Gesundheit heute

Ohrmuschelentzündungen

Ohrmuschelentzündungen: Entzündungen, die Oberhaut, Ohrknorpel oder Unterhaut der Ohrmuschel betreffen.

In manchen Fällen begünstigen sich die verschiedenen Ohrmuschelentzündungen auch gegenseitig. Sie können sich zudem in Richtung Gehörgang oder zum restlichen Gesicht hin ausbreiten. Je nach Ort und Auslöser werden Ohrmuschelentzündungen in 3 Gruppen eingeteilt:

1608_GRE_Perichondritis.jpg|Perichondritis: Der Knorpel ist entzündet und gerötet und schmerzt bei jeder Berührung - der Patient konnte nachts kaum schlafen.|[GRE 1608]|Gerötete und geschwollene Ohrmuschel bei Ohrmuschelentzündung

  • Ohrmuschelekzem: Trockene oder feuchte Entzündung der Oberhaut der Ohrmuschel.
  • Perichondritis: Akute bakterielle Entzündung der Knorpelhaut, im Bereich der Ohrmuschel sowie der umgebenden Haut.
  • Wundrose (Erysipel) der Ohrmuschel: Akute bakterielle Entzündung der Lymphspalten und -gefäße von Haut und Unterhaut, im Bereich der Ohrmuschel sowie ihrer Umgebung.

Symptome und Leitbeschwerden

Bei Ohrmuschelekzem:

  • Haut der Ohrmuschel gerötet, trocken-schuppig oder feucht-nässend, manchmal sind nur kleinere Hautbereiche betroffen
  • Heftiger Juckreiz, gelegentlich Brennen
  • Schmerzen

Bei Perichondritis:

  • Starke Schmerzen und Druckempfindlichkeit der Ohrmuschel, das Ohrläppchen ist nicht betroffen
  • Die umliegenden Lymphknoten schwellen an
  • Das Allgemeinbefinden ist beeinträchtigt

Bei Wundrose:

  • Fieber und schmerzhafte Erwärmung der Ohrmuschel
  • Ohrläppchen und angrenzende Gesichtshaut sind mitbetroffen
  • Allgemeines Krankheitsgefühl.

Wann zum Arzt

Heute noch bei

  • starken Schmerzen.

In den nächsten Tagen

  • bei starkem Juckreiz oder wenn sich Eiter gebildet hat.

Die Erkrankungen

Krankheitsentstehung

Ein Ekzem der Ohrmuschel ist nicht infektiös, sondern meist eine Überreaktion der Ohrmuschelhaut auf innere oder äußere Auslöser. Zu den äußeren Auslösern gehören Allergien gegen Ohrschmuck und Piercings, Kosmetika, Seifen und Shampoos.

Auch Hörgeräte, in das Ohr einsteckbare Kopfhörer und Lärmschutzstöpsel reizen die Haut mechanisch und/oder allergisch. Manchmal weisen Entzündungen auch auf eine allgemeine Hauterkrankung (z. B. Schuppenflechte) hin.

Weitere Ursachen sind Schäden durch UV-Licht (Sonnenbrand) oder Erfrierung. Innere Ursachen, die ein Ekzem begünstigen, sind z. B. Stress, Depressionen und vor allem ein geschwächtes Immunsystem. Ist die Ohrmuschelhaut durch das entzündliche Ekzem rissig geworden, können Bakterien in untere Hautbereiche eindringen und zu einer Perichondritis oder Wundrose führen:

Perichondritis. Bei einer Perichondritis besiedeln Bakterien, meist Staphylokokken, eine entzündete Stelle. Manchmal dringen die Keime auch über Mückenstiche, Hautverletzungen oder über nicht abgeheilte Piercinglöcher ein. Die Infektion greift auf den Knorpel über, knorpelfreie Bereiche wie die Ohrläppchen sind davon nicht betroffen. Unbehandelt schädigt diese Infektion den Knorpel und verformt die Ohrmuschel dauerhaft.

Wundrose. Bei der Wundrose greift eine bakterielle Entzündung mit Streptokokken auf die Unterhaut der Ohrmuschel und ihre Umgebung über. Im Gegensatz zur Perichondritis können auch das Ohrläppchen und die Gesichtshaut in direkter Umgebung betroffen sein. Eintrittspforten für Streptokokken sind kleinere Verletzungen oder Kratzwunden sowie ekzematös geschädigte Haut.

Komplikationen

Häufig greift eine Entzündung der Ohrmuschel auf den äußeren Gehörgang über oder umgekehrt.

Wird eine Perichondritis nicht frühzeitig behandelt, kann sie sich ausbreiten, zu Nekrosen führen und den Knorpel dauerhaft verformen. Als Folge drohen die sogenannten Blumenkohlohren, die sonst typischerweise durch äußere Gewalteinwirkung und Verletzungen beim Ringen, Fußball oder Boxen entstehen.

Diagnosesicherung

Entzündungen der Ohrmuschel erkennt der Arzt in aller Regel mit bloßem Auge. Wenn der äußere Gehörgang mitbeteiligt ist, führt der Arzt eine Otoskopie oder Ohrmikroskopie durch. Dabei überblickt er mit dem Otoskop, einem Ohrtrichter mit Lampe und Lupe, den Gehörgang bis tief hinein zum Trommelfell. Das Ohrmikroskop bietet eine noch bessere Sicht mit stärkerer Vergrößerung und hellerer Ausleuchtung.

Bestehen Hinweise auf eine Allergie, schließt sich unter Umständen eine dermatologische Allergiediagnostik an.

Bei Verdacht auf bakterielle Infektionen macht der Arzt – wenn möglich – einen Abstrich zum Erregernachweis, um das passende Antibiotikum auszuwählen.

Behandlung

Behandlung bei Ohrmuschelekzem

Wenn keine bakteriellen Komplikationen vorliegen, werden Ekzeme mit Salben, Cremes oder Lösungen behandelt. In manchen Fällen verschreibt der Arzt antibakterielle Salben, um eine mögliche Superinfektion, das heißt ein Aufpfropfen von Bakterien auf die ekzematös geschädigte Haut, zu verhindern.

Behandlung bei Perichondritis

Eine Perichondritis wird systemisch, d. h. innerlich, mit einem Antibiotikum und einem Kortikoid behandelt. Im frühen Stadium der Erkrankung reichen dafür meist oral einzunehmende Antibiotika aus, im fortgeschrittenen Stadium sind manchmal intravenös verabreichte Präparate nötig.

Wurde mittels Abstrich ein Erreger nachgewiesen, verordnet der Arzt gezielt das passende Antibiotikum. Ansonsten verschreibt er Ciprofloxazin oder Levofloxazin oder ein anderes Breitspektrumpräparat, welches die wahrscheinlichen Keime abdeckt, die auch in Knorpelgewebe eindringen können. Hinzu kommen antibiotika- und/oder kortikoidhaltige Salbenverbände, die täglich gewechselt werden müssen.

Behandlung bei Wundrose

Zur Behandlung einer Wundrose spritzt der Arzt ein hoch dosiertes, streptokokkenwirksames Antibiotikum (in erster Linie Penizillin G). Bei starken Schmerzen helfen Analgetika wie Paracetamol oder Ibuprofen.

Prognose

Rechtzeitig erkannt und gegebenenfalls antibiotisch behandelt, ist die Prognose bei Ohrmuschelentzündungen gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Prävention

Hygiene. Achten Sie bei kosmetischen Maßnahmen wie Piercing, Ohrlochstechen oder Tätowierungen darauf, dass dies unter allerbesten hygienischen Voraussetzungen vorgenommen wird und halten Sie die Hygieneregeln danach sorgfältig ein.

Hautreizung meiden. Haben Sie schon einmal unter einer Ohrmuschelentzündung gelitten, sollten Sie generell auf Ohrschmuck oder hautreizende Kosmetika verzichten. Im Fall von Haarfärbemitteln ist es wichtig, die Verträglichkeit des Mittels vor der ersten Verwendung an einer anderen Körperstelle, zum Beispiel am Handgelenk, zu prüfen.

Von: Prof. Dr. med. Gerhard Grevers; Dr. Ute Koch; Thilo Machotta; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Einleitung und der Sektionen "Erkrankung", "Diagnosesicherung", "Behandlung", "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
So pflegt man das Stimmband

Lehrer*innen beanspruchen ihre Stimme oft stark und haben deshalb häufig mit Stimmproblemen zu kämpfen.

So pflegt man das Stimmband

Stimme in Not

Wer im Alltag viel und womöglich oft auch laut sprechen muss, dem drohen Stimmprobleme wie Heiserkeit oder Stimmversagen. Mit der richtigen Stimmbandpflege lässt sich dagegen vorbeugen.

Stimmbänder im Stress

Lehrkräfte, Erzieher*innen, Call-Center-Mitarbeitende und Sänger*innen haben eines gemeinsam: Sie alle beanspruchen in ihrem Beruf sehr stark ihre Stimme. Doch eine Überlastung der beiden elastischen, im Kehlkopf liegenden Stimmbänder kann zu Heiserkeit und Stimmversagen führen. In schweren Fällen werden die Stimmbänder so stark geschädigt, dass der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann.

Nasenatmung schon die Stimmlippen

Doch mit einer guten Stimmbandpflege lässt sich vor solchen Folgen schützen. Menschen, die viel und laut sprechen oder singen, sollten diese Tipps beherzigen: 

  • Regelmäßig bewusst Sprechpausen einlegen.
  • Vor einer intensiven Beanspruchung die Stimmbänder „aufwärmen“, z. B. durch einfaches sanftes Summen. Auch Kausummen ist hilfreich: Dabei kaut man mit geschlossenem Mund, atmet über die Nase ein und über dem Mund wieder aus.
  • Auf eine aufrechte Körperhaltung achten. So fließt die Atemluft optimal und der Halsbereich entspannt sich.
  • Durch die Nase atmen. Dann ist die am Kehlkopf vorbeifließende Luft schon angefeuchtet und erwärmt. Zudem wird durch die Nasenatmung der Atemdruck auf die Stimmbänder verringert. 
  • Räuspern vermeiden, da es die Stimmbänder reizt. 
  • Ausreichend Flüssigkeit zuführen, um die Schleimhäute feucht zu halten. Empfohlen werden 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßter Tee.

Bitte nicht flüstern!

Ist es schon zu Heiserkeit und Stimmproblemen gekommen, sollte die Stimme so gut wie möglich geschont werden. Das beutet, so wenig wie möglich zu sprechen. Flüstern ist keine Alternative, im Gegenteil: Ebenso wie Räuspern reizt es die Stimmbänder zusätzlich. Weitere Maßnahmen sind: 

  • Lutschpastillen oder Mundspüllösungen mit Dexpanthenol oder Hyaluronsäure nutzen. Passende Produkte und Beratung dazu bekommt man in der Apotheke.
  • Viel trinken, lindernd wirken insbesondere Kräutertees mit Salbeiblättern oder Malvenblüten. 
  • Wasserdampf inhalieren, z. B. mithilfe eines Verneblers. 

Auch spezielle Sprays aus der Apotheke können die Stimmbänder direkt befeuchten. Halten Heiserkeit oder Stimmprobleme trotz Schonung und Pflege länger an, sollte man diese in der Arztpraxis abklären lassen. Denn manchmal können solche Beschwerden auch Anzeichen für ernstere Erkrankungen wie chronische Entzündungen oder sogar Kehlkopfkrebs sein.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / TPG RF / Kzenon