Gesundheit heute

Anatomie und Funktion der Haare

Die Haare dienen als Wärmeschutz und Tastorgan, sind gleichzeitig aber auch ein Zeichen von Gesundheit, Attraktivität und Schönheit. Krankheiten der Haare werden von den Betroffenen deshalb häufig als sehr belastend oder sogar entstellend empfunden.

Aufbau. Im unteren Bereich der Lederhaut entsteht das Haar schichtweise an der Haarpapille. Die Hornzellen, aus denen das Haar besteht, wandern von dort aus nach oben und bilden den Haarschaft, der sich innerhalb eines Häutchens (Haarfollikel oder Haarbalg) weiterschiebt, bis das Haar schließlich leicht schräg aus der Haut wächst.

Jedes Haar besitzt eine Talg- und meist auch eine Duftdrüse, die in den Follikel münden, kann durch einen Muskel aufgerichtet werden (Gänsehaut) und verfügt über Nervenfasern, die Sinneseindrücke wie Berührungen registrieren.

2841_GRA_Haut_Haarwurzel_Haaraufrichter_Muskel_Felderhaut.png|Die Schemazeichnung stellt einen Ober- und Lederhautwürfel dar. In diesem Hautwürfel befinden sich Haarwurzel mit Talgdrüse und Haaraufrichter-Muskel sowie eine geknäuelte Schweißdrüse. Auf der Felderhaut gibt es Haaraufrichtermuskeln, die für die Gänsehaut und das Entleeren der Talgdrüsen zuständig sind. Nur an Gesicht, Hals, Brust und oberem Rücken sind keine Haaraufrichtermuskeln vorhanden.|[GRA 2841]|Schemazeichnung des Aufbaus von behaarter Haut

Haarwachstum. Neugeborene besitzen noch überall die feinen, sehr hellen Vellushaare, die an vielen Körperregionen (spätestens in der Pubertät) durch die dickeren Terminalhaare ersetzt werden (z. B. Kopf-, Scham- und Achselbehaarung, Wimpern und Barthaare). Auch wenn die Haare nicht überall sichtbar sind, so ist doch fast der gesamte Körper (etwa 96 %) behaart. Lediglich 4 % der Körperoberfläche (Hand- und Fußflächen, Finger- und Zehennägel sowie die Lippen) sind unbehaart. Die nicht behaarte Haut bezeichnet man als Leistenhaut, die behaarte als Felderhaut.

Unser Haar wächst täglich etwa einen Drittelmillimeter (also ungefähr 1 cm pro Monat). Das Haarwachstum gliedert sich in drei Phasen, die jedes Haar im Laufe seines Lebens mehrmals durchläuft: In der 2–10 Jahre währenden Wachstumsphase (Anagenphase) befinden sich etwa 90 % aller Follikel. Die Übergangsphase (Katagenphase) dauert ungefähr 14 Tage. Die Dauer der sich anschließenden Ruhephase (Telogenphase) schwankt je nach Körperregion zwischen 3–8 Monaten. Insgesamt durchläuft eine gesunde Haarwurzel diesen Zyklus bis zu zehnmal, bis das letzte Mal ein Haar ausfällt. Der normale Haarverlust beläuft sich auf bis zu 100 Haare pro Tag.

Haarfarbe und -form. Die an der Haarpapille sitzenden Melanozyten geben Pigmente an das entstehende Haar ab, deren Art und Menge die Haarfarbe bestimmen. Im Laufe des Lebens wird das Haar durch die nachlassende Melaninproduktion und vermehrte Lufteinschlüsse grau und feiner. Ob die Haare glatt, gewellt oder lockig sind, hängt maßgeblich von der Haarform (d. h. Haarquerschnitt) ab. Je runder der Querschnitt, desto glatter sind die Haare (z. B. bei Asiaten). Haare mit einem stark elliptischen Querschnitt sind dagegen eng gelockt (z. B. bei Afrikanern). Der europäische Haartyp liegt dazwischen.

Von: Dr. med. Berthold Gehrke, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wieviel Urea ist gesund für die Haut?

Harnstoffhaltige Cremes machen trockene Haut weich und geschmeidig.

Wieviel Urea ist gesund für die Haut?

Tausendsassa Harnstoff

Harnstoff ist ein gutes Mittel, um die Haut feucht zu halten. Doch wieviel von dem Wirkstoff sollte in Cremes enthalten sein? Und welche Zubereitungsform wirkt am besten?

Abfallprodukt mit Vorzügen

Harnstoff oder Urea ist ein Abbauprodukt des Stoffwechsels. Er wird nicht nur über den Urin, sondern auch über den Schweiß ausgeschieden und lagert sich in den oberen Schichten der Haut ab. Als sogenannter Moisturizer bindet Harnstoff Wasser und schützt die Haut so vor dem Austrocknen. Doch Harnstoff wirkt nicht nur feuchtigkeitsregulierend. Er begünstigt auch die Abschuppung der abgestorbenen Hautzellen - und er verbessert die Hautbarriere.

Etwa 7% der menschlichen Hornschicht besteht aus Harnstoff. Bei Neurodermitis ist der Harnstoffgehalt der Haut um bis zu 70% reduziert. Auch gesunde Haut kann unter Harnstoffmangel leiden: zum Beispiel wenn sie durch Heizungsluft oder zu häufiges Waschen ausgetrocknet wird. In der Folge wird die Haut spröde und rissig, manchmal juckt sie auch.

Ab 10% Harnstoff kann´s brenzlig werden

Zum Glück kann man der Haut über Pflegeprodukte leicht Harnstoff zuführen. Gängige Präparate enthalten etwa 3 bis 10 % davon. Bis zu diesen Konzentrationen wird der Harnstoff in der Regel gut vertragen. Ab einer Konzentration von 10% stellt sich - vor allem bei leicht irritierter oder entzündeter Haut - oft ein unangenehmes Brennen ein. Konzentrationen von 30% lösen die Hornhaut ab und sind nur in speziellen Situationen wie beispielsweise bei Nagelpilz anzuraten.

Harnstoff-Konzentration bis zu 10% reichen für die Hautpflege gut aus. Dabei genügt oft bereits ein geringer Wirkstoffgehalt: In einer Studie an Erwachsenen wurden Verträglichkeit und Wirksamkeit von 5%igen und 10%igen Harnstoff-Produkten verglichen. Nach sechswöchiger Anwendung führten beide Konzentrationen zu einer deutlichen Besserung des Hautzustands. Die Teilnehmenden bevorzugten allerdings die niedrigere Dosierung.

Wasser-in-Öl wirkt länger und tiefer

Doch die Wirkung von Urea-Präparaten hängt nicht nur von der Konzentration des Harnstoffs ab. Entscheidend ist, ob es sich um eine Öl-in-Wasser-Emulsion (O/W) oder eine Wasser-in-Öl-Emulsion (W/O) handelt. Letztere hat aufgrund der langsamen, gleichmäßigen Tiefenwirkung Vorteile, sagen Expert*innen.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ulrich Zillmann / imageBROKER