Gesundheit heute

Die rheumatologische Diagnostik

Anamnese

Die Befragung oder Anamnese des Patienten ist in der Rheumatologie besonders wichtig. Sie ermöglicht dem Arzt meist eine Ersteinschätzung der vorliegenden Krankheit. Konkret stehen folgende Fragen im Vordergrund:

  • Welche Schmerzsymptome treten auf? Wo sitzt der Schmerz, wann und wie oft tritt er auf? Welcher Art ist der Schmerz (Nachtschmerz, Anlaufschmerz, Morgenschmerz und -steifigkeit)? Strahlt er aus?
  • Gibt es Funktionseinschränkungen, z. B. bei Alltagsaktivitäten wie Strümpfe anziehen, Kämmen oder Aufstehen.
  • Gibt es zusätzliche Symptome? „Nebenbeschwerden“ wie Hautschuppen, -verfärbungen, -verdickungen, Schluckstörungen, trockene Augen und Mund, weiße Finger, Entzündungen der Augen oder der Harnröhre sind für die Diagnose oft wegweisend. Sie werden bei der Anamnese deshalb besonders genau erfragt.

Körperliche Untersuchung

Der Arzt sucht nach sichtbaren Schwellungen, Hautveränderungen (Rötungen, Verfärbungen), Fehlstellungen und Muskelschwund sowie Rheumaknoten.

Die Tastuntersuchung (Palpation) gibt Auskunft über Hauttemperatur, Weichteilschwellungen, Gelenkergüsse, Sehnenansatzschmerzen, Druckschmerzen und knöcherne Veränderungen (Fersensporn).

Die Funktionsprüfung beinhaltet in der Rheumatologie besonders die Prüfung der Beweglichkeit der Gelenke, der Kraft (z. B. Tasche tragen, stehende Flasche vom Tisch heben, Hammer von Tischoberfläche abheben) und der Präzision (Daumen gegen Fingerkuppen anderer Finger drücken).

Labor

Häufig sind Laboruntersuchungen unerlässlich für die Erkennung einer entzündlich rheumatischen Erkrankung. Hilfreich sind die Entzündungsparameter Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und CRP . Entscheidende Hinweise geben häufig Autoantikörpernachweise (z. B. Rheumafaktoren), die Bestimmung immungenetischer Faktoren (z. B. HLA-B27) und die Untersuchung von Gelenkflüssigkeit. Manche Autoantikörper treten nur oder gehäuft in Verbindung mit bestimmten Erkrankungen auf, so dass ihr Nachweis zusammen mit typischen Symptomen die Diagnose absichert.

Bei Verdacht auf bestimmte Erkrankungen erfolgen weitere Untersuchungen, so bei:

  • Rheumatoider Arthritis auf Rheuma-Faktor, CCP-Antikörper
  • Kollagenosen (z. B. SLE, Sklerodermie, Mischkollagenose) auf ANA, ds-DNS-Antikörper, ENA, Histonantikörper, Phospholipidantikörper
  • Vaskulitiden (Wegener-Granulomatose, Panarteriitis nodosa, mikroskopische Polyangitis) auf Granulozyten-Zytoplasma-Antikörper (pANCA, cANCA)
  • Spondylarthritiden (z. B. Morbus Bechterew, reaktive Arthritis, Morbus Reiter) auf HLA-B27.

Gelenkpunktion

Bei unklaren Gelenkergüssen wird durch eine Gelenkpunktion Gelenkflüssigkeit durch eine Nadelpunktion aus dem Gelenk angesaugt.

Bildgebende Diagnostik

Röntgen. Im Röntgenbild lassen sich je nach Stadium der Erkrankung bestimmte Knochen und Gelenkveränderungen erkennen, besonders an Händen und Füßen.

Computertomographie und Kernspin.

Das CT spielt nur in Ausnahmefällen eine Rolle. Anders das Kernspin: Hier sind rheumatische Gelenkveränderungen nicht selten schon in einem frühen Stadium zu erkennen, wo der Röntgenbefund als auch das CT noch unauffällig sind.

Der Gelenkultraschall (Gelenksonografie, Arthrosonografie) ist neben dem Röntgen fester Bestandteil der bildgebenden rheumatologischen Diagnostik. Er eignet sich besonders zum Nachweis von Flüssigkeiten z. B. bei Schleimbeutelentzündungen oder um zwischen einem Gelenkerguss und einer Verdickung der Gelenkinnenhaut zu differenzieren.

Die Skelettszintigrafie weist entzündlich bedingte Gelenkveränderungen nach und lässt damit das Verteilungsmuster der befallenen Gelenke erkennen. Hierzu wird dem Patienten eine radioaktive Substanz in die Armvene injiziert, die sich bevorzugt in Knochengewebe einlagert. Unmittelbar im Anschluss werden sowohl Ganzkörper- als auch Einzelaufnahmen der Gelenke gemacht. Da entzündete Gelenke deutlich stärker durchblutet werden, reichert sich die radioaktive Substanz schon wenige Minuten nach der Injektion in entzündeten Gelenkbereichen an und wird so auf den frühen Aufnahmen erkennbar. Die Spätaufnahmen nach 2–3 Stunden zeigen die Anreicherung der radioaktiven Substanz an geschädigten Knochenbereichen, an denen gerade Reparationsvorgänge oder Knochenneubildungen erfolgen. Der Wert der Szintigrafie in der rheumatologischen Diagnostik ist dennoch begrenzt.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Kribbeln in den Fingerkuppen

Anzeichen für Karpaltunnel-Syndrom

Kribbeln oder Taubheit in den Fingern können auf ein Karpaltunnel-Syndrom hinweisen. Was es damit auf sich hat und wie die Ursache eindeutig geklärt wird, erklärt der Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN).

Das Karpaltunnel-Syndrom (KTS) wird durch eine Kompression des Medianus-Nervs am Handgelenk verursacht. „Häufig setzen Taubheitsgefühle und Kribbeln zunächst an den Kuppen der ersten drei Finger einer Hand ein – also dem Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Mit der Zeit kommen leichte Schmerzen hinzu, die insbesondere nachts oder nach intensiver Handarbeit auftreten. Betroffene neigen dann oft instinktiv dazu, die Beschwerden durch Schütteln der Hand lösen zu wollen“, berichtet Dr. Curt Beil vom BDN. Auch eine Muskelschwäche der Hand mit Steifheit der Finger ist ein mögliches Symptom.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung entwickeln sich ausgeprägte Schmerzen, die von der Hand in den Unterarm bis in die Schulter- und Nackengegend ziehen. Besteht das Karpaltunnel-Syndrom über mehrere Jahre, können die betroffenen Finger taub werden. „Mit dem Fortschreiten der Erkrankung bildet sich die Daumenballen-Muskulatur sichtbar zurück und die Greifkraft des Daumens lässt deutlich nach. Auch die Schmerzen können nachlassen, was jedoch auf eine starke Schädigung der Nervenfasern hinweisen kann“, warnt der Neurologe aus Köln.

Im Frühstadium gut heilbar

„Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt, stehen die Chancen auf Heilung ohne Folgeschäden sehr gut. Daher ist es wichtig und ratsam, dass Betroffene bei beginnenden Beschwerden einen Neurologen aufsuchen.“ Die Diagnose ist in den meisten Fällen gut zu stellen, da die Symptome oft typisch sind. Ausgeschlossen werden muss, dass die Beschwerden von einer Schädigung der Halswirbelsäule ausgehen. Eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, die ein Neurologe vornehmen kann, gibt Aufschluss über das Ausmaß der Schädigung. „Im Frühstadium kann eine Ruhigstellung des Handgelenks mit Hilfe einer Schiene ausreichend sein. Gegebenenfalls kann zusätzlich eine entzündungshemmende und schmerzstillende Behandlung durchgeführt werden“, ergänzt der Neurologe. Auch die Einnahme von Kortison bringt in manchen Fällen gute Erfolge. Bleiben die Beschwerden weiterhin über Wochen bestehen, kann eine Operation erwogen werden.

Karpaltunnel-Syndrom vorbeugen

Menschen, die viel am Computer arbeiten und Sportler mit einseitigen Bewegungsabläufen sind besonders gefährdet, ein Karpaltunnel-Syndrom zu entwickeln. Sie können der Erkrankung durch Pausen, Meiden von Fehlbelastung und Handgelenkschoner vorbeugen. Bei der Computerarbeit ist eine ergonomisch geformte Tastatur ratsam sowie die Nutzung einer Maus, deren Maße zur Größe der Hand passen und die flüssig zu bewegen ist. Vorteilhaft sind zudem regelmäßige Übungen, welche die Handgelenke kräftigen und lockern – beispielsweise die Hand zur Faust ballen, Fingerspreizen und Ausschütteln.

Quelle: Berufsverband Deutscher Neurologen

Von: Sandra Göbel/BDN