung, der sogenannten „Menopause“. Die Monate davor und die ersten 12 Monate nach dieser Blutung ist der Zeitraum der Perimenopause.
  • Danach tritt die Frau in die Postmenopause ein. In dieser Zeit sind die Wechseljahrsbeschwerden oft am stärksten, sie halten je nach Frau bis zu 7 Jahren an. Die Postmenopause dauert etwa 10 bis 15 Jahre, mit 65 Jahren schließt sich dann das Senium an.

Hinweis: Im Allgemeinen werden mit dem Begriff „Wechseljahre“ die Perimenopause und die ersten Jahre der Postmenopause bezeichnet.

Beschwerden weisen den Weg

Neben unregelmäßigen Blutungen sind vor allem vasomotorische Beschwerden typisch für die Wechseljahre. Darunter versteht man Hitzewallungen mit plötzlicher vermehrter Hautrötung, starkem Wärmegefühl und Schweißausbrüchen. Diese Beschwerden können sehr belastend sein: Manche Frauen fühlen sich durch die plötzlich auftretenden, von außen sichtbaren Hitzewellen vor allem im Berufsleben eingeschränkt. Andere leiden unter so starken nächtlichen Schweißausbrüchen, dass mehrmals nachts die Bettwäsche gewechselt werden muss.

Weitere typische Beschwerden sind:

  • vorübergehendes Herzklopfen, Beklemmungsgefühl
  • Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Reizbarkeit
  • Libidoverlust
  • urogenitale Probleme wie Scheidentrockenheit, Blasenschwäche oder vermehrte Harnwegsinfekte
  • vorübergehender vermehrter Haarausfall, vermehrter Haarwuchs im Gesicht (durch relativen Überschuss des männlichen Sexualhormons Testosteron)
  • langfristig Osteoporose, Rücken- und Gelenkschmerzen.

Bei Frauen über 45 wird die Menopause anhand der genannten Beschwerden diagnostiziert. Die Bestimmung der Hormonspiegel ist meist überflüssig und aufgrund der häufigen Schwankungen wenig aussagekräftig. Werden Hormone bestimmt, sind niedrige Spiegel von Östrogen und Progesteron, normale Testosteronspiegel und erhöhte FSH- oder LH-Werte typisch.

Bei jüngeren Frauen mit klimakterischen Beschwerden ist die Messung der Hormonspiegel erforderlich, um ein verfrühtes Erlöschen der Eierstockfunktion zu erkennen. Zu den sogenannten „vorzeitigen Wechseljahren“ kommt es zum Beispiel anlagebedingt, bei Autoimmunerkrankungen, durch Strahlen- oder Chemotherapie oder nach Entfernung der Eierstöcke (zum Beispiel wegen Eierstockkrebs oder Endometriose).

Hinweis: Auch starkes Rauchen führt dazu, dass die Wechseljahre früher beginnen. Ursache ist die allgemeine Gefäßschädigung, die auch zu einer schlechteren Durchblutung der Eierstöcke führt.

Was tun gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche?

Bei einem Drittel der Frauen sind die Beschwerden während der Wechseljahre so stark, dass eine Behandlung nötig ist. Dafür werden die verschiedensten Präparate und Verfahren empfohlen, deren therapeutischer Nutzen sich stark unterscheidet. Am effektivsten wirken Östrogene. Allein oder in Kombination mit Gestagenen reduzieren sie die Häufigkeit der Hitzewallungen um 75%.

Inzwischen weiß man jedoch, dass die früher so häufig und teils auch unkritisch eingesetzte Hormonersatztherapie (HRT) viele Gefahren hat. Je nachdem, welche Hormone und in welcher Art und Dauer sie verabreicht werden, erhöht sich bei Einnahme das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs, Brustkrebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie Gallenblasenerkrankungen. Aus diesem Grund wird die HRT nur bei Frauen mit erheblichen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen (sowie bei jüngeren Frauen, deren Eierstockfunktion aus oben genannten Gründen frühzeitig erloschen ist), und nur wenn alle andere Therapieoptionen ausgeschöpft sind. Dabei ist immer kritisch zu hinterfragen, ob der damit einhergehende Nutzen die doch erheblichen Risiken aufwiegt.

Die HRT ist zudem eine höchst individuelle Angelegenheit: Hormonpräparat, Dosis, Dauer und Art der Verabreichung müssen für jede Patientin maßgeschneidert ausgewählt werden, oft sind in den ersten Monaten auch Anpassungen notwendig. Dabei ist die Hormontherapie keine Dauertherapie, sondern aufgrund der genannten Risiken so früh wie möglich wieder abzusetzen.

Hinweis: Die orale Hormongabe ist kontraindiziert bei hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Brustkrebs. Ferner wird sie nicht empfohlen bei starkem Übergewicht, regelmäßigem Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Rauchen, da diese Faktoren ebenfalls das Brustkrebsrisiko erhöhen.

Hormontherapie — das sollte man wissen

Monotherapie oder Kombinationstherapie? Östrogene regen das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an. Dadurch steigt das Risiko, einen Gebärmutterschleimhautkrebs zu entwickeln. Um dieses Risiko zu verringern, verordnet man Östrogene in Kombination mit Gestagen (Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie). Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, können auch ausschließlich Östrogene einnehmen (Östrogen-Monotherapie).

Tablette oder Scheidenzäpfchen? Das hängt davon ab, welche Beschwerden behandelt werden sollen. Um Hitzewallungen und Schweißausbrüche einzudämmen, ist die Verabreichung der Hormone „von innen“, also systemisch über den Blutweg, erforderlich. In das Blut gelangen die Wirkstoffe nach Einnahme von Tabletten oder durch Aufnahme über die Haut, zum Beispiel mit Hilfe eines transdermalen Pflasters oder eines Sprays. Genitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit oder Juckreiz an der Vulva lassen sich dagegen besser lokal mit einer Creme, einer Salbe oder Scheidenzäpfchen lindern. Bei solch einer lokalen Therapie treten meist nur sehr geringe Mengen Östrogen ins Blut über.

Welches Östrogen? Als Östrogene werden meist Estradiol oder Estriol verordnet. Estradiol gibt es als Tabletten, Pflaster, Spray, Creme und Scheidenzäpfchen. Estriol ist schwächer wirksam und steht nur zur lokalen Therapie als Creme, Vaginaltabletten oder Scheidenzäpfchen zur Verfügung. Tibolon (zum Beispiel Liviella®) ist ein oral einzunehmendes synthetisches Steroidhormon, das östrogenähnlich wirkt. Es ist zwar etwas weniger effektiv gegen Hitzewallungen, soll aber auch weniger stark auf die Gebärmutterschleimhaut wirken. Dieser ursprüngliche Vorteil wird inzwischen angezweifelt. Dies und das erhöhte Risiko für Schlaganfälle und Brustkrebs hat dazu geführt, dass Tibolon nur noch in Ausnahmefällen verordnet wird.

Welches Gestagen? Die meisten Gestagene liegen in Tablettenform vor. Nur der Wirkstoff Norethisteronacetat ist als transdermales Pflaster erhältlich (zum Beispiel Estragest TTS®). Aktuell gehen die Expert*innen davon aus, dass der Gestagenanteil einer kombinierten Hormontherapie für die Erhöhung des Brustkrebsrisikos verantwortlich ist. Dabei scheint natürliches Progesteron weniger riskant zu sein als synthetisch hergestellte Gestagene.

Kontinuierlich oder zyklisch? Ob die Hormone dauerhaft oder in Zyklen eingenommen werden hängt von der Patientin ab. Folgende Einnahmeschemata sind möglich:

  • Zyklische Kombinationstherapie: Tag 0 bis 6 Östrogen, Tag 7 bis 20 Oströgen-Gestagen-Kombination, Tag 21 bis 28 Pause ohne Hormoneinnahme. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Zyklische Kombinationstherapie über 28 Tage: Tag 0 bis 14 Östrogen, Tag 15 bis 28 Östrogen-Gestagen-Kombination, keine Hormonpause. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Kontinuierliche Kombinationstherapie: dauerhafte Einnahme einer Östrogen-Gestagen-Kombination ohne Hormonpause. Geeignet für Frauen in der Postmenopause, meist nach einer zyklischen Kombinationstherapie.
  • Östrogen-Monotherapie: Dauerhafte Einnahme von Östrogenen, nur geeignet für Frauen ohne Gebärmutter.

Tipp: Wenn eine Hormontherapie erforderlich ist, ziehen es die meisten Frauen vor, so schnell wie möglich keine Blutungen mehr zu haben. Das klappt am besten mit der kontinuierlichen Kombinationstherapie: Hier bildet sich die Gebärmutterschleimhaut nach etwa 6 Monaten so weit zurück, dass es nicht mehr zu Blutungen kommt.

Was können Pflanzen?

Viele Frauen möchten ihren Hitzewallungen lieber pflanzlich entgegentreten. Aus der Pflanzenwelt gilt vor allem die Traubensilberkerze (Cimicifuga, zum Beispiel in Klymadynon®Filmtabletten oder Femikliman® Filmtabletten) als Waffe gegen Hitzewallungen. Ihre Sicherheit und Wirkung ist in vielen Studien untersucht worden. Die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich, ebenso wie die daraus abgeleiteten Empfehlungen. Die Gesellschaft für Phytotherapie sieht den Nutzen der Traubensilberze als erwiesen an, andere Experten sehen einen „möglichen Nutzen“. Allgemein gilt die Auffassung, dass ein Versuch damit nicht schaden kann. Aus Sicherheitsgründen sollen jedoch immer registrierte Arzneimittel verwendet werden.

Isoflavone wie Genistein, Daidzein und Glycitein sind Pflanzeninhaltsstoffe, deren chemische Struktur denen des Östrogens ähnelt und die deshalb auch Phytoöstrogene genannt werden. Sie sollen von den Wechseljahrsbeschwerden am ehesten die Hitzewallungen günstig beeinflussen, wobei auch hier die Ergebnisse nicht konsistent sind. Dosiert wird bei Isoflavonen mit 30 bis 80 mg täglich, es gibt sie zum Beispiel als Soja-Extrakt oder Rotklee-Extrakt.

Auch Johanniskraut soll gegen Hitzewallungen wirken. Hier wird eine Dosierung von 300 mg am Tag empfohlen. Manchen Expert*innen sehen Johanniskraut als beste Möglichkeit zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen nach Brustkrebs, Alternative ist in dieser Situation auch Gabapentin.

Mit Psychopharmaka gegen die Hitze?

Es gibt verschiedene Psychopharmaka, die gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche helfen sollen. Bisherige Studienergebnisse sind allerdings widersprüchlich. Für Frauen, die weder Hormone noch Phytoöstrogene einnehmen dürfen, sind Präparate wie das Antiepileptikum Gabapentin, das blutdrucksenkende Clonidin oder bestimmte Antidepressiva (SSRI, NSRI) eine Behandlungsoption.

Beschwerden untenrum angehen

Neben den vasomotorischen Beschwerden belasten viele Frauen vor allem die Probleme im urogenitalen Bereich. Denn auch die die Schleimhäute von Harnwegen und Scheide besitzen Rezeptoren für Östrogene und Gestagene. Sinken die Hormonspiegel, degenerieren die Schleimhäute, sie werden dünner und trockener. Dadurch kommt es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und/oder Wasserlassen, zu Juckreiz, vermehrten Infekten und Blasenschwäche. Die systemische Hormontherapie richtet hier meist wenig aus, besser wird vor Ort, also direkt an den Schleimhäuten angesetzt. Behandlungsoptionen sind:

  • Gleitgele oder Befeuchtungsgele. Sie erleichtern den Geschlechtsverkehr und helfen bei Juckreiz und Trockenheit.

  • Lokale Hormontherapie in niedriger bis ultraniedriger Dosierung. Dafür gibt es Cremes, Gele, Vaginaltabletten, Ovula, Pessare und Vaginalringe. Empfohlen werden dafür vor allem Estrio-haltige Präparate (zum Beispiel OeKolp® forte Vaginalzäpfchen, Estriol Wolff® Vaginalcreme oder Ovestin 1 mg Tabletten).
  • Laserbehandlung. Dabei wird die Scheide durch einen Vaginallaser von innen mit Laserimpulsen behandelt. Dies soll die Scheidenwände dicker und elastischer machen sowie die Feuchtigkeit verbessern. 3 Behandlungen werden empfohlen, aussagekräftige Vergleichsstudien und Langzeitergebnisse stehen noch aus.

Tipp: Zusätzlich hilfreich bei Blasenschwäche sind Beckenbodentraining sowie die Gewichtsreduktion bei Übergewicht.

Was kann man sonst noch tun?

Neben Hormonen und Pflanzentherapeutika werden viele weitere Maßnahmen oder Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen. Nur wenige sind aber wirklich hilfreich. Effektiv nach heutigem Wissenstand sind psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren. Dabei lernen die Frauen, Faktoren zu vermeiden, die die Hitzewallungen begünstigen (wie z. B. Stress, ungünstige Schlafgewohnheiten oder übertriebene Sorgen). Auch Akupunktur soll nützlich sein, ihr Effekt ist allerdings geringer als der einer Hormontherapie.

Ob Maßnahmen wie Ausdauersport und Tiefenentspannung hilfreich gegen Hitzewallungen sind, ist nach aktueller Studienlage ungewiss. Keinen Effekt hat offenbar die Einnahme chinesischer Kräuter, Gleiches soll Studien zufolge auch auf Vitamin E, Dihydroepiandrosteron und Melatonin zutreffen.

Hinweis: Auch wenn Bewegung, Yoga und Entspannung die Hitzewallungen nicht direkt eindämmen, lohnt sich ihr Einsatz. Viele Frauen in den Wechseljahren berichten, dass es ihnen damit insgesamt besser geht.

Quellen: Leitlinie Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen; Sieglinde Plasonig, DAZ 2020, Nr. 34, Seite 40

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: ShotPrime Studio/Shutterstock.com