Gesundheit heute

Krankheiten & Therapie: Schmerz- und Schlafmedizin

Schmerz- und Schlafmedizin

Schmerz- und Schlafmedizin

Schmerzen können das Leben zur Hölle machen. Eigentlich signalisieren sie drohende Gefahr und leiten Schutzreflexe ein. Sie haben aber die fatale Eigenschaft, sich zu verselbständigen, wenn unser Schmerzgedächtnis den Schmerz erinnert, auch wenn er im Moment nicht vorhanden ist. Schmerzmittel bringen dann meist nur mäßige Linderung und bergen erhebliche Risiken und Nebenwirkungen. Die moderne Schmerzmedizin packt deshalb das Übel bei der Wurzel: nämlich im Kopf. „Schmerzpatienten können ihre Schmerzen nicht nur lernen, sie können sie auch wieder verlernen“, so lautet ihre Grundthese. Schmerzen können auch den Schlaf rauben - daher veranlasst jeder Schlafmediziner einen diagnostischen Schlaf im Schlaflabor, wenn er hinter Schlafproblemen ernste organische Erkrankungen vermutet. Hierbei werden während einer ganzen Nacht Gehirnaktivitäten, Atemfrequenz, die Sauerstoffsättigung im Blut, Puls, EKG und die Muskelaktivität in den Beinen aufgezeichnet. Hinter sehr vielen Schlafproblemen stecken aber keine organischen, sondern psychische Störungen oder Dauerbelastungen. Schlaffördernde Medikamente treten für die Schlafmedizin daher zunehmend in den Hintergrund, während sich moderne Verhaltenstherapien immer weiter durchsetzen.
(Bild: Wavebreakmediamicrro/veer)

Cannabis als Medikament sicher

Freizeitgebrauch birgt hohes Risiko

Cannabis wird in der Medizin zur Therapie schwerkranker Menschen eingesetzt. Doch Experten warnen vor dem falschen Rückschluss, dass die Droge deshalb harmlos sei oder gar gesundheitsfördernde Wirkung habe.

Behandlung von Schwerkranken mit Cannabis

Cannabis ist vor allem eine Option bei Schmerzen oder Bewegungsstörungen, wenn die Behandlung mit anderen Medikamenten nicht wirksam war, und soll die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Der Psychiater Prof. Andreas Heinz ergänzt: „Neben neuropathischen und spastischen Schmerzen können Cannabis-Medikamente auch bei Appetitlosigkeit, Abmagerung und Schlafstörungen eingesetzt werden – sofern Standardtherapien ausgeschöpft sind.“

Freizeitgebrauch von Cannabis birgt Risiken

Der Freizeitgebrauch von Cannabis ist illegal. Cannabis hat das Potenzial, abhängig zu machen und es drohen psychische Folgeerkrankungen: Kinder und Jugendliche, die regelmäßig Cannabis konsumieren, erkranken sechs- bis siebenmal häufiger an Angststörungen, Depressionen oder Psychosen als Gleichaltrige ohne Drogenkonsum. Darüber hinaus beeinträchtigt Cannabis die kognitive und soziale Entwicklung der jungen Erwachsenen. Besonders risikoreich ist Cannabis auch während der Schwangerschaft: Die Droge hemmt die Gehirnentwicklung, das Längenwachstum und das Gewicht des Ungeborenen. Darüber hinaus erhöht sie das Risiko von Komplikationen währen der Geburt.

In Deutschland konsumieren etwa 4,5 Prozent der Erwachsenen Cannabis innerhalb eines Jahres. Bei etwa 4 Prozent der jungen Erwachsenen handelt es sich um regelmäßigen Konsum. Jeder 10. Konsument der Droge entwickelt eine Abhängigkeit und in Deutschland ist Cannabis der häufigste Grund für eine erste Drogentherapie.

Im Unterschied zum Freizeitgebrauch werden in der medizinischen Therapie ausschließlich Fertigarzneimittel sowie medizinische Cannabisblüten oder -extrakte in gesicherter Qualität eingesetzt. Heinz betont: „In Apotheken erhältliche, vom Arzt verschriebene Arzneimittel sind eindeutig identifizierbar und werden über ihren THC (Tetrahydrocannabinol)- und Cannabidiol-Gehalt definiert. Produkte, die auf dem Schwarzmarkt erworben werden, sind hingegen mit großen Unsicherheiten für den Konsumenten behaftet, weil Wirkstoffkonzentrationen völlig unklar sind und auch […] andere Zusatzstoffe beigemischt sein können.“ Cannabis wird zudem im Freizeitgebrauch häufig geraucht, wovon Experten in der medizinischen Anwendung explizit abraten: Durch Verbrennungsprodukte oder Tabakbeimischungen ist das gesundheitliche Risiko zusätzlich erhöht.

Quellen:

Von: Miriam Knauer