Gesundheit heute

Brustkrebs

Brustkrebs (Mammakarzinom): Bösartiger Tumor der Brust. In Deutschland erkrankt jede 8. Frau im Lauf ihres Lebens daran; mit fast 70.000 Neuerkrankungen und 25 % aller bösartigen Tumoren ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Unter 30-Jährige erkranken mit 0,1 % aller Brustkrebsfälle sehr selten, danach steigt die Häufigkeit an, 75 % aller Neuerkrankungen betreffen Frauen nach dem 50. Lebensjahr.

Auch Männer können Brustkrebs bekommen, betrifft aber weniger als 1 % aller Fälle.

Symptome und Leitbeschwerden

Frühsymptome gibt es bei Brustkrebs nicht. Der Tumor wird in frühen Stadien nur durch bildgebende Diagnoseverfahren entdeckt, insbesondere durch Mammografie und MRT.

Das erste Warnsignal ist bei etwa 80 % aller Brustkrebsfälle der von der Frau selbst getastete Knoten, am häufigsten im oberen, achselnahen Bereich.

Mögliche Beschwerden:

  • Tastbarer derber Knoten, verschiebbar oder nicht verschiebbar mit dem umgebenden Gewebe oder der Haut verwachsen
  • Typischerweise nicht druckschmerzhafte Knoten
  • Einziehung der Haut (Delle) oder Wölbungen an einer oder mehreren Stellen der Brust
  • Verstärkung der Delle beim Zusammenschieben der Haut mit zwei Fingern
  • Einseitige, insbesondere blutige Absonderungen aus der Brustwarze
  • Neu entstandene Delle der Brustwarze
  • Entzündliche, juckende Hautveränderung an Brustwarze und Warzenhof
  • Ein- oder beidseitige Veränderung der Brustform und -größe.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten beiden Tagen, wenn

  • ein Knoten in der Brust getastet wird.
  • blutiges Sekret aus der Brustwarze austritt.
  • Veränderungen der Brust wie Dellen, Vorwölbungen und Entzündungen entdeckt werden.

Die Erkrankung

Ursachen

Verändern sich die genetischen Informationen von Zellen so, dass sie sich unkontrolliert teilen, entsteht Krebs. Bei Brustkrebs entstehen im Laufe der Zeit tastbare Knoten oder Wucherungen im Brustgewebe. Die Ursachen für die Veränderungen und die Entwicklung der Zellen hängt von mehreren, sich wechselseitig beeinflussenden Faktoren ab. Etwas vereinfacht ausgedrückt sind etwa 10 % aller bösartigen Brusttumoren auf eine erbliche Veranlagung zurückzuführen und etwa 90 % Folge von Risikofaktoren.

Risikofaktoren

Zu den Risikofaktoren für den nicht erblichen Brustkrebs ist viel geforscht worden, und es gilt weltweit als gesichert, dass die Gefahr, daran zu erkranken, sich erhöht durch:

  • Einnahme von Östrogen nach den Wechseljahren (dazu zählt auch die langjährige Hormonersatztherapie)
  • Frühe erste Menstruation (˂ 11 Jahre) sowie späte Wechseljahre (˃ 54 Jahre ) = viele Menstruationszyklen im Laufe der des fruchtbaren Lebensabschnitts
  • Kinderlosigkeit oder erste Schwangerschaft nach dem 30. Lebensjahr
  • Fleisch- und fettreiche Ernährung
  • Starkes Übergewicht und Bewegungsmangel (besonders nach den Wechseljahren)
  • Konsum von mehr als 20 g Alkohol pro Tag (entspricht ~ 0,4 l Bier oder 0,2 l Wein)
  • Rauchen
  • Mastopathie Grad II oder III
  • Krebserkrankung von Gebärmutter, Eierstöcken oder Darm (dreifaches Risiko)
  • Krebserkrankung der anderen Brust (zehnfaches Risiko)
  • Brustkrebs bei der Mutter oder Schwester (fünffaches Risiko)
  • Strahlentherapie des Brustkorbs im Kindes- oder Jugendalter.

Stillen. Studien haben gezeigt, dass das Brustkrebsrisiko durch Stillen sinkt. Nicht vorbelastete Mütter haben durch das Stillen ein um 25 % geringeres Risiko. Aber auch familiär vorbelastete Frauen profitieren: Sie können durch das Stillen ihr Risiko um fast 60 % senken.

Verlauf

Beginnt der Tumor zu wachsen und durchdringt er den befallenen Milchgang oder das befallene Brustdrüsenläppchen, spricht man von invasivem Tumorwachstum. Ohne Behandlung breitet er sich über die Lymphbahnen in die benachbarten Lymphknoten aus (lymphogene Metastasierung) oder über die Blutbahn in den ganzen Körper (hämatogene Metastasierung). Es folgen Metastasen (Tochtergeschwülste) in Lunge, Gehirn, Leber oder Wirbelsäulen- und Beckenknochen. Zu dieser Metastasierung kommt es beim Brustkrebs relativ früh: Schon bei einem nur 20 mm großen Tumor besteht eine 50%ige Wahrscheinlichkeit, dass bereits Metastasen vorliegen.

Solange der Brustkrebs sich noch innerhalb eines Milchganges befindet und nicht in das umliegende Gewebe einwächst, spricht man von einem Vorstadium, dem DCIS (Duktales Carcinoma in situ). Bei Tumoren der Drüsenläppchen heißt dieses Vorstadium CLIS (Carcinoma lobulare in situ) oder LCIS (Lobular Carcinoma in situ).

Einteilung

Die Tumorart lässt sich in der feingeweblichen Analyse feststellen: Etwa 75 % der Mammakarzinome gehören zum invasiv duktalen Typ, der von den Milchgängen ausgeht. Etwa 17 % gehören zum invasiv lobulären Typ, der aus den Drüsenläppchen stammt. Studien sprechen allerdings dafür, dass der Ursprung von Brustkrebs nicht allein in den Milchgängen oder in den Drüsenläppchen liegt. Die Mehrzahl der Brustkrebse scheint dem Übergang der Gewebsbereiche zu entstammen, der duktulo-lobulären Einheit (TDLE). Die Zellen in dieser Region teilen sich sehr schnell und sind anfälliger für genetische Veränderungen, die zu Krebswachstum führen.

Zu den selteneren Formen mit überwiegend guter Prognose gehören das tubuläre Mammakarzinom und das papilläre Mammakarzinom, zu denen mit schlechter Prognose das medulläre Karzinom und das muzinöse Karzinom.

Die unterschiedlichen Typen des Tumors zeigen unter dem Mikroskop charakteristische Muster: Das invasiv lobuläre Mammakarzinom zeichnet sich z. B. durch einzelne, hintereinanderliegende Tumorzellen aus – dafür wird häufig der Begriff "Gänsemarschmuster" benutzt.

Der Tumortyp bestimmt zusammen mit seiner Größe, Ausbreitung und dem Vorliegen von Lymph- oder Fernmetastasen das Brustkrebsstadium. Zur Einteilung von Tumoren gibt es das weitverbreitete TNM-Verfahren. Dabei steht "T" für die Ausdehnung des Primärtumors, "N" bedeutet Nodus (= Lymphknoten). Der dritte Buchstabe "M" steht für (Fern-)Metastasen. Vereinfacht sieht die Einteilung folgendermaßen aus:

  • T0 = Kein Tumor in der Brust nachweisbar
  • T1 = Der Tumor ist <2 cm
  • T2 = Der Tumor ist >2 cm, aber <5 cm
  • T3 = Der Tumor >5 cm, aber <10 cm
  • T4 = Der Tumor ist unabhängig von seiner Größe bereits über das Brustgewebe hinaus in Brustwand oder Haut eingewachsen
  • N0 = Kein Lymphknotenbefall nachweisbar
  • N1 = Nachweis von 1–3 befallenen Lymphknoten in der Achselhöhle
  • N2 = Nachweis von 4–9 befallene Lymphknoten in der Achselhöhle
  • N3 = Nachweis von >10 befallenen Lymphknoten in der Achselhöhle und/oder dem Schlüsselbein
  • M0 = Keine Fernmetastasen nachweisbar
  • M1 = Nachweis von Fernmetastasen

Sonderformen

Eine Sonderform des Brustkrebses ist das Paget-Karzinom. Hier liegt der Tumor in der Nähe der Brustwarze, sodass einzelne Tumorzellen bis in die Gewebeschichten der Brustwarze und des Warzenhofs gelangen und dort eine entzündliche, juckende Hautveränderung (Ekzem) auslösen. Bei dieser Tumorform kann nicht brusterhaltend operiert werden. Eine Amputation ist notwendig.

Eine andere Sonderform ist das inflammatorische Mammakarzinom, das sich vom Erscheinungsbild her (gerötete, überwärmte und schmerzende Brustregion) nur schwer von einer Brustentzündung unterscheiden lässt.

Diagnosesicherung

Anamnese. Hier erfragt der Arzt wichtige Informationen, die ihm bei der Diagnosestellung helfen, beispielsweise Grunderkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus, aber auch bestehende Krebserkrankungen in der Familie.

Palpation. In vielen Fällen findet der Arzt schon bei der Tastuntersuchung (Palpation) Hinweise darauf, ob ein getasteter Knoten krebsverdächtig ist oder nicht. Er schaut und fühlt nach Schwellungen, Rötungen, Entzündungen und Formveränderungen der Brust und der Brustwarze. Außerdem untersucht er die Bereiche um das Schlüssel- und Brustbein sowie die Achselhöhlen.

Blut- und Urinuntersuchung. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen an, ob Niere, Leber und andere Organsysteme funktionieren.

Gentest. Frauen, deren Schwester(n) oder Mütter an Brustkrebs erkrankt sind, haben ein doppelt so hohes Brustkrebsrisiko. Dieses ist vor allem dann groß, wenn der Krebs bei Verwandten vor dem 35. Lebensjahr auftritt, denn bei diesen frühen Fällen sind rund ein Drittel der Brustkrebserkrankungen erblich bedingt.

Für die Hälfte der erblichen Brustkrebserkrankungen sind zwei Gene zuständig: BRCA-1 und BRCA-2. Wer das BRCA-1-Gen in seinem Erbgut trägt, hat ein 60%iges Risiko, bis zum 50. Lebensjahr und ein 80%iges Risiko, bis zum 70. Lebensjahr an Brustkrebs zu erkranken. Für die andere Hälfte sind wohl weitere sogenannte Brustkrebsgene verantwortlich. Eines dieser Gene, das Gen RAD51C, ist kürzlich identifiziert worden. Experten sprechen auch vom BRCA-3-Gen.

Deswegen empfiehlt das Deutsche Konsortium der Krebshilfe folgenden Risikogruppen einen BRCA-Gentest:

  • Betroffenen und nicht erkrankten Verwandten 1. (Kinder, Geschwister) und 2. Grades (Enkel, Cousinen) aus einer Familie mit 2 oder mehr an Brustkrebs Erkrankten, davon mindestens 2 vor dem 50. Lebensjahr
  • Betroffenen und nicht erkrankten Verwandten 1. und 2. Grades aus einer Familie, in der mindestens einmal Brustkrebs und einmal Eierstockkrebs aufgetreten sind
  • Betroffenen und nicht erkrankten Verwandten 1. Grades aus einer Familie mit 3 oder mehr an Brustkrebs erkrankten Familienmitgliedern – unabhängig davon, in welchem Alter die Erkrankung aufgetreten ist.

Die Gentests haben aber auch eine Kehrseite. Viele Ärzte und Psychologen sehen sie kritisch, denn abgesehen von den hohen Kosten bedeutet ein negatives Ergebnis keineswegs Entwarnung. Und bei einer positiven Diagnose wird den vorbelasteten Frauen genau das empfohlen, was Frauen ohnehin empfohlen wird: Alle Chancen zur Früherkennung zu nutzen und Risikofaktoren so weit wie möglich zu reduzieren.

Genetische Subtypbestimmung. Im Vergleich zu den Gentests, die eine familiäre Vorbelastung nachweisen, ermittelt die genetische Subtypbestimmung molekulare Faktoren, die entscheidend sind für den Verlauf der Erkrankung und den Therapieerfolg. Aufgrund variierender genetischer Merkmale äußert sich die Erkrankung bei jeder Brustkrebspatientin anders. Auch die Frage, wie bösartig der Krebs ist, hängt von der Art des Brustkrebses zusammen, d.h. mit dem vorliegenden molekularen Subtyp. Auch entscheidet der Subtyp darüber, ob die Patientin eine gute oder schlechte Prognose hat und gibt zudem Hinweise darauf, ob eine Chemotherapie wirkt oder nicht. Wissenschaftler haben nun ein Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, den molekularen Subtyp einer Patientin zu bestimmen, also ihre Gensignatur, wie Wissenschaftler es nennen. Ihnen gelang es damit auch, Patientinnen zu identifizieren, die eine gute Prognose hatten, obwohl sie an einem sehr aggressiven Brusttumor – dem triple-negativen Brustkrebs (TNBC) – erkrankten.

Biopsie. Erhärtet sich der Verdacht auf Brustkrebs, wird eine Gewebeprobe (Biopsie) aus der verdächtigen Brustregion entnommen. Dies erfolgt unter örtlicher Betäubung, die meist durch eine auf die Haut aufgetragene Creme erzielt wird. Die Biopsie wird mit einer dünnen Hohlnadel vorgenommen. Die Nadel füllt sich entweder beim Einstoßen mit Gewebe (Stanzbiopsie), oder eine Gewebeprobe wird durch Vakuum angesaugt (Vakuumbiopsie). Unter Ultraschallkontrolle wird die Biopsienadel zum verdächtigen Herd geschoben, den die Patientin oder der Arzt ertastet hat. Ist die Veränderung nur in der Mammografie erkennbar, werden zur weiteren Klärung mehrere Gewebeproben mittels der Vakuumbiopsie unter einem speziellen Mammografiegerät (Mammotom) entnommen und untersucht.

Ist durch die Biopsie keine ausreichende Beurteilung möglich, wird der verdächtige Knoten in Vollnarkose komplett entfernt. Die feingewebliche Untersuchung des Knotens erfolgt meist während der Operation als Schnellschnittuntersuchung. Wird dabei Brustkrebs nachgewiesen, wird noch in gleicher Narkose die Operation ausgedehnt. Dieses Verfahren war früher auch für die Biopsie weitverbreitet, um der Patientin die Belastung zweier Eingriffe – einer für die Biopsie und einer für die Operation – zu ersparen. Es wird inzwischen aber seltener eingesetzt, weil die Treffsicherheit der Schnellschnittuntersuchung begrenzt und die psychische Belastung zumindest für manche Patientinnen schwer erträglich ist.

Bildgebende Verfahren

Mammografie. Der beste Zeitpunkt für die Mammografie sind die Tage nach der Monatsblutung, weil sich das Brustgewebe dann am besten beurteilen lässt. Bei der Untersuchung werden beide Brüste nacheinander zwischen jeweils zwei Platten gepresst, um auch die im Inneren der Brust liegenden Strukturen genau darzustellen. Das Zusammenpressen ist nicht schmerzhaft, aber unangenehm. Der Arzt benötigt von jeder Brust jeweils eine Aufnahme von oben und eine von der Seite. Je nach Befund sind noch weitere Aufnahmen notwendig. Mit der Mammografie erkennt der Arzt besonders gut kleine Kalkansammlungen (Mikrokalk), die schon in frühen Stadien einer Brustkrebserkrankung auftreten und nicht zu ertasten sind. Daneben lässt sich die Form von Gewebeveränderungen sowie deren Ausdehnung in benachbarte Gewebe beurteilen.

Bei der Mammografie kommen zwei Techniken zum Einsatz: Bei der analogen Mammografie wird das Bild auf einer Filmfolie festgehalten, bei der digitalen werden die Bilddaten elektronisch gespeichert und auf dem Computerbildschirm begutachtet. Der Unterschied besteht weniger in der Bildqualität als vor allem in der Strahlenbelastung, die bei der digitalen Mammografie um die Hälfte niedriger ist.

Hinweis: Je jünger die Frau ist, desto zurückhaltender sollte die Mammografie wegen der Strahlenbelastung genutzt werden. Aus diesem Grund werden zur Reihenuntersuchung auch nur Frauen zwischen 50 und 69 Jahren eingeladen.

Brustultraschall. Ergänzend oder alternativ zur Mammografie empfehlen viele Frauenärzte eine Untersuchung der Brüste per Ultraschall. Sie wird manchmal auch als "sanfte" und risikolose Alternative vor allem für jüngere Frauen bezeichnet. Nach vorherrschender Meinung ist der Brustultraschall aber nur zusammen mit der Mammografie von ausreichendem Aussagewert – er ersetzt in keinem Lebensabschnitt die Mammografie. Laut einer Studie steigert eine Kombination aus Mammografie und Ultraschall am besten die Auffindungsrate von Tumoren.

MRT. Ein MRT oder Kernspin der Brust ist sehr aussagefähig, aber kostspielig. Deshalb übernimmt die Kasse die Kosten nur (auf Antrag) bei unklarem Mammografiebefund oder bei Hochrisikofällen (Brustkrebs in der Familie). Ein Nachteil des MRT ist, dass Mikrokalk nicht entdeckt wird.

Frauen zwischen 24 und 49 Jahren, deren Mutter oder Schwester an Brustkrebs erkrankt ist, wird von ärztlichen Fachgesellschaften empfohlen, jedes Jahr ein MRT der Brust machen zu lassen, unter anderem um die Strahlenbelastung der ansonsten sehr häufig notwendigen Mammografie zu vermeiden. Die Mehrkosten sind jedoch erheblich.

Galaktografie. Sondert einer der Milchgänge blutiges oder bräunliches Sekret ab, macht der Arzt diese sehr feinen Gänge während der Mammografie sichtbar. Dazu spritzt er über eine Sonde Kontrastmittel in den Milchgang und seine Verästelungen (Galaktografie). Trifft die helle Flüssigkeit auf ein Hindernis, z. B. einen Tumor, strömt sie seitlich vorbei; verschließt der Tumor den ganzen Milchgang, ist die Kontrastmittelströmung "unterbrochen". Der Arzt sieht, wo sich der Knoten oder Tumor befindet und entfernt ihn später operativ.

Duktoskopie. Bei der Milchgangspiegelung (Duktuskopie) schiebt der Arzt ein dünnes Endoskop von maximal 1mm Durchmesser mit Lichtquelle und einer Kochsalzlösung in den Milchgang. Während die Salzlösung den Milchgang durchspült, verfolgt der Arzt auf einem Bildschirm den Verlauf des Ganges und seiner Abzweigungen. Sieht er dabei etwas Auffälliges, führt er ein dünnes Drähtchen ein. Damit lässt sich ein sehr kleiner Tumor markieren. Die Patientin erhält während der Untersuchung eine Kurznarkose.

Elastografie. Die Elastografie ist eine spezielle Form des Ultraschalls, die die Elastizität von Brustgewebe misst. Diese Methode hilft Ärzten, die Brustkrebsdiagnose zu sichern und Patientinnen vor unnötigen Biopsien zu schützen. Denn bösartiges Krebsgewebe ist weniger elastisch als gutartiges. Wie elastisch das Gewebe genau ist, bestimmen Ärzte anhand des Elastizitätswertes. Liegt der Wert über 4, ist das Gewebe wenig dehnbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein bösartiger Tumor vorliegt, ist damit hoch. In so einem Fall ist eine anschließende Biopsie notwendig. Ein Wert unter 4 hingegen verweist darauf, dass es sich um elastisches gutartiges Krebsgewebe handelt. Eine Biopsie ist demnach nicht angezeigt. Für die Praxis bedeutet das: Stellen Ärzte in der Mammografie einen Tumor (Gewebsvermehrung) fest, sollten sie diesen zunächst mit der Elastografie überprüfen. Erst wenn sich dabei die Hinweise auf ein bösartiges Krebsgeschwür erhärten, sollten Ärzte eine Biopsie vornehmen.

Ultraschall, Röntgen und/oder CT. Bei der Diagnose Brustkrebs wird zusätzlich geprüft, ob sich der Tumor auch in der anderen Brust oder an einer anderen Stelle im Körper ausgebreitet hat. Bei der nicht betroffenen Brust wird eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung gemacht, der Brustkorb wird ebenfalls geröntgt. Die Leber wird entweder mit einem Ultraschall oder mittels CT untersucht.

Behandlung

Die erfolgreiche Behandlung des Brustkrebses hängt von vielen Faktoren ab, u. a. von:

  • Größe, Lage und feingeweblichem Typ des Tumors
  • Anzahl der Tumorherde
  • Beeinflussung des Tumorwachstums durch Hormone
  • Vorliegen von Fernmetastasen
  • Brustkrebs oder anderer Krebserkrankung in der Vergangenheit.

Operativ

Am Beginn der Brustkrebstherapie steht – außer in unheilbaren Fällen – immer die vollständige operative Entfernung des Tumors. Außerdem müssen zur Erfassung der Krebsausbreitung und zur weiteren Therapieplanung Achsellymphknoten entfernt und auf einen Tumorbefall untersucht werden.

Drahtmarkierung. In manchen Fällen ist ein Krebsherd in der Brust nicht tastbar. Damit der Chirurg trotzdem an der richtigen Stelle operiert, muss diese durch eine Drahtmarkierung vorher gekennzeichnet werden. Dies geschieht mit 1 oder 2 dünnen, weichen Drähten, die mithilfe einer Hohlnadel platziert werden. Um den Knoten richtig zu treffen, wird das Brustgewebe während der Nadelmarkierung per Mammografie oder Ultraschall sichtbar gemacht. Die Patientin erhält für diese fünf- bis zehnminütige Prozedur eine örtliche Betäubung.

Brusterhaltende Operation. In etwa 70 % aller Brustkrebsfälle ist eine brusterhaltende Operation möglich, wenn der Tumor im Verhältnis zur Brustgröße nur klein ist, an einer günstigen Stelle sitzt und weder in die Haut noch in die Muskulatur eingewachsen ist. In der Operation wird der Tumor mitsamt der darüberliegenden Haut und einem Sicherheitsabstand von mindestens 5 mm zu allen Seiten herausgenommen. Im Einzelnen unterscheidet man:

  • Tumorektomie oder Lumpektomie (reine Tumorentfernung mit Sicherheitsabstand)
  • Segmentektomie (ein ganzes Brustsegment wird entfernt)
  • Quadrantektomie (Entfernung eines Viertels des Brustdrüsenkörpers).

Brusterhaltend kann aber durchaus bedeuten, dass die Brust optisch verändert aussieht. Wenn große Gewebedefekte zu erwarten sind, wird deshalb ein plastischer Chirurg an der Operation beteiligt, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.

Radikale Operation. Früher war die radikale Entfernung der Brust (Mastektomie, Brustamputation) zusammen mit den Achsellymphknoten die Regel, heute ist sie beschränkt auf Fälle, in denen der Krebs im Verhältnis zur Brust sehr groß ist (˃ 5 cm), mehrere Knoten umfasst oder die Patientin dies wünscht. Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen schützt der Eingriff zudem Patientinnen, die an familiärem Brustkrebs leiden. Frauen, bei denen Ärzte Mutationen in den Brustkrebsgenen BRCA-1 und BRCA-2 nachweisen, haben demnach nach einer Brustamputation ein deutlich geringeres Risiko, erneut zu erkranken.

Üblicherweise ist nach einer Brustamputation eine plastisch-chirurgische Brustrekonstruktion (Brustwiederaufbau) mit Eigengewebe oder Implantaten möglich. Die Implantate bestehen entweder aus Kochsalz oder aus Silikon. Beide Varianten sind gesundheitlich unbedenklich. Auch Silikon birgt keine Gefahren mehr, seit es als Gel verwendet wird. Lediglich im Tragekomfort unterscheiden sie sich. So zeigten sich in einer US-amerikanischen Studie Patientinnen mit Silikonimplantaten deutlich zufriedener als solche mit Kochsalz-Implantaten. Die Brustrekonstruktion erfolgt entweder gleichzeitig mit dem Entfernen der Brust (simultane radikal-modifizierte Mastektomie) oder nach 3–6 Monaten Abstand.

Eine andere Möglichkeit sind lose Brustprothesen, die in Kombination mit einem speziellen BH getragen werden und in Sanitätshäusern erhältlich sind.

Die Kosten für alle Maßnahmen werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen.

Lymphknotenentfernung. Für die Weiterbehandlung und zur Beurteilung der Prognose werden auf der betroffenen Seite mehrere Achsellymphknoten entfernt und feingeweblich untersucht. Um hierbei unnötige Lymphknotenresektionen zu vermeiden, wird – sofern der Krebs eine bestimmte Größe nicht überschreitet – zunächst nur ein einzelner (Sentinel- oder Wächterlymphknoten) entfernt und untersucht. Dazu injiziert der Arzt um den Tumor herum Farbstoff und/oder ein Radionuklid, wodurch der Lymphabfluss und damit auch die erste Lymphknotenstation des Krebsausbreitungsgebietes dargestellt wird. Damit wird gezielt diese erste Station des Lymphabflusses aus dem Tumor entfernt. Sollte diese von Krebszellen befallen sein, werden in einer zweiten Operation die übrigen Lymphknoten herausoperiert.

Enthalten diese Lymphknoten Krebszellen, weist dies darauf hin, dass der Krebs nicht mehr nur auf die Brust begrenzt ist. Dieser nodalpositive Befund ist ein schlechtes Zeichen und veranlasst die Ärzte meist, eine möglichst aggressive nachfolgende Chemo-, Hormon- oder Antikörpertherapie zu empfehlen. Umgekehrt bedeutet ein nodalnegativer Befund, dass die untersuchten Lymphknoten keine bösartigen Zellen enthalten.

Chemotherapie

Gegenwärtig ist bei über 90 % aller Patientinnen eine Chemotherapie notwendig. Dabei handelt es sich oft um eine Behandlung mit einer Dreierkombination nach dem sogenannten FEC-Schema (5-Fluorouacil, Epirubicin und Cyclophoshamid) oder dem TEC-Schema (Docetaxal, Epirubicin und Cyclophoshamid). Die Behandlung wird in mehreren Zyklen durchgeführt. Chemotherapien gibt es ambulant in onkologischen Schwerpunktpraxen oder Tageskliniken, außer wenn sich schwere Nebenwirkungen zeigen.

In bestimmten Fällen ist es sinnvoll, bereits vor der Operation eine Chemotherapie durchzuführen, die primäre oder neoadjuvante Chemotherapie: Sie kommt infrage, wenn der Tumor so groß ist, dass die gesamte Brust entfernt werden müsste. Ärzte versuchen auf diese Weise, den Tumor zu verkleinern, um brusterhaltend zu operieren.

Strahlentherapie

Postoperative Bestrahlung. Nach jeder brusterhaltenden Operation, häufig auch nach der Brustamputation, wird eine Bestrahlung (Radiotherapie) des betroffenen Gebiets durchgeführt, um möglicherweise noch vorhandene Krebszellen abzutöten und das Risiko eines erneuten Tumorwachstums zu vermindern.

Intraoperative Bestrahlung. In mehreren Studien zeigte sich, dass die Brust nach Tumorentfernung anstatt postoperativ auch einmalig intraoperativ, also während der Operation, bestrahlt werden kann. Die Ergebnisse sind zumindest bei strikt ausgewählten Fällen gleichwertig. Der Vorteil ist, dass die intraoperative Bestrahlung die Patientinnen erheblich weniger belastet als die postoperative, die sich über Wochen hinzieht. Unklar ist aber noch, in welchen Fällen Patientinnen die intraoperative Bestrahlung ohne Nachteil für den Therapieerfolg angeboten werden sollte.

Präoperative Bestrahlung. Die Bestrahlung vor der Operation ist nur bei ausgedehnten Tumoren gerechtfertigt, die mit einer primären Operation – also ohne Vorbehandlung – nicht vollständig zu entfernen sind. Dadurch soll die nachfolgende Brust- und Tumorentfernung eher gelingen. Die Operation findet normalerweise 3–4 Wochen nach Abschluss der Bestrahlung statt.

Palliative (lindernde) Bestrahlung. Ist der Tumor bereits so groß oder stark mit der Umgebung verwachsen, dass er nicht mehr zu operieren ist, wird die Brust sofort bestrahlt. Auch bei Tumorrezidiven oder Metastasen in der Brustregion lindert eine Bestrahlung der Metastasen die Schmerzen und reduziert das Tumorwachstum in diesen Bereichen für einige Wochen bis Monate.

Hormontherapie

Der Begriff "Hormontherapie" ist irreführend, denn es handelt sich eigentlich um eine "Antihormontherapie". Die Behandlung besteht darin, durch Verabreichung von Antiöstrogenen (z. B. Tamoxifen, Raloxifen, Fulvestrant) das Tumorwachstum zu stoppen.

Neuerdings werden statt Antiöstrogenen zunehmend Aromatasehemmer wie Exemestan, Anastrozol oder Letrozol gegeben, die bessere Überlebensraten bringen, allerdings sehr teuer sind. Voraussetzung ist, dass der Tumor auf die vorhandenen weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron mit vermehrtem Wachstum reagiert.

Seit 2016 ist Palbociclib (Ibrance) zur Behandlung des fortgeschrittenen Hormon-Rezeptor-positiven Brustkrebses zugelassen. Der Wirkstoff wird als Teil einer Antihormontherapie mit einem Aromatasehemmer oder dem Antiöstrogen Fulvestrant kombiniert. Behandelt werden Frauen, bei denen keine auf Heilung zielende weitere Operation, Strahlen- oder Chemotherapie mehr infrage kommt. Ob das neue Medikament bei fortgeschrittenem Brustkrebs ein längeres Leben ermöglicht, ist derzeit noch nicht geklärt.

Hinweis: Im Arztbrief werden hormonempfindliche Tumoren (hormonsensible Tumoren) mit ER+ (estrogen receptor positive) bzw. PR+ (progesteron receptor positive) abgekürzt.

Ob ein Tumor hormonempfindlich ist, wird erst im Rahmen der feingeweblichen Untersuchung nach der Operation festgestellt. Das Ergebnis wird über ein Punktesystem (Immune Reactive Score, IRS) bewertet.

Antikörpertherapie

Antikörper wirken gegen fremde, in den Körper eingedrungene Stoffe, also Bakterien, Viren oder Giftstoffe, aber auch gegen im Körper entstandene "fremde" Stoffe wie Bestandteile von Krebszellen. Antikörper lassen sich auch im Labor herstellen und als Medikament einsetzen.

Besondere Bedeutung bei der Therapie des metastasierenden Brustkrebses hat der monoklonale Antikörper Trastuzumab (Herceptin®). Dieser Antikörper bindet an den Rezeptor HER2 und verhindert damit das Wachstum von Brustkrebszellen, die genau diesen Rezeptor tragen. HER2 ist bei jeder vierten Brustkrebspatientin nachweisbar. Das Ergebnis dieser targeted therapy ("gezielte Behandlung"): Krebszellen mit HER-2 teilen sich nicht weiter, sondern gehen zugrunde. Das Risiko eines Rückfalls wird so nach Studienergebnissen um bis zur Hälfte gemindert.

Aufgrund seiner rezidivverhütenden Wirkung ist Herceptin® für die Behandlung beim frühen Brustkrebs zur Verhütung eines Brustkrebsrezidivs zugelassen.

Weitere monoklonale Antikörper gegen Brustkrebs(-Rezidive) sind in der Entwicklung.

Psychoonkologische Betreuung

In jeder Phase der Krebserkrankung ist ein Psychoonkologe als Ansprechpartner zu empfehlen, der sowohl die betroffene Frau, aber auch die Angehörigen betreut. Dies passiert im Rahmen des stationären Aufenthaltes oder im nachstationären Umfeld. Bei der psychoonkologischen Beratung können Fragen zur Erkrankung und Behandlung, zu Problemen im Alltag und Beruf besprochen werden. Außerdem wird geklärt, welche Unterstützung Familie und Freunde leisten können oder auch selbst benötigen.

Psychoonkologische Angebote werden von verschiedenen Berufsgruppen geleitet, vor allem von Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten oder Mitarbeitern aus dem Pflegebereich.

Nachsorge

Mitentscheidend für den Behandlungserfolg bei Brustkrebs sind die Nachsorgeuntersuchungen, insbesondere innerhalb der ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung. Tritt ein Tumor erneut auf (Rezidiv), kann er durch die Nachsorge früh erkannt und behandelt werden. Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um frühzeitig einen Rückfall und das Auftreten von Metastasen sowie Langzeitfolgen der Krebstherapie zu erkennen:

  • Im 1. bis 3. Jahr alle 3 Monate
  • Im 4. und 5. Jahr alle 6 Monate
  • Ab dem 6. Jahr einmal jährlich im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogrammes.

Die Zeitintervalle können von Fall zu Fall unterschiedlich sein und richten sich nach Krankheitsstadium, Art der Therapie, individuellem Rückfallrisiko, Langzeitfolgen der Therapie und möglichen Begleiterkrankungen.

Zur Nachsorgeuntersuchung gehören:

  • Das Gespräch mit dem Frauenarzt oder Onkologen
  • Die Untersuchung der Brust einschließlich der Operationsnarben, der Achselhöhlen und der Arme sowie eine Gewichtskontrolle
  • Zur frühzeitigen Erkennung von Rezidiven oder Metastasen sind eine körperliche Untersuchung, Mammografie und Ultraschall notwendig
  • Untersuchung und Behandlung von Lymphödemen, die häufig als Folge der Achsellymphknotenentfernung auftreten.

Nicht alle Ärzte halten das für ausreichend, sondern empfehlen zusätzlich einen regelmäßigen Ultraschall der Leber und Röntgenaufnahmen der Lunge. Wir Autoren schließen uns dem an: Leber-, Lungenfell- oder Lungenmetastasen machen sehr lange keine Beschwerden. Behandlungsmöglichkeiten bestehen aber, weswegen es sich lohnt, alle Möglichkeiten der frühzeitigen Diagnose zu nutzen.

Komplikationen

Nach der Operation. Wie bei allen Operationen kommt es in seltenen Fällen zu Wundheilungsstörungen und/oder Infektionen. Da auch Haut mit entfernt wird, treten nach der OP vorübergehend Spannungsgefühle auf, bis die verbliebene Haut sich gedehnt hat. Bei der Entfernung der Achsellymphknoten werden kleine Nerven durchtrennt, sodass in seltenen Fällen die Beweglichkeit von Schulter und Arm beeinträchtigt ist. Weitere Spätfolgen der Lymphknotenentfernung sind Lymphabflussstörungen (Lymphödeme) und Sensibilitätsstörungen.

Nach der Chemotherapie. Bei der Behandlung mit den natürlichen oder synthetischen Substanzen, die das Zellwachstum und die Zellteilung hemmen sollen (Zytostatika), wird besonders das sich rasch erneuernde Gewebe geschädigt: Haarwurzeln, Schleimhäute von Magen und Darm sowie das blutbildende System im Knochenmark. Mögliche Begleiterscheinungen sind Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und erhöhte Infektanfälligkeit. Durch entsprechende Medikamente werden die Nebenwirkungen größtenteils gelindert. Nach Ende der Chemotherapie verschwinden sie in der Regel gänzlich.

Nach der Strahlentherapie. Akutfolgen treten Tage nach der Bestrahlung auf und klingen meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Hierzu gehören unter anderem Durchfall und/oder Reizdarmbeschwerden. Diese lassen sich laut einer Studie vermeiden, wenn die Frauen während der Behandlung Selen als Natriumsalz einnehmen: Dank dieser Nahrungsergänzung hatten nur 21 % der behandelten Frauen mit Durchfall zu kämpfen im Vergleich zu 45 % der Frauen ohne Selengabe. So verringerte Selen strahlungsbedingte Beschwerden, ohne den Nutzen der Bestrahlung zu beeinträchtigen.

Nach der Hormontherapie. Die Behandlung mit Hormonen führt ebenfalls zu unerwünschten Nebenwirkungen – vor allem, da die Behandlung über viele Jahre andauert. Übelkeit und Gewichtszunahme treten am häufigsten auf, verschwinden jedoch nach Ende der Behandlung wieder. Das Risiko für Blutgerinnsel (Thrombose und Lungenembolie) erhöht sich unter der Therapie mit Hormonen.

Durch die Gabe von GnRH-Analogon (z. B. Enantone Gyn®, Trenantone®, Zoladex®) wird die Hormonproduktion der Eierstöcke unterdrückt. Damit werden (auch junge) Frauen in die Wechseljahre versetzt – mit den typischen Wechseljahresbeschwerden, die abrupt einsetzen.

Das Antiöstrogen Tamoxifen steht im Verdacht, das Risiko für hormonunempfindliche Zweittumoren zu erhöhen. In einer Studie zeigte sich, dass der Wirkstoff das Auftreten hormonempfindlicher Tumoren zwar erwartungsgemäß um 60 % reduziert – das Risiko für die aggressiveren hormonunempfindlichen Tumoren war nach 5-jähriger Einnahme jedoch 4-mal höher.

Nach der Antikörpertherapie. Der Antikörper Trastuzumab (Herceptin®) führt häufig zu Durchfall und Kopfschmerzen. In etwa 1 % der Fälle tritt eine schwere Schädigung des Herzmuskels auf, deshalb muss vor Behandlungsbeginn sowie in dreimonatigen Abständen während der Behandlung die Herzfunktion kontrolliert werden (insbesondere Herzultraschall). Nach der Behandlung sollte die Überwachung in 6-monatigen Abständen für mindestens 2 Jahre fortgeführt werden. Kontraindiziert ist die gleichzeitige Anwendung von Anthrazyklinen.

Prognose

Durch vielfache Fortschritte in der Therapie haben sich die Überlebenschancen für Brustkrebspatientinnen deutlich verbessert. 1 von 3 Frauen stirbt in Deutschland noch an den Folgen ihrer Brustkrebserkrankung. Die Prognose ist davon abhängig, ob und wie viele Lymphknoten in der Achselhöhle befallen sind und wie früh oder spät der Tumor entdeckt wird. Im Durchschnitt überleben über 80 % der Frauen mit Brustkrebs die nächsten 5 Jahre und über 70 % die nächsten 10 Jahre. Die 5-Jahres-Überlebenschance nach einer brusterhaltenden OP ist genauso hoch wie nach einer Brustamputation. Sind die Lymphknoten nicht befallen, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei etwa 95 %.

Von einer endgültigen Heilung kann man bei Brustkrebs nie sprechen: Spätrezidive, also das erneute Auftreten des Tumors oder von Brustkrebsmetastasen (Tochtergeschwülste) nach 5 bis 30 Jahren Symptomfreiheit, sind leider häufig, v. a. bei Frauen unter 40 Jahren zum Zeitpunkt der Erstdiagnose des Brustkrebses. Während Rezidive nach ähnlichen Regeln wie der Ersttumor behandelt werden und gut therapierbar sind, gibt es bei Metastasen meist keine Heilung. Erkranken Männer an Brustkrebs, ist ihre Prognose schlechter als bei Frauen: die 5-Jahres-Überlebenschance beträgt nur 73 %.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die ersten Tage. Die Diagnose Brustkrebs ist ein tiefer Einschnitt im Leben einer Frau. Auch für Angehörige, Freunde und Bekannte ist die Diagnose meist ein Schock, der verarbeitet werden muss. Die Frage "Warum gerade ich?" wird Ihnen der beste Arzt nicht beantworten können, und Sie müssen versuchen, mit der schwierigen Situation umzugehen und sich auf sie einzustellen.

Unterdrücken Sie Ihre Gefühle nicht – Verzweiflung, Wut, Trauer und die Angst vor einem Rückfall gehören zur Auseinandersetzung mit einer solchen Krankheit. Meist treten diese Gefühle phasenweise auf und verlieren auch wieder an Intensität. Allerdings berichten viele Frauen auch davon, dass sie die Angst nie wieder ganz verlassen hat, selbst nach erfolgreicher Therapie. Versuchen Sie herauszufinden, was für Ihr seelisches Gleichgewicht wesentlich ist und vermeiden Sie alles, was Sie aus dem Gleichgewicht bringt. Jede Frau wird hierfür ihren eigenen Weg finden.

Wahl des Therapiezentrums. Jede Brustkrebspatientin wünscht sich, den Tumor möglichst schnell loszuwerden. Nur in seltenen Fällen ist es jedoch medizinisch notwendig, dass sofort operiert werden muss. Nehmen Sie sich nach der Diagnose etwa zwei Wochen Zeit für die Entscheidung, ob Sie die Behandlung und die nachfolgende Therapie in einem Krankenhaus oder lieber in einem Brustzentrum durchführen lassen wollen. Ihre spätere Lebensqualität hängt unter Umständen stark davon ab, welche Einrichtung und welchen Operateur Sie wählen.

Die Deutsche Krebsgesellschaft will mit der Vergabe des Qualitätssiegels "Zertifiziertes Brustzentrum" dafür sorgen, dass Patienten sicher sein können, in dem zertifizierten Zentrum nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft behandelt zu werden. Ziel ist, die Versorgung bei Brustkrebserkrankung deutlich zu verbessern. Allerdings ist der Begriff "Brustzentrum" nicht geschützt und jede Klinik kann ihn verwenden, ohne dass er Aufschluss über die Qualität des Angebots gibt. Im Zweifelsfall lohnt es sich also nachzufragen, ob diese Bezeichnung von der Deutschen Krebsgesellschaft verliehen worden ist.

Ernährung. Eine ausgewogene Ernährung ist v. a. während der Chemotherapie wichtig. Sogenannte Krebsdiäten haben jedoch keinen nachgewiesenen Erfolg. Essen Sie, worauf Sie Lust haben. Und wenn die Lust ganz fehlt: Tragen Sie es mit Fassung, die Lust am Essen kommt wieder! Wer unter Übelkeit leidet und keinen Appetit hat, sollte versuchen, kleine Mahlzeiten zu essen und unbedingt zu trinken; am besten werden kleine Schlucke Tee oder stilles Wasser vertragen.

Nikotin. Wenn Sie nicht schon mit dem Rauchen aufgehört haben, sollten Sie es spätestens nach der Diagnose tun. Frauen, die nach einer Brustkrebsdiagnose weiter rauchen, haben im Vergleich zu Nichtraucherinnen ein um 72 % höheres Risiko, in den folgenden 11 Jahren an einem Brustkrebsrezidiv zu sterben.

Bewegung. Grundsätzlich steigert Sport und jede aktive Lebensgestaltung das Wohlbefinden. Bewegung, ohne Überforderung praktiziert, verbessert die Stimmung, stärkt das Selbstwert- und Körpergefühl und kann die Immunabwehr und Therapieverträglichkeit verbessern.

Um nach einer Achsellymphknotenentfernung Lymphödemen vorzubeugen, hilft Bewegung. Speziell entworfene Fitnesskurse mit Gewichten oder reines Heben von Gewichten lindern die Beschwerden. Dabei brauchen Frauen ihren Arm nicht zu schonen – wie es Ärzte bisher oft empfehlen. Sie dürfen auch Gewichte über 2,5 kg stemmen. Wie eine Studie belegt, profitierten alle Brustkrebspatientinnen vom Gewichtheben – unabhängig davon, wie viele Lymphknoten ihnen insgesamt fehlten. Wie beim Krafttraining sollten auch beim leichten Gewichtheben immer Kompressionsbandagen getragen werden.

Ruhe. Bei Erschöpfung und Müdigkeit sollten Sie auf Ihren Körper hören, sich nicht überfordern und notfalls auf Sport verzichten. Legen Sie im Alltag häufige Ruhepausen ein, und üben Sie anstrengende Tätigkeiten lieber im Sitzen als im Stehen aus.

Entspannungsverfahren. Für tiefe körperliche und seelische Entspannung sorgen z. B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und Autogenes Training, aber auch Yoga, Achtsamkeitstraining, Tai Chi oder Qigong sowie Meditation. Darüber hinaus verbessern sie – regelmäßig angewendet – das Körpergefühl und fördern psychische Ausgeglichenheit. Es braucht aber 2–3 Monate, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Haut, Haare, Körperpflege. Ihre Haut verträgt die Bestrahlung besser, wenn Sie bequeme Kleidung tragen, die weder reibt noch drückt. Gut vertragen werden Kleidungsstücke aus Baumwolle oder Seide. Während der Therapie dürfen Sie die bestrahlte Region nicht in Kontakt mit Wasser bringen (also auch nicht waschen!), denn das erhöht die lokal schädigende Wirkung der radioaktiven Strahlen. Als Schutz gegen Sonnenbestrahlung muss die sehr lichtempfindliche Haut im Bereich des Bestrahlungsfelds anfangs durch lichtundurchlässige Kleidung abgedeckt werden. Später können Sie Sonnenschutzpräparate mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden.

Der Haarausfall während und nach der Chemotherapie ist für viele Frauen ein schwer zu ertragendes Symbol der Krankheit. Manche Frauen schneiden sich ihre Haare schon vor der Chemotherapie kurz oder kommen mit selbstbewusst getragenen Baseballkappen oder Tüchern zurecht. Andere kümmern sich möglichst früh um eine passende Perücke. Tatsächlich sollte man den Perückenkauf in die Zeit legen, in der man noch das eigene Haar hat. Dann ist es leichter, eine unauffällige, farblich zum Hauttyp passende Perücke zu finden. Manche Frauen bevorzugen aber auch eine Perücke, die aus ihnen einen ganz anderen Typ macht und mit ihrem Naturton nichts zu tun hat. In der Zeit des stärksten Haarausfalls schlafen manche Frauen mit Stretchturbanen (in Drogerien erhältlich), damit die ausgefallenen Haare nicht mühsam vom Kopfkissen aufgelesen werden müssen. Manche rasieren sich das Haar auch von vornherein ab, um den langsamen Haarverlust nicht erleben zu müssen. Etwa drei Monate nach Beendigung der Chemotherapie ist eine Perücke meist nicht mehr nötig, die Haare sind dann wieder nachgewachsen, nach etwa sechs Monaten kann man von einer Kurzhaarfrisur sprechen.

Während der Chemotherapie nimmt für viele Frauen die Körperpflege einen großen Stellenwert ein. Nehmen Sie die Bedürfnisse, die Ihnen Ihr Körper signalisiert, ernst und sich auch die Zeit, ihnen nachzugehen. Versuchen Sie – den Umständen entsprechend – gut zu Ihrem Körper zu sein. Gönnen Sie sich den längeren Aufenthalt im Badezimmer, den Gebrauch von Körpercremes, Kosmetik und Wellnessbehandlungen.

Selbstwertgefühl erhalten. Eine Brustkrebsoperation bedeutet für viele Frauen auch eine Minderung des weiblichen Selbstwertgefühls. Denn viele Frauen fürchten, mit ihrer Brust auch einen Teil ihrer Weiblichkeit und sexuellen Anziehungskraft verloren zu haben. Sprechen Sie mit Ihrem Partner über diese Ängste und ziehen Sie gegebenenfalls auch eine Trennung in Erwägung, wenn Ihr Partner Sie nicht in angemessener Weise unterstützen kann.

Umgang mit Sexualität. Oft wird die Befürchtung, nach einer Brustamputation sexuell nicht mehr interessant zu sein, auf den Partner übertragen. Viele Frauen reden sich sogar ein, Männer könnten sich vor ihnen ekeln. Häufig haben allerdings die Männer Angst, ihren Partnerinnen wehzutun. Auch hier verhindert ein offenes – auch professionell begleitetes – Gespräch Missverständnisse.

Die Einstellung zum Leben erneuern. Brustkrebs zu haben und die Brustkrebsbehandlung durchgestanden zu haben bedeutet auch, das eigene Leben neu zu betrachten. Wer weiß schon, wie lange das Leben noch dauert? Vielleicht kommen Sie in manchen Momenten zu der Überzeugung, Ihr Leben "umkrempeln" zu müssen. In anderen Momenten sind Sie dagegen einfach nur dankbar dafür, überlebt zu haben. Erfahrungsgemäß lassen sich diese Gefühle gar nicht so einfach sortieren und sie ändern sich schnell und unberechenbar. Ärzte sprechen dann von Affektinkontinenz, wenn die Betroffenen unkontrollierbar weinen, lachen oder wütend sind. Aber all diese extremen Gefühle verlieren im Lauf der Zeit wieder an Brisanz. Hören Sie in sich hinein, seien Sie nachsichtig mit sich selbst und auch mit Ihren Mitmenschen. Vertrauen Sie darauf, dass sich Wege auftun, die Ihnen bei allen Veränderungen und Einschränkungen auch neue Möglichkeiten eröffnen.

Auf Herzgesundheit achten. Viele Patientinnen überleben heute eine Brustkrebserkrankung. Dafür aber laufen sie Gefahr, an einem Herz-Kreislauf-Leiden zu sterben. Wie eine aktuelle Studie ergab, betrifft dies etwa zwei Drittel aller Brustkrebspatientinnen. Kommen Folgeerkrankungen wie Diabetes oder chronische Bronchitis hinzu, erhöht sich das Risiko zusätzlich. Deshalb sollten Betroffene verstärkt auf ihre Herzgesundheit achten. So können etwa Sport, gesunde Ernährung oder auch eine medikamentöse Therapie das Herz stärken. Auch ist es ratsam, auf Alkohol und Nikotin zu verzichten. Patientinnen sollten mit ihrem Arzt besprechen, was ihnen am besten hilft.

Komplementärmedizin

Alternativmedizinische Heilverfahren wie Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und Anthroposophie haben jeweils eigene Konzepte zur Tumortherapie und sollten bei Brustkrebs ausschließlich ergänzend (= komplementär) zu den anerkannten schulmedizinischen Therapien eingesetzt werden.

Homöopathie zeigte in kontrollierten Studien keine Wirksamkeit in der Krebstherapie. Viele Betroffene empfinden die eingesetzten homöopathischen Mittel jedoch als hilfreich gegen therapiebedingte Müdigkeit, körperliche Schwäche, Schwindel, Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Übelkeit.

Ayurveda hilft möglicherweise vorbeugend gegen einige Krebsarten, ist aber therapeutisch weitgehend unerforscht.

Akupunktur kann zur Linderung der Begleitsymptome der Chemotherapie wie Übelkeit beitragen, hat jedoch keine Wirkung auf den Krankheitsverlauf.

Misteltherapie gegen Krebs ist schon seit 100 Jahren bekannt. Während viele Patienten von der Behandlung mit Mistelpräparaten überzeugt sind, sind Experten eher kritisch, denn es gibt bis heute keinen sicheren Beweis für die Wirksamkeit gegen Tumorerkrankungen. Studien zeigen nur, dass eine Verbesserung der Lebensqualität möglich ist. In den derzeit gültigen Leitlinien zur Krebstherapie spielt die Therapie mit Mistelpräparaten deshalb keine Rolle.

Prävention

Mammografie-Screening. Zurzeit wird im gesamten deutschen Bundesgebiet ein flächendeckendes und kostenloses, alle zwei Jahre stattfindendes Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs für alle Frauen zwischen 50 und bis zum Ende des 70. Lebensjahres aufgebaut. Der Nutzen des Screenings ist umstritten. Die Sicherheit, mit der brustkrebsverdächtige Befunde durch eine Mammografie entdeckt werden (Sensitivität) beträgt (nur) etwa 80 %. Vor allem bei großen Brüsten, bei Brustimplantaten und bei Mastopathie ist die Beurteilbarkeit eingeschränkt. Deshalb muss der Arzt auch vorher informiert werden, wenn Brustimplantate vorhanden sind. Aber auch "falsch positive Ergebnisse" sind häufiger als vermutet, das heißt, Frauen werden auf Brustkrebs behandelt, obwohl sie diesen gar nicht haben. Und nicht zuletzt: Jede Mammografie ist mit einer Strahlenbelastung verbunden.

Dennoch wird die Mammografie von vielen Frauenärzten auch außerhalb des (deutschen) gesetzlichen Mammografie-Screenings als Vorsorgemaßnahme empfohlen. Die Kosten trägt die Patientin. Diese Empfehlung sollte jede Frau kritisch überdenken.

Weiterführende Informationen

  • www.brustkrebs.de –Internetseite des Vereins Brustkrebs e. V., Berlin: Fundierte und übersichtliche Informationen von Fachärzten mit weiterführenden Links zu Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen und guten Buchtipps.
  • www.frauenselbsthilfe.de – Internetseite der Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V., Bonn: Weniger Fachinformationen, dafür sehr gute und praxisorientierte Selbsthilfebroschüre zum Bestellen und Herunterladen (Rubrik Infos) sowie Kontaktadressen der Landesverbände.
  • V. Barth; A. Barth: Brustkrebs: schnell verstehen – richtig behandeln. Trias, 2003. Praxisnaher Ratgeber im Frage-und-Antwort-Stil. Mit Übersichtsplänen zu Diagnostik und Behandlung.
  • H. Delbrück: Brustkrebs. Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige. Kohlhammer, 2006. Neu aufgelegtes, verständliches, aktuelles Nachschlagebuch. Bietet neben medizinischem Wissen auch Informationen zu Themen wie Partnerschaft, Sexualität, Beruf und sozialen Leistungen.
  • L. Berg: Brustkrebs. Wissen gegen Angst. Goldmann, 2007. Aktuelle, überarbeitete Auflage des Klassikers. Kritische Darstellung der traditionellen und alternativen Diagnose- und Therapieverfahren sowie einfühlsame Besprechung der psychischen Problematik. Mit vielen Praxistipps, Adressen und Hinweisen für Frauen in Österreich und der Schweiz.
  • O. Camara; J. Sehouli: Brustkrebs: 100 Fragen – 100 Antworten. akademos, 2006. Beantwortet anschaulich und verständlich Fragen, die an Brustkrebs erkrankte Frauen formuliert haben. Auch Themen wie Ernährung und Sexualität finden Platz.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Leitbeschwerden“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Was hilft durch die Wechseljahre?

Gelassenheit und positive Einstellung helfen in allen Lebenslagen.

Was hilft durch die Wechseljahre?

Hormone, Soja, Sport oder Yoga

Die Wechseljahre verlaufen höchst unterschiedlich: Einige Frauen merken kaum etwas davon, andere leiden so stark unter Hitzewallungen und anderen Beschwerden, dass eine Behandlung erforderlich ist. Das Angebot dafür ist breit und reicht von Hormonen über Pflanzenmedizin bis hin zu Akupunktur und Psychotherapie. Lesen Sie hier, was im konkreten Fall hilft.

Prä, Post oder Peri?

Die Wechseljahre (oder auch das Klimakterium) bezeichnen den Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Phase im Leben einer Frau. Sie sind geprägt von hormonellen Umstellungen und werden in drei Abschnitte eingeteilt:

  • Irgendwann zwischen 40 und 45 beginnen die Eierstöcke, weniger Hormone zu produzieren. Zuerst sinkt das Gelbkörperhormon (Progesteron), etwas später das Östrogen. Die Regelblutungen werden meist unregelmäßig und die Fruchtbarkeit nimmt ab, die ersten Wechseljahrsbeschwerden treten auf. Diese Phase wird als Prämenopause bezeichnet.
  • Zwischen 49 und 55 Jahren hören die Regelblutungen dann ganz auf: Es kommt zur letzten eierstockgesteuerten Blutung, der sogenannten „Menopause“. Die Monate davor und die ersten 12 Monate nach dieser Blutung ist der Zeitraum der Perimenopause.
  • Danach tritt die Frau in die Postmenopause ein. In dieser Zeit sind die Wechseljahrsbeschwerden oft am stärksten, sie halten je nach Frau bis zu 7 Jahren an. Die Postmenopause dauert etwa 10 bis 15 Jahre, mit 65 Jahren schließt sich dann das Senium an.

Hinweis: Im Allgemeinen werden mit dem Begriff „Wechseljahre“ die Perimenopause und die ersten Jahre der Postmenopause bezeichnet.

Beschwerden weisen den Weg

Neben unregelmäßigen Blutungen sind vor allem vasomotorische Beschwerden typisch für die Wechseljahre. Darunter versteht man Hitzewallungen mit plötzlicher vermehrter Hautrötung, starkem Wärmegefühl und Schweißausbrüchen. Diese Beschwerden können sehr belastend sein: Manche Frauen fühlen sich durch die plötzlich auftretenden, von außen sichtbaren Hitzewellen vor allem im Berufsleben eingeschränkt. Andere leiden unter so starken nächtlichen Schweißausbrüchen, dass mehrmals nachts die Bettwäsche gewechselt werden muss.

Weitere typische Beschwerden sind:

  • vorübergehendes Herzklopfen, Beklemmungsgefühl
  • Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Reizbarkeit
  • Libidoverlust
  • urogenitale Probleme wie Scheidentrockenheit, Blasenschwäche oder vermehrte Harnwegsinfekte
  • vorübergehender vermehrter Haarausfall, vermehrter Haarwuchs im Gesicht (durch relativen Überschuss des männlichen Sexualhormons Testosteron)
  • langfristig Osteoporose, Rücken- und Gelenkschmerzen.

Bei Frauen über 45 wird die Menopause anhand der genannten Beschwerden diagnostiziert. Die Bestimmung der Hormonspiegel ist meist überflüssig und aufgrund der häufigen Schwankungen wenig aussagekräftig. Werden Hormone bestimmt, sind niedrige Spiegel von Östrogen und Progesteron, normale Testosteronspiegel und erhöhte FSH- oder LH-Werte typisch.

Bei jüngeren Frauen mit klimakterischen Beschwerden ist die Messung der Hormonspiegel erforderlich, um ein verfrühtes Erlöschen der Eierstockfunktion zu erkennen. Zu den sogenannten „vorzeitigen Wechseljahren“ kommt es zum Beispiel anlagebedingt, bei Autoimmunerkrankungen, durch Strahlen- oder Chemotherapie oder nach Entfernung der Eierstöcke (zum Beispiel wegen Eierstockkrebs oder Endometriose).

Hinweis: Auch starkes Rauchen führt dazu, dass die Wechseljahre früher beginnen. Ursache ist die allgemeine Gefäßschädigung, die auch zu einer schlechteren Durchblutung der Eierstöcke führt.

Was tun gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche?

Bei einem Drittel der Frauen sind die Beschwerden während der Wechseljahre so stark, dass eine Behandlung nötig ist. Dafür werden die verschiedensten Präparate und Verfahren empfohlen, deren therapeutischer Nutzen sich stark unterscheidet. Am effektivsten wirken Östrogene. Allein oder in Kombination mit Gestagenen reduzieren sie die Häufigkeit der Hitzewallungen um 75%.

Inzwischen weiß man jedoch, dass die früher so häufig und teils auch unkritisch eingesetzte Hormonersatztherapie (HRT) viele Gefahren hat. Je nachdem, welche Hormone und in welcher Art und Dauer sie verabreicht werden, erhöht sich bei Einnahme das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs, Brustkrebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie Gallenblasenerkrankungen. Aus diesem Grund wird die HRT nur bei Frauen mit erheblichen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen (sowie bei jüngeren Frauen, deren Eierstockfunktion aus oben genannten Gründen frühzeitig erloschen ist), und nur wenn alle andere Therapieoptionen ausgeschöpft sind. Dabei ist immer kritisch zu hinterfragen, ob der damit einhergehende Nutzen die doch erheblichen Risiken aufwiegt.

Die HRT ist zudem eine höchst individuelle Angelegenheit: Hormonpräparat, Dosis, Dauer und Art der Verabreichung müssen für jede Patientin maßgeschneidert ausgewählt werden, oft sind in den ersten Monaten auch Anpassungen notwendig. Dabei ist die Hormontherapie keine Dauertherapie, sondern aufgrund der genannten Risiken so früh wie möglich wieder abzusetzen.

Hinweis: Die orale Hormongabe ist kontraindiziert bei hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Brustkrebs. Ferner wird sie nicht empfohlen bei starkem Übergewicht, regelmäßigem Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Rauchen, da diese Faktoren ebenfalls das Brustkrebsrisiko erhöhen.

Hormontherapie — das sollte man wissen

Monotherapie oder Kombinationstherapie? Östrogene regen das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an. Dadurch steigt das Risiko, einen Gebärmutterschleimhautkrebs zu entwickeln. Um dieses Risiko zu verringern, verordnet man Östrogene in Kombination mit Gestagen (Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie). Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, können auch ausschließlich Östrogene einnehmen (Östrogen-Monotherapie).

Tablette oder Scheidenzäpfchen? Das hängt davon ab, welche Beschwerden behandelt werden sollen. Um Hitzewallungen und Schweißausbrüche einzudämmen, ist die Verabreichung der Hormone „von innen“, also systemisch über den Blutweg, erforderlich. In das Blut gelangen die Wirkstoffe nach Einnahme von Tabletten oder durch Aufnahme über die Haut, zum Beispiel mit Hilfe eines transdermalen Pflasters oder eines Sprays. Genitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit oder Juckreiz an der Vulva lassen sich dagegen besser lokal mit einer Creme, einer Salbe oder Scheidenzäpfchen lindern. Bei solch einer lokalen Therapie treten meist nur sehr geringe Mengen Östrogen ins Blut über.

Welches Östrogen? Als Östrogene werden meist Estradiol oder Estriol verordnet. Estradiol gibt es als Tabletten, Pflaster, Spray, Creme und Scheidenzäpfchen. Estriol ist schwächer wirksam und steht nur zur lokalen Therapie als Creme, Vaginaltabletten oder Scheidenzäpfchen zur Verfügung. Tibolon (zum Beispiel Liviella®) ist ein oral einzunehmendes synthetisches Steroidhormon, das östrogenähnlich wirkt. Es ist zwar etwas weniger effektiv gegen Hitzewallungen, soll aber auch weniger stark auf die Gebärmutterschleimhaut wirken. Dieser ursprüngliche Vorteil wird inzwischen angezweifelt. Dies und das erhöhte Risiko für Schlaganfälle und Brustkrebs hat dazu geführt, dass Tibolon nur noch in Ausnahmefällen verordnet wird.

Welches Gestagen? Die meisten Gestagene liegen in Tablettenform vor. Nur der Wirkstoff Norethisteronacetat ist als transdermales Pflaster erhältlich (zum Beispiel Estragest TTS®). Aktuell gehen die Expert*innen davon aus, dass der Gestagenanteil einer kombinierten Hormontherapie für die Erhöhung des Brustkrebsrisikos verantwortlich ist. Dabei scheint natürliches Progesteron weniger riskant zu sein als synthetisch hergestellte Gestagene.

Kontinuierlich oder zyklisch? Ob die Hormone dauerhaft oder in Zyklen eingenommen werden hängt von der Patientin ab. Folgende Einnahmeschemata sind möglich:

  • Zyklische Kombinationstherapie: Tag 0 bis 6 Östrogen, Tag 7 bis 20 Oströgen-Gestagen-Kombination, Tag 21 bis 28 Pause ohne Hormoneinnahme. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Zyklische Kombinationstherapie über 28 Tage: Tag 0 bis 14 Östrogen, Tag 15 bis 28 Östrogen-Gestagen-Kombination, keine Hormonpause. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Kontinuierliche Kombinationstherapie: dauerhafte Einnahme einer Östrogen-Gestagen-Kombination ohne Hormonpause. Geeignet für Frauen in der Postmenopause, meist nach einer zyklischen Kombinationstherapie.
  • Östrogen-Monotherapie: Dauerhafte Einnahme von Östrogenen, nur geeignet für Frauen ohne Gebärmutter.

Tipp: Wenn eine Hormontherapie erforderlich ist, ziehen es die meisten Frauen vor, so schnell wie möglich keine Blutungen mehr zu haben. Das klappt am besten mit der kontinuierlichen Kombinationstherapie: Hier bildet sich die Gebärmutterschleimhaut nach etwa 6 Monaten so weit zurück, dass es nicht mehr zu Blutungen kommt.

Was können Pflanzen?

Viele Frauen möchten ihren Hitzewallungen lieber pflanzlich entgegentreten. Aus der Pflanzenwelt gilt vor allem die Traubensilberkerze (Cimicifuga, zum Beispiel in Klymadynon®Filmtabletten oder Femikliman® Filmtabletten) als Waffe gegen Hitzewallungen. Ihre Sicherheit und Wirkung ist in vielen Studien untersucht worden. Die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich, ebenso wie die daraus abgeleiteten Empfehlungen. Die Gesellschaft für Phytotherapie sieht den Nutzen der Traubensilberze als erwiesen an, andere Experten sehen einen „möglichen Nutzen“. Allgemein gilt die Auffassung, dass ein Versuch damit nicht schaden kann. Aus Sicherheitsgründen sollen jedoch immer registrierte Arzneimittel verwendet werden.

Isoflavone wie Genistein, Daidzein und Glycitein sind Pflanzeninhaltsstoffe, deren chemische Struktur denen des Östrogens ähnelt und die deshalb auch Phytoöstrogene genannt werden. Sie sollen von den Wechseljahrsbeschwerden am ehesten die Hitzewallungen günstig beeinflussen, wobei auch hier die Ergebnisse nicht konsistent sind. Dosiert wird bei Isoflavonen mit 30 bis 80 mg täglich, es gibt sie zum Beispiel als Soja-Extrakt oder Rotklee-Extrakt.

Auch Johanniskraut soll gegen Hitzewallungen wirken. Hier wird eine Dosierung von 300 mg am Tag empfohlen. Manchen Expert*innen sehen Johanniskraut als beste Möglichkeit zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen nach Brustkrebs, Alternative ist in dieser Situation auch Gabapentin.

Mit Psychopharmaka gegen die Hitze?

Es gibt verschiedene Psychopharmaka, die gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche helfen sollen. Bisherige Studienergebnisse sind allerdings widersprüchlich. Für Frauen, die weder Hormone noch Phytoöstrogene einnehmen dürfen, sind Präparate wie das Antiepileptikum Gabapentin, das blutdrucksenkende Clonidin oder bestimmte Antidepressiva (SSRI, NSRI) eine Behandlungsoption.

Beschwerden untenrum angehen

Neben den vasomotorischen Beschwerden belasten viele Frauen vor allem die Probleme im urogenitalen Bereich. Denn auch die die Schleimhäute von Harnwegen und Scheide besitzen Rezeptoren für Östrogene und Gestagene. Sinken die Hormonspiegel, degenerieren die Schleimhäute, sie werden dünner und trockener. Dadurch kommt es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und/oder Wasserlassen, zu Juckreiz, vermehrten Infekten und Blasenschwäche. Die systemische Hormontherapie richtet hier meist wenig aus, besser wird vor Ort, also direkt an den Schleimhäuten angesetzt. Behandlungsoptionen sind:

  • Gleitgele oder Befeuchtungsgele. Sie erleichtern den Geschlechtsverkehr und helfen bei Juckreiz und Trockenheit.

  • Lokale Hormontherapie in niedriger bis ultraniedriger Dosierung. Dafür gibt es Cremes, Gele, Vaginaltabletten, Ovula, Pessare und Vaginalringe. Empfohlen werden dafür vor allem Estrio-haltige Präparate (zum Beispiel OeKolp® forte Vaginalzäpfchen, Estriol Wolff® Vaginalcreme oder Ovestin 1 mg Tabletten).
  • Laserbehandlung. Dabei wird die Scheide durch einen Vaginallaser von innen mit Laserimpulsen behandelt. Dies soll die Scheidenwände dicker und elastischer machen sowie die Feuchtigkeit verbessern. 3 Behandlungen werden empfohlen, aussagekräftige Vergleichsstudien und Langzeitergebnisse stehen noch aus.

Tipp: Zusätzlich hilfreich bei Blasenschwäche sind Beckenbodentraining sowie die Gewichtsreduktion bei Übergewicht.

Was kann man sonst noch tun?

Neben Hormonen und Pflanzentherapeutika werden viele weitere Maßnahmen oder Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen. Nur wenige sind aber wirklich hilfreich. Effektiv nach heutigem Wissenstand sind psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren. Dabei lernen die Frauen, Faktoren zu vermeiden, die die Hitzewallungen begünstigen (wie z. B. Stress, ungünstige Schlafgewohnheiten oder übertriebene Sorgen). Auch Akupunktur soll nützlich sein, ihr Effekt ist allerdings geringer als der einer Hormontherapie.

Ob Maßnahmen wie Ausdauersport und Tiefenentspannung hilfreich gegen Hitzewallungen sind, ist nach aktueller Studienlage ungewiss. Keinen Effekt hat offenbar die Einnahme chinesischer Kräuter, Gleiches soll Studien zufolge auch auf Vitamin E, Dihydroepiandrosteron und Melatonin zutreffen.

Hinweis: Auch wenn Bewegung, Yoga und Entspannung die Hitzewallungen nicht direkt eindämmen, lohnt sich ihr Einsatz. Viele Frauen in den Wechseljahren berichten, dass es ihnen damit insgesamt besser geht.

Quellen: Leitlinie Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen; Sieglinde Plasonig, DAZ 2020, Nr. 34, Seite 40

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: ShotPrime Studio/Shutterstock.com