Gesundheit heute

Pleuraempyem

Pleuraempyem: Eiteransammlung im Pleuraspalt, bedingt durch die Einwanderung von Bakterien in einen Pleuraerguss. Das Pleuraempyem tritt besonders häufig im mittleren und höheren Lebensalter auf und ist bei 80 % der Betroffenen durch Vorerkrankungen (vor allem Alkoholismus und Schwäche des Immunsystems) begünstigt. Häufigste Ursache ist eine Lungenentzündung. Unbehandelt ist die Prognose schlecht mit schwerer chronischer Lungenfunktionseinschränkung (durch Pleuraschwarte) bis hin zum Tod durch Blutvergiftung. Die Sterblichkeit beim Pleuraempyem liegt bei 20 %, in höherem Lebensalter sogar bei bis zu 70 %.

Leitbeschwerden

  • Zu Beginn oft atemabhängiger Brustschmerz wie bei der Rippenfellentzündung
  • Erschwertes Atmen
  • Fieber und Schüttelfrost
  • Stark eingeschränktes Allgemeinbefinden.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn nach einer Operation, Brustkorbverletzung oder Lungenentzündung die oben genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Bei 40–50 % der Patienten, die an einer Lungenentzündung erkrankt sind, bildet sich ein Erguss im Pleuraspalt (Pleuraerguss). In 5 % der Fälle entwickelt sich aus dem Erguss ein Lungenempyem durch Übertritt von Bakterien in den Pleuraspalt. Die Ergussflüssigkeit wird eitrig und es bilden sich eitrige Verklebungen zwischen den beiden Pleurablättern. Je nach Allgemeinzustand und Vorbehandlung des Patienten verläuft die Entwicklung des Pleuraempyems entweder symptomarm oder es kommt sehr schnell zu einer Blutvergiftung. Wenn das Empyem nach chirurgischen Eingriffen am Brustkorb auftritt oder Bakterien bei Verletzungen eingeschleppt wurden, kündigt sich die Infektion durch Fieber und Schüttelfrost an.

Chronischer Verlauf. Nach 2–4 Wochen beginnt das chronische Stadium des Empyems mit verstärktem bindegewebigen Umbau und Schwartenbildung (Pleuraschwarte). Das schränkt die Ausdehnung der Lunge beim Atmen ein und führt zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Funktionseinbuße.

Das macht der Arzt

Die Anamnese liefert dem Arzt Hinweise auf die Ursache des Pleuraempyems, z. B. eine Lungenentzündung, eine Verletzung oder ein vorangegangener ärztlicher Eingriff. Neben dem Röntgen hat vor allem der Ultraschall große diagnostische Bedeutung. Ist der Befund unklar oder dauert eine Lungenentzündung ungewöhnlich lang, wird eine CT erforderlich.

Eine Pleurapunktion liefert üblicherweise eine trüb-eitrige Flüssigkeit. Sie wird laborchemisch untersucht und die Erreger werden bestimmt. Die Gabe von Antibiotika folgt sofort für mindestens 2 Wochen oder länger. Das Pleuraempyem erfordert eine Saugdrainage (Thoraxdrainage), mit der die eitrige Flüssigkeit abgesaugt, und eine Spüldrainage, mit der der Pleuraraum im Verlauf mehrerer Tage immer wieder gespült wird. Diese Spülungen beugen Komplikationen vor.

1725_GTV_Thoraxdrainage_Pleuraspalt.png|Bei der Thoraxdrainage (Saugdrainage) führt der Arzt einen Drainageschlauch durch die Brustwand in den Pleuraspalt und schließt ihn an eine Saugvorrichtung, die den kollabierten Lungenflügel innerhalb einiger Stunden wieder zur Entfaltung bringt. Die Lage des Schlauchs und die Wiederausdehnung der Lunge werden im Röntgenbild kontrolliert. |[GTV 1725]|Schemabild der anatomischen Verhältnisse bei einer Thoraxdrainage

Von: Kristine Raether-Buscham; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Hörvermögen oft falsch eingeschätzt

Wie bitte? Die Hälfte der Über-65-Jährigen hört schlecht.

Hörvermögen oft falsch eingeschätzt

Vor allem Ältere und Frauen betroffen

Bei anderen eine Schwerhörigkeit zu erkennen, fällt vielen Menschen leicht. Schwieriger ist es offenbar, das eigene Hörvermögen richtig einzuschätzen. Und das gilt einer aktuellen Studie zufolge vor allem für Frauen und ältere Menschen.

Eine Frage des Alterns

Schwerhörigkeit wird mit zunehmendem Alter immer häufiger. In Deutschland ist jeder siebte Erwachsene davon betroffen, bei Über-65-Jährigen soll die Rate sogar 50 % betragen. Dabei verschlechtert sich das Gehör stufenweise, beginnend mit Problemen bei lauter Hintergrundkulisse. Mit einer frühzeitig angepassten Hörhilfe lässt sich das breite Spektrum des Hörens meist erhalten. Doch für eine frühe Diagnose ist es hilfreich, wenn der oder die Betroffene das eigene Hörvermögen richtig einschätzt.

Fast jeder 3. Hörschaden unbemerkt

Daran hapert es jedoch bei vielen Menschen, wie eine aktuelle britische Studie an knapp 10 000 Erwachsenen zwischen 50 und 89 Jahren herausfand. In dieser Untersuchung schätzten die Teilnehmer*innen ihr Hörvermögen zunächst selbst auf einer 5-Punkte-Skala ein. Danach absolvierten sie ein Hörscreening und wurden in nicht schwerhörig, mäßig und mittel bis stark schwerhörig eingestuft.

Es zeigte sich, dass 30 % der schwerhörigen Teilnehmer*innen ihre Hörprobleme so nicht wahrgenommen und sich selbst nicht als schwerhörig eingeschätzt hatten. Bei den Personen mit mäßiger Schwerhörigkeit war eine solche falsche Einschätzung signifikant häufiger bei

  • Frauen
  • Menschen mit niedrigem Bildungsniveau
  • Menschen mit hohem Tabak- oder Alkoholkonsum.

Ältere besonders uneinsichtig

Ältere Menschen schätzten ihr Hörvermögen vor allem falsch ein, wenn sie von einer mittleren bis starken Schwerhörigkeit betroffen waren. Verglichen mit den 50- bis 64-Jährigen war das Risiko, die eigene Schwerhörigkeit nicht wahrzunehmen, in der Altersgruppe 65-74 Jahre fast fünfmal und bei den 75- bis 89-Jährigen sogar mehr als sechsmal so hoch.

Hörscreenings statt Selbsteinschätzung

Die deutliche Diskrepanz zwischen Eigenwahrnehmung und objektiven Hörtests zeigt, dass auf Selbstangaben bezüglich des Gehörs kein Verlass ist. Um Schwerhörigkeit effektiv behandeln zu können, sind Hörscreenings unerlässlich, betonen die betonen die britischen HNO-Ärzt*innen.

Quellen: Ärztezeitung, JAMA

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Panthermedia/imago-images.de