Gesundheit heute

Diagnostik bei Infektionen

In Deutschland überwiegen zahlenmäßig die „banalen“ Infektionskrankheiten, allen voran Atemwegsinfekte aller Art und kurzzeitige Magen-Darm-Infekte. Eine weitergehende Diagnostik ist hier bei ansonsten Gesunden nicht nötig. Diese Erkrankungen gehen in aller Regel rasch vorbei – und den lateinischen Namen des Erregers zu kennen ist für die Gesundheit des Patienten absolut belanglos.

Bei einer weiteren großen Gruppe wie etwa den akuten Harnwegsinfektionen, aber auch bei den infektiösen Leberentzündungen (Hepatitiden), ist zwar eine genauere Diagnostik zur Behandlungsplanung nötig, aber in aller Regel unproblematisch und mit nur geringen Belastungen für den Patienten verbunden.

Schwierig wird es vor allem dann, wenn eine Infektionsdiagnostik ganz schnell erfolgen muss, sehr viele Erreger möglich sind (und dies gleichzeitig Konsequenzen für die Behandlung hat) oder überhaupt keine sicheren Methoden zur Feststellung oder zum Ausschluss zur Verfügung stehen.

Blutuntersuchungen

Blutuntersuchungen sind für den Patienten, von Ausnahmen abgesehen, wenig belastend. Bei Verdacht auf Infektionskrankheiten geben sie oft Hinweise, ob und in welche Richtung sich eine weitere Suche lohnt:

Bestimmung der weißen Blutkörperchen. Dadurch, dass Infektionen die „Abwehrmaschinerie“ in Gang setzen, steigt die Zahl der weißen Blutkörperchen im Blut an – feststellbar durch ein einfaches Blutbild, das oft sogar in der Praxis des Hausarztes möglich ist. Bei den meisten bakteriellen Infektionen ist die Zahl der weißen Blutkörperchen erhöht (Leukozytose), bei Virusinfektionen hingegen normal oder sogar erniedrigt.

CRP-Bestimmung. Es gibt Eiweiße im Blut, deren Konzentration bei akuten (rasch einsetzenden) Entzündungen ansteigt. Wichtigstes dieser Akute-Phase-Proteine ist das C-reaktive-Protein, kurz CRP, das bei Entzündungen das 1 000-fache seines Normalwerts erreichen kann. Es ist mit einer „Reaktionszeit“ von unter zwölf Stunden nicht nur sehr schnell, sondern zudem sehr empfindlich und ermöglicht außerdem gewisse Rückschlüsse auf den Erreger: Bei einem Normwert ist eine schwere Infektion sehr unwahrscheinlich, leicht erhöhte Werte weisen auf eine Virus- oder Pilzinfektion hin, und je höher der CRP-Wert steigt, desto eher liegt eine bakterielle Infektion vor.

Durch die gute Verfügbarkeit der CRP-Bestimmung wurde die Bestimmung der Blut(körperchen)senkungsgeschwindigkeit, kurz BSG, weitgehend verdrängt – sie ist weniger empfindlich und hinkt bis zu einer Woche nach.

Antikörper-Bestimmung. Außerdem können im Blut die im Rahmen einer Infektion produzierten Antikörper (Immunglobuline, kurz Ig) nachgewiesen werden. Diese serologischen Blutuntersuchungen spielen aber aus zwei Gründen für die Entscheidung über die Behandlungsweise eher selten eine Rolle: Zum einen braucht die Produktion der Antikörper Zeit, d. h. sie können oft erst nachgewiesen werden, wenn die Erkrankung schon vorbei ist. Zum anderen gibt es nicht „den Antikörper gegen Virusinfektionen“, sondern immer nur Antikörper gegen ein ganz bestimmtes Virus, z. B. gegen das Hepatitis-B-Virus. Dies bedeutet, dass der Arzt ganz genau wissen muss, wonach er sucht – was oft nicht der Fall ist.

Mikroskopie, Erregerkultur und Antibiogramm

Bakterien und Pilze sind so groß, dass sie unter dem Mikroskop sichtbar sind. Die direkte mikroskopische Untersuchung von Blut oder Urin bleibt aber oft erfolglos, weil die Zahl der Erreger selbst bei schweren Infektionen so niedrig ist, dass sie in dem einen Probetropfen nicht gefunden werden. Deshalb werden die Erreger zuerst in Erregerkulturen vermehrt und dann durch verschiedene Untersuchungen, darunter auch die Mikroskopie, identifiziert.

Generell können Bakterien- und Pilzkulturen aus allen Körperflüssigkeiten und -geweben angefertigt werden. Am häufigsten sind aber Urinkulturen bei Verdacht auf Harnwegsinfekte, gefolgt von Sputum- (Auswurf-) und Stuhlkulturen, Blut- und Liquorkulturen.

Erregerkulturen eignen sich am besten zur Diagnostik bakterieller Infektionen, denn viele Bakterien sind problemlos zu halten und vermehren sich schnell. Pilzkulturen sind seltener, denn sie dauern oft Wochen. Viruskulturen werden ganz selten angelegt, da sich Viren nur in lebenden Zellen vermehren und ihre Anzucht daher sehr aufwendig ist.

Bakterienkulturen haben noch einen Vorteil: Durch Zugabe von Antibiotika kann mit vertretbarem Zeitaufwand ausgetestet werden, welches Antibiotikum am ehesten zur Behandlung der jeweiligen Infektion geeignet ist. Diese Medikamententestung heißt Antibiogramm.

Immunologische und molekulargenetische Verfahren

Hochmoderne Methoden in der Infektionsdiagnostik sind der direkte immunologische Erregernachweis sowie molekulargenetische Verfahren.

Beim direkten immunologischen Erregernachweis (Antikörpertest) werden bestimmte Merkmale (Antigene) des Erregers ohne vorherige Anzucht durch Antikörper nachgewiesen. Die Antikörper setzen sich auf die Antigene des Erregers und werden durch spezielle Farbstoffe oder andere Markierungen sichtbar gemacht. Diese Tests sind schneller als das Anlegen einer Erregerkultur (so gibt es z. B. Schnelltests für häufige Erreger bei Hirnhautentzündung), aber nicht so zuverlässig wie die Kultur.

Durch molekulargenetische Verfahren wie die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird die Erbsubstanz des Erregers nachgewiesen, ggf. nach vorheriger Vermehrung. Generell gibt es sie für Bakterien und Viren, bei Letzteren haben sie aber praktisch die größere Bedeutung, da konventionelle Verfahren hier oft versagen.

Die Anwesenheit von Infektionserregern ist nicht gleichbedeutend mit einer Infektionskrankheit! Nicht wenige Menschen beherbergen zumindest zeitweise prinzipiell krank machende Erreger auf ihrer Haut oder ihren Schleimhäuten, und in aller Regel verschwinden die Erreger unbemerkt von allein. Selbst ein positiver Erregernachweis bei einem Kranken heißt nicht zwangsläufig, dass dieser Erreger auch verantwortlich für die Beschwerden ist. Im Urin nachweisbare Bakterien können z. B. auch von der Haut um die Harnröhrenöffnung stammen (und das Fieber eine ganz andere Ursache haben).

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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FFP2-Masken im Warentest

Wer so eng zusammenarbeitet schützt in Pandemiezeiten sich und die Kolleg*in durch das Tragen einer gut sitzenden Maske.

FFP2-Masken im Warentest

Sitzt und schützt

FFP2-Masken schützen vor einer Coronainfektion. Allerdings nur, wenn sie richtig sitzen. Wie es mit Passform, Filterwirkung und Atemkomfort einzelner Masken aussieht, hat Stiftung Warentest geprüft.

Hauptsache dicht

Steht man ohne Maske nur fünf Minuten in der Atemluft eines ebenfalls maskenlosen Corona-Infizierten, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, sich mit Covid-19 anzustecken. Mit Maske kann man dieses Risiko deutlich reduzieren: Tragen eine nicht-infizierte und eine infizierte Person eine gutsitzende FFP2-Maske, beträgt das Ansteckungsrisiko nach zwanzigminütigem Kontakt selbst bei kurzer Distanz nur etwa 0,1%. Bei schlechtsitzenden Masken steigt es allerdings auf 4 %, so Untersuchungen des Göttinger Max-Planck-Instituts.

Doch nicht alle FFP2-Masken haben die gleiche Qualität, wie Stiftung Warentest bei der Untersuchung von insgesamt 20 Masken herausgefunden hat. Zwar hielten alle geprüften Masken im Labortest mindestens 99 % der Aerosolpartikel zurück und entsprachen damit der verlangten Norm. Weniger gut sah das Ergebnis aber bei den weiteren Prüfkriterien aus.

Unter einigen Masken war der Atemkomfort gering, d.h., die Tester*innen bekamen darunter weniger Luft. Besonders leicht fiel das Atmen unter den Modellen Aura 9320+ von 3M, FFP2 NR D 2400+ Classic von Moldex und FFP2 NR D X-Plore 1720 C von Dräger.

Testsieger mit guter Passform

Andere Masken hatten eine schlechte Passform und ließen durch mangelhaft anliegende Maskenränder mehr Aerosole entweichen als die Norm erlaubt. Gut saßen die vier Testsieger: FFP2 Partikelfiltrierende Halbmaske NR LP2 von Lindenpartner, Aura 9320+ von 3M, FFP2 NR D 2400+ Classic von Moldex, FFP2 NR silv-Air lite 4200 von Uvex. Letztere bot mit 67 Cent pro Stück zudem das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Wie die einzelnen 20 Masken in den jeweiligen Disziplinen abschnitten, lässt sich dem aktuellen Test entnehmen.

Ob eine Maske dicht genug sitzt, kann man einfach prüfen: Beim Ausatmen bläst sie sich auf, beim Einatmen zieht sie sich zusammen. Verbessern lässt sich der Sitz einer Maske mit der geschickten Formung des Metallbügels am oberen Rand. Biegt man diesen vor dem Aufsetzen zu einem abgerundeten „W“, kann man die Maske besser an die Gesichtsform anpassen.

Latex sollte deklariert werden

Nennenswerte Schadstoffe konnte Stiftung Warentest in keiner der Masken nachweisen. Manche hatten allerdings Ohrschlaufen oder Kopfbänder mit Latexproteinen. Das Risiko für Hautausschläge in diesen Fällen wird nur als gering eingeschätzt. Trotzdem empfiehlt Stiftung Warentest Latexallergiker*innen, latexfreie Masken zu verwenden. Bemängelt wird deshalb, dass der Latexgehalt nicht bei allen betroffenen Masken ausgewiesen wird.

Quellen: Stiftung Warentest, PNAS

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Andrey_Popov/shutterstock.com